Diskussion:Eurolinguistik

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Ähm, was genau soll das für eine Wissenschaft sein? "der sich mit den Sprachen Europas befasst" ist ein extrem schwammiger nichtssagender ausdruck. "untersucht die Sprachen Europas in Hinblick auf" würde besser passen, aber es fehlt noch inwiefern sie untersucht werden. Das ganze sieht mir nach ner Mischung aus Sprachpolitik und Historischer Linguistik aus. --Trickstar 02:37, 4. Sep 2005 (CEST)

Es gab in der Linguistik durchaus Kritik an der Eurolinguistik, vielleicht sollten sich mal ein paar Sprachwissenschaftler des Artikels annehmen -- ein Kritikteil fehlt vollkommen. --zeno 03:58, 27. Mär. 2007 (CEST)Beantworten

Ich bin Sprachwissenschaftler. Was genau meinst Du mit "Kritik an der Eurolinguistik" (Ergebnisse eurolinguistischer Studien? dem Untersuchungsgegenstand? etc.)? Bzw. was für ein Kritikteil soll fehlen, den Du bei ähnlicher Thematik findest? -- Sinatra 22:35, 27. Mär. 2007 (CEST)Beantworten

Ich meine eher Kritik an dem Zweig an sich: Wieso ist es eine separate Disziplin? Was ist ihre Daseinsberechtigung als eigene Disziplin?
Dient sie dem Erkenntnisgewinn oder der Verfestigung einer Identität? Ist sie ergebnisoffen?
Wo sind Forschungsaktivitäten und -ergebnisse, die unter dem Label "Eurolinguistik" laufen, in der gesamten Sprachwissenschaft einzuordnen?
Spielt sie wirklich eine Rolle, oder läuft ein Großteil der Forschung über europäische Sprachen im Rahmen der herkömmlichen sprachwissenschaftlichen Disziplinen?
Ist sie überhaupt eine fest definierte Disziplin? Immerhin steht in der Einleitung, dass Europa nicht einheitlich aufgefasst wird. Sind es dann eher drei Disziplinen?
EU-Linguistik, Europalinguistik i.e.S., Westeuropalinguistik?
Ein Artikel, in dem Kritik an der Eurolinguistik vorgebracht wurde, ist dieser hier [1] (Abschnitt 5).
--zeno 22:33, 28. Mär. 2007 (CEST)Beantworten

Ok, ich denke, ich habe verstanden. Ich könnte in der Tat eine ganze Reihe zu diesen Punkten sagen, aber das geht dann natürlich über das bloße Beschreiben der Disziplin hinaus und schließt Bewertungen mit ein. Ich könnte versuchen, bei Gelegenheit entsprechende Anmerkungen zu verfassen. Darin würden insbesondere die Ziele von ELAMA sowie die Ziele von ELiX zu besprechen sein. Die Daseinsberechtigung kann ich für meine Form von Eurolinguistik (die sich als tatsächlich "paneuropäische" und ergebnisoffene Disziplin versteht) begründen. Ich wundere mich allerdings, dass die Frage der Daseinsberechtigung Deiner Ansicht nach in einen enzyklopädischen Artikel soll. Für den Augenblick kann ich nur sagen, dass die hier stehende Definition die umfassendste für die unterschiedlichen Auffassungen der Eurolinguisten ist. --Sinatra 21:26, 31. Mär. 2007 (CEST)Beantworten

Eurolinguistik und Westeuropa[Quelltext bearbeiten]

Wenn ich mir das Programm des 7th International Symposium on Eurolinguistics durchsehe, so wird unter dem Namen "Eurolinguistik" nicht nur Westeuropa-Linguistik betrieben. Es gab dort unter anderem folgende Beiträge:

  1. Bulgarische Diaspora in Südosteuropa
  2. Albanian between East and West (OK, da könnte man sagen das Albanisch ja auch in Italien gesprochen wird.)
  3. The impact of Russian on Nivkh (Paleosiberian)
  4. Finnougric influence on Scandinavian and Russian

