Diskussion:Blasbach

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 17 Jahren von Payton M. in Abschnitt Diskussionsbeitrag zur Etymologie von "Blasbach"
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zum Namen "Blasbach". Einige lokalgeschichtliche Anmerkungen

Von Dennis Stephan, ehemals Blasbach

Als ehemaliger Blasbacher, den es in die Wissenschaft verschlagen hat, fühle ich mich verpflichtet, hier einige Anmerkungen anzubringen.

Eine sehr interessante Ableitung des Namens "Blasbach" bietet schon S. Widmann in einem Artikel "Heidnische Spuren in christlichen Legenden unserer Heimat (Lahngau)" in den Annalen des Vereins für nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung von 1907.

Der heilige Blasius ist einer der wichtigsten Heiligen der Hessen. Er wurde unter anderem auf dem Klese- oder Blasiusberg bei Frickhofen verehrt.

Blasius von Sebaste war Bischoff von Sebaste in der heutigen Türkei. Er gehört als Märtyrer zu den 14 Nothelfern der katholischen Kirche. Einige der Taten im Rahmen seiner Heiligenverehrung weisen deutlich "heidnische" Anklänge auf, hierzu muss man wissen, dass die christliche Kirche im Umgang mit den Heiden häufig versucht hat, existierende heidnische Kulte durch die Ansiedlung mächtiger, häufig kämpferischer Heiligen der Kirche an diesem Ort "umzuwidmen", eine Art Interpretatio christiana. Dabei wurden einige "heidnische" Rituale von den Mönchen akzeptiert und flossen in die christlichen Bräuche ein.

Bekannt ist der Blasiussegen, der Halsweh heilen soll. Interessant ist die Formel: "Du, lieber heiliger Blasius, weißt aus deinem eigenen Leben, wie viel es "zu schlucken" gibt. Irgendwann ist "das Maß voll": ich kann nicht mehr! Das Geschluckte wird zu einer geballten" Ladung", die aus einem heraus will. Dann gibt es meist Scherben. Aus dem Miteinander wird ein Nebeneinander und aus diesem ein Gegeneinander.. . Stehe uns bei, wenn wir voreinander Angst haben. Wir möchten durch dich, den Nothelfer und Freund des Herrn, wieder aufeinander zugehen, statt aufeinander loszugehen; wir möchten den abgerissenen Gesprächsfaden wieder knüpfen... Die beiden Kerzen in deiner Hand, der Hirtenstab, deine feinen und zartgliedrigen Hände sagen uns, dass du helfen willst und auch helfen kannst, weil du das Werkzeug dessen bist, der gekommen ist, um den Mühseligen zu helfen." zur Anrufung des Heiligen.

Aber auch in unserer Region hat sich einiges Brauchtum erhalten, dass diesem Heiligen zuzuordnen ist. Wenn ein Kind sich eine Schramme geholt hat, fragen die Angehörigen: "Soll ich mal blasen...", ein volkstümlicher "Blasius"-Brauch und gleichzeitig ein uralter Heilzauber der weisen Frauen.

Noch ein weiterer Bestandteil der Blasiustradition weist ältere, möglicherweise vorchristliche Züge auf: Die Vorliebe des Blasius für das Schweineopfer. Den Brauch der Speisenmitgabe im Rahmen von Bestattungen haben sicherlich auch in unserer Region die keltischen Einwohner praktiziert. Es gibt jedoch auch schon in der Bronzezeit Spuren der Fleischmitgabe, die auf Schweinefleisch schliessen lassen könnten. Dem heiligen Blasius werden Schweinskopf und Schweinsfüsse zusammen mit Kerzen gebracht, ihm gelten große Lichtprozessionen.

Zitat aus S. Widman: "Betrachtet man nun die Art der Feier in Verbindung mit der Witwengabe (Schweinskopf, Schweinsfüsse, Licht), nimmmt man dazu Festmahl mit Almosen, Festgesängen und Fackelglanz, berücksichtigt man endlich die Zeit der Feier, Beginn des Februars, des Hornungs, Tag nach Mariä Lichtmess, dann erscheint es fast ohne Zweifel, dass das Blasiusfest an die Stelle heidnischer, in den Anfang des zweiten Monats gefallener Feste getreten ist, dass der Heilige dem Volke eine alte Gottheit ersetzen sollte". (1907)

Nur - welcher heidnische Gott könnte das gewesen sein? Nach Widman kommt nach reiflicher Überlegung nur Wodan, also Odin selbst in Frage. Er galt als Gott der "wilden Jagd", des "gewaltigen Blasens" und war als Herr des einheimischen Pantheons ein würdiger Vorgänger des Blasius-Brauches. So gehorcht zum Beispiel in der Heiligenlegende ein wilder Wolf dem Blasius, die Wölfe waren auch dem Odin heilig. Der Götterwolf Fenrir war Odins Sendbote in der Wilden Jagd.

Das Hauptfest auf dem Blasiusberg findet nicht eigentlich am Blasiustag, sondern an Christi Himmelfahrt, also 10 Tage vor Pfingsten statt. Bei dem Fest wurden Brot und Früchte gesegnet. Das Fest "bietet dem Volk Ersatz für sein altheidnisches Maifest, das Donarsfest."

