Diskussion:Hütteldorf

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In dieser Form als Artikel ungeeignet, wurde von einer IP anstatt dem bestehenden Artikel eingestellt. --h-stt !? 15:40, 14. Okt. 2006 (CEST)Beantworten

DIE GESCHICHTE VON HÜTTELDORF[Quelltext bearbeiten]

VON CHRISTIAN ROITNER


Hütteldorf

Das Dorf von der Steinzeit bis zu den Römern

Schaut man sich heute die geografische Lage von Hütteldorf an, so ist es kein Wunder, dass es hier schon vor Jahrtausenden eine Siedlung gab. Die Siedlungsgeschichte reicht bis in die Jungsteinzeit zurück, lang vor der ersten offiziellen Erwähnung dieses Dorfes. In der Jungsteinzeit hat es bereits die ersten Besiedelungen am Satzberg, hoch über dem Wiental gegeben. Tatsächlich ist der Wienerwald natürlich ein weit älterer Siedlungsraum, und zwar, zumindest an seinen Rändern, seit der Altsteinzeit. Allein in Penzing gab es folgende drei Bodenfunde aus der Jungsteinzeit, die im Jahre 1002n. Chr. allesamt schon eine halbe Ewigkeit zuvor über Menschenhand in die Erde unseres Wienerwaldbezirkes geraten waren:

Eine jungsteinzeitliche Lochaxt im Rosental (welche auf die ersten Bewohner von Hütteldorf aufmerksam macht), eine weitere am Abhang des Bierhäuselberges und ein keltisch-illyrisches Hügelgrab der ansässigen Bevölkerung nahe der Jägerwaldsiedlung in Hütteldorf.

Die Entwicklung Hütteldorfs ist vor allem von der Römerzeit sehr geprägt.

Denn im Lainzer Tiergarten, in der Nähe des Nikolaitores gibt es Hinweise auf eine Siedlungstätigkeit in der Römerzeit.

Bei archäologischen Untersuchungen auf der Nikolaiwiese wurden viele Keramikbruchstücke des 2. Jahrhunderts n.Chr. und des späten 11.bis 13. Jahrhunderts gefunden.

Etwas oberhalb dieser Wiese, am Abhang des Nikolaiberges erhebt sich die spätromanische Nikolaikapelle.

Anschüttungen unter der Kapelle und die Reste eines Wall-Grabensystems vor allem an ihrer Nordseite deuten auf eine einstige Hausbergartige Anlage hin.

Als Hausberg bezeichnete man einen befestigten kleinen Adelssitz. Kirche auf einer künstlich aufgeschütteten Erhöhung. Er kann aus einem festen Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden bestehen.

Von den profanen Gebäuden hat sich keines erhalten, aber die Keramikbruchstücke (Geschirr, Kacheln) des 12. bis 16. Jahrhunderts, Tierknochen und Metallobjekte die in der und um die Nikolaikapelle gefunden wurden belegen eine Besiedelung.

Im Bereich der heutigen Nikolaikapelle könnte es eine römische Überwachungsfestung gegeben haben. Wir müssen bedenken, dass die Stelle wo diese Festung gewesen sein könnte, geografisch gesehen die engste Stelle des Wientales gewesen ist (Enge zwischen Wolfersberg und Nikolaiberg) und daher vielleicht Zölle usw. eingetrieben worden sind.

Der Wienfluss war an dieser Stelle am gefährlichsten und man ließ eine Kapelle zu Ehren des Wasserpatrons Nikolaus errichten.

Im Bereich des heutigen Bahnhofes lag eine „Veste“, das ist eine mit Erdwallen geschützte Wehranlage. Denn sowohl der Flötzersteig als auch die Linzerstraße (Fund beim Gasthof Prilisauer) zeigen, dass Hütteldorf schon damals ein Durchzugsort gewesen ist.

Die Römer beeinflussten auch Wiens Weintradition und Hütteldorf könnte bereits zur Römerzeit ein Weinort gewesen sein.

Im Wiener Raum wurde bereits um 750 v. Chr. Wein angebaut, die Kelten um 400 v.Chr. führten die Weinbautradition fort.

Im 1. Jhdt. n. Chr. erließ Kaiser Domitian zum Schutz der römischen Weine vor Billigimporten aus den Provinzen für diese ein „Aussetzverbot“. Kaiser Probus hob dieses Ende des 3. Jhdts wieder auf, der Weinbau erfuhr einen Aufschwung und Weingärten wurden auch an der Südseite des Satzberges – mitten im Wienerwald – angelegt.



HÜTTELDORF IN DER FRÜHZEIT UND IM HOCHMITTELALTER


Im Rosental und Haltertal gelegen und von hohen Wienerwaldbergen abgeschirmt hat sich auch die Entwicklung von Hütteldorf nach der Römerzeit weiterentwickelt.