http://www2.hu-berlin.de/ksdp/euroling.html

--zeno 19:41, 1. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Ich habe ja auch nirgends behauptet, dass die Eurolinguisten Europa nur im kulturanthropologischen Sinne verstehen. Ich nenne ja gerade drei Definitionen von Europa und zitiere dazu verschiedene Autoren. -Sinatra 22:11, 1. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Gibt es außer Dir Eurolinguisten, die Europa nur im "kulturanthropologischen" Sinne verstehen? --zeno 10:09, 2. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Auf Anhieb fallen mir ein: Leo Hickey und Miranda Stewart (vgl. ihr Buch Politeness in Europe); an der Universität Freiburg wird offenbar Eurolinguistik nur mit westeuropäischen Sprachen betrieben [[2]]; Karlfried Knapp in manchen Beiträgen; Mario Wandruszka (der hat sich dabei im Wesentlichen dem "Zentrum Deutsch-Englisch-Romanische Sprachen" gewidmet). -Sinatra 23:00, 2. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Deiner Aussage über den Freiburger MEL-Studiengang muss ich widersprechen. Selbstverständlich ist auch die Slawistik am Freiburger eurolinguistischen Studiengang beteiligt, wenn auch möglicherweise nicht so prominent wie die "großen" Philologien. Somit legen sich die Freiburger nicht auf die kulturanthropologische Definition Europas fest. --Kanibi 10:43, 3. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Auf der Homepage (die ich oben angegeben habe) sind nur die Germanistik, die Anglistik und die Romanistik genannt. Dies deckt sich auch mit dem, was mir der Koordinator berichtet hat -- das Erlernen einer slawischen Sprache scheint nur Zusatzqualifikation zu sein (ähnlich läuft das auch bei uns in Eichstätt). --Sinatra 21:13, 3. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Btw, die Leute in Freiburg bezeichnen sich nicht als "Eurolinguisten". --zeno 22:05, 3. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Ich verstehe nicht genau, was Du mir damit sagen willst? Dass dann die Freiburger Auffassung von Europa keine Rolle spielt? --Sinatra 23:07, 4. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Nein, das nicht. Aber ich hatte nach Eurolinguisten gefragt, die Deine Auffassung teilen. Im Kontext der Frage spielt die Freiburger Auffassung also keine Rolle. --zeno 13:39, 5. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Lieber Sinatra, ich will darüber nicht streiten, aber wenn Du das hier durchliest, wirst Du feststellen, dass im Freiburger MEL-Studiengang sehr wohl regelmäßig wissenschaftliche Veranstaltungen, die die slawischen Sprachen betreffen, angeboten werden. Dass das Erlernen einer slawischen Sprache nicht obligatorisch ist, steht auf einem anderen Blatt, ist allerdings m.E. kein Argument dafür, dass die Freiburger in ihren Europabegriff lediglich Westeuropa miteinbeziehen. --Kanibi 09:42, 4. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Soweit ich sehe, sind zwei russistische Kurse dabei. Okay. Bei den anderen slawistischen Veranstaltungen stehen wohl die west- und südslawischen Sprachen im Zentrum, also die slawischen Sprachen des "kulturellen Europas". Sehe ich das richtig? Mir scheint der Geist des Studiengangs jedenfalls "kulturell europäisch" zu sein. Jedenfalls war dies wohl am Anfang so (was auch der Studienplan zeigt). Möglicherweise hat es ja jetzt eine Weiterentwicklung gegeben. Falls es der Diskussion hilft, können wir die Frage nach der Freiburger Auffassung von Europa aber auch ausklammern. --Sinatra 23:07, 4. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Unabhängig von der Freiburger Problematik: Deine Aussagen weisen auf die m.E. diskussionswürdige Seite der kulturanthropologischen Definition hin. Du sprichst davon, dass die südslavischen Sprachen zum "kulturellen Europa" gehören. Wenn ich Deine Definition richtig verstehe, gilt dies für das Slovenische und Kroatische, nicht aber für das Serbische, von den Balkansprachen Mazedonisch und Bulgarisch ganz zu schweigen. Wie wir wissen, waren aber die kroatischen und serbischen Dialekte lange Zeit gemeinschaftlich vom Serbokroatischen überdacht. Und auch heute kann sich ein Sprecher des Kroatischen normalerweise problemlos mit einem des Serbischen verständigen. Die kulturanthropologische Definition macht schafft scharfe Grenzen, die bei reiner Betrachtung der sprachwissenschaftlichen Fakten nicht gerechtfertigt sind, sie definiert gleichsam a priori Dinge weg, deren Untersuchung evtl. dazugehört. Ähnliches gilt auch, wenn wir unsere Perspektive diachron erweitern: Das Polnische gehört Deinem Buch zufolge zum "kulturellen Europa". Nun gab es in der frühen Neuzeit einen Vielvölkerstaat Polen-Litauen, welcher die ostslawischen Gebiete, die heute als Weißrussland und die Westukraine zu bezeichnen sind, umfasste. Innerhalb eines Staates haben wir ein (slawisches) Dialektkontinuum. Warum werden die Ukrainer ausgeschlossen? Weil sie das Kriterium der Latinität nicht erfüllen? Warum aber wurde dann im 17. Jahrhundert an der Kiewer Akademie Latein gelehrt bzw. wie passt das ins Modell?
