Diskussion:Deutsch-lettische Beziehungen

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Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von GiftBot in Abschnitt Defekte Weblinks
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Fragwürdige Untertöne[Quelltext bearbeiten]

Der Artikel hat mit einem Problem zu kämpfen, das die gesamte europäische Geschichte im 20. Jahrhundert betrifft: dem „europäischen Bürgerkrieg“ zwischen Demokraten auf der einen Seite sowie Faschisten/Nationalsozialisten und Kommunisten auf der anderen Seite. Die Landkarte Europas änderte sich im 20. Jahrhundert mehrmals; ebenso änderten sich die politischen Verhältnisse in den Ländern und die Koalitionen zwischen den drei politischen Kräften.
Der „europäische Bürgerkrieg“ fand innerhalb Deutschlands ebenso statt wie innerhalb Lettlands, solange es den Staat als solchen gab. 1939 bis 1990 wurde der innenpolitische Konflikt Lettlands durch den großen Konflikt Nazis (und später Westler) gegen Kommunisten überformt. Von daher waren Letten zwischen 1940 und 1945 sowohl Bündnispartner (die Rechten und die Opportunisten unter ihnen) der deutschen Nazis als auch deren Gegner (die Juden, die Patrioten, die Demokraten und die Kommunisten unter den Letten).
1945 wurde die Lage kompliziert: Die Deutschen standen nicht mehr unter nationalsozialistischer Herrschaft. Im Westen sollten sie zu Demokraten, im Osten zu Kommunisten umerzogen werden. Für die Nicht-Kommunisten unter den Letten musste dadurch auch die DDR zum Gegner werden.
Letten im Westen, zu dem zunehmend auch die BRD gehörte, vergaßen angesichts des gemeinsamen Kampfes gegen den Kommunismus schnell, dass es noch einige offenen Rechnungen wegen der Hinterlassenschaften Nazi-Deutschlands gab, sofern sie nicht selber vor 1945 „stramm rechts“ gewesen waren und sich deshalb im nur oberflächlich entnazifizierten Westdeutschland pudelwohl fühlten.
Zu denken geben sollte auch, dass die sowjetischen Schikanen gegen Letten gingen nicht nur von Russen ausgingen, sondern auch von Karrieristen und Überzeugungstätern anderer Nationalitäten, die dem sowjetischen Staat treu dienten (übrigens gab es lettische Kommunisten bereits seit Ende des Ersten Weltkriegs).
Der Aspekt „Haltung der DDR zur Frage der nationalen Unabhängigkeit Lettlands“ fehlt noch. Alles in allem: Der Artikel wird auch nicht annähernd der Komplexität des Themas gerecht. --CorradoX (Diskussion) 11:50, 31. Mär. 2013 (CEST)Beantworten

@ Corradox: Erst durch das Brumanis-Zitat hat der Artikel richtig Schlagseite bekommen. Erhellend ist allerdings (was du selbst oben feststellst), wie beschönigend der Bischof (!) über die Politik der Nazis und seiner rechten Landsleute schreibt. --85.16.106.247 12:39, 31. Mär. 2013 (CEST)Beantworten
@85.16.106.247: Jetzt wird es richtig kompliziert:
Der Bischof schreibt über die Aktivitäten sowjetischer Kommunisten: „[A]m 14. Juni 1941 wurden ohne irgendeine rechtliche Grundlage Familien, alte Leute und Kinder nach Sibirien deportiert. […] Die Deportierten wurden zu Sklaven gemacht. […] [A]m 25. März 1949 wurden mehr als 13.500 lettische Familien nach Sibirien deportiert, ihr Eigentum wurde verstaatlicht und die Menschen wurden zu Sklaven gemacht“. Zweimal gibt es also laut Text einen Fluchtgrund für Letten: die drohende „Versklavung“ durch die Sowjetunion.
Folgerichtig werden im Text alle Letten, die sich in Richtung „Westen“ abgesetzt haben, als „Flüchtlinge“ bezeichnet, und zwar auch die, die bereits 1945 in Deutschland waren: „Nach Kriegsende lebte der Großteil der Flüchtlinge in Lagern. Die UNRRA (‚United Nations Relief and Rehabilitation Agency‘) zahlte in den Jahren 1945 und 1946 für den Unterhalt der Flüchtlinge.“ Von unfreiwilliger Arbeit oder gar „Zwangsarbeit“ von Letten für die Deutschen im eigenen Land, in anderen von Deutschen besetzten Ländern oder in Deutschland selbst schreibt der Bischof nichts. Statt dessen gelingt es ihm, in einem Satz sowohl über die lettischen Kollaborateure als auch über die Sowjetunion zu sprechen und letztere in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen: „Die Sowjetunion ermunterte Flüchtlinge zur Rückkehr und verlangte von den Westalliierten die Herausgabe von Letten, die auf der Seite Deutschlands gekämpft hatten, was aber nicht erfolgte.“
Den Höhepunkt der Beschönigung stellt der Satz dar: „In Deutschland verblieben die lettischen Flüchtlinge, die in den anderen Länder aus gesundheitlichen oder anderen Gründen keine Aufnahme fanden.“ Von einer Angst vor Strafverfolgung wegen Beteiligung an Verbrechen, die von Deutschen organisiert wurden, ist hier keine Rede. Dass ein lettischer Ex-General deshalb im Oldenburger Exil starb, weil er aus gesundheitlichen Gründen in keinem westlichen Land Aufnahme fand, ist nicht vorstellbar.
Wozu all diese Anmerkungen: Deutsche (Politiker, aber auch Bürger) sollten sich gut überlegen, ob sie sich von Letten, zumal solchen mit rechter Schlagseite, ein schlechtes Gewissen wegen ihrer aktuellen Politik Russland gegenüber machen lassen sollten. Zu denken geben sollte einem auch, dass antirussische Ressentiments auch in der Tradition eines gemeinsamen deutsch-lettischen „Herrendenkens“ stehen: Nicht wenige Letten waren 1941 bis 1945 froh, dass ihnen die deutschen Besatzer im eigenen Land die „jüdischen und russischen Untermenschen“ vom Leib hielten. --CorradoX (Diskussion) 09:55, 1. Apr. 2013 (CEST)Beantworten

