Diskussion:Friedrich Blume (Musikwissenschaftler)

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Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von Ludwig, Silvio in Abschnitt Anfrage zum Abschnitt Herausgeberschaft
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Geburtsjahr[Quelltext bearbeiten]

  • 1894 steht in der englischen wikipedia, in der Leiste "Dieser Artikel" und in der gewählten Kategorie.
  • 1893 steht im Einleitungssatz und in den Personendaten (und das Erscheinungsjahr der Festschrift lässt darauf schliessen).

Bitte einheitlich eintragen. ;) --Gereon K. 11:07, 11. Jul. 2007 (CEST)Beantworten

Da es niemanden zu interessieren scheint, habe ich es mal auf 1893 geändert. --Gereon K. 13:03, 24. Jul. 2007 (CEST)Beantworten

Geburtsjahr[Quelltext bearbeiten]

Das Geburtsjahr 1893 ist richtig. Im Übrigen finde ich die Vita Friedrich Blumes außerordentlich verkürzt und tendenziös. Ich wüsste gern, wer sie geschrieben hat. Ich könnte ihn auch ehrverletzend nennen, wenn die Geschichte nicht so alt und eigentlich längst ausgestanden wäre. Cornelia Blume (nicht signierter Beitrag von 91.47.104.26 (Diskussion) 16:17, 12. Mai 2008)

Liebe Cornelia Blume, wie bei allen wikipedia-Beiträgen gibt es verschiedene Autoren. Ich habe den Artikel am 30.12.2006 in einer sehr viel kürzeren Fassung als stub angelegt; er ist dann von verschiedenen Autoren erweitert worden - wie genau, steht in der Versionsgeschichte (auf den Reiter Versionen/Autoren klicken). Durch die verschiedenen Interessen der Autoren wird oft das hinzugefügt, was ein einzelner Autor für wichtig hält. Um die Balance zu halten, gilt der Grundsatz des Neutralen Standpunkts. Wenn der hier nicht gewahrt wurde oder wenn etwas nicht stimmt, sollte das hier angemerkt werden, es kann dann richtiggestellt werden. --Concord 22:27, 12. Mai 2008 (CEST)Beantworten

Liebe Cornelia, Ich habe jetzt auch noch die letzten Unklarheiten, ob Friedrich Blume mit den Nationalsozialisten sympathisierte, bereinigt und hoffe, dass den Artikel bald jemand sichtet und dass hier keine weiteren Verleumdungen mehr auftauchen. Ich denke, das ist in deinem Sinne, werde es dir beizeiten nochmal sagen. Liebe Grüße, Susanne --Fleur de lys 20:54, 9. Mär. 2010 (CET)Beantworten

Das Problem ist leider, dass deine Aussage nicht durch Literatur belegt ist. Aus diesem Grund muss ich deine Änderung rückgängig machen. Sonst würde es ein anderer tun. Grüße von --Gudrun Meyer 23:50, 9. Mär. 2010 (CET)Beantworten

NPOV[Quelltext bearbeiten]

Der Blume-Artikel verstößt in der jetzigen Form gegen das Wikipedia-Grundprinzip der Neutralität bzw. NPOV (Neutral Point of View). Insbesondere durch die Hinzufügungen von "H. Schütze" am 23. Dezember 2010 ist der Artikel zu einem negativ verzerrenden Pamphlet geworden, der in wesentlichen Punkten im Widerspruch steht zu den Veröffentlichungen von gleichermaßen kenntnisreichen wie - hinsichtlich der NS-Zeit - kritischen Autoren wie Fred K. Prieberg, Eva Weissweiler, Albrecht Dümling oder Amaury du Closel.

So weist Prieberg in seinem Handbuch Deutsche Musiker 1933-45 (CD-ROM, Kiel 2004, S. 508) darauf hin, dass Blumes Schrift Das Rasseproblem in der Musik den Versuch darstellte, „eigene Arbeitsbereiche vor dem Odium des rassisch Unwerten zu retten, so Blume hauptsächlich sein Spezialgebiet: Gregorianischer Choral“. Ferner kritisiert Prieberg in seinem Handbuch (S. 509) Michael Kater mit folgenden Worten: „[Kater] beschimpft einen ausgewiesenen Musikologen [Blume] als "Nazi", obwohl die Zentralkartei der NSDAP diesen gar nicht auflistet, und ungeachtet der Tatsache, daß Blume die NS-Rassentheorie öffentlich als unwissenschaftlich brandmarkte.“

Auch Eva Weissweiler kommt in ihrem Buch Ausgemerzt - Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen (Dittrich-Verlag 1999, S. 26 f.) zu einer positiven bzw. entlastenden Bewertung Blumes. Sie schreibt, dass der nationalsozialistische Kulturpolitiker Herbert Gerigk, Leiter im "Amt Musik" des "Amtes Rosenberg" und Herausgeber des Lexikons der Juden in der Musik, sich kritisch in einem Gutachten über Blume geäußert hat. Gerigk störte sich daran, dass Blume „nicht nur in seiner wissenschaftlichen Arbeit in manchem kirchlich gebunden“ sei und dass dieser 1934 seinen Eintritt zum Rotary-Club erklärt habe - einer Organistaion, die vom NS-Regime ebenso argwöhnisch wie betrachtet worden sei wie die Freimaurer-Logen. Ferner schreibt Weissweiler (auf S. 27): „Er [Gerigk] empfand es vermutlich schon als offenen Boykott, daß Blume sich während der Düsseldorfer Reichsmusiktage von 1938 in seinem Vortrag über "Musik und Rasse" weder euphorisch über das Germanentum noch vernichtend über das Judentum, sondern in vorsichtig abwägenden Worten über die vielfältigen "rassischen" Wurzeln der abendländischen Kunstmusik (unter anderm den synagogalen Gesang) und die Schwierigkeit, ausgerechnet in der Musik "rassische" Determinanten auszumachen, geäußert hatte.“

Auch der Musikwissenschaftler Albrecht Dümling, ebenfalls ein ausgewiesener Experte zum Thema "Musik im Dritten Reich", äußert sich positiv über Blume. In dem Buch Das verdächtige Saxophon - „Entartete Musik“ im NS-Staat (Berlin 2007, S. 273) schreibt Dümling: „Dass die Zuordnung von Musik und Rassenmerkmalen eine schwierige Aufgabe darstellte, war seriösen Musikwissenschaftlern bewusst. Friedrich Blume, der auf dem musikwissenschaftlichen Kongress 1938 in Düsseldorf das Grundsatzreferat Musik und Rasse hielt, machte auf die vielfältigen, komplizierten Rassenmischungen und die Vieldeutigkeit jeder Musik aufmerksam. Er konnte deshalb auch nicht vorschnell wie Goebbels das Wesen der deutschen Musik im Melodischen oder wie Ziegler im germanischen Dreiklang sehen. In einem Gutachten sprach er Zieglers musikalischem Berater Otto zur Nedden, der in Düsseldorf mehrere Begleitvorträge zur Ausstellung [>Entartete Musik<] hielt, musikwissenschaftliche Kompetenz ab. Blume hätte wohl auch kaum den Ausführungen seines Kollegen Karl Blessinger zugestimmt, das 1944 in seinem Buch Judentum und Musik die Juden für melodisch unfähig hielt.“

Ähnlich wie Dümling äußert sich auch Amaury du Closel in seinem Buch Erstickte Stimmen - „Entartete Musik“ im Dritten Reich (Böhlau Verlag 2010, S. 233 f.): „Der unterschiedliche Ansatz, mit dem Ziegler [Der Initiator der nationalsozialistischen Ausstellung >Entartete Musik<] und Blume die Frage nach dem Verhältnis zwischen Rasse und Musik behandelten, ist übrigens bezeichnend für die ideologische Diskrepanz, die die Musikforschung im Dritten Reich auszeichnete. Blume, der das Problem von der methodologischen Seite her anging, äußerte sich extrem behutsam über die Frage, ob ein solcher Zusammenhang überhaupt bestehe [...] insbesondere zu dem [Problem] der Bedeutung fremder Einflüsse auf die deutsche Musik bekannte Blume, mit der Vorsicht, die unter den gegebenen Umständen geboten war, dass der Stand der Wissenschaft es noch nicht erlaube, eine klare Antwort zu liefern - womit er die pseudowissenschaftlichen Urteile Zieglers und seiner Partner unmissverständlich infrage stellte.“

Auch ich bin nach aufmerksamer Lektüre von Blumes Schrift Das Rasseproblem in der Musik (Kallmeyer Verlag 1939 und 1944), die eine Ausarbeitung seines Düsseldorfer Vortrags von 1938 darstellt, zu demselben Urteil wie Prieberg, Dümling und du Closel gekommen. Ferner ergeben auch die wenigen Zeilen zu den „verwickelten Fragen nach dem Zusammenhange zwischen Musik und Rasse“ (Blume) am Ende von Blumes dreiseitigem Beitrag in der Festschrift zu Hitlers 50. Geburtstag (1939) kein anderes Bild (der Festschriftsbeitrag war im übrigen keine Eloge auf Hitler, sondern ein Rechenschaftsbericht der deutschen Musikwissenschaft über ihre Arbeit).

Fazit: "H. Schütze" steht mit seiner wertenden Behauptung, Blumes Büchlein Das Rasseproblem in der Musik sei „unzweideutig eine Propagandaschrift“, allein. Es handelt sich bei dieser Wertung um einen klaren Fall von POV, also um eine persönliche Meinung, die zudem nirgends veröffentlicht worden ist. Fehlerhaft und irreführend ist auch Schützes Satz: „Blume [...] beendete z. B. seinen Beitrag in der Festschrift für Hitler mit einem langen Passus zur Notwendigkeit und Ergiebigkeit musikwissenschaftlier Rasseforschung.“ Der Wikipedia-Artikel über Friedrich Blume war schon vor Schützes Bearbeitung in Schieflage, da er einseitig und mit negativ wertender Tendenz auf das Thema "Bume im Dritten Reich" fokussierte. Durch H. Schütze ist der Artikel aber eklatant in Widerspruch zum Wikipedia-Prinzip der Neutralität geraten. Ich werde daher in Kürze die Hinzufügungen von H. Schütze weitgehend aus dem Artikel entfernen und diesen durch umfassendere und objektivere Informationen über Blume und sein Wirken zu einem Artikel erweitern, der einer Enzyklopädie würdig ist. -- M. Torp 01:51, 11. Mär. 2011 (CET)Beantworten