Oder noch weiter zurück: Der Grieche Konstantin missionierte im 9. Jahrhundert mit seinem Bruder Teile des "kulturellen Europas", nämlich die mährischen Gebiete. Er überbrachte dem Papst in Rom Reliquien und erhielt daselbst die Erlaubnis, die Liturgie in der durch ihn geschaffenen Schriftsprache zu halten, in Altkirchenslawisch, das für viele die erste Schriftsprache Bulgariens ist. Diese Sprache wurde aber parallel im "kulturellen Europa", nämlich während der kyrillomethodianischen Mission, verwendet.
Du siehst, aus slawistischer Perspektive gibt es verschiedene Punkte, an welchen das von Dir favorisierte Modell an seine Grenzen stößt. Das Modell drückt m.E. auch aus, dass die "westlichen" Philologien und die Slawistik Parallelgesellschaften bilden, was m.E. bilateral überwunden werden sollte.
Bisweilen vermitteln eurolinguistische Publikationen den Eindruck, der Großteil der slawischen Sprachen sei nicht aus objektiven Gründen ausgeschlossen worden, sondern aus subjektiven Kompetenzgründen des Autors (was ich Dir nicht unterstellen möchte, da Deine slawistischen Beispiele bis auf die von Hinrichs angemerkten Corrigenda nicht zu beanstanden sind). Und dieser Grund ist m.E. nicht triftig. --Kanibi 09:26, 5. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Zunächst zum Punkt, dass die kulturanthropologische Definition scharfe Grenzen mache, die bei Betrachtung der sprachwissenschaftlichen Fakten nicht gerechtfertigt seien. 1. Die kulturanthropologische Definition ist die einzige Definition von Europa, die gerade keine scharfen Grenzen macht, sondern Zentren (z.B. Dtl., Frkr.) und Peripherien und unscharfe Grenzen (z.B. die Ukraine, die ich ja als Grenzfall nenne) erlaubt. 2. Die kulturanthropologische Definition ist die einzige, die diachron fließende Übergänge erlaubt. 3. Ich selbst sage derzeit nicht, dass es einen sprachlich definierbaren Europa-Bund gibt, der die ostslaw. Sprachen ausklammere; ich bin viel auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage, ich bin also daran interessiert zu erfahren, inwieweit sich aufgrund der Kulturgeschichte bestimmte Sprachen angenähert oder entfernt haben. Ich bin daran interessiert, die Sprachen des europäischen Kulturkreises mit jenen des nordamerikanischen, des lateinamerikanischen und des slawisch-orthodoxen Kulturkreises zu vergleichen. Ich selbst bin also ergebnisoffen, aber man braucht Fragen und Thesen. --Sinatra 10:25, 6. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Im Hinblick auf die Fragen und Thesen stimme ich vollkommen zu. Inwieweit der eurolinguistische Ansatz ergebnisoffen ist, weiß ich allerdings nicht. Aber vielleicht nochmals Rekapitulation zum besseren Verständnis: Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist das SAE-Modell prototypisch, nicht das der Kulturkreise, das in Anlehnung an Huntington entstanden ist (zumindest fällt es mir schwer, den Begriff Clash mit Prototypizität in Verbindung zu bringen...). Und mir ist nicht ganz klar, mit welcher Begründung man Deutschland und Frankreich ins Zentrum stellt. Selbstverständlich kann das aus den Kriterien gerechtfertigt werden, aber die sind m.E. arbitrarisch. Wenn ich - rein hypothetisch - ein gewisses Maß an Beibehaltung der Flexion, die gleichzeitige Verwendung von Präpositionen und eine moderate Anzahl von Tempora als Kriterien ansetze, erhalte ich ein verschobenes Zentrum von beispielsweise Polnisch und Deutsch; Frankreich rückt dann an die Peripherie. Warum geht das nicht? Weil dann der Charlemagne-Sprachbund hinfällig ist. Und wodurch kann man den rechtfertigen? Durch das kulturanthropologische Modell. Und damit drehen wir uns im Kreis. Selbsterfüllend und nicht zwingend ergebnisoffen.
Freue mich über Korrekturen (auch über Kommentare zur obigen Kompetenz-Polemik...). Gruß, --Kanibi 20:42, 6. Apr. 2007 (CEST)Beantworten
Meines Erachtens fahren wir günstig, wenn wir zwei Dinge auseinanderhalten: das (rein sprachliche) SAE-Modell und die (sprachliche wie außersprachliche) Def. von Europa. Beide Dinge sind durch parallele Vorgehensweisen entstanden: man hat verschiedene Merkmale abgeklopft und gemeinsame Eigenschaften ausgemacht. Ich stimme absolut mit Dir überein, dass, wenn diejenigen Sprachbünde prominenter sind, die mehr Merkmale vergleichen. Die Anzahl und die Art der Merkmale, die untersucht werden, hängen von der Fragestellung ab. Ich möchte hier nur nochmal meinen Ansatz verdeutlichen: Es gibt die kulturanthrpologische Def. von Europa, die ich übernommen habe, weil Sprache ein wichtiger Bestandteil von Kultur ist. Wie prominent die sprachlichen Gemeinsamkeiten jetzt aber tatsächlich sind, will auf allen Sprachebenen prüfen (Lautung, Grammatik, Lexik, Pragmatik). Nachdem die Schnittmenge festgehalten ist, soll dann mit anderen Kulturkreisen verglichen werden, ob sich tatsächlich deutliche Unterschiede ergeben oder nicht. (Zur Kompetenz-Polemik: meine slawistischen Kenntnisse sind in der Tat basal -- ich verlasse mich bei Angaben sehr auf Slawisten und Muttersprachler; am ehesten bin ich noch mit dem Russischen vertraut. Dies hat aber meine Sichtweise auf Europa nicht beeinflusst). --Sinatra 17:12, 10. Apr. 2007 (CEST)Beantworten