Wegweisung[Quelltext bearbeiten]

Der folgende Auszug aus der „Lettischen Presseschau“ vom 2. August 2011 ([1]) möge als Warnung dienen:

Die Historikerin Rebekka Blume beschreibt das Minenfeld, in das sich ein jeder begibt, der die Geschichte auf lettischem Territorium während der Okkupationszeit bewerten will. In ihrer Arbeit über das lettische Okkupationsmuseum, in der sie das Geschichtsbild der Letten analysiert, stellt sie fest: „Einige Deutungsmuster halten sich hartnäckig. Der öffentliche Umgang mit Geschichte ist immer noch stark durch die Hervorhebung der Opferrolle der lettischen Bevölkerung während der letzten siebzig Jahre bestimmt. Unangenehme Details, die nicht in dieses Bild passen, wie die Frage der Kollaboration, werden oft pauschal entschuldigt und mit den Lebensumständen in den Unrechtsregimen erklärt. Eine weitere tief sitzende Überzeugung vieler lettischer Historiker ist, dass die Geschichte entlang ethnischer Grenzen erzählt werden kann. Zum Beispiel sehen viele die »Russen« selbstverständlich auf der Seite der Besatzer und als Vertreter der Eroberernation, während für sie die Letten die Opfer der Geschichte sind. Aber auch auf der Seite der amerikanischen und westeuropäischen Öffentlichkeit bleiben viele für die besonders komplizierte Lage Lettlands im Zweiten Weltkrieg blind und weisen der lettischen Bevölkerung pauschal Schuld an den Verbrechen der Nationalsozialisten zu. Besonders bei der deutschen Sicht auf die lettische Geschichte besteht die Gefahr, dass durch die Hervorhebung der Frage der lettischen Kollaboration mit den Nazis von der Verantwortung auf deutscher Seite abgelenkt wird.“ --CorradoX (Diskussion) 08:21, 2. Apr. 2013 (CEST)Beantworten

Wichtig ist auch dieser Beitrag der „Lettischen Presseschau“ zum innerlettischen Konflikt zwischen Antikommunisten und Antifaschisten. Der Konflikt entzündet sich an der Frage, ob Lettland durch den Kampf der „Lettischen Legion“ am 16. März 1944 gegen den Bolschewismus verteidigt wurde oder ob Letten an diesem Tag einen Beitrag zum Fortbestand der deutschen Fremdherrschaft über Lettland leisteten. --85.16.105.140 12:26, 3. Apr. 2013 (CEST)Beantworten

Schwerpunkte[Quelltext bearbeiten]

Der Artikel entwickelt drei verschiedene Fragestellungen, denen drei verschiedene Schwerpunkte entsprechen:

  1. die Beziehungen zwischen dem Staat Deutschland (bzw. den Staaten in Deutschland) und dem Staat Lettland und das Handeln von deren Repräsentanten,
  2. das Leben der Deutschen in Lettland und
  3. das Leben der Letten in Deutschland.

Sinnvoll wäre es, den Artikel entsprechend diesen drei Aspekten neu zu gliedern. --91.96.30.86 11:26, 6. Apr. 2013 (CEST)Beantworten

Aktualisierung[Quelltext bearbeiten]

Die Mehrheit deutscher Außenpolitiker ist nicht bereit, eine Politik der konsequenten Abgrenzung der NATO-Staaten von Russland, wie sie von der Mehrheit lettischer Politiker gefordert wird, mitzutragen, da eine solche Politik nach Ansicht dieser deutschen Politiker die deutsch-russischen Beziehungen übermäßig belasten würde.

Dieses Aussage aus „besseren Zeiten“ muss dringend aus der Sicht des Jahres 2014 auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden: Ist für deutsche Politiker wirklich die Beistandsverpflichtung für Lettland (, Litauen und Estland) eine reine Formsache? Oder gilt wieder das Abschreckungskalkül des Kalten Kriegs (mit der Änderung, dass Deutschland nicht mehr Frontstaat ist)? --CorradoX (Diskussion) 12:35, 10. Mai 2014 (CEST)Beantworten

Defekte Weblinks[Quelltext bearbeiten]

GiftBot (Diskussion) 13:35, 9. Feb. 2016 (CET)Beantworten