Nur merkwürdig, dass Blumes Werk Das Rasseproblem in der Musik in die Liste der auszusondernden Literatur aufgenommen wurde, was M. Torp im Artikel getilgt hat, ebenso wie er den Kampfbund für deutsche Kultur verharmlost. Der umgeschriebene Artikel arbeitet mit Zitaten statt Fakten, was unenzyklopädisch ist. Wichtiger wäre gewesen, Blumes unbestreitbare Verdienste um die Erstauflage der MGG herauszustellen.
Hier ein Zitat Blumes, das seine Bejahung des NS-Regimes unterstreicht, nachzulesen bei Prieberg: Handbuch deutsche Musiker, S. 505–506, Geleitwort im Programmheft des Festes der Chöre Schleswig-Holsteins, Flensburg, 23.-25. April 1938.
„Wenn im neuen Großdeutschen Reiche Adolf Hitlers Deutsche zusammentreten, um an der Reichsgrenze gemeinsamen Kulturwillen und gemeinsames volkspolitisches Bekenntnis zu bekunden, so können sie dafür kaum ein besseres Mitel wählen als das des Chorfestes. Die Männer und Frauen, die zum >Fest der Chöre Schleswig-Holsteins< in Flensburg mit den volksdeutschen Chören aus den abgetretenen Gebieten zusammenkommen, wollen nicht nur ihr künstlerisches Streben und Können unter Beweis stellen, sondern im Zeichen der Musik dem übergreifenden und bindenden Gedanken der deutschen Volksgemeinschaft und des deutschen Gesamtstaates huldigen. Sie wollen ein Treuebekenntnis ablegen zu Führer und Reich, zur Einheit von Blut und Kultur, und sie wollen es in die Form der höchsten staatsbildenden Kunstmacht kleiden, die wir kennen: in die Form der Musik“ (Nachdruck in: "ZfM" CV/6, Juni 1938. S. 651).
Weiterer Kommentar meinerseits überflüssig. --Gudrun Meyer (Disk.) 14:56, 14. Mär. 2011 (CET)Beantworten
Ich schließe mich der Kritik an der Umarbeitung an. Es wurden Fakten getilgt (Liste der auszusondernden Literatur; Artikel in der Hitler-Festschrift, das direkte Blume-Zitat aus der Rasse-Schrift, der Hinweis auf das Entnazifizierungs-Verfahren), stattdessen Sekundär-Literatur-Einschätzungen: der Weissweiler-Verweis (sie ist aufgrund methodischer Probleme ohnehin zu umstritten, um als Pfeiler zu dienen) auf Rotary tut nichts zur Sache (man muss nur dem Link folgen), Dümlings Beitrag strotzt von "konnte nicht", "hätte nicht"-Vermutungen etc. Amaury du Closel ist bestenfalls Populärwissenschaft und dies nicht einmal im Besten Sinne. (Zu Blumes institutioneller Rolle während und nach der Nazi-Zeit, sowie zu Blumes Rasse-Schriften hat sich Potter in "Die deutscheste der Künste" am differenziertesten geäußert). Daher sind Torps Bearbeitungen keine Verbesserungen sondern NPOVs im entgegengesetzen Pendelschlag. Das ändert übrigens nichts an der Bearbeitungsbedürftigkeit des Artikels. Nur sollte man die "Schieflage" eines Artikels nicht dadurch ausgleichen, dass man ihm Gewicht nimmt, sondern indem man an den unbearbeiteten Stellen an Gewicht zulegt. Ich denke, wir hören noch einmal Torp zu dieser Frage, halte es aber insgesamt für besser den Artikel auf den Ausgangszustand zurückzubringen und ihn dann vorsichtig ins Lot zu bringen, statt ihn durch Weissweiler-Dümling-Closel in das Gegenteil schwappen zu lassen. --Konrad Stein 22:34, 14. Mär. 2011 (CET)Beantworten
An Gudrun Meyer: Blumes Schrift Das Rasseproblem in der Musik wurde nach Kriegsende lediglich in der Sowjetischen Besatzungszone auf den Index gesetzt. Was die Stalinisten der SBZ in den Giftschrank beförderten, sagt wenig über den Gehalt oder Wert einer Schrift. Offenbar haben die damaligen Zensoren der SBZ die Schrift garnicht gelesen, sondern sie einfach aufgrund des anrüchig erscheinenden Titels und weil der Autor im Westen lebte, verboten. Daher halte ich diesen Hinweis für überflüssig - zumal in einem Artikel, der über Blume in keiner Weise umfassend informiert. Zu den Zitaten: Zitate in Artikeln gibt es in der Wikipedia nun wirklich wie Sand am Meer. Was den KfdK angeht, so gaben sich die Nazis anfänglich alle Mühe, diesen als nicht parteilich gebunden erscheinen zu lassen. Auch spielte beim KfdK der Antisemitismus - zumindest im biologischen Sinn - keine Rolle. Ich habe im übrigen den Link zum KdfK-Artikel stehen lassen. So kann sich jeder dort genauer informieren. Im Blume-Artikel ist das Adjektiv "antisemitisch" deshalb problematisch, weil es suggeriert, Blume sei Antisemit gewesen. Ich kenne aber keine seriöse Publikation, die dies behauptet. Darüber hinaus war als Beleg (Fußnote) bzgl. KfdK und NSKG lediglich Prieberg angegeben - und bei diesem findet sich eben auch nur die lapidare Auskunft "KdfK und NSKG"; Prieberg hat sicher nicht aus Unkenntnis auf den Zusatz "antisemitsch" verzichtet. Das Blume-Zitat aus dem Programmheft des schleswig-holsteinischen Chorfestes von 1938 wird selbst von Prieberg, der es in seinem Handbuch bringt, nicht als Beweis nationalsozialistischer Gesinnung interpretiert. Prieberg verteidigt Blume vielmehr ausdrücklich gegen den „Nazi“-Vorwurf M. Katers (im Handbuch, S. 509).
An Konrad Stein: Den Hinweis auf Blumes Beitrag zur Festschrift zu Hitlers 50. Geburtstag habe ich im Artikel getilgt, weil dieser Titel bereits unter Veröffentlichungen aufgelistet ist, wo ich ihn auch stehen gelassen habe. Auch die anderen "harten" Fakten an - aus heutiger Sicht - Belastendem wie Mitgliedschaft im KfdK und NSKG habe ich im Artikel belassen. Marginale und tendenzös-wertende (auch versteckt-wertende) Info habe ich aber bewußt getilgt. Die Autoren Weissweiler und du Closel sind durchaus seriös. Worin konkret sollen Weissweilers "methodische Probleme" bestehen, bitte? Und aufgrund welcher Tatsachen soll Amaury du Closel "bestenfalls Populärwissenschaft" sein? Sein Buch enthält u. a. zahllose Quellenangaben in Fußnoten sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Wo ist Closels Buch nach Deiner Meinung fehlerhaft? - Dass es ein Autor versteht, allgemein verständlich zu formulieren, kann ja wohl nicht als Fehler gelten.
Damit jetzt kein Edit-War ausbricht in dieser Sache schlage ich folgenden Kompromiss vor: ich beschränke den Hinweis auf Weisweiler, Dümling und du Closel auf eine kurze Zusammenfassung (ein bis zwei Sätze) und "verbanne" deren Zitate - in stark gekürzter Form - in den Fußnotenblock (Einzelnachweise) ganz unten im Artikel. Den Hinweis auf den Rotary-Club-Mitgliedschaft ziehe ich nach vorn, in den zweiten Artikel-Absatz - wo er tatsächlich besser hineinpasst. Schließlich ergänze ich den Artikel noch um wichtige Infos zu Blumes Wirken und Bedeutung nach dem Krieg (national wie international).-- M. Torp 01:11, 15. Mär. 2011 (CET)Beantworten
Schön, dass wir uns unaufgeregt verständigen werden können. Wir müssen unsere Literaturdiskussion führen, ich komme aber an mein Closel-Exemplar erst ab Freitag wieder ran – meine Kritik halte ich aufrecht, für die Details benötige ich das Buch. Deinen Vorschlag, M.Torp, finde ich ehrenwert und ich glaube insgesamt, dass wir durch besonnene Abwägung der Fakten und Interpretationen, die herrschende Diskussion auch angemessen darstellen können. Bis zum Wochenende muss ich mich leider (aus persönlichen Gründen) verabschieden, freue mich aber auf eine sachliche Auseinandersetzung. Euer --Konrad Stein 23:27, 15. Mär. 2011 (CET)Beantworten
Hallo Konrad Stein! Noch ein Nachtrag zu meiner Antwort vom 15. März: Pamela Potter hat sich zwar in ihrem Buch „Die deutscheste der Künste“ quantitativ umfassender als die von mir zitierten Autoren zu Blume geäußert, qualitativ aber dennoch oberflächlicher und unklarer. Wie die Mehrzahl der deutschen Rezensenten von Potters Buch finde auch ich, dass ihre Auswertungen des umfangreichen Quellenmaterials oftmals enttäuschend ausfallen. Man hat beim Lesen ihres Buches nicht selten den Eindruck, dass ihre Kenntnisse der deutschen Sprache nicht ganz ausgereicht haben, um die Quellen voll und ganz zu verstehen - geschweige denn Nuancen mitzubekommen oder gar zwischen den Zeilen zu lesen. Die grauenhaft schlechte Übersetzung von Potters Buch tut ein übriges. Ein Beispiel: auf Seite 112 schreibt Potter über Blumes Düsseldorfer Festrede von 1938: „In rätselhaften Andeutungen jedoch schien er [Blume] die Einmischung von Nichtspezialisten in die Belange der Musikwissenschaft versteckt zu kritisieren.“ Ich frage mich, was an Blumes Ausführungen „rätselhaft“ oder „versteckt“ sein soll. Blume sagte in seinem Vortrag unter anderem: „Man wird das große Erbe, das wir verwalten, nicht der Gefahr dilettantischer Verkümmerung aussetzen dürfen, indem man es Unberufenen überlässt [...] Sagen wir es lieber offen, daß wir von dem Zusammenhang zwischen Musik und Rasse wissenschaftlich vorläufig keinerlei gesicherte Kenntnis haben.“ Ich finde diese Worte Blumes sehr deutlich, offen und mutig - zumal in Anbetracht der Zeitumstände und der Gegebenheit eines totalitären Terror-Regimes. Potter ist im übrigen nicht ganz ohne Sympathie für Blume. Auf S. 232 f. ihres Buches bescheinigt sie ihm immerhin „meisterliches Lavieren in dieser Frage [dem Thema seines Düsseldorfer Festvortrags]“, das Blume „nicht zwang, nach 1945 die Rede oder ihre erweiterte Form in der Monographie unterdrücken zu müssen.“ Seltsam ist aber wiederum, dass Potter anscheinend nicht versteht, warum Blume die „vergleichende melodische Analyse gregorianischer Gesänge als verheißungsvolles Unternehmen für Musikhistoriker“ darstellt. Prieberg hat es in seinem Handbuch (S. 508) erklärt. Es ging Blume nämlich darum, „eigene Arbeitsbereiche vor dem Odium des rassisch Unwerten zu retten, so Blume hauptsächlich sein Spezialgebiet: Gregorianischer Choral.“ Obwohl Potter an verschienden Stellen ihres Buchs versucht, Blume als irgendwie zwielichtig und unentschieden darzustellen, gelingt es ihr dennoch nicht, ihn mittels harter Fakten tatsächlich und substanziell zu diskreditieren. Ich warte jetzt noch bis zum Freitag (25. März) ab, ob Du meine Fragen vom 15. März beantworten kannst. Falls nicht, werde ich den Artikel am Wochenende weiter bearbeiten. Mit besten Grüßen, -- M. Torp 00:43, 22. Mär. 2011 (CET)Beantworten

Hallo M.Torp, man kann sich die Anforderungen in der "wirklichen" Welt nicht immer so passend machen, wie es eine Diskussion bei wp wünschenswert sein ließen: Daher hier meine Antworten auf Deine Fragen – die ja die Frage nach der für unser Thema relevanten Literatur betreffen.