Sprachtypologischer Status von Europa von Bedeutung für die Eurolinguistik?[Quelltext bearbeiten]

Als allgemeinem Sprachwissenschaftler fehlt mir der Hinweis darauf, dass die europäischen Sprachen (v.a. westgermanisch) zu den exotischsten Sprachen der Welt gehören, d.h. dass sie sich in vielen Merkmalen vom Durchschnitt auf der Welt radikal unterscheiden und dass es sogenannte Europäismen (z.B. negative Pronomen (keiner) oder Relativpronomen oder Negationspartikel) gibt. (Durch die "europäische Brille" schaut die Sprachwissenschaft leider schon viel zu lange.) Ich weiss nun nicht, ob solche Überlegungen in der Eurolinguistik eine Rolle spielen und ob das überhaupt in diesen Artikel gehört...

Literatur:

  • Haspelmath, Martin 2001. "The European linguistic area: Standard Average European." In: Haspelmath, Martin & König, Ekkehard & Oesterreicher, Wulf & Raible, Wolfgang (eds.) Language typology and language universals. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft) Berlin: de Gruyter, 1492-1510.
  • Cysouw, Michael. 2006+. Quantitative explorations of the world-wide distribution of rare characteristics, or: the exceptionality of north-western European languages. in: Horst Simon & Heike Wiese (eds.) Exception in Language. Berlin: Mouton de Gruyter. (Manuskript)

--Herr-Schlauschlau 00:16, 5. Sep. 2009 (CEST)Beantworten

Im englischen Pendant des Artikels findet sich jedenfalls etwas zur grammatischen Typologie, also gehört das wohl auch zur Eurolinguistik. Die Frage ist dann, unter welcher Überschrift man es hier einbauen könnte. – Curieux 16:17, 10. Sep. 2009 (CEST)Beantworten
Vielleicht unter einem Punkt "Grammatische Besonderheiten der europäischen Sprachen". Mein Frage war aber eher, ob diese Erwägungen auch in eurolinguistischen Kreisen (also unter Wissenschaftler, die sich selbst als Eurolinguisten bezeichnen) diskutiert werden. --Herr-Schlauschlau 11:47, 25. Okt. 2009 (CET)Beantworten