Diskussion:Gewissenskonflikt

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Letzter Kommentar: vor 10 Jahren von 217.229.23.104 in Abschnitt S.T, a.s.A.
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Mit diesem Artikel wurde 2014 ein Wunsch im Rahmen des Wikipedia-Spiels „Drei Wünsche frei“ erfüllt.
Der Artikel „Gewissenskonflikt“ wurde im März 2014 für die Präsentation auf der Wikipedia-Hauptseite in der Rubrik „Schon gewusst?vorgeschlagen. Die Diskussion ist hier archiviert. So lautete der Teaser auf der damaligen Hauptseite vom 9.04.2014; die Abrufstatistik zeigt die täglichen Abrufzahlen dieses Artikels.

S.T, a.s.A.[Quelltext bearbeiten]

Schwieriges Thema, aber schöner Artikel.

Aber fehlt nicht noch der "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust"-Aspekt? Auch das "persönliche Wollen" und das "persönliche Sollen" im täglichen Leben - von der zweiten Ritter-Sport-Schokolade über das an der Supermarktkasse zuviel zurückgegebene Wechselgeld bis zur Nachbarin, die Morgengymnastik am offenen Fenster macht - führen im Minutentakt zu Gewissenskonflikten... GEEZER… nil nisi bene 08:30, 9. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
hm. Ich habe ein wenig Bauchschmerzen bei dem Artikel: "Er kann auch Folge eines ethischen Dilemmas sein," -warum "auch"? Meinereiner würde ja behaupten, dass ein Gewissenskonflikt _immer_ ein ethisches Dilemma darstellt, mithin exakt das gleiche ist; eigentlich ein Fall für WP:MFE. --Janneman (Diskussion) 15:43, 9. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
Hallo, heißt es im zweiten Abschnitt zwei Zeilen vor vor "Gewissenskonflikte in der Literatur" wirklich "Mythiker"? Wenn ja, dann klafft in mir wohl eine BildungsLücke. --Daily-Delight (Diskussion) 17:22, 9. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

Guten Abend,

ich habe eigentlich im Moment nicht die Zeit, nicht die Kraft und nicht den Wunsch, mich hier zu äußern, zeichne und fühle mich aber verantwortlich für diesen Artikel, deshalb möchte ich zu den genannten Punkten noch manches anmerken:

@Grey Geezer: Der Artikel ist in der jetzigen Form sicher nicht vollständig. Ich würde es begrüßen, wenn er von kundigen Menschen erweitert und ergänzt werden könnte, ich sehe mich dazu jedoch aktuell nicht in der Lage. Vielleicht kann ich aber noch einige Denkanstöße mitgeben; ich danke Dir auch für das freundliche Lob.

@Janneman: Ich stimme zu, dass der semantische Unterschied zwischen einem Gewissenskonflikt und einem ethischen Dilemma vielleicht nicht gleich offensichtlich ist und wohl auch in diesem Artikel noch näher herausgearbeitet werden kann. Ich halte die beiden Begriffe jedoch mitnichten für deckungsgleich oder, wie Du es ausdrückst, für „exakt das gleiche“. Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal ist der Begriff des Gewissenkonfliktes sehr viel umfassender, der des ethischen Dilemmas ist – so wie der der Pflichtenkollision – auf ganz bestimmte Kontexte beschränkt, beide kommen außerhalb philosophischer oder juristischer Diskurse nur selten vor. Der Begriff Gewissenskonflikt ist tendenziell auch mehrdeutiger, weil er einerseits einen Widerstreit unterschiedlicher Normen, gleichwertiger Gewissensgründe bezeichnet, aber auch zwischen dem inneren Gewissen und dem äußeren Zwang. Beides, vor allem letzteres, muss nicht zwingend einem ethisch Richtigen entsprechen. Auch das, was das Gewissen einem Menschen subjektiv als moralisch geboten vorgibt, ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit dem, was ethisch richtig wäre, es sei denn, man vertritt einen streng intuitionistischen Standpunkt. Eine Gleichsetzung des Begriffs Gewissenskonflikt mit dem des ethischen Dilemmas verstieße also im Grunde gegen den Neutralitätsanspruch, weil er einer bestimmten philosophischen Strömung einen Vorrang vor anderen gäbe.