  • Weissweiler hat sich (zusammen mit de Vries) in der Frage Blume disqualifiziert, weil sie die Entstehung der MGG mit dem Projekt des Gerigk-Lexikon verwechselte und dabei mangelnde Sensibilität mit Dokumentendeutung erkennen ließ, wie ihr Finscher – gewiss kein Blume-Gegner – minutiös nachwies:
    • Ludwig Finscher: Zur Entstehungsgeschichte der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart, in: Musikforschung – Faschismus – Nationalsozialismus, Mainz 2001, S.415-433; siehe aber auch im gleichen Band Eckhard John, S.469, FN23
  • Cloisel hat ein gut lesbares Buch geschrieben, ohne Zweifel ("Dass es ein Autor versteht, allgemein verständlich zu formulieren" halte ich nicht für einen Fehler sondern für eine Grundvoraussetzung), aber nicht zu unserem Thema: die Musikwissenschaft kommt in ihm nur an zwei Stellen ins Spiel: im Zusammenhang mit der Ausstellung "Entratete Musik" und dann erst wieder im "Schlusswort", wo die vier Hauptübeltäter mit jeweils drei-vier Sätzen abgehandelt werden. Cloisels Buch ist kompilierende Literature (und keine forschende) und die auf den ersten Blick imposante Anmutung schmilzt, wenn man feststellt, dass es zur Hälfte aus "Einzelschicksalen" besteht, die (wie im Fall Waxman) wenig zum Thema beiträgt. Ein etwas schärferer Blick auf das Literaturverzeichnis zeigt, dass es (2006 erschienen) nicht auf der Höhe der Zeit und der Diskussion ist – es ist eine nützliche Einführung, aber für unsere Diskussion nicht als Referenzwerk geeignet.
  • Um nun aber nicht nur Literatur auszuschließen, hier eine Liste an Büchern/Aufsätzen, die den Fall Blume im Kontext erörtert:
  • Musikwissenschaft - eine verspätete Disziplin?, Stuttgart 2000, darin:
    • Roman Brotbeck: Verdrängung und Abwehr. Die verpaßte Vergangenheitsbewältigung in Friedrich Blumes Enzyklopädie »Die Musik in Geschichte und Gegenwart«
    • Eckhard John: »Deutsche Musikwissenschaft«. Musikforschung im »Dritten Reich«
  • Pamela M. Potter: Die deutscheste der Künste – Musikwissenschaft und Gesellschaft von der Weimarer Republik bis zum Ende des Dritten Reichs, Stuttgart 2000, besonders das Kapitel: Die Entnazifizierung und das deutsche musikwissenschaftliche Erbe.
  • Albrecht Riethmüller (Hg.): Deutsche Leitkultur Musik? – Zur Musikgeschichte nach dem Holocaust, Stuttgart 2006, besonders:
    • Michael Custodis: "unter Auswertung meiner Erfahrungen aktiv mitgestaltend": Zum Wirken von Wolfgang Steinecke bis 1950, S.145-162
  • Ich habe gesehen, dass Du – wie angekündigt – Deine Zeugen zusammengefasst hast und die Zitate in die Fußnoten verlegt hast. Sie sind aber noch immer zu lang und zu wenig substanziiert, wie ich finde. Da die von Dir entfernten Blume-Zitate aber immer noch fehlen, werde ich wohl doch weiter Hand an den Artikel anlegen müssen. Dazu später mehr. Viele Grüße von --Konrad Stein 09:51, 5. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Hallo Konrad Stein,
schön und gut. Ich kann allerdings nicht erkennen, dass Deine Antwort meine Hinzufügungen im Artikel als fehlerhaft überführt. Was Weissweiler betrifft: jeder Forscher irrt auch mal; das bedeutet aber noch lange nicht, dass alles von ihm Veröffentlichte unrichtig ist. Immerhin sind sich Prieberg, Dümling, Weissweiler und Closel in ihrer Interpretation von Blumes „Rasseschrift“ einig. Ich empfehle Dir, diese Schrift einmal durchzulesen und dann selbst zu urteilen. Natürlich musste Blume geschickt lavieren, um sein Ziel zu erreichen. Dies war in erster Linie die Hinauszögerung, Relativierung und Entkräftung der Musik-Rasse-Forschung. Closel hat dies besonders differenziert und treffend formuliert (s. Zitat in Fußnote des Artikels).
Das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat aus Blumes Buch (das „H. Schütze“ am 23. 12. 2010 in den Artikel eingefügt hatte) musste ich entfernen, da es von H. Schütze demagogisch instrumentalisiert worden war - um einer kruden Behauptung („unzweideutig eine Propagandaschrift“) den Schein von Legitimität zu verleihen. Für sich und isoliert betrachtet, sagt dieses Zitatbröckchen nicht viel aus; schlimmer noch: es verführt die Leser zu einem ungerechtfertigten Negativurteil über Blume. Wer das Zitat im Gesamtkontext von Blumes Schrift liest, muss erkennen, dass die Kategorisierung „Propagandaschrift“ ein klarer Fall von POV resp. persönlicher Ansicht war, und zwar einer unhaltbaren und in der Fachwelt einsam dastehenden persönlichen Meinung. Alles weitere zu diesem unerfreulichen Tatbestand habe ich in meiner Replik auf Custodis vom 3. April 2011 (s. u.) bereits ausführlich erörtert und belegt. -- M. Torp 21:41, 5. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
M.Torp,
ich bitte Dich doch, das gesagte zu berücksichtigen und nicht beständig zu relativieren. Besonders der Rekurs auf von Dir mehrfach Angesprochenes (Cloisel) ist wenig hilfreich, wenn die Quelle insgesamt in Frage steht. Sicher können Forscher irren (sind ja nur Menschen), aber dann sind sie eben auch draußen, disqualifiziert, aus dem Spiel. Schütze hat sauber zitiert, (außer, Du weißt ihm falsche Zitation nach), und damit ist das Zitat drin. Ob Du das "krude" findest, oder "demagogisch" oder wie auch immer, spielt da keine Rolle, das ist ganz neutestamentarisch: 'was ich gesaget habe, habe ich gesaget'. Und ganz so wenig, wie Du meinst, sagt es nun eben auch nicht gerade aus. Es ist eine Confession, wie in Granit gemeißelt. Punkt. Und jetzt wäre es an der Zeit, Du würdest Dich mit der angegebenen Literatur auseinandersetzen, bevor wir hier ernsthaft weiterdisputieren. Deine etwas – lass es mich so ausdrücken – hochtrabende Parade gegenüber Custodis, die viele Worte gebraucht, aber wenig an Inhalt bietet, halte ich jedenfalls für überzogen. Mehr Inhalt, weniger Polemik darf es schon sein. Und insbesondere die personenbezogenen Spitzen solltest Du unterlassen. Wir sind hier nicht bei der BILD-Zeitung. Dies nur als erste Antwort, Dein --Konrad Stein 23:29, 5. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Lieber Konrad Stein,
Deine bisherigen Diskussionsbeiträge zeigen mir deutlich, dass Du Blumes Schrift „Das Rasseproblem in der Musik“ - also die Veröffentlichung um die es in unserer Kontroverse hier in der Hauptsache geht - nicht gelesen hast. Wenn Du es dennoch wagen willst, das von mir entfernte Blume-Zitat (es war nur ein Satz, nicht mehrere Zitate - wie von Dir irrtümlich angegeben) wieder in den Artikel hineinzusetzen, so müsste ich diesen anschließend durch mindestens zwei weitere Sätze aus derselben Schrift ergänzen, nämlich: „Sagen wir es lieber offen, daß wir von dem Zusammenhang zwischen Musik und Rasse wissenschaftlich vorläufig keinerlei gesicherte Kenntnis haben, ...“ (S. 12 der 2. Auflage von 1944) und: „Die Rasse an und für sich zu erforschen, ist Sache der Biologie, zum Teil der Psychologie. Die Musik zu erforschen, ist Sache der Musikwissenschaft.“ (S. 97 ebd.) Diese Aussagen verdeutlichen die Essenz von Blumes „Rasseschrift.“ Die Schrift ist aber zugegebenermaßen schwer zu lesen. Blume schlägt manche Volte und argumentiert mitunter taktisch, was an der Oberfläche seiner Rede schonmal in - zumindest scheinbaren - Widersprüchen resultiert. Potter klagt diesbezüglich über „Redundanzen, Tautologien und Widersprüche, die sich hinter langatmigen und oft verwickelten Argumentationsführungen verbergen.“ (Potter, Stuttgart 2000, S. 233) Sie ahnt aber zumindest, wie dies zu bewerten ist bzw. warum Blume so - scheinbar verworren - formulieren musste, um sein Ziel erreichen zu können. Das zeigt ihre durchaus bewundernde Feststellung, dass Blumes „meisterhaftes Lavieren in dieser Frage [Rasse und Musik]“ ihm auf der einen Seite Lob selbst aus den Reihen der nationalsozialistischen Kritiker einbrachte, „während es ihn auf der anderen Seite nicht zwang, nach 1945 die Rede oder ihre erweiterte Fassung in der Monographie unterdrücken zu müssen.“ (S. 232 f. ebd.) Dass sich Potter - als Amerikanerin jüdischer Abstammung - Blume gegenüber offenkundig nicht ganz frei machen kann von Befangenheit und Vorurteilen, ist verständlich und verzeihlich - auch dass sie in Blumes rhetorisch komplizierter Rede manches nicht ganz versteht. Dass aber mit M. Custodis ein Professor der Musikwissenschaft, der dessen Muttersprache deutsch ist, Blumes Rede bzw. Schrift so missverstehen kann (oder womöglich will ?!), finde ich alarmierend und skandalös. Daher der - stellenweise - etwas rauhe Ton in meiner Replik vom 3. 4. 2011 (s. u.). Dieses Register verwende ich nur ausnahmsweise in mir besonders haarsträubend erscheinenden Fällen und Situationen. Dabei weiß ich auch um die hohen Fähigkeiten und unbestreitbaren Verdienste des frischgebackenen Professors, dem ich auch die Fähigkeit und Bereitschaft zur Einsicht und Korrektur eigener Irrtümer zutraue - und im Übrigen alles Gute für seine weitere Karriere wünsche.
Noch kurz zu Amaury du Closel (nicht Cloisel !): Die Publikation seines Buches „Erstickte Stimmen“ wurde ermöglicht durch ein Forschungsstipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD). Es ist mitnichten bloß „kompilierende Literatur (und keine forschende)“ wie Du behauptest. Closel hat u. a. in Achiven (z. B. der Bayerischen Staatsbibliothek und des Arnold Schönberg Centers Wien) geforscht, zahlreiche Primär- und Sekundärquellen rezipiert, verstanden und verarbeitet und zudem nicht wenige Interviews mit Zeitzeugen wie Michael Braunfels, Serge Glanzberg oder Amadeus Gurlitt geführt. Etliche Sachverhalte resp. Forschungsergebnisse hat er als erster veröffentlicht. Überdies habe ich bisher noch keinen Fehler in Closels Buch gefunden und wüßte nun gerne von Dir, wo bzw. in welchem Fall konkret Closel von der Forschung inzwischen überholt oder widerlegt sein soll.
Eva Weissweiler habe ich nicht im Kontext der MGG-Geschichte zitiert, sondern einzig und allein bezüglich der Bewertung von Blumes „Rasseschrift“. Die Ursprungsgeschichte des MGG stand doch in dieser unserer Diskussion überhaupt nie zur Debatte. Im Übrigen habe ich sie lediglich als eine von vier Fachleuten genannt, die meine Interpretation von Blumes Schrift teilen. Selbst wenn sie wegen eines Irrtums ausscheiden sollte, stünde das Verhältnis der Expertenmeinungen immer noch 3:1 zu Ungunsten von M. Custodis. Wie auch immer, wenn Du hier weiter diskutieren willst, kommst Du um die Rezeption der entscheidenden Primärquelle - also Blumes Schrift - nicht mehr länger herum. Sonst wirst Du Dich am Ende noch ähnlich blamieren wie Gudrun und H.-L. Meyer auf der Diskussonsseite des Wiki-Artikels Wolfgang Frommel.
Mit freundlichem Gruß, -- M. Torp 02:40, 7. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
<Einschub> Es langt mal wieder, M. Torp. Bitte endlich deinen oberlehrerhaften Ton und die ad personam-Angriffe, noch dazu gegen M. Custodis und Konrad Stein, zu unterlassen und stattdessen auf sachliche Argumente einzugehen. H.-L. und ich sind es ja seit langem von dir gewohnt. Auch du kannst Blumes Beitrag in der Fs. zu Hitlers 50. Geburtstag nicht leugnen. Das sind Fakten. Diese gehören in den Artikel und nicht in die Liste der Publikationen, die sowieso kaum jemand liest. --Gudrun Meyer (Disk.) 13:46, 7. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Ich bin zwar zugegebenermaßen stellenweise hart im Ton geworden, doch dabei stets korrekt und konkret in der Sache - was jeder unvoreingenommene Leser dieser Diskussion leicht nachvollziehen kann. Ich bleibe hier am Ball, solange das noch nötig ist, um die Ausgewogenheit des Artikels zu gewährleisten. -- M. Torp 14:24, 7. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Nein, M.Torp, das ist kein schöner Zug an Deinen Argumentationen, dass Du Dich zum Richter aufschwingst, wo über Deiner Expertise nicht gerade der goldene Schein der Tadellosigkeit schwebt. (Des "rauhen Tons" entrate Dich bitte fürderhin, denn in diesem "Register" könnten wir auch noch ein paar Mixturen ziehen – was wohl keinem Diskurs wohl täte.) Wer sich wo und wie "blamiert" hat, darüber kann sich jeder, der lesen kann, selbst ein Urteil bilden, es braucht da nicht das Urteil eines, der sich ein Urteil anmaßt – so etwas schmälert die Reputation des Anmaßenden eher, als das sie nutzt (oder mit anderen Worten: es ist ein billiger und leicht zu durchschauender Trick). Auch, "Dass sich Potter – als Amerikanerin jüdischer Abstammung – Blume gegenüber offenkundig nicht ganz frei machen kann von Befangenheit und Vorurteilen, ist verständlich und verzeihlich", ist – von der vulgärpsychologischen Attitüde abgesehen – peinlich, denn wer bist Du, der gegenüber einer ausgewiesenen Forscherin "verzeihen" kann. Besonders, da Du nicht gerade Lichtgestalten als Zeugen anführst: Closel, ja, grandios, hat er also "Archive" (nicht Achive !), das der Bayerischen Staatsbibliothek konsultiert! Was hat er gefunden? Ein Dokument: "Bayerische Staatsbibliothek, Nachlass Braunfels, Ana 579 (5)". Dieses zitiert er drei Mal, und das wars. Das soll Archiv-Forschung sein? M. Torp, Du wirst auf soetwas nicht hereinfallen, oder? Die Zeitzeugen: Werden beschworen, aber nicht zitiert, finden keinen Niederschlag in der Dokumentation nicht, in der Literatur nicht. Das nämliche mit dem Schönberg-Center: kein Beleg (S.362 ist keiner). Du solltest nicht nur die Danksagungen lesen, sondern auch das Buch. Und vor allem: Closel scheidet nicht als akademischer Versager aus (als den ich ihn nicht ansehe), sondern weil sein Buch unser Thema nicht zum Gegenstand hat – von den paar Zeilen, die Du fast vollumfänglich zitierst – abgesehen. Hatte ich oben als Hauptpunkt angegeben, hätte man lesend erfassen können.
Das Hauptproblem mit Deiner Blume-Exegese scheint mir indess zu sein, dass Du Dich in die Rasse-Problematik verbohrt hast (die uns natürlich weiterhin beschäftigen wird), hier aber Blumes ganze institutionelle Vernetztheit, sein machtpolitischer Einfluss, der Grad seiner biographischen Geschichtsklitterung, die unsägliche Rolle, die er im Vertuschen der nationalsozialistischen Aktivitäten und Mentalitäten seiner selbst und seiner Kollegen (und hier ist die MGG natürlich eine großes Thema) in der Nachkriegszeit gespielt hat, der Gegenstand ist. Da ist nicht der Tellerrand gemeint, sondern der ganze Suppentopf. Versuch es einmal. Dein --Konrad Stein 01:21, 8. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Anscheinend hat Konrad Stein auch Closels Buch nicht gelesen. Denn wie kann er sonst schreiben: „Zeitzeugen werden beschworen, aber nicht zitiert, ...“ ? Nur ein Beispiel zum Beweis des Gegenteils: auf den Seiten 423 und 424 zitiert Closel Michael Braunfels, den er brieflich befragt hatte. Mir kamen inzwischen überdies sogar Zweifel, ob Stein den Blume-Exkurs von Custodis im Büchlein über Wolfgang Steinecke und die Darmstädter Ferienkurse (Traditionen - Koalitionen - Visionen, Saarbrücken 2010) rezipiert hat. Denn auch dieser vermag die Einschätzung der „Rasseschrift“ Blumes durch Fred K. Prieberg, Albrecht Dümling, Eva Weissweiler, Amaury du Closel und Hans Dunkelmann (vgl. Custodis' Steinecke-Buch, S. 60 !) nicht zu entkräften. Ja, ich halte es sogar für möglich, dass selbst Prof. Custodis diese Blume-Schrift nicht gelesen hat. - Bei solchen Diskussionspartnern macht das Diskutieren wenig Freude. -- M. Torp 17:06, 8. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Ja, MTorp, Du hast recht, so macht das wenig Freude, also erklär uns doch bitte das mit dem "Achiv" der Bayerischen Staatsbibliothek und dem Arnold-Schönberg-Center. Hast Du doch alles eigens ins Spiel gebracht. Und plötzlich hast Du keine Lust mehr zu diskutieren – das ist "verständlich und verzeihlich" – lässt Deine Spielzeuge fallen und sagst: "Bei solchen Diskussionspartnern macht das Diskutieren wenig Freude". Was soll ich da erst sagen?
Unter "Gespräche und Korrespondenzen" (S.474) listet Closel folgende seiner Zeitzeugen:

  • Edmee Arma (taucht nur im Literaturverzeichnis mit einer unveröffentlichten Schrift auf: Memoires a deux voix, spielt sonst keine Rolle),
  • Michael Braunfels (auf S. 295 verweist Closel: "Vgl. auch das Gespräch des Autors mit Michael Braunfels am 26. Juli 2000", mithin auf ein unveröffentlichtes Gespräch – kennt der Mann eigentlich das KleineEinmalEins wissenschaftlichen Arbeitens?; auf S.424 erfahren wir, dass sein Vater die Komposition einer Hymne "dankend" ablehnte; S.426 erfahren wir, dass die Rente zu "wenig zum Leben und zu viel zum Sterben" sei. Soll das "Forschung" sein?)
  • Simon Fox (keine Mitteilungen, kein Nachweis)
  • Serge Glanzberg (dasselbe),
  • Amadeus Gurlitt (dito),
  • Frau Manfred Gurlitt (hier kennt der Autor nicht einmal den Namen seiner Zeugin),
  • Frau Ruiz-Pipo (und hier auch nicht),
  • John Waxman (keine Mitteilungen, kein Nachweis)
  • schließlich Closels Hinweis: "Mein besonderer Dank gilt auch der Übersetzerin Ulrike Kolb fur die gründliche Quellenrecherche".

Sag mal MTorp, Du wirst Dich doch mit Deinem Closel nicht "blamieren" wollen? Das ist doch Marionettentheater. Hälst Du unsere Diskussion hier eigentlich für Kaschperletheater oder willst Du mal langsam ernsthaft werden? Fragt sich besorgt Dein --Konrad Stein 22:40, 8. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Hallo Konrad Stein,
wenn man Deinen besonnenen Diskussionsbeitrag vom 15. März (s. o.) mit Deinem letzten vom 8. 4. '11 (22:40h) vergleicht, drängt sich der Eindruck auf, dass Du am 8. April spätabends nicht mehr ganz nüchtern warst. Dasselbe gilt für Deine ca. 2,5 Std. später (also am 9. April, 1:04 h) gespeicherte „Revision“ des Blume-Artikels. Ich hoffe, wir können jetzt allmählich wieder auf dem Boden der Tatsachen voranschreiten. Übrigens hast Du mit Deinen letzten Ausführungen zu Closel ganz nebenbei erneut unter Beweis gestellt, dass Du dessen Buch nach wie vor nicht wirklich gelesen hast - zumindest nicht aufmerksam. Ich könnte Deine Kritik an Closel hier jetzt Punkt für Punkt widerlegen, will mich aber auf 2 Beispiele beschränken: 1.) Mit Manfred Gurlitts Witwe und seinem Sohn Amadeus hat Closel im April 1997 in Tokio ein Gespräch geführt (vgl. S. 415 samt Fußnote 295 in Closels Buch). Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind in Closels Mitteilungen zu Manfred Gurlitts Leben und Werk eingeflossen. 2.) Mit Michael Braunfels hat Closel nicht nur ein Gespräch geführt, sondern auch korrespondiert (vgl. Fußn. 298 auf S. 424). Die daraus gewonnenen Informtionen über Walter Braunfels sind erheblich ergiebiger und umfangreicher als Du suggerieren willst (s. etwa S. 423-426).
Aber egal, es ging auch mir in dieser Diskussion nicht eigentlich um Closels Buch. Der Autor war lediglich einer von vier NS-kritischen Kennern der Materie, der Custodis' Behauptung, Blumes „Rasseschrift“ sei „NS-Propaganda“ Lügen straft. Custodis hat diese Expertenaussagen nämlich bis heute nicht widerlegt! Auf S. 59 seines Beitrags im Steinecke-Buchs „Traditionen - Koalitionen - Visionen“ (Saarbrücken 2010) behauptet er lediglich kühn, „mit wenigen Blicken in die heute in vielen Bibliotheken noch vorhandene Schrift“ ließe sich diese als NS-Propaganda überführen. Wahrscheinlich hat es Custodis hinsichtlich dieses Blume-Buchs tatsächlich mit nur wenigen Blicken bewenden lassen. So entging ihm dann aus fahrlässiger Flüchtigkeit, dass der Tenor des Blume-Buchs ganz anderer Art ist - mithin also die „die Tatsache, dass Blume die NS-Rassentheorie als unwissenschaftlich brandmarkte“, wie Prieberg es treffend auf den Punkt gebracht hat. Dass jemand wie Prieberg, der bekanntermaßen nicht gerade zimperlich war, wenn es darum ging, ehemalige Nazis als solche zu „outen“, Blume so entschieden verteidigte, hätte Michael Custodis nachdenklich machen müssen.
Im übrigen habe ich inzwischen noch zwei weitere veröffentlichte Expertenaussagen zu Blumes Buch gefunden, die Priebergs Einschätzung ebenfalls teilen (eine findet sich in Potters Buch „Die deutscheste der Künste“); auf diese beiden zusätzlichen Expertisen werde ich später und weiter unten noch eingehen - ebenso wie auf Deine „Revision“ des Artikels vom 9. April. -- M. Torp 00:10, 21. Apr. 2011 (CEST)Beantworten