Was genau könnte nun aber der heilige Blasius mit der Namensgebung von Blasbach zu tun haben?? "Blas-" ist wie "Bles" gleich dem französischen "Blaise". Es bezeichnet das Blasen, aber in der Form des heute nur noch bei Pferden und im Oberhessischen Umgangston gebrauchte "Bläss" im Sinne von Vorderkopf auch einen Teil des Kopfes, was wiederum häufig als topographische Angabe im Sinne von "Vorderberg" gebraucht wurde. "Kirchlicher Verbote ungeachtet zündeten die Germanen an Quellen, Flüssen, auf Felsen, Bergen, Heldengräbern Lichter an und feierten bei Ihnen Gelage den "Abgeschiedenen" zu Ehren".

Widman kommt für den Blasiusberg zu dem Ergebnis: "War der Berg schon vor der Besitzergreifung durch Blasius ein "Blasberg" - nebenan finden sich auch Blasbach und Blessenbach - dann lässt sich wohl verstehen, warum ihn der Heilige Blasius, dessen Name Wind und Licht zugleich enthält, so leicht erobern konnte".

Es wäre also durchaus denkbar, dass im Laufe der Blasbach ein "Blasberg" oder "Blasiusberg" liegen könnte, auf dem ursprünglich möglicherweise noch wesentlich ältere Spuren zu suchen wären.

Für Diskussionsbeiträge hierzu wäre ich dankbar. (nicht signierter Beitrag von Platonius von Punin (Diskussion | Beiträge) 16:10, 7. Mär. 2007‎)

Diskussionsbeitrag zur Etymologie von "Blasbach"[Quelltext bearbeiten]

Hallo Anonymus, das ist ja alles sehr unterhaltsam und witzig, wenn es auch stellenweise ein wenig weit hergeholt bis satirisch klingt. Aber den Zusammenhang von Blasius mit Blasbach, der ganz unten dann doch noch erwähnt wird, habe ich ehrlich gesagt gar nicht verstanden. Und das mit dem "Blasen" auf Kinderwunden dürfte wohl nicht nur in Oberhessen bekannt sein. Namensherkunftsbücher leiten den Namen des Heiligen i.d.R. von "basileos" = "königlich" her, dass die deutschen Wörter "blasen" und "Blässe" (d.i. der weiße Fleck auf der Stirn, z.B. von Hunden oder Pferden) sich davon ableiten würden, wäre mir neu. Auch dem französischen Namen "Blaise" wird eine andere Etymologie zugeschrieben (pour les Romains de l'Antiquité, blaesus, transcrit Blaise en français, signifiait "qui bégaie, qui balbutie"). P.Schweitzer sieht den Namen Blasbach übrigens als alteuropäisch, also vorindoeuropäisch, an. Ich hoffe, meine Gedanken waren hilfreich :-) --Payton 17:07, 7. Mär. 2007 (CET)Beantworten

Hallo Payton, dein "Anonymus" verstehe ich nicht ganz, mein Name steht ganz oben im Text - ich will doch hier nichts geheimes verfassen. Der Text zu Blasbach bzw. dem Blasiusbrauch in Hessen stammt aus den Annalen des Großherzoglichen Geschichtsvereins von 1907 und ist hier an den zitierten Stellen wörtlich entnommen. Lediglich der eine oder andere Hintergedanke stammt - bescheiden formuliert - von mir. Da ich kein Sprachgeschichtler bin, kann ich lediglich beisteuern, was mir als Laie gut gefällt. Deshalb stelle ich den Artikel ja auch unter "Diskussion" und nicht unter Blasbach ein. Dennoch bleibt die Konnotation mit dem heiligen Blasius für den Namen Blasbach in meinen Augen eine mögliche Erklärung. Dafür spricht im Übrigen auch dein Text: Wenn "Blasbach" als alteuropäisch gilt (ist dir klar, wie schwammig dieser Begriff ist?), was ich gerne an der zitierten Quelle noch einmal nachprüfen werde, dann bin ich Erklärungsversuchen von Seiten der Sprachforschung gegenüber erstmal skeptisch. Für "indogermanisch" gilt das Gleiche in grün - nur, dass hier noch ein gewisser "nationalistischer" Hintergedanke hinzu kommt. Bislang habe ich noch keine Wissenschaft erlebt, die hinter verschlossenen Türen nicht zugibt, dass die Meisten der erarbeiteten Hypothesen auf wackligen Füssen stehen. Wenn die Sprachforschung das bis heute viel zu selten tut, dann heisst das nur, das es hier noch einiges aufzuarbeiten gibt. Trotzdem war mein Beitrag nur als kleiner, freundlicher und nicht unbedingt ernstzunehmender Zwischenruf aus der Forschungsgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts gedacht. Umso dankbarer bin ich für deine prompte und sachliche Antwort.

Dennis (nicht signierter Beitrag von Aelius Laelius (Diskussion | Beiträge) 12:37, 3. Mai 2007‎)