Kurzzeitig war ich auch versucht, als weiteres literarisches Beispiel auf Werfels Eine blaßblaue Frauenschrift zu verweisen. Das hätte jedoch mit Sicherheit näherer Erläuterungen bedurft, eben weil der Protagonist darin letztlich keinen Konflikt zwischen gleichrangigen Wertmaßstäben ausficht und sich zusätzlich letztlich klar gegen sein Gewissen entscheidet. Das ist ein Gewissenskonflikt, aber es ist kein ethisches Dilemma. Es ist keine Entscheidung zwischen ethisch richtig und ethisch richtig, sondern zwischen ethisch richtig und sozial opportun (und letztlich sicher ethisch falsch). Es kann aber, und hier komme ich nochmal darauf zurück, was ich oben schrieb, noch „schlimmer“ kommen; dass nämlich das, was das Gewissen selbst einem Menschen aufträgt, entgegen intuitionistischer Wunschvorstellungen ethisch falsch ist. Norbert Hoerster – dem man nicht zustimmen muss, aber kann – etwa schreibt in seinem Band Ethik und Interesse:

„Es gibt […] Fälle, in denen wir bei näherem Nachdenken keineswegs der Auffassung sind, Maßstab der Moral sei das Gewissen. Denn in diesen Fällen finden wir das, was das Gewissen einem Menschen diktiert, moralisch falsch und durchaus nicht vernünftig. Man denke etwa an die Verfolgungsaktionen gegen Andersdenkende durch ideologische oder religiöse Fanatiker.
Vielleicht wird an diesem Punkt jemand entgegnen: Diese Menschen handeln ja gar nicht nach ihrem Gewissen; sie tun das, obschon sie im Grunde wissen, dass es moralisch falsch ist. Diese Entgegnung ist jedoch – als generelle Aussage über moralisches Fehlverhalten – unzutreffend. Sie unterschätzt stark die gewissensbildende Bedeutung bestimmter weltanschaulicher, insbesondere ideologischer oder religiöser Faktoren.
Sicher gibt es Fälle, in denen etwa Nationalsozialisten, Kommunisten oder religiöse Fundamentalisten gegen ihre bessere Einsicht – etwa aus Furcht vor Sanktionen oder aus Opportunismus – Verbrechen begehen. Ebenso sicher gibt es aber auch zahlreiche solcher Verbrechen, bei denen die Täter vollkommen von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugt sind, also durchaus, ja gerade ihrem Gewissen folgen. Und zwar ist das immer dann der Fall, wenn sie sich die die betreffende Weltanschauung Teil ihres Gewissens geworden sind.
So waren zum Beispiel einige der führenden Nationalsozialisten ideologisch derart verblendet, dass ihre Taten mit ihrem Gewissen voll in Einklang standen. Dies trifft etwa auf einen der Hauptverantwortlichen für die Judenvernichtung, Heinrich Himmler, zu. Einige seiner Reden aus den frühen vierziger Jahren zeigen, dass Himmler das Grauenhafte der Konzentrations- und Arbeitslager zwar als Selbstzweck ablehnte, dass er sich und seine Helfer jedoch zur Durchführung der Vernichtungsaktionen zur Bewahrung und Förderung des »nordischen Blutes« moralisch für verpflichtet hielt. […]“

Norbert Hoerster, Ethik und Interesse. Reclam 2003, S. 10 f.

Ich könnte das jetzt noch näher ausführen, will es aber dabei bewenden lassen. Ich werde auch nicht weiter protestieren, sollten neben Dir noch andere zu der Auffassung gelangen, hier läge begriffliche Redundanz vor, und entsprechend handeln; gesagt haben wollte ich dies zuvor aber doch.

@Daily-Delight: „Mythiker“ ist in der Tat der an der zitierten Stelle zu findende Begriff (und meines Erachtens dort auch passend).

Gruß,

-- Muruj (Diskussion) 22:06, 9. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