Lieber MTorp, Du verlässt den Boden vernünftigen Argumentierens. Nicht zum ersten Mal, aber jedesmal einen Schritt weiter in Richtung Frechheit und Impertinenz. Ich will es unverblümt sagen: noch einmal eine Bemerkung, dass ich betrunken schreiben würde (in Deinen Worten: "nicht mehr ganz nüchtern") und ich lasse Dich die kalten Werkzeuge der Wikipedia-Etikette (die es ja glücklicherweise gibt) spüren. Da kenne ich die Paragraphen ganz gut, glaube mir. Beleidigend ist Deine Impertinenz allein deshalb, da mein Beitrag auch beim wiederholten Lesen glasklare Prosa ist, was man von Deinen verschwimelten und nebulösen Andeutungen nun eben nicht sagen kann. Dass Du allmählich in schreiende Fettsetzung übergehst, verbessert diesen Eindruck nicht. Einmal mehr wiederlegst Du Dich am gründlichsten da, wo Du zitierst, hier also die von Dir angesprochene Seite 415: "Die wiederholten Anträge auf Wiedergutmachung, die Gurlitt nach 1953 bei der deutschen Bundesregierung einreichte, sollten immer wieder an der Tatsache scheitern, dass er Mitglied der NSDAP gewesen war. Alle Versuche, eine Entschädigung zu erwirken oder einen Rentenanspruch für die Bremer Zeit von 1914 bis 1927 geltend zu machen, blieben ergebnislos, obwohl der Komponist 1957 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet wurde. Diese Rückschläge hinterließen eine tiefe Enttäuschung und Bitterkeit, wie Gurlitts Witwe und sein Sohn Amadeus dem Autor dieser Zeilen berichteten.295" Fußnote 295: "Anlässlich eines Gesprächs im April 1997 in Tokio". Noch einmal stelle ich die Frage: Hältst Du das für Forschung? Und: sollen wir ob einem Nazi, der über verlorengegangene Rentenansprüche in Bitterkeit versinkt, in Mitleidstränen ausbrechen? Nur um der Seite 415 noch ein Sahnehäubchen abzugewinnen, hier noch einmal Dein Hauptzeuge Closel: "Um seine Forderungen gegenüber den bundesdeutschen Behörden zu rechtfertigen, beschrieb Gurlitt 1963 die verheerenden Folgen des Nationalsozialismus auf sein Leben. Es besteht kein Zweifel daran, dass er als Opfer der faschistischen Diktatur anzusehen ist. Seine Mitgliedschaft in der NSDAP hatte keinerlei Engagement zu Hitlers Gunsten nach sich gezogen." Das ist nicht Dein Ernst, oder?
Um noch zwei Sachen zu unserem Thema zu sagen:
Erstens: Dies war mein letzter ausführlicher Redebeitrag zu Deinem Rumgesülze, denn meine Lebenszeit kann ich nutzbringender auf inhaltliche Arbeit verwenden – und,
Zweitens: Wenn Du unbedachte, also ungerechtfertigte Rücksetzungen des in den Artikel eingeflossenen Diskussionsstand vornimmst, findest Du Dich auf der Vandalistenliste wieder.
Schade, ich dachte, mit Dir könne man reden – und dann wieder nur: Glossolalie. Enttäuscht, Dein --Konrad Stein 02:29, 21. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Lieber Konrad Stein, bitte beruhige Dich wieder. Es geht hier schließlich nicht um Dich oder um mich (und auch nicht eigentlich um Gurlitt oder Closel - der mitnichten mein „Hauptzeuge“ ist). Es geht vielmehr um Friedrich Blume und darum, dass wir uns nun gemeinsam bemühen sollten, eine möglichst objektive und ausgewogene Artikelfassung hinzubekommen. Keine Sorge: soweit Deine Überschreibungen des Artikels sich mit den Tatsachen decken und zweifelsfrei belegbar sind, werden sie natürlich im Artikel bleiben. Bevor ich mich der weiteren Überarbeitung des Artikels widmen kann, wird es aber noch etwas dauern. Denn Deine "Abwehrhaltung" gegenüber mir und fast allem, was ich hier einbringe, macht die weitere Verbesserung des Blume-Artikels für mich zu einer zähflüssigen und zeitraubenden Angelegenheit. Ich habe aber leider nicht so viel Zeit für Wikipedia übrig wie ich gern hätte. Aber wie gesagt, ich bleibe hier am Ball, solange es im Interesse der Ausgewogenheit bzw. des Neutralitätsprinzips der Wikipedia notwendig ist - und einschüchtern lasse ich mich nicht, auch nicht durch Drohungen mit der „Vandalismuskeule“. -- M. Torp 13:37, 21. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
P. S.: Manfred Gurlitt wird im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, das von der Uni Hamburg bzw. den Professoren Claudia Maurer Zenck und Peter Petersen herausgegeben wird, übrigens als „Verfolgter des NS-Regimes“ bezeichnet - trotz seiner zeitweisen NSDAP-Mitgliedschaft (s. hier: LexM). -- M. Torp 00:42, 23. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Beitrag Custodis[Quelltext bearbeiten]

Sehr geehrte Diskussionsteilnehmer,

Im vergangenen Wintersemester 2010/11 hielt ich am Musikwissenschaftlichen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ein Seminar ab über „Wikipedia als musikwissenschaftliches Quellenmaterial“ (https://studium.uni-muenster.de/qisserver/rds?state= verpublish&status=init&vmfile=no&publishid=99195&moduleCall=webInfo&publishConfFile=webInfo&publishSubDir=veranstaltung). In diesem Rahmen bearbeiteten die Studierenden mit großem Engagement unter meiner Anleitung zahlreiche Wiki-Artikel. Da „Musik im Nationalsozialismus“ zu einem meiner Hauptarbeitsgebiete zählt, ließ ich die Studierenden auch an meinen aktuellen Forschungsergebnissen partizipieren, da ich in den vergangenen Jahren unbekanntes Quellenmaterial in diversen Archiven gesichtet und publiziert habe. Mit diesem neuen Wissensstand überarbeiteten wir den Artikel zu Friedrich Blume und stellten die Ergebnisse unter dem Namen „H. Schütze“ ein. Ich habe für diese didaktische Übung bewusst einen Artikel ausgewählt, zu dem erstens völlig unbekanntes Quellenmaterial neu zu berücksichtigen ist, mit dem sich eine erhebliche Forschungslücke in der Einschätzung von Blumes Verhalten während der NS-Zeit eingrenzen lässt, insbesondere betrifft dies sein bislang nicht bekanntes Entnazifizierungsverfahren. Zweitens berührt diese Fragestellung ein sensibles, historiografisch kontroverses Thema, da Blume als mächtigster Musikwissenschaftler in der jungen Bundesrepublik seinen Einfluss auf das Fach und seine Geschichte erheblich zu nutzen wusste, was die Literatur über ihn bis heute prägt. Mit diesem neuen Material nun ließen sich Fakten in die wissenschaftliche Debatte einbringen, die für die Fürsprecher Blumes vielleicht unbequem sein mögen, als historische Erkenntnisse aber belegt und nicht zu leugnen sind und durch ihre Relevanz eine neue Einschätzung der Sachlage erfordern. Wie sich an der Diskussions- und Bearbeitungsgeschichte des Artikels leicht nachvollziehen lässt, wurden diese Ergänzungen vollständig entfernt mit dem Argument, der Artikel habe sich durch die neuen Passagen als noch einseitiger entwickelt, als er bislang schon gewesen sei. Als Referenz wird mehrfach auf Publikationen aus den Jahren bis 2007 von etablierten Forschern wie Albrecht Dümling verwiesen, die ebenfalls wesentliche Punkte zum Thema beigetragen haben, aber eben noch keine Kenntnis vom neuen Materialstand des Jahres 2010 haben konnten. Meine generelle Kritik richtet sich daher gegen die Art und Weise, wie bei einem wissenschaftlichen Thema der aktuelle Forschungsstand nicht nur ignoriert, sondern unterschlagen wird, um einem Artikel eine Form zu geben, mit der sich die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer wohl fühlt (dieses Harmoniebedürfnis lässt sich in den Diskussionsbeiträgen leicht nachvollziehen). Diese Vorgehensweise ist leider jenseits der wissenschaftlichen Mindeststandards und unsachlich. Im Zusammenhang der Funktionalisierung von Musik im NS-System sind klare Bewertungen unvermeidbar, mit Fakten zu belegen und überprüfbar zu machen, um eine Verharmlosung der Kontexte zu verhindern. Um meinerseits dem Vorwurf unsachlicher Kritik zu entgegenzuwirken, möchte ich meinen Standpunkt an einigen Details illustrieren:

Hat „M. Torp“ tatsächlich Kenntnis von Friedrich Blumes Beitrag zur Hitler-Festschrift? Wenn ja, ist die Bemerkung nicht nachzuvollziehen, „die wenigen Zeilen [...]“ des in den Artikel eingefügten Zitates ergäben „kein anderes Bild“ über Blumes musikalische Rassenlehre. Denn als Mitglied des Staatlichen Instituts für Musikforschung und Herausgeber der dort initiierten prestigeträchtigen Editionsreihe „Erbe deutscher Musik“ ist es zum einen unzweideutig von Vorteil, die deutsche Musikwissenschaft in einer Festschrift zu Hitlers 50. Geburtstag 1939 repräsentieren zu dürfen, zum anderen wurde niemand gezwungen, einen Beitrag zu einem so hochgradig politisierten Sammelband beizusteuern. Liest man unter diesem Blickwinkel Blumes Übersicht zum Stand der Musikwissenschaft und -forschung im 3. Reich, so ist es doch auffällig, einen solchen Text bewusst mit einem Absatz zur Rassenlehre zu beschließen. Man mag über die Gründe spekulieren, warum Blume den propagandistischen Maßgaben des Hitler-Regimes entsprach, ein entsprechender Passus ist und bleibt aber schlicht Propaganda. Bereits Carl Dahlhaus lobte bei Erscheinen von „Musik im NS-Staat“ vor knapp 30 Jahren Fred K. Priebergs akribische Materialsammlung und bemängelte zugleich dessen polemische, wertende Darstellung (zuerst veröffentlicht in der FAZ am 13. 2. 1982, nachzulesen in den Gesammelten Schriften von Dahlhaus). Ich gebe daher im Umgang mit Priebergs CD-R „Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945“ zu bedenken, dass man es nicht mit einer sakrosankten Schrift zu tun hat, sondern mit einer in ihrem Umfang einzigartigen Materialsammlung, die aber ebenfalls von subjektiven Einschätzungen durchzogen ist, wobei der Ton dieser Wertungen einer wissenschaftlichen Schrift nicht immer angemessen ist. Es ist z.B. legitim, dem ausgewiesenen NS-Fachmann Michael Kater zu widersprechen. Ihm und anderen, die nicht Priebergs Meinung teilen, aber fortwährend „Geschichtsfälschung“ zu unterstellen, ist keine gute Grundlage für eine sachliche Diskussion. In mehreren meiner jüngsten Publikationen (http://www.uni-muenster.de/Musikwissenschaft/pubcust.html) habe ich unbekanntes Archivmaterial zu Friedrich Blume veröffentlicht, vor allem im Beitrag über seinen Schüler Wolfgang Steinecke, den Gründer der Darmstädter Ferienkurse (http://www.pfau-verlag.de/shop_detail/27441.html). In diesem Text ist auch das Entnazifizierungsverfahren Blumes ausgewertet worden, die entsprechende Akte befindet sich im Landesarchiv Schleswig-Holstein. Stein des Anstoßes für die britische Militärbehörde, nach einem ersten Schiedsspruch eine erneute Überprüfung anzuordnen, war die Einschätzung von Blumes „musikalischer Rassenlehre“ durch die Kommission. Es ist dabei von entscheidender Bedeutung, dass den Kommissionsvorsitz Hermann von Mangoldt übernommen hatte – Kollege von Blume in Kiel und als Jurist wenige Jahre zuvor Befürworter der sogenannten Nürnberger Rassengesetze –, so dass die Blume sehr gewogene Kommission eben kein unvoreingenommenes, neutrales Gremium war (vgl. im Steinecke-Manuskript S. 56f.). Wenn man diesen Text zur Kenntnis nimmt (er wurde in den Fußnoten zum Wiki-Artikel angegeben), ist nicht nachvollziehbar oder nur als persönliche Voreingenommenheit der Diskussionsteilnehmer zu bewerten, wenn die entsprechende Passage im Wikipedia-Artikel nicht mehr erwähnt und damit die aktuellste Quelle zu Friedrich Blume unterschlagen wird. Falls der Text nicht bekannt ist, wäre eine Streichung des Passus umso erstaunlicher. Ich habe ferner im Bundesarchiv Abt. Berlin Friedrich Blumes Kieler Personalakte (geführt bis 1945) eingesehen, diese Quelle wurde gleichfalls im Artikel angeführt. Darüber hinaus ist ein Gegenbeweis leicht anzutreten, dass wörtliche Zitate in einem Lexikonartikel (u.a. auch an vielen Stellen der von Blume begründeten MGG) durchaus notwendig sein können, speziell in Personenartikeln mit angemessen kritischer Distanz (dies richtet sich gegen die Kritik von „Gudrun Meyer“). Ich kann daher das Argument, die im Berliner Bundesarchiv nachweisbaren und für Blumes politische Gesinnung unvorteilhaften Passagen aus dem Wikipedia-Artikel zu entfernen, da sie den Artikel in noch „weitere Schieflage“ brächten, nur zurückweisen. Wie auch die Debatte um Hans Heinrich Eggebrecht gezeigt hat sowie die Kooperation von Adorno mit Joseph Müller-Blattau Anfang der 1960er Jahre (vgl. meinen entsprechenden Aufsatz „Theodor W. Adorno und Joseph Müller-Blattau: Strategische Partnerschaft“ im Archiv für Musikwissenschaft 66. Jg. 2009, Heft 3 sowie die entsprechenden Kommentare von Jens Malte Fischer in der SZ vom 23. 11. 2009 und Christiane Tewinkel in der FAZ vom 24. 3. 2010), ist es unvermeidbar und gerade die Aufgabe von Wissenschaft, wenn durch neue Erkenntnisse bisherige Sichtweisen fundiert modifiziert werden müssen. Wenn eine Sichtung der Literatur zu Blumes Vergangenheit während der NS-Zeit umfangreich und sachlich angemessen sein soll, bitte ich auch folgenden Text zu konsultieren um zu belegen, wie früh bereits Kritik an Blumes Buch zum „Rasseproblem“ geübt wurde. So findet sich eine erste Erwähnung in einer Replik von Jacques Wildberger auf Blumes Kasseler Vortrag „Was ist Musik“ (erschienen 1959 bei Bärenreiter), in dem die elektronische Musik (gemeint war insbesondere Stockhausens „Gesang der Jünglinge“) als Gotteslästerung diffamiert wurde. Mit dieser Meinung begab sich Blume in die Gesellschaft von NS-Autoren wie Hans Schnoor, neuer Musik insgesamt den Status abzuerkennen, überhaupt Musik zu sein (Wildbergers Beitrag sowie Texte von Boulez, Stockhausen uvm. sind erschienen in einer eigenen „Melos“-Ausgabe des 26. Jg. 1959, Heft 3). Zeitgenossen Blumes waren sich der Brisanz des Textes vollauf bewusst, nur war es durchaus ein Wagnis, den einflussreichen Präsidenten der Gesellschaft für Musikforschung und Repräsentaten der deutschen Musikwissenschaft in der entsprechenden europäischen Gesellschaft sowie den Herausgeber der MGG offen mit seiner NS-Vergangenheit zu konfrontieren. Noch 1970 kam es einem Skandal gleich, als Clytus Gottwald beim Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongress in Bonn entsprechende Vorwürfe gegen Heinrich Besseler erhob (nachzulesen inkl. einer Petition zur Ehrenrettung Besselers im Tagungsband, hg. von Carl Dahlhaus, Hans Joachim Marx, Magda Marx-Weber und Günther Massenkeil, Kassel et al. 1971). Ich bitte auch darum, Roman Brotbecks Erfahrungsbericht über die Frühphase der MGG-Publikation und die von ihm dokumentierten politischen Kontinuitäten im Hause Bärenreiter zu konsultieren und in eine kritische Besprechung einzubinden (nachzulesen in Anselm Gerhards Sammelband „Musikwissenschaft – Eine verspätere Disziplin“, Stuttgart 2000).

