Diskussion:Dominat

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Letzter Kommentar: vor 3 Jahren von Benowar in Abschnitt Neutralität des Artikels
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Neutralität des Artikels[Quelltext bearbeiten]

Ich bin zwar nur Laie, doch Frage mich ob es wirklich gerechtfertigt ist, dass der Begriff auf 75% des Artikels relativiert und teilweise sogar als falsch dargestellt wird, obwohl im deutlich längeren englischen Artikel der Begriff gar nicht hinterfragt wird und einige gute Gründe vorgestellt werden, die den Begriff "Dominat" als durchaus nachvollziehbar darstellen. --Virtroxiam (Diskussion) 04:02, 8. Mai 2020 (CEST)Beantworten

Der Hauptautor mag sich selbst noch dazu äußern. Es ist richtig, dass im englischsprachigen Dominate ein anderes Bild gezeichnet wird als in Dominat an dieser Stelle. Der in der historischen, aber auch in der rechtshistorischen Forschung vornehmlich verwendete Begriff ist heute Spätantike, im englischsprachigen Bereich: Late antiquity. Was sofort auffällt ist, dass im angelsächsischen Bereich unter dem Stichwort Spätantike verhältnismäßig kurz ausgeführt wird; dies in zweifacher Hinsicht. Einerseits im Verhältnis zu Dominate, andererseits beim Vergleich zur deutschen Version. Daraus ist wieder zweierlei herzuleiten: Es geht um die Spätantike (immerhin prämierter Artikel im deutschsprachigen Raum). Und da ist die wissenschaftliche Aufarbeitung des deutschen Artikels - ich denke vorbildhaft, weil nachhaltig. Der Artikel Dominat will ja nun keine Redundanzen schaffen, also die mit der Kritik erhobenen positiven Aspekte, die in Spätantike bereits (an der richtigen Stelle) abgehandelt wurden, nun nochmals vortragen. Insoweit sollte die Lektüre bei Spätantike fortgesetzt werden. Stattdessen soll sich der streitgegenständliche Artikel nur noch mit seinem eigenen Begriff beschäftigen. Und da sind Paradigmenwechsel in der Forschungsgeschichte nun einmal anzutreffen und sie werden daher auch entsprechend ausgeführt. Liest man beide Artikel im Wechselbezug aufeinander (also im Kontext), dürfte auffallen, dass die Angelegenheit recht stimmig abgewickelt ist. Verbesserungen sind natürlich immer möglich. Man hätte sich allerdings fragen können, ob dann nicht ein Redirect von Dominat auf Spätantike gereicht hätte? Das wäre denkbar gewesen durch Schaffung eines Sublemmas zur Beleuchtung der beiden Begriffsqualitäten von Spätantike und Dominat. Ich finde die getroffene Lösung allerdings brauchbar. Vielleicht sollte die Koinzidenz der Begriffe in das gleiche römische Zeitalter nur etwas besser noch hervorgehoben werden.
Inwieweit die englischsprachige Forschung bezüglich der Begriffsbildung zu anderen Ergebnissen kommt als die hier verarbeitete deutsche, ist nochmals eine interessante Frage, die der Hauptautor vermutlich beantworten könnte, so sie sich ihm stellt. Beste Grüße --Stephan Klage (Diskussion) 07:56, 8. Mai 2020 (CEST)Beantworten
Der Begriff Dominat war längere Zeit prägend, aber ausgehend von falschen Beurteilungen: Die spezifische Vorstellung eines "Zwangsstaats" war stark geprägt von einer Idealisierung des Prinzipats und der Vorstellung eines Niedergangs des spätrömischen Reiches. Beides ist in der modernen Forschung obsolet - eine Autokratisierung des Kaisertums war nun nur sichtbarer, die Bürokratisierung des Reiches eher unzureichend als belastend. Eine unvoreingenommene Sichtung der Quellen (teils neuer) und neue Forschungsansätze haben zu der heutigen Beurteilung geführt, die in Spätantike ausführlich und mit Belegen dargelegt ist. Was andere Wikis schreiben, ist hier ohnehin ohne Belang, es zählt nur die Forschung - und dort findet sich heute keine Spur mehr von der Dominats-Theorie. Das ist übrigens in der angloamerikanischen Forschung vielleicht sogar noch stärker der Fall, da dort die Neubewertung durch Peter Brown und andere in den 1960er/70er Jahren begonnen hatte. Ich würde jedem Laien empfehlen, mal einen Blick in aktuelle Einführungen zu werfen. Schönes Wochenende --Benowar (Diskussion) 10:29, 8. Mai 2020 (CEST)Beantworten
PS: Zum Abschluss ein Zitat aus Gehrke/Schneider (siehe nun Literaturverzeichnis des Artikels), S. 430:
Die Erweiterung des Quellenbestandes, vor allem aber die Neuinterpretation schon vorher bekannter Quellen, haben somit zu einer gründlichen Neubewertung der spätantiken Geschichte geführt. Die meisten der eingangs referierten Auffassungen können heute als widerlegt gelten, und sie werden daher in dem folgenden Beitrag zum Teil nicht einmal mehr angesprochen. Dass etwa der Terminus »Dominat« die spätantike Verfassungswirklichkeit kennzeichne, wird heute kein Althistoriker mehr ernsthaft behaupten. Ein Ausbau staatlicher Strukturen lässt sich nicht abstreiten; aber das spätantike Römische Reich litt weiterhin nicht an einer wuchernden Bürokratie, sondern eher daran, dass es nach modernen Maßstäben immer noch als unteradministriert gelten muss. Ob die Steuerbelastung tatsächlich zugenommen hat, darf in Frage gestellt werden. Und wenn dies denn doch der Fall war, so führte es mit Sicherheit nicht zu einer Reduktion wirtschaftlicher Aktivitäten: Einige Regionen des Reiches haben gerade in der Spätantike (trotz angeblich übergroßer Steuerbelastung!) ihre Blütezeit erlebt. Dass sich eine »Grundherrschaft« (mit persönlicher Abhängigkeit der Bauern vom Grundherrn, Privatgerichtsbarkeit usw.) herausgebildet haben soll, hat sich gleichfalls als ein Mythos der althistorischen Forschung erwiesen.