huho. Bin weder ausgebildeter Philosoph noch Jurist noch Theologe, aber dann frage ich mich dennoch, wer denn nu für Gewissenskonflikte zuständig ist, wenn nicht Philosophen noch Juristen noch Theologen...mag aber auch sein, dass in den genannten Disziplinen Unterscheidungen gemacht werden. Ich hab mich vorletztes Jahr mal (wg. Roger Malvin’s Burial) mal etwas eingehender mit der Kasuistik eines en:Jeremy Taylor beschäftigt (Ductor Dubitantium), der der englischen Sprache die Wendung case of conscience geschenkt hat; zwischenzeitlich kam ich damals auf die Idee, dass "Gewissenskonflikt" eine Lehnübertragung davon sein mag. Vielleicht auch nicht, müsste man mal im HWPh nachschlagen, jedenfalls ist es bei solchen, ähem, „biegsamen“ Lemmata imho keine schlechte Idee, das ganze erstmal begriffsgeschichtlich aufzuziehen. --Janneman (Diskussion) 22:37, 9. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
Vor 1900 gab es weniger/kaum Gewissenskonflikte. Interessant die Peaks..! GEEZER… nil nisi bene 09:09, 10. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
Guten Morgen Janneman, Grey Geezer,
richtig – und interessanterweise wird der Gewissenskonflikt auch im Grimmschen Wörterbuch noch nicht geführt; die haben dafür noch so schöne Wörter wie Gewissenskampf (seit dem 17. Jahrhundert vereinzelt bezeugt), -pressur, -prüfung, -qual, -pein, -stachel, -fall und -frage, Gemüts-, Herzens- und Gewissenswunden. Ich wüsste allerdings nicht, dass die Geschichte dieses Begriffs irgendwo schon einmal aufgearbeitet worden wäre, insofern halte ich es für schwierig, hier dazu etwas Handfestes niederzuschreiben. Interessant auch, was der Artikel zum übergeordneten Begriff Konflikt liefert (selbst ja auch ein Wort, das erst seit dem 19. Jahrhundert so richtig in Mode gekommen ist):
Ein Konflikt kann entstehen:
* innerhalb einer Person (intrapersonaler Konflikt) (z. B. Gewissensbisse)
* zwischen zwei Personen, Gruppen oder Staaten (interpersonaler Konflikt)
Gewissensbisse wiederum ist aktuell eine Weiterleitung auf Gewissen und seinerseits ein Wort, das im Grimmschen Wörterbuch bereits geführt ist, sich aber offenbar auch erst „in der neueren Zeit“ einer gewissen Beliebtheit erfreut:
gewissensbiss, m. , nach lateinischer vorlage gebildet und in buchungen (Stieler) früher als im litterarischen gebrauch belegt, erreicht eine reichere verbreitung erst in der neueren zeit (19. jahrh.). wo entsprechende lateinische wendungen im deutschen wiedergegeben wurden, war anfangs das verbum nagen in der verbindung mit gewissen bevorzugt, so dasz es auch für lat. mordere eintrat, vgl. noch nagende gewissen. [1]
Nochmal kurz zum Thema Redundanz: Selbstverständlich sind es – unter anderem – die Rechtswissenschaft, die Philosophie und die Theologie, die sich damit befassen. Ethisches Dilemma ist aber im Unterschied zum Gewissenskonflikt meines Erachtens, wie ich versuchte zu verdeutlichen, nur in einem Teilbereich gebraucht, nahezu ausschließlich im philosophischen Diskurs, und wäre da zudem nur unter intuitionistischen Standpunkten näherungsweise gleichbedeutend mit dem Gewissenskonflikt. Eine Darstellung der zahlreichen anderen Dimensionen des Begriffs Gewissenskonflikt wäre unter dem Lemma Ethisches Dilemma daher aus meiner Sicht fehl am Platz.
Gruß,
-- Muruj (Diskussion) 10:05, 10. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
P.S.: Das von Janneman angesprochene Historische Wörterbuch der Philosophie verweist unter Gewissenskonflikt bemerkenswerterweise nicht auf Ethisches Dilemma, sondern auf Pflichtenkollision.

Der Abschnitt, der mit dem Wort 'Kulturanthropologisch' beginnt, ist in meinen Augen in der jetzigen Form Unsinn. Schon sprachlich ist er auf Grund des unvermittelten Wechsels in die indirekte Rede misslungen. Auch die Benutzung des bestimmten Artikels (' ... lässt sich der Gewissenskonflikt...') halte ich für falsch. Es gibt doch mehr als eine Instanz von Gewissenskonflikten. Und dass alle Gewissenskonflikte durch den Konflikt eines rückwärtsgewandten und eines progressiven Wertesystems entstehen, kann ich auch nicht glauben. (nicht signierter Beitrag von 79.255.100.81 (Diskussion) 01:18, 10. Apr. 2014 (CEST))Beantworten

Liebe IP,
wenn Du den Abschnitt sprachlich für misslungen hältst, dann korrigiere ihn, wenn Du ihn inhaltlich für misslungen hältst, dann streiche ihn. Sei mutig!
Gruß,
-- Muruj (Diskussion) 10:05, 10. Apr. 2014 (CEST)Beantworten

Dann war ich mal mutig und habe gelöscht. (nicht signierter Beitrag von 217.229.23.104 (Diskussion) 22:58, 12. Apr. 2014 (CEST))Beantworten