Wie zum kürzlichen zehnjährigen Jubiläum an vielen Stellen zu lesen war, ist es der Wikipedia ein generelles Anliegen, die Erstellung und Pflege der Artikel weiter zu professionalisieren und deren Qualität auf ein wissenschaftliches Niveau zu heben. Dazu wurden auch die Einbindung akademischer Kontexte (wie z.B. entsprechende Seminare und Tagungen) sowie das Engagement von Experten als Ziele formuliert. Ich möchte Sie daher abschließend darauf hinweisen, dass der bisherige Umgang mit dem Blume-Artikel der vielfach geäußerten Kritik an Wikipedia entspricht, dass die Bewertung (in diesem Fall) historischer Begebenheiten nicht einfach eine Konsensmeinung engagierter Nutzer sein kann, sondern neue Quellen eine ungeschönte Einschätzung erfordern, wodurch sich bisherige Sichtweisen auch deutlich verändern können. Auf dem jetztigen Stand halte ich den Blume-Artikel weiterhin für nicht zitabel. So kann es beispielsweise nicht sein, zur vermeintlichen Wahrung einer ausgewogenen Darstellung die Erwähnung eines Entnazifizierungsverfahrens nebst Quellenbeleg zu entfernen. Aus meiner Sicht ist es daher unumgänglich, die unter dem Benutzernamen „H. Schütz“ eingefügten Artikelerweiterungen zu reaktivieren. Am Rande bemerkt möchte ich noch darauf hinweisen, dass der Artikel auch hinsichtlich formaler Kriterien verschlimmbessert wurde, da eine gegliederte Aufzählung (in diesem Fall zu Punkt 2 „Veröffentlichungen“) nur gerechtfertigt ist, wenn auf Unterpunkt 1 („Editionen“) mindestens ein weiterer Punkt folgt. Die Ausführlichkeit meiner Begründung mag Beleg dafür sein, dass ich die Bedeutung von Wikipedia als Informationsmedium ernst nehme und daher auch die Studierenden unseres Instituts im wissenschaftlichen Umgang mit Wiki-Artikeln schule. Ich möchte nochmals unterstreichen, dass ich mich einer sachlichen Debatte nicht verschließen möchte, doch bitte ich um die Einhaltung wissenschaftlicher Standards, die dem Ziel von Wikipedia zum „Aufbau einer Universalenzyklopädie“ entsprechen. Für weitere Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen Michael Custodis

Professor für Historische Musikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster --H. Schütze 10:48, 01. Apr. 2011 (CET)Beantworten

@MichaelCustodis[Quelltext bearbeiten]

Es ist mir ein wenig peinlich, einen Hochschullehrer, der mit seinen Studenten bereits ein Seminar zum Thema „Wikipedia als musikwissenschaftliches Quellenmaterial“ durchgeführt hat, auf Grundprinzipien sowohl der Wikipedia als auch des wissenschaftlichen Arbeitens hinweisen zu müssen. Aber es ist allem Anschein nach notwendig. Zur Wikipedia: diese „bildet bekanntes Wissen ab. Sie dient der Theoriedarstellung, nicht der Theoriefindung oder Theorieetablierung.“ (Zit. und weitere Erklärung hier: WP:KTF). Ein weiteres essentielles Prinzip der Wikipedia ist der Neutrale Standpunkt. D. h., die Themen sollen sachlich dargestellt und der persönliche Standpunkt des WP-Autors zum Thema ganz aus dem WP-Artikel herausgehalten werden. In den Wikipedia-Statuten ist dazu ausdrücklich vermerkt, dass Artikel „im Gesamten ausgewogen und objektiv verfaßt“ verfasst werden sollen (weiteres s. hier: WP:POV). Wenn ich Sie, sehr geehrter Herr Prof. Custodis, im Folgenden duze, so bitte ich dies nicht als plumpe Vertraulichkeit oder Respektlosgkeit misszuverstehen. Dies gehört ganz einfach ebenfalls zu den Gepflogenheiten der Wikipedia.

Nun denn, Du kritisierst Prieberg - nicht einmal zu Unrecht - wegen seiner gelegentlich polemisch und wertenden Darstellung bzw. „subjektiven Einschätzungen“. Und dabei ist die Darstellung Blumes durch Dich bzw. durch den von Dir angeleiteten und nun wortreich verteidigten studentischen „Schützenverein“ geradezu ein Musterbeispiel ebendieser von Dir bemängelten Untugenden. Im Gegensatz zu praktisch allen seriösen Experten betrachtest Du Blumes Vortrag resp. Schriften zum „Rasseproblem in der Musik“ als „Propaganda“ im Sinne der damaligen Machthaber und ihres Rassenwahns. Damit stellst Du Dich in diametralen Gegensatz zu Dümling, Weissweiler, Prieberg, du Closel und selbst zu Pamela M. Potter - denen Du zumindest indirekt unterstellst, sie seien irgendwelchen Schönfärbereien Blumes in Sachen seiner eigenen Biographie auf den Leim gegangen. Als vermeintlichen „Beweis“ für Blumes angebliche systemkonforme „Propaganda“ wird dann von Dir die Info über Hermann von Mangoldt erwähnt. Dass sich Mangoldt zum Zeitpunkt von Blumes Entnazifizierungsverfahren von seinen braunen Irrtümern vollständig distanziert hatte und maßgeblich an der Erarbeitung des bundesrepublikanischen Grundgesetzes beteiligt war, verschweigst Du/Ihr. Ein anderer Punkt: Du bzw. „H. Schütze“ breitet genüßlich aus, dass Blume „durch lobende Stellungnahmen der Kieler NS-Dozentenbundführer Eggers und Fiedler“ unterstützt wurde - und Ihr verschweigt, dass Blumes Berufung auf den renommierten Lehrstuhl Arnold Scherings (nach dessen Tod 1941) hauptsächlich durch den NS-Dozentenbund verhindert worden ist (vgl. Pamela M. Potter: Die deutscheste der Künste, Stuttgart 2000, S. 148). Weiters suggerierte Eure Aufzählung von „einschlägigen Reden“ Blumes, dieser habe sich „eindeutig im Sinne der nationalsozialistischen Machthaber“ engagiert. Als „Beleg“ werden dann 5 Titel aufgelistet, darunter so unverfängliche wie Die zwei Seelen der deutschen Musik oder Germanisches und Romanisches Feingefühl (selbst bei verdächtiger klingenden Titeln wie Musik und Staat oder Die Weltgeltung der deutschen Musik taugt der blosse Titel nicht als Beleg für nationalsozialistische Propaganda).

Nun zu Blumes Beitrag Deutsche Musikwissenschaft, also seinem Rechenschaftsbericht über diese in der Festschrift zu Hitlers 50. Geburtstag. Natürlich habe ich dieses Dokument gelesen. Ich zitiere im Folgenden Blumes Ausführungen zum Thema „Rasse und Musik“ aus diesem Bericht, wobei ich seine Aussagen jeweils kurz - in Klammern - kommentiere und einzelne Worte kursiv hervorhebe: „Die Frage nach den dauernden Wesensmerkmalen der deutschen Musik tritt zunehmend hervor.“ (Dies war halt damals Realität, auch im Wissenschaftsbereich - ob Blume wollte oder nicht) „Über sie hinaus zeichnet sich das große Problem der germanischen Kontinuität ab, das ebenso wie die verwickelten Fragen nach dem Zusammenhange zwischen Musik und Rasse demnächst ein planmäßig zu bestellendes Feld der deutschen Musikforschung bilden dürfte.“ (Man muss wohl schon sehr voreingenommen gegenüber dem Autor sein, um aus solch vorsichtig-distanzierten Formulierungen zu schliessen, er sei ein nationalsozialistischer Rassefanatiker gewesen). „Aus diesem im Interesse einer musikalischen Volks- und Rassenforschung besonders dringlichen Anliegen ergibt sich die Notwendigkeit, das Blickfeld umfassend einerseits auf die Musik außerdeutscher und außereuropäischer Völker, andererseits auf die theoretischen Gebiete der Musik auszuweiten.“ (Blume plädiert hier für eine Ausweitung der Forschung, ausgerechnet auf den Gebieten Musikethnologie und Systematische Musikwissenschaft - beides Gebiete, die von wirklich nationalsozialistischen Musikforschern wenig geschätzt und z. T. sogar als überflüssig betrachtet wurde, und von denen Blume genau wusste, dass sie die Rassetheorien der Nazis keinesfalls bestätigen würden, s. seine Ausführungen in Das Rasseproblem in der Musik). „Hier stellt die nationalsozialistische Ausrichtung der Musikforschung die eindeutige Aufgabe, den Grund zu legen, auf dem das Gebäude einer musikalischen Rassenforschung errichtet werden kann.“ (Diese Aufgabe wurde in der Tat von seiten nationalsozialistischer Kulturpolitiker - in durchaus fordernder Weise und mit enervierender Beharrlichkeit - gestellt. Blume legt sich aber auch hier nicht fest und redet lediglich allgemein von einer - nicht näher definierten - „Grundlegung“, wobei ihm eine methodologische Klarstellung der Problematik vorschwebte, die aber nationalsozialistischen Wünschen im Endeffekt eher das Wasser abgrub, indem dadurch bzgl. des Themas „Musik und Rasse“ am Ende mehr Fragen als Antworten auftauchten - wie Potter auf. S. 232 richtig bermerkt hat, und was man auch aus Blumes „Rasseschrift“ klar ableiten kann). Blume beschließt seinen kurzen Exkurs zu diesem ihm im Grunde wesensfremden Thema mit folgenden Sätzen: „In wenigen Jahren sind große Erfolge erzielt worden. Umfassende Arbeiten bedürfen noch einer längeren Anlaufzeit. Der planmäßige Arbeitseinsatz ist errungen, der Blick auf neue Ziele gerichtet worden.“ (Indem Blume von einer „längeren Anlaufzeit“, die noch nötig sei, schreibt, vertreibt er hier geschickt alle Erwartungen auf baldige konkrete Ergebnisse. Er formulierte auch hier wieder so diplomatisch-taktisch geschickt, dass den nationalsozialistischen Zensoren nichts direkt Anstössiges aufstieß und sein Beitrag in die Hitlerfestschrift aufgenommen wurde, ohne dass Blume sich auf irgendein konkretes Ergebnis festgelegt hätte - mehr noch: er hat sogar die Chuzpe, eine Ausweitung der Musikethnologie als „Notwendigkeit“ einzufordern.

Dein Diskussionsbeitrag strotzt nur so von unredlichen Vergleichen und Anspielungen. Blume mit strammen Nationalsozialisten wie Hans Schnoor oder Heinrich Besseler in einen Topf zu werfen, ist schon ziemlich infam. Das gleiche gilt für Deine Erwähnung von Hans Heinrich Eggebrecht, der immerhin im dringenden Verdacht steht, an Massenmorden (an Zivilisten) während des Krieges teilgenommen zu haben. Und auch die Erwähnung Joseph Müller-Blattaus ist unredlich. Immerhin war letzterer seit 1933 sowohl NSDAP- als auch SA-Mitglied.

Es ist ja an sich schön, dass Du die Wikipedia ernst nimmst. Aber im Wissenschaftskontext kann dieses online-Lexikon nicht „zitabel“ sein. Den Anspruch erhebt in Wikipediakreisen auch niemand ernsthaft - das Streben nach Welterbe-Etikett hin oder her. Was kommen da in Zukunft für „Wissenschaftler“ auf uns zu, deren „Fachwissen“ sich auf Wikipedia-Lektüre gründet?! - So macht sich die Wissenschaft schnell selbst überflüssig - insbesondere so ein randständiges Orchideenfach wie die Musikwissenschaft. Da musst Du bis zu Deiner Antrittsvorlesung in 2 Wochen wohl noch ein wenig Nachhilfe nehmen, z. B. bei Deiner Kollegin Dr. Christiane Wiesenfeld. Auf derselben Internetseite, die Deine Antrittsvorlesung ankündigt, kann man einen 16-seitigen „Leitfaden mit den Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens und Online-Recherche. Stand 2. 2. 2011“ von Deiner Kollegin herunterladen, in dem sie unter anderem auf S. 13 klarstellt: „Zu aller erst ist Wikipedia keine wissenschaftliche Quelle! Auch wenn sich Wikipedia einer großen Beliebtheit erfreut, muss beachtet werden, dass es in vielen Bereichen von Fehlern wimmelt.“ (s. hier: [1]). Hier hat sie leider recht - und das sage ich, obwohl ich die Wikipedia ansonsten selbst außerordentlich schätze, seit knapp 2 Jahren auch selbst daran mitarbeite und auch schon etliche Wiki-Artikel neu erstellt habe. Wikipedia ist im täglichen Leben oftmals sehr hilfreich, aber als Quelle für die Wissenschaft taugt sie nunmal nicht.

Es bleibt Deinen Studenten oder auch anderen Leuten unbenommen, Infos aus Deinen Veröffentlichungen in Wikipedia-Artikel einzubauen. Aber so wie sie das am 23. Dezember gemacht haben, geht das nicht. Denn das verstößt, wie gesagt, gegen fundamentale Prinzipien der Wikipedia. Denkbar wäre aber z. B. ein Satz wie dieser: „Der Musikwissenschaftler Michael Custodis hält Blumes Schrift Das Rasseproblem in der Musik für nationalsozialistische Propaganda.(+Fußnote mit Beleg)“ Allerdings würde so ein Satz Deinem Ruf als seriöser Wissenschaftler nicht gerade förderlich sein. Ich hoffe, dass der etwas schärfere Ton dieser meiner Replik Dir mehr zugesagt hat als die harmonieselige Intonation, über die Du Dich mokiert hast (wir können auch anders ;-) -- M. Torp 02:39, 3. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Hallo M. Torp,
du sprichst in deinem Diskussionsbeitrag vom „Neutralen Standpunkt“ in der Wikipedia und beschreibst ihn so: die Themen sollen sachlich dargestellt und der persönliche Standpunkt des WP-Autors zum Thema ganz aus dem WP-Artikel herausgehalten werden. In den Wikipedia-Statuten ist dazu ausdrücklich vermerkt, dass Artikel „im Gesamten ausgewogen und objektiv verfasst werden sollen.“ Ich habe dich als Wikipedia-Bearbeiter von Gerhard Frommel und Hermann Zilcher kennengelernt. Jeder der die Diskussionsbeiträge zu diesen Komponisten durchliest, begreift sofort, dass du ständig gegen den Grundsatz der Neutralität verstößt. Immer wieder versuchst du in der Wikipedia die Weißwaschung von Musikgrößen der Nazizeit und in Diskussionen die Diffamierung von Komponisten der Neuen Musik. So schreibst du in der Frommeldiskussion: „Sofern ich mit meiner geplanten Neufassung des momentan noch völlig unzureichenden fehlerhaften und insuffizienten Frommel-Artikels (hier bei Wikipedia) überhaupt durchkomme, werde ich ganz auf Priebergs und Klees Publikationen verzichten. Es gibt genügend andere und vor allem zuverlässigere Quellen. Dann nennst du u.a. Michael Katers Buch „Komponisten im Nationalsozialismus“, der Frommel einmal kurz erwähnt. In der Blume-Diskussion ist Prieberg plötzlich der Experte und Kater liegt völlig falsch. Deine Ausführungen zu Blumes Artikel „Rasse und Musik“ sind reiner POV. Du bist aber in guter Gesellschaft. Auch Hans Globkes Kommentar der Nürnberger Rassegesetze wurde verharmlost. Wer im Dritten Reich über Rasse und Musik schrieb, wusste, worüber er schrieb. --H.-L.Meyer 15:17, 3. Apr. 2011 (CEST)Beantworten
Hallo H.-L. Meyer,
ich differenziere eben gern - auch auf die Gefahr hin, gelegentlich missverstanden zu werden. Ich verurteile Michael Kater ebenso wenig pauschal wie ich Prieberg „vergöttere“. Zu Blume hat sich Kater allerdings nur sehr grob, unwissenschaftlich und undifferenziert negativ wertend geäußert. Damit setzte er sich in Widerspruch nicht nur zu Prieberg, sondern auch zu den anderen von mir im Artikel genannten Musikwissenschaftlern. Wäre es lediglich meine Privatmeinung, dass Blume die NS-Rassentheorie als unwissenschaftlich entlarvte, würde ich mich hier nicht einbringen. Es muss aber doch auch Dich nachdenklich machen, dass so renommierte und bekanntermaßen NS-kritische Experten wie Prieberg, Dümling, Weissweiler etc. Blumes Schriften genauso interpretieren wie ich. Die angeblich alles verändernden neuen Forschungsergebnisse von Michael Custodis haben mich nicht überzeugt. Sie reichen jedenfalls keineswegs aus, um die Bewertungen Priebergs, Dümlings etc. des Irrtums zu überführen. Mein Einsatz in Sachen Frommel (Gerhard und Wolfgang!) sowie Zilcher waren notwendig, da auch dort höchst einseitig und wertend bzw. unsachlich diffamierend editiert worden war. Der Schwerpunkt meiner Mitarbeit an der Wikipedia liegt allerdings woanders, wie man der Artikelaufstellung meiner Benutzerseite entnehmen kann. -- M. Torp 15:48, 3. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Revision[Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der stattgehabten Diskussionen, arbeite ich die gewonnenen Erkenntnisse ein. Es handelt sich insbesondere um die zeitweise strittigen Punkte:

  • "völkisch" und "antisemitisch" als Epitheton von "Kampfbund für deutsche Kultur" bleibt – der Hauptzeuge des revidenten MTorp – Closel – bezeichnet diesen gleichlautend.
  • Es entfällt: "1934 wurde er Mitglied des Rotary-Clubs, den das NS-Regime ähnlich argwöhnisch betrachtete wie die Freimaurer-Logen", da die Mitgliedschaft keine Belastung und damit auch kein Entlastungsmerkmal ist, wie der weitergeleitete Artikel zeigt. Die Mitgliedschaft war kein Hinderungsgrund für eine Karriere, wie das Beispiel des Leiters der Reichskulturkammer Peer Rabes exemplifiziert (siehe Okrassa, S.260).
  • Die "Publikationsliste aus dem Jahr 1937, aufbewahrt im Bundesarchiv Berlin, zählt zahlreiche einschlägige Reden auf, u.a. zu den Themen Musik und Staat, Die Weltgeltung der deutschen Musik, Der deutsche Mensch in der Musik, Die zwei Seelen der deutschen Musik und Germanisches und Romanisches Feingefühl in der Musik", solange, bis nicht das Gegenteil bewiesen ist.
  • Liste der auszusondernden Literatur bleibt, da sie ein historische Dokument ist und auch bei dem Index des Papstes nicht in Frage gestellt wird, warum eine Schrift aufgenommen wurde. Der Sachbestand genügt.

--Konrad Stein 01:03, 9. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Völlig d'accord mit deiner Überarbeitung. Grüße von --Gudrun Meyer (Disk.) 01:26, 9. Apr. 2011 (CEST)Beantworten

Erneuter Verstoß gegen das Neutralitätsprinzip durch Revision[Quelltext bearbeiten]

Inzwischen habe ich die Blume-Akten im Bundesarchiv Berlin sowie Blumes Entnazifizierungsakte (Landesarchiv Schleswig-Holstein) gründlich studiert und zudem die beiden Ausgaben von Blumes Schrift „Das Rasseproblem in der Musik“ (erste Aufl. von 1939 und zweite von 1944) miteinander verglichen. Ergebnis: einige der Behauptungen von Michael Custodis, auf die sich Konrad Stein in seiner Revision bezogen hat, sind falsch und unhaltbar. Überdies habe ich weitere Expertisen über Blumes Rasseschrift gefunden, die Custodis' bzw. Steins Behauptung, diese sei als eine nationalsozialistische Propagandaschrift zu betrachten, widerlegen. Und schließlich habe ich eine wissenschaftliche Publikation des Jahres 2005 entdeckt, die nachweist, dass Blumes Berufung auf den ersten resp. angesehensten Musikwissenschafts-Lehrstuhl Deutschlands in Berlin Anfang der 1940er Jahre durch den NS-Dozentenbund verhindert worden ist.

Der Wikipedia-Artikel über Blume ist durch Steins Revision nicht neutraler oder ausgewogener geworden, im Gegenteil. Der Artikel ist in dieser Form weder im Gesamten ausgewogen noch objektiv verfasst. Blume belastende Informationen und falsche Behauptungen werden ausführlich ausgebreitet; Verleumdungen werden als Tatsachen dargestellt. Gleichzeitig werden praktisch alle entlastenden Tatsachen (die in mehreren Publikationen veröffentlicht worden sind) unterschlagen. Konrad Stein hat die Blume belastenden Behauptungen aus der Feder von Michael Custodis samt und sonders unkritisch übernommen, also ohne diese zu überprüfen. Auch hat er Blume entlastende Infos, die ich bereits oben auf dieser Diskussionsseite angeführt hatte, nicht berücksichtigt. Bevor ich jetzt nochmals kurz aufliste, was in Steins Revision falsch ist und fehlt, noch ein Wort zu Gudrun Meyer: es ist bemerkenswert, dass sich diese oben „völlig d' accord“ mit Steins Artikelüberarbeitung erklärt hat. Denn Stein hat ein umfangreiches Blume-Zitat in den Artikel gesetzt, das „Blumes Bekenntnis zur nationalsozialistischen Ideologie“ dokumentieren soll (obwohl Fred K. Prieberg, der es durch sein „Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945“ bekannt gemacht hat, dieses Zitat nicht als ein NS-Credo interpretiert, sondern lediglich als Lippenbekenntnis wertet). Dieses Zitat und dessen Interpretation als „Bekenntnis zur nationalsozialistischen Ideologie“ im Artikel stört Gudrun Meyer nicht. Als ich aber in einer früheren Bearbeitung des Artikels Blume entlastende Zitate anführte, kritisierte Meyer dies umgehend auf dieser Disk. (am 14. März, 14:56) als „unenzyklopädisch“. Daraus kann man eigentlich nur den Schluss ziehen, dass Meyer Zitate okay findet, sofern sie Blume belasten, aber nicht okay wenn sie ihn entlasten ...

<Einschub> Richtigstellung. Es handelte sich bei meinem Einwand um Zitate aus der Sekundärliteratur, nicht um Aussprüche von Blume. Bitte um Beachtung der Fakten, eine sachliche Diskussion und das Vermeiden persönlicher Angriffe. --Gudrun Meyer (Disk.) 12:53, 26. Mai 2011 (CEST)Beantworten

Fehlinfos und problematische (weil subjektive) Wertungen in der durch Stein hergestellten Fassung des Blume-Artikels:

  • Dass Blumes Schrift „Das Rasseproblem in der Musik“ eine nationalsozialistische „Propagandaschrift“ sei, ist eine unhaltbare Behauptung von Michael Custodis, die von keinem seriösen Experten geteilt wird. Abgesehen von den bereits oben genannten NS-kritischen Wissenschaftlern, die diese Schrift Blumes als mutige Entlarvung der NS-Rassenlehre ansehen, habe ich noch folgende veröffentlichte Expertisen gefunden, welche diese Ansicht ebenfalls teilen:
1.) Dr. Gisela Probst-Effah (Universität Köln) schreibt in ihrem Essay „Der Einfluß der nationalsozialistischen Rassenideologie auf die deutsche Volksliedforschung“ (veröffentl. in: „Musikalische Volkskultur und die politische Macht“, hrsg. von Günter Noll, Essen 1994, S. 156-167): „In seinem 1939 erstmals erschienen Buch >Das Rasseproblem in der Musik< konstatierte Friedrich Blume, daß es trotz aller Bemühungen bisher über den >Zusammenhang zwischen Musik und Rasse wissenschaftlich vorläufig keinerlei gesichterte Kenntnis< [...] gebe (Blume 1939, S. 4). Bereits in seinem Vortrag während des Düsseldorfer Kongresses von 1938 hatte Blume kritisert, daß sich die musikalische Rassenforschung anders als die Naturwissenschaft >nur auf das unwissenschaftliche 'Rassegefühl'< beziehe.“ (Probst-Effah, S. 161/162)
2.) In ihrem Buch „Die deutscheste der Künste“ führt Pamela M. Potter die Beurteilungen der beiden britischen Musikologen Ernest Newman und Richard Freymann an, welche Priebergs Urteil („daß Blume die NS-Rassentheorie als unwissenschaftlich brandmarkte“, Handbuch, S. 509) ebenfalls teilen. Man lese dazu Newmans Zitat in Potters Buch (S. 314) sowie die bei ihr sowohl im englischen Original als auch in deutscher Übersetzung wiedergegebenen Worte Freymanns (S. 315 u. 393).
3.) Blumes Entnazifizierungsakte enthält ein Gutachten von Hans Dunkelmann (nicht von Mangoldt!) über Blumes Schrift „Das Rasseproblem in der Musik“. Dunkelmann kommt zu einem ähnlichen Ergebnis wie Prieberg, Newman, Dümling etc. : „Das Buch >Das Rasseproblem in der Musik< ist streng musikwissenschaftlicher Art. Es beschäftigt sich mit dem Problem, ob zwischen biologischer Rasse u. musikalischen Erscheinungen Kausalzusammenhänge mit musikwissenschaftlichen Methoden nachweisbar sind. Die Nachweisbarkeit solcher Zusammenhänge zwischen der Rasse als seelisch-körperlicher Veranlagung u. der Musik als Produkt jeder seelisch-körperlichen Veranlagung werden in diesem Buch nachdrücklich in Abrede gestelllt. Die politische Rassenfrage und die Judenfrage werden in dem Buch überhaupt nicht berührt, jedwede >Nazi Ideologie oder Phraseologie< sind nicht vorhanden. Ich könnte es als mutige Tat von Prof. Blume darstellen, damals dieses Buch in seiner Art geschrieben zu haben.“
  • Der von Stein wieder in den Artikel hineingenomme Satz von „H. Schütze“ (Custodis' Studenten), derzufolge „Blume sich in seinen Tätigkeitsfeldern als Hochschullehrer, Verbandsfunktionär und Mitarbeiter am Staatlichen Institut für Musikforschung eindeutig im Sinne der nationalsozialistischen Machthaber“ engagiert habe, ist ein unbelegte Behauptung.
  • „H. Schütze“ und Stein werten Blumes Beitrag in der Festschrift von 1939 als Engagement im Sinne der NS-Ideologie und zählen - mit Hinweis auf eine Liste des Bundesarchivs Berlin - fünf Titel einer Publikationsliste von 1937 auf, welche angeblich „einschlägig“ sind. Dass man Blumes Beitrag in der 1939er Festschrift auch anders deuten kann, habe ich bereits oben in meiner Kommentierung der das Rassethema betreffenden Sätze aus dieser Schrift deutlich gemacht. Die von H. Schütze bzw. Konrad Stein vorschnell inkriminierten Titel taugen gleichfalls nicht Beleg für „eindeutiges Engagement im Sinne der nationalsozialistischen Machthaber“. Dazu sei nochmals auf das von Potter angeführte Freymann-Zitat verwiesen (Potter, S. 315/393). Einer der von H. Schütze/K. Stein zitierten Titel ist übrigens falsch wiedergegeben: statt „Germanisches und Romanisches Feingefühl in der Musik“ muss es heissen „Germanisches und Romanisches Formgefühl in der Musik“ (s. Bundesarchiv Berlin-Akte R 4901/24251, Sig. 5744).
  • Dass die Erwähnung von Blumes Rotary-Mitgliedschaft von einflussreichen NS-Kulturpolitikern wie Herbert Gerigk durchaus als disqualifizierendes Negativum bewertet wurde, kann man bei Potter (S. 190) und bei Eva Weisweiler (1999, S. 26 f.) nachlesen. Es geht darüber hinaus auch aus der Berliner Bundesarchiv-Akte R 4901/24251 (Sig. 5760) hervor.
  • In folgender Publikation ist detailliert nachgewiesen, dass Blumes Berufung auf Scherings Lehrstuhl (nach Scherings Tod 1941) vom NS-Dozentenbund verhindert wurde: Burkhard Meinschein, „Der erste musikwissenschaftliche Lehrstuhl Deutschlands“, in: Rüdiger vom Bruch (Hrsg.), „Die Berliner Universität in der NS-Zeit, Bd. II“, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 2005, S. 166-169. Auch Potter hat sich ähnlich wie Meinschein geäußert, wenn auch weniger genau und etwas vage (vgl. Potter, S. 148).
  • Die in Custodis' Steinecke-Buch mit Hinweis auf Blumes Entnazifizierungsakte behauptete „UK-Stellung“ ist übrigens nicht durch die betreffende Akte belegt, was als weiteres Indiz für Custodis' Mangel an Genauigkeit und Redlichkeit gelten mag.

Es dürfte nun hinreichend klar geworden sein, dass der Blume-Artikel in der von Konrad Stein revidierten Fassung dringend korrekturbedürftig ist. Ich werde die notwendigen Verbesserungen in Bälde durchführen und dabei versuchen, eine möglichst ausgewogene und neutrale Fassung zu erreichen. -- M. Torp 02:53, 26. Mai 2011 (CEST)Beantworten

Allein gegen alle? Ohne Konsens wirst du nichts am Artikel ändern. Betr. der Entnazifizierungsakten: Diese bezeichnete man im Volksmund nicht ohne Grund als Persilscheine. --Gudrun Meyer (Disk.) 13:04, 26. Mai 2011 (CEST)Beantworten
Ich befinde mich im Konsens mit allen seriösen Musikwissenschaftlern, außer M. Custodis. Letzterem habe ich oben mehrere Fehler, Ungenauigkeiten und Fehlinterpretationen nachgewiesen (s. Akten im Bundesarchiv Berlin sowie im Landesarchiv Schleswig-Holstein). Wenn die Frage der Wahrheit durch Mehrheiten entschieden wird, bewegt man sich im Übrigen leicht außerhalb von Wissenschaftlichkeit und Objektivität. -- M. Torp 13:45, 26. Mai 2011 (CEST)Beantworten


Eine weitere Ungenauigkeiten von "H. Schütze" bzw. M. Custodis und K. Stein: Die Blume-Akten im Bundesarchiv Berlin belegen lediglich eine einmalige Hilfe durch die Dozentenbundleute Eggers und Fiedler, und zwar in Form einer schriftlichen Befürwortung des Antrags von Blume und des Dekans der Philosophischen Fakultät Kiel (Weinhandl) vom Anfang des Jahres 1938. "H. Schütze"/K. Stein suggerieren in ihren Artikelbearbeitungen hingegen, dass Eggers und Fiedler Blume von 1933 bis 1939 Blumes Förderanträge „jedes Jahr“ durch „lobende Stellungnahmen“ unterstützt hätten. Dies ist eine unhaltbare, weil nicht belegte Behauptung. Den Bundesarchiv-Unterlagen ist im Übrigen klar zu entnehmen, dass der NS-Dozentenbundführer Eggers sich in seinem Gutachten über Blume ganz auf seinen Stellvertreter Prof. Fiedler verließ. Denn Eggers schreibt in seiner Stellungnahme unter anderem: „Ich kenne ihn [Blume] kaum“. Auch befürwortet Eggers deutlich weniger Beihilfe für Blume als der Dekan der Philosoph. Fak., Weinhandl - nämlich nur 1600 RM (Weinhandl hatte dagegen 2020 RM gefordert).

Noch etwas: Ich habe kürzlich bei Dr. Albrecht Dümling per E-mail nachgefragt, ob er seine Blume entlastende Beurteilung von dessen Düsseldorfer Vortrag bzw. der entsprechenden Publikation auch noch nach der Veröffentlichung von M. Custodis (Saarbrücken 2010) aufrecht erhält. In einer E-mail hat Dümling mir am 4. 6. 2011 geantwortet: „Ich halte [...] an meinem Urteil über Blumes Düsseldorfer Vortrag fest. Trotz einiger Zugeständnisse an den damaligen Zeitgeist war es keineswegs eine Propaganda-Rede, sondern ein Plädoyer für Wissenschaftlichkeit, womit ein vorschneller Aktionismus verhindert werden sollte. [...] In den früheren Auflagen meines Ausstellungskatalogs hatte ich auf S. 107 nach dem Faksimile-Abdruck des Blume-Aufsatzes einen Bericht von Dr. Peter Seifert aus den "Düsseldorfer Nachrichten" vom 20. Mai 1938 abgedruckt. Dort heißt es: >Prof. Dr. Friedrich Blume ... zeigte in seinem Referat "Musik und Rasse" zunächst die Spannweite und Wegschwierigkieten dieses Themas auf, das als "übergreifendes" Angelegenheit ganzer Jahrzehnte und Generatonen sein wird.< Der Begriff "Wegschwierigkeiten" ist wohl deutlich genug. Mit besten Grüßen, Albrecht Dümling“ -- M. Torp 14:14, 10. Jun. 2011 (CEST)Beantworten

Zur neuerlichen Überarbeitung durch M. Torp[Quelltext bearbeiten]

Da Konrad Stein allem Anschein nach auf Urlaub ist, eine Antwort von mir: Hier wird nach wie vor versucht, Blumes Schrift Musik und Rasse, August 1938 zu verharmlosen. Joseph Wulf liefert in seinem Quellenbuch: Musik im Dritten Reich, Ullstein 1983, ISBN 3-548-33032-0, S. 347f, sowie S. 464f dieselben Ergebnisse für Blumes Rassismus wie M. Custodis. Nur als Beispiel, S. 464: „[...] ferner hielt er <=Blume> eine Reihe von Vorträgen über Rasse und Musik im Winter 1938/39 in der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft [...]“ Zusätzlich ein Auszug aus Blumes Vortrag Musik und Rasse, Wulf S.348 (Quelle: Die Musik, August 1938, S.736–737, Zitat daraus:)

„[...] So können sie sich nur an dem Rassengefühl ausrichten, das uns aus der Musik entgegenschlägt. In uns lebt eine Empfindungsweise, die uns das Urverwandte und Urartgemäße in den Werken unserer großen Meister unwillkürlich und durch eine Art instinktives Vermögen ahnen läßt. Hinter dem engeren und näheren «künstlerischen Erlebnis» leuchtet fern, geheimnisvoll und ahnungsschwer das «rassische Erlebnis» auf. An ihm sich auszurichten, muß als ein hohes Ziel empfunden werden, zu dem hinzuleiten eine musikalische Erziehung wohl fähig sein mag. Jedem deutschen Menschen, der zu hören vermag [...]“

Ferner in Bezug auf Wagners Ring des Nibelungen und Beethovens Neunte (Wulf S. 348, Zitat:)

„[...] Es fühlt sich warm umfangen vom Altvertrauten, das eben nicht nur deswegen altvertraut ist, weil diese «Art Musik» uns gewohnt ist, sondern weil in ihr etwas von Blut und Rasse unseres eigenen Wesens lebt. Das Musikwerk in einer solchen Tiefe zu erleben, ist ein hohes Ziel. [...]“

Auffallend ist ferner, dass Blume 1943 zu Vorträgen in Italien eingeladen wurde, nachzulesen bei Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker, S. 508,

1. April 1943:
Die Auslandsstelle für Musik verständigt das RMVP über die Planung für Mai-Juni, so Vorträge von Blume in Italien über "Die Entstehung der deutschen Nationalmusik" und "Germanisches und romanisches Formgefühl in der Musik" (Quelle: BA R 55/ 20596. Blatt 150).

Zusätzlich haben sich in die Neubearbeitung einige historische Fehler und POV-Wertungen eingeschlichen:

  1. „Festschrift zum 50. Geburtstag des Reichskanzlers (Hitler)“ Hitler war 1938 nicht nur Reichskanzler, sondern nannte sich seit dem Tod Hindenburgs 1934 und der Vereinigung des Reichspräsidentenamtes und des Kanzleramtes „Führer und Reichskanzler“. Die Widmung des Buches lautete: Deutsche Musikwissenschaft, in: Deutsche Wissenschaften. Arbeit und Aufgabe. Dem Führer und Reichskanzler zum 50. Geburtstag.
  2. POV: „dem als völkisch und antisemitisch geltenden Kampfbund für deutsche Kultur und später der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde an.“ Der Kampfbund galt nicht als völkisch und antisemitisch, sondern er war antisemitisch.
  3. weiterer POV: „Nach Kriegsende wurde Das Rasseproblem in der Musik von den stalinistischen Zensoren in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt, [...]“ In der WP werden Fakten dargestellt. Persönliche Einschätzungen haben nichts in einer Enzyklopädie zu suchen.

Vom unenzyklopädischen Aufbau der Überarbeitung ganz zu schweigen. Bevor du mit weiteren Persilscheinargumenten arbeitest, solltest du dich zumindest in Grundzügen mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftigen. Solange schlage ich vor, auf die Fassung von Konrad Stein zurückzugehen, die zumindest sachlich ist. Grüße von --Gudrun Meyer (Disk.) 17:24, 27. Jun. 2011 (CEST)Beantworten

Hallo Gudrun Meyer,
ich habe mich nicht nur mit der Geschichte des Nationalsozialismus im allgemeinen intensiv beschäftigt (insbesondere bezüglich der Musik) sondern auch mit allen in dieser Diskussion bisher erörterten Primär- und Sekundärquellen - darunter die Blume-Akte des Bundesarchivs Berlin, Blumes Entnazifizierungsakte, beide Auflagen seiner Schrift „Das Rasseproblem in der Musik“, sein Essay „Musik und Rasse“ (nachgedruckter Festvortrag seines Düsseldorfer Vortrags von 1938) und sein Beitrag zur Festschrift von 1939. Die von mir nach umfangreichen und gründlichen Quellenrecherchen erarbeitete Fassung des Wikipedia-Artikels "Friedrich Blume" vom 26. Juni ist mit Abstand die ausgewogenste und am besten mit Quellen belegte von allen bisherigen. Vom Stil her ist sie auch nicht weniger enzyklopädisch als die meisten Artikel angesehener Enzyklopädien wie New Grove oder MGG. Falls es Dir entgangen ist: ich habe auch die Blume belastenden Tatsachen und Zitate, auf die Konrad Stein so großen Wert gelegt hatte, nicht verschwiegen - so z. B. Blumes Förderung durch den NS-Dozentenbund in Kiel. Im Gegensatz zu Stein habe ich aber auch die (wissenschaftlich gut belegte) Tatsache erwähnt, dass Blumes Berufung auf den angesehensten MuWi-Lehrstuhl Deutschlands in Berlin 1941 von Berliner NS-Dozentenbund verhindert worden ist. Frage: Warum haben sowohl Custodis bzw. dessen Studenten als auch K. Stein diese in mehreren neueren Publikationen belegte Tatsache unterschlagen? Und warum haben sie die wichtigsten, weil typischten Stellen aus Blumes Schrift „Das Rasseproblem in der Musik“ nicht zitiert, dafür aber eine aus dem Zusammenhang gerissene Stelle, die Blume als konform mit der NS-Rassenlehre überführen soll? - Wenn man die ganze Schrift liest, kommt man zum selben Endergebnis wie Prieberg, Dümling, Probst-Effah und überhaupt fast alle seriösen Musikwissenschaftler. Wenn Du mir Schönfärberei vorwirfst, so musst Du Prieberg, Dümling & Co. schon dasselbe vorwerfen - was ja wohl reichlich absurd wäre. Bitte lies erstmal die zur Diskussion stehenden Primärquellen. Wenn Du Blumes "Das Rasseproblem" wirklich zur Gänze aufmerksam rezipiert hast, wirst auch Du verstehen, warum Prieberg schrieb, es sei eine „Tatsache, dass Blume die NS-Rassenlehre als unwissenschaftlich brandmarkte“. Was Wulf an Textbrocken aus dem Essay „Musik und Rasse“ vorstellt, ist in dieser Einseitigkeit irreführend. Denn Blume macht zuvor klar, dass die Wissenschaft noch keine gesicherte Kenntnis über den Zusammenhang von Musik und Rasse hat. In der Folge führt er aus, dass sich die musikalische Praxis oder Erziehung diesbezüglich also nicht auf die Wissenschaft stützen kann. Dann kommt das von Dir erwähnte Zitat: „So können sie [die Praktiker und Erzieher] sich nur an dem Rassegefühl ausrichten ...“ Das bedeutet im Klartext: da die Rasse-Kategorie hinsichtlich der Musik unwissenschaftlich ist, muss sich der Laie eben mit seinem - blossen und vagen - Gefühl begnügen. Hinsichtlich besonders populärer Meisterwerke deutscher Komponisten wie Bach, Beethoven oder Wagner spricht Blume von „einer Art >Heimatgefühl<“. Antisemitsche Sentenzen vermeidet Blume. Ja, er erwähnt sogar die „orientalischen Wurzeln“ des von ihm so geliebten und vehement verteidigten Gregorianischen Chorals - gemeint war die Herkunft dieser Musik aus dem synagogalen Gesang, der für seriöse Wissenschaftler wie Blume eine selbstverständliche Tatsache war.
Hier komme ich zum nächsten Punkt: Es gibt keinen einzigen Beleg dafür, dass Blume Antisemit gewesen wäre. Viele Indizien sprechen vielmehr dafür, dass er frei von jeglichem Antisemitismus war (z. B: ein Brief Blumes an den im Londoner Exil lebenden Alfred Einstein vom 22. September 1934, der mir vorliegt). Angesichts dessen ist die Hinzufügung des Adjektivs „antisemitisch“ beim KfdK - zumindest im Fall des Blume-Wikipediartikels - irreführend, mehr noch: dies stellt eine versteckte Wertung dar, um Blume vorschnell zu diskreditieren. Dabei ist auch mir wohl bewußt, dass die Initiatoren und Leiter des KfdK Antisemiten waren. Doch es ist keineswegs belegt, dass dies auch für alle anderen Mitglieder des KfdK zugetroffen hätte. Die KfdK-Organisatoren bemühten sich nach Kräften um angesehene Mitglieder wie Blume, wobei sie eine lange Zeit hindurch nach außen hin sowohl die Partei-Bindung des KfdK geheimhielten als auch dessen antisemitische Grundierung verschwiegen. Dies beweist allein schon der Fall Léon Jessel. Dieser - nach Nazi-Terminologie - „volljüdische“ Komponist, stellte noch nach der „Machtergreifung“ im Frühjahr 1933 einen Antrag auf Mitgliedschaft im KfdK! (vgl. Albrecht Dümling: Léon Jessel. Der Komponist des "Schwarzwaldmädels", Düsseldorf 1992, S. 98 f.; sowie Friedrich Geiger: Musik in zwei Diktaturen. Verfolgung von Komponisten unter Hitler und Stalin, Kassel 2004, S. 232). Fazit: das Adjektiv "antisemitisch" gehört nicht in den Blume-Artikel; wer nicht weiß, was der KfdK ist, braucht nur auf den entsprechenden Link im Artikel zu klicken und kann sich dann in dem KfdK-Artikel genauer informieren.
Weiters: Dass die Auslandsstelle für Musik am 1. April 1943 das RMVP von der Planung zweier Blume-Vorträge unterrichtet, sagt wenig - weder, ob daraufhin etwa Einwände vom RMVP gekommen sind, noch, welchen Inhalts Blumes Vorträge waren. Einige Titel von Blumes Reden und Schriften aus der NS-Zeit können heutige Leser, die nicht viel über Blume wissen, leicht zu voreiligen und falschen Schlüssen verleiten. Dies zeigt ja schon sein Buch „Das Rasseproblem in der Musik“, das eben keine rassistische Propagandaschrift ist (wie der Titel zunächst vermuten lässt), sondern vielmehr eine Publikation, in der Blume „die NS-Rassenlehre als unwissenschaftlich brandmarkte“ (Prieberg) und die dennoch 1939 und dann sogar noch einmal 1944 in 2. Auflage in Nazi-Deutschland gedruckt wurde. Ein anderes Beispiel: Pamela Potter zitiert in ihrem Buch „Die deutscheste der Künste“ (Stuttgart 2000, S. 393) ausführlich aus einer Rezension des britischen Musikologen Richard Freymann, der 1947 in Music and Letters 28 Blumes Essay „Wesen und Werden deutscher Musik“ von 1944 besprochen hat. Freymann schrieb u. a.: 'Already in 1938 Mr. Ernest Newman, in an article on Blume's study >Musik und Rasse< drew our attention to >one of the leading German musical scholars [...] He indulges in none of the two customary dithyrambs over Germanic and Nordic music.< This noble and daring attempt of Blume's to replace the race nonsense of the Nazis by a sober scientific analysis of the facts was followed by the lecture >Wesen und Werden deutscher Musik<, which he was asked to deliver by order of the higher authorities in 1944 as part of a series of public lectures on >Die Kunst des Reiches<. Blume, aware both of the support of his anti-Nazi friends and also of possible serious consequences for himself attendend on his adherance to strictly scientific principles, decided to use this opportunity to aim a blow at the official Nazi music propaganda. He could not, of course, in 1944, in a public lecture attended by high Nazi officials, freely say what he really meant. He had to camouflage the true meaning of his words with a certian amount of current phraseology.“
Und schließlich: dass Blumes Schrift „Das Rasseproblem in der Musik“ nach Kriegsende in der sowjetischen Besatzungszone von stalinistischen Zensoren auf den Index gesetzt wurde, ist kein POV meinerseits, sondern eine Tatsache. Die SBZ war zur damaligen Zeit nunmal stalinistisch. Es zeugt von Geschichtsvergessenheit, anzunehmen, ein Nicht-Stalinist wäre in der SBZ damals mit soetwas wie offizieller Buch-Zensur betraut worden. Da dies aber so selbstverständlich ist, kann es von mir aus auch wieder aus dem Artikel gestrichen werden. Auch kannst Du meinethalben gerne den „Führer“-Titel bei der Festschrift von 1939 ergänzen. Eine pauschale Revertierung meiner Artikelfassung wäre indes Vandalismus - ich denke, dass weisst Du selber. -- M. Torp 00:37, 29. Jun. 2011 (CEST)Beantworten
Lieber M. Torp, Gratulation zu deiner Jahresbestleistung: 8201 Bytes! In deinen Beiträgen fällt immer wieder auf, wie du die Vergangenheit Blumes in der Zeit des Nationalsozialismus zu beschönigen versuchst. Du erwähnst zwar, dass Blume einen Beitrag in der FS zum 50. Geburtstag Hitlers schreiben durfte. Schon allein diese Tatsache würde ausreichen, Blume in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken. Es kommt hinzu, dass Blume 1939 zusammen mit Dr. Marius Schneider, Heinrich Besseler, Arnold Schering, Max Schneider und Georg Schünemann einer Gutachter-Kommission zur Prämierung von Dissertationen anlässlich von Hitlers Geburtstag angehörte. (Nachzulesen bei Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker, S. 3865.)
Die weitere Entwicklung zeigt, dass fast alle seine Freunde aus dem NS-Lager kamen, an der Spitze Herbert Gerigk. Gerigk ging sogar so weit, neben Friedrich Blume folgende Personen als Hauptmitarbeiter für ein geplantes Musiklexikon im Rahmen der Hohen Schule der NSDAP vorzuschlagen: Werner Danckert, Erich Schenk, Rudolf Gerber, Helmuth Osthoff, Erich Schumann, Wolfgang Boetticher und Rudolf Sonner. Helmuth Osthoff sagte Mitte August 1939 zu. (Nachzulesen bei Prieberg, S. 1997 mit genauer Quellenangabe)
Erst nachdem sich dieses Projekt zerschlagen hatte, plante Blume ein eigenes Lexikon. Anschließend diffamierte Gerigk Blume 1944 als Rotary-Anhänger. (Prieberg Handbuch S. S. 2040, Zitat:)
5. Juni 1944:
In einem Gutachten über F. Blume für das Hauptamt Wissenschaft rügt Gerigk die in manchem kirchliche Gebundenheit von dessen Arbeiten und Blumes Beitritt 1934 zum Rotary-Club 1934 (Quelle: BA NS 15/ 74).
Blume verhinderte später, dass Gerigk in der MGG schreiben durfte. Stattdessen durften aber seine Freunde, wie Wolfgang Boetticher und Helmuth Osthoff in der MGG Selbstdarstellungen schreiben, in denen sie ihre NS-Vergangenheit unterschlugen. Du fragst dich natürlich, woher ich diese Informationen habe. Es gibt außer Joseph Wulf einen weiteren Blume-Kritiker namens Willem de Vries. In seinem Buch wird zwar vieles falsch dargestellt, aber die oben genannten Fakten werden durch Prieberg bestätigt.
Ich muss dich daher erneut bitten, genauer zu recherchieren und POV-Wertungen (siehe mein Beitrag oben) zu unterlassen. An dem Artikel werde ich nichts ändern und auch nicht deine Tippfehler korrigieren, solange du weiterhin als „Geisterfahrer“ gegen den Konsens editierst. --Gudrun Meyer (Disk.) 13:52, 30. Jun. 2011 (CEST)Beantworten

Liebe Gudrun Meyer: Dein wikipedianischer Bienenfleiss in allen Ehren, aber: die Quantität von Geschriebenem sagt noch nichts über die Güte eines Autors bzw. die Qualität seiner Beiträge aus. Sonst wäre ja etwa der „sparsame“ Webern schon deswegen ein viel schlechterer und unbedeutenderer Komponist als beispielweise der Vielschreiber Hindemith, weil er wesentlich weniger Noten geschrieben hat ...

Was die Festschrift von 1939 angeht, so wurden dafür die damals angesehendsten Vertreter der deutschen Wissenschaft beauftragt, einen Rechenschaftsbericht für ihr Fach zu schreiben. Wissenschaftliche Kompetenz rangierte hier vor politischer Profilierung. Blume war bekanntlich nicht Parteimitglied und zudem - laut Gestapo-Gutachten - „kirchlich gebunden“ sowie zusätzlich als Rotarier politisch-ideologisch suspekt (s. Weissweiler 1999, S. 26 und Prieberg-Handbuch 2004, S. 2040). Dass er in der MuWi-Kollegenschaft allerhöchstes Ansehen als Wissenschaftler besaß, zeigte etwas später auch seine Nominierung zum Nachfolger Scherings auf den ersten MuWi-Lehrstuhl Deutschlands durch die Berufungskommission (Professoren der Berliner Universität). Dass Blume jedoch in Nazi-Kreisen viele Gegner hatte, wurde dann z. B. daran evident, dass der NS-Dozentbund Berlin ebendiese Berufung verhinderte. Auch Gerigks Ablehnung Blumes ist dokumentiert (vgl. etwa Prieberg-Handbuch, S. 2040). Die Festschrift aus Anlass von Hitlers 50. Geburtstag wurde übrigens von Bernhard Rust herausgegeben, der von Goebbels und Rosenberg verachtet wurde, und der den von Goebbels als „Atonalist“ verabscheuten und auf der Ausstellung „Entartete Musik“ angeprangerten Hermann Reutter zum Rektor der Frankfurter Musikhochschule machte. Zur Gutachter-Kommission bei der Prämierung von Dissertationen anlässlich von Hitlers Geburtstag 1939: auch hier sind wieder die prominentesten und angesehensten Musikwissenschafts-Professoren des damaligen Deutschlands versammelt, darunter auch Nicht-Nazis wie Marius Schneider (den Gerigk als „streng-gläubigen Katholiken“ ablehnte, s. Weissweiler 1999, S. 25) oder Georg Schünemann (laut Gerigk „Anhänger einer marxistisch-liberalistischen Denkart“, s. Weissweiler 1999, S. 27).

Deine Behauptung, „dass fast alle seine [Blumes] Freunde aus dem NS-Lager kamen, an der Spitze Herbert Gerigk“, ist vollkommen absurd und durch nichts belegt. Das Gegenteil war der Fall, wie u. a. Richard Freymann 1947 bezeugt hat (s. o. das Freymann-Zitat aus Potters Buch, am Schluss meines Disk.-Beitrags vom 29. Juni '11). Laut Willem de Vries soll Gerigk bei der Konzipierung seines Musiklexikons zwar anfänglich auch an Blume als Mitarbeiter gedacht haben (und zwar als Autor eines Artikels über Evangelische Kirchenmusik - ein Gebiet, auf dem Blume damals unbestritten die Nr. 1 war); doch ist bekannt, dass Blume von allen renommierten Musikwissenschaftlern Deutschlands am Ende praktisch der einzige war, den Gerigk eben gerade nicht mit ins Boot holte, als sich das Projekt konkretisierte (s. etwa bei Weissweiler 1999, S. 50, mit Bezug auf de Vries). -- M. Torp 14:55, 2. Jul. 2011 (CEST)Beantworten

Custodis zu Blumes NS-Engagement[Quelltext bearbeiten]

Helmut Mauró, Charakterlich geprüft und doch ein Hetzer, in: Süddeutsche Zeitung, 9.5.2012:

  • "... der Wikipedia-Artikel über Blume versucht eine ausführliche Reinwaschung. Blume war zwar nie NSDAP-Mitglied, dafür aber engagierte er sich schon früh im NS-Kampfbund für deutsche Kultur [ist in den Artikel aufgenommen, wenngleich ohne Attribuierung "völkisch"/"rassistisch/"ns-geführt"] und war, so Custodis, aufgrund seiner offensichtlichen Gesinnung nicht darauf angewiesen, mit dem Parteibuch Karriere zu machen."
  • "... verfügte ... seit 1933 bis weit nach Kriegsende ... über eine Machtstellung, die ihm entscheidenden Einfluss bei der Ernennung von Professoren und Funktionärsposten ermöglichte."
  • Zur Entnazifizierungsakte von 1947: "Vorsitzender in Blumes Spruchkammerverfahren war der Kieler Universitätsrektor Hermann von Mangoldt, der seit 1943 Direktor für internationales Recht war, 1945 bis 1946 Dekan der juristischen Fakultät, einem 'fanatischen Befürworter der Rassegesetze' [Michael Custodis]. Nach dem Krieg wurde er CDU-Innenminister von Schleswig-Holstein und Kommentator des Grundgesetzes der Bundesrepublik. Diese Hintergründe machten Custodis stutzig, ebenso die Tatsache, dass Blumes Nazi-Vergangenheit in all den Jahrzehnten nie wieder angetastet wurde. Viele Wissenschaftler, glaubt Custodis, hatten Blume einfach zu viel zu verdanken, als dass sie ihn hätten bloßstellen können. Das galt selbst für exilierte Kollegen, die nach dem Krieg nur mühsam wieder Fuß fassten. Custodis fand sogar Beispiele dafür, dass kritische Kollegen in den fünfziger Jahrenvom Professor zum Musiklehrer degradiert wurden."
  • "Blume wiederum hatte seine steile Karriere während des Dritten Reiches dem NS-Regierungsrat Hermann-Walther Frey zu verdanken, dessen Akte Custodis in Paris einsah. Frey wurde in seinem Entnazifizierungsverfahren von Hans Filbinger anwaltlich vertreten, jenem Nazi-Juristen, der noch in den letzten Kriegstagen wegen geringer nVergehen Todesurteile verhängte. Filbinger setzte sich durch, die Aussage des Freiburger Erzbischofs half dabei. Frey hatte Friedrich Blume fortwährend unterstützt, ermöglichte ihm Studienreisen noch bis Kriegsende, sodass man sogar davon ausgehen kann, dass Blumes Forschungen als kriegswwichtig eingestuft worden waren. Was Michael Custodis nicht wundert, wenn er Blumes Schriften aus dieser Zeit ins Auge fasst. Insbesondere Blumes Vortrag 'Das Rassenproblem in der Musik' könne man nicht weiter als harmlose Anbiederung an den NS-Staat sehen ..."

Mauró bezieht sich auf einen Aufsatz des auch im WP-Artikel genannten Musikwisschaftlers Michael Custodis in der Zeitschrift Die Musikforschung der Gesellschaft für Musikforschung. siehe im Übrigen auch: http://www.dradio.de/kulturnachrichten/201205091000/1, http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1660234/, http://www.nmz.de/artikel/eine-neue-forschergeneration-stellt-fragen .

Man muss vielleicht einmal daran erinnern, dass es Rassisten, Antisemiten, Demokratieverächter, Chauvinisten, Militärverherrlicher etc.pp. nicht nur in der NSDAP gab, deren Machtübernahme ohne solche Bündnispartner in Gesellschaft (besonders deren Mitte) und Politik nie möglich gewesen wäre.--91.54.34.62 10:59, 10. Mai 2012 (CEST)Beantworten


Im Anschluss an einige Theoriebildungsversuche des Wikipedianers Torp in seiner Auseinandersetzung mit Michael Custodis weiter oben:
  • Archivalien im Bundesarchiv (oder sonstwo): sind als Arbeitsgrundlage hier ungeeignet. Das überlassen wir der Wissenschaft, von der wir dann abschreiben. Das ist schon schwer genug. Siehe auch die Stichworte TF und original research im Regelwerk.
  • Ausdeutungen der Literatur: überlassen wir der Wissenschaft, von der wir dann abschreiben. Das ist schon schwer genug. Siehe auch die Stichworte TF und original research im Regelwerk.
  • Bitte allfällige Kritik auf der Diskussionsseite mit Kompetenz unterfüttern (Rassebegriff, "völkisch", "deutsche" resp. "germanische Musik", Rechtsextremismus jenseits organisatorischer Bindungen an die NSDAP" und manches mehr).
  • Zu den Einwürfen ist leider zu sagen, was für einen nicht geringen Teil der den NS berührenden Personenartikel gilt, egal ob es um Musiker, Schriftsteller oder Jagdflieger geht: dort werden die bagatellisierenden und exkulpierenden Sichtweisen der 1950er Jahre eingebracht, was kein gutes Licht auf die WP wirft und sie als Vermittlerin zeitgeschichtlichen Wissens diskreditiert.--217.92.30.244 17:41, 10. Mai 2012 (CEST)Beantworten

Änderungswunsch: ISBN der MGG - Friedrich Blume Herausgeber[Quelltext bearbeiten]

Die ISBN 3476410226 kennzeichnet die 2. Auflage der MGG. Herausgeber der 2. Auflage ist aber Ludwig Finscher gewesen. Friedrich Blume dagegen der Herausgeber der 1. Auflage: Die Musik in Geschichte und Gegenwart im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek . --Silvio Ludwig (Diskussion) 21:28, 19. Jul. 2015 (CEST)Beantworten

Anfrage zum Abschnitt Herausgeberschaft[Quelltext bearbeiten]

Im Punkt MGG ist die Herausgabe: Band 1: 1949 bis 1968; angeführt. Ist eventuell die 1. Auflage (1949 - 1986); damit gemeint? Band 1 erschien bereits 1951. Siehe dazu: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek; --Silvio Ludwig (Diskussion) 07:18, 21. Jul. 2015 (CEST)Beantworten

Gemeint war wohl tatsächlich Bd. 1, jetzt analog dem WP-Artikel auf „Band 1–14“ korrigiert. lt. Angabe in der DNB [2] müsste man sonst jeden Band einzeln aufführen. --Gudrun Meyer (Disk.) 08:35, 21. Jul. 2015 (CEST)Beantworten
Die Frage ergab sich aufgrund der Überschrift des Abschnitts Herausgeberschaft. Als Herausgeber der MGG (1. Ausgabe) wird im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Friedrich Blume genannt.--Silvio Ludwig (Diskussion) 08:56, 21. Jul. 2015 (CEST)Beantworten