Ursprünglich war in diesem Gebiet der Waldbestand vorherrschend, Wald und Au dominierten das Landschaftsgebiet. Es wurde im Laufe der Geschichte viel gerodet und die Böden fruchtbar gemacht, wobei Hütteldorf bis heute ein „Walddorf“ geblieben ist. Viele Kolonisationen von Menschen aus dem Westen, aber auch aus dem Osten, Norden und Süden haben das Siedlungsgebiet an den Hängen unterhalb der Wienerwaldbäche völlig verändert.

Die erste offizielle Siedlung war um ca. 800 und war von den Karolingern ausgehend.

Leider wurde sie von den ständigen Magyareneinfällen zunichte gemacht.

(Der erste geschichtliche Beweis, dass Hütteldorfs Bewohner einem fremden Volk zum Opfer gefallen sind)

Erst unter den Babenbergern konnte Hütteldorf zum ersten Mal als Siedlung richtig Fuß fassen. Diese Zeit ca. 1000-1200 n.Chr. war von sehr großer Bedeutung für die Entwicklung des Ortes.

Hütteldorf entstand an der Linzerstraße, das heißt, dass es ursprünglich ein Zeilendorf war, welches später in ein Straßendorf überging.

Der alte Ortskern, der bis Anfang des 20. Jhdt. doch sichtbar war, war zwischen Halterbach und Rosenbach, also zwischen Rosentalgasse und Hüttelbergstraße.

Diese Ortskerngrenzen zeigen, dass Hütteldorf von drei Bächen auch heute noch eingegrenzt wird.

Im Süden der große Wienfluss, im Westen der Halterbach und im Osten der Rosenbach.

Natürlich war ein Ort mit zwei Wienerwaldbächen und einem Fluss sehr Hochwasser gefährdet, was auch in der Geschichte Hütteldorfs immer wieder vorkam. Hütteldorfs Geschichte und Entwicklung ist stark von den Naturgewalten beeinflusst. (letzte Überschwemmung in Hütteldorf 1994 durch den Rosenbach)

Hütteldorf ist parzellenartig angelegt, denn auf der Nordseite gab es die so genannten Sammelsiedlungen, die über einen Hof mit Hausgarten verfügten.

Diese Parzellen und Wohneinheiten standen unter grundherrschaftlicher Leitung.

Erst im 12. Jhdt. gibt es die ersten Nachweise, dass in Hütteldorf Weinbau betrieben worden ist. Der Hütteldorfer Wein hatte jedoch nie einen guten Ruf und wurde in den folgenden Jahrhunderten, aufgrund von Kriegen, Zerstörung und wirtschaftlich geringer Rentabilität, zur Gänze eingestellt.


Die erste urkundliche Nennung des Ortes befindet sich in einer Urkunde des Stiftes Frombach.

Die Frombacher Tradition, der „Codex Traditionum Monasterii Frombacensis“ aus dem Jahre 1170 gibt Hinweise auf eine Persönlichkeit aus Hütteldorf, dem „Werinhard de Ötendorf“.

In dieser Urkunde kann man feststellen, dass Wernhard von Hütteldorf dem Kloster Frombach ein Grundstück bei Wienfurt übergibt.

Weitere Namen, die auf die namentliche Entstehung Hütteldorfs und seiner Umgebung hinweisen sind: Wolfiger de Hiezingen, Wolfger de Gotinesvelde und de Hackingen.

Der Ortsname wird wahrscheinlich von Outo oder Ute hergeleitet.

Heinrich Weigl, Klaus Lohrmann und Ferdinand Opll gaben die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamen „de Utendorf“ in den Jahren 1156-1171 an.

Bis heute herrscht leider in der Bevölkerung die Meinung vor, dass der Name von der Kopfbedeckung oder von Hütten herzuleiten wäre.

„Hiadldorf“ geht eindeutig auf eine adelige Familie zurück.

Die Familie, die Hütteldorf ihren Namen gegeben hat, ist in drei Geschlechter oder Gruppen eingeteilt.

Es gab eine Familie, die 1260 mit Ulrich de Hittendor zum ersten Mal erwähnt wurde. Das Geschlecht endet mit Dietrich von Hütteldorf und Braid im Jahre 1389.

Das andere große Geschlecht von Hütteldorf waren die Hütteldorfer zum Freyenthurm, das 1478 mit Philipp und Katrein zum ersten Mal erwähnt wurde und im Jahre 1660 zum letzten Mal gehört worden ist.

Die dritte und wahrscheinlich interessanteste Familie ist erst im 17. Jhdt. erwähnt worden. Johann Oswald Hartmann von Hütteldorf bekam 1668 von Kaiser Leopold I Güter in Hütteldorf übertragen, also er musste diese belehnen.

Kurz danach wurde er adelig gesprochen.

Diese Familie verschwand schon 1742 aus den geschichtlichen Dokumenten.

Man ist sich zwar nicht sicher, da es hierfür nicht wirklich geschichtlichen Beweis gibt, aber man kann annehmen, dass die Frombacher auch weiterhin Grundbesitz in Hütteldorf hatten.

Wir haben nur einen geschichtlichen Beweis dafür, wo Herzog Heinrich II den Grafen von Burghausen im Jahre 1156 eine Liegenschaft im Haltertal, im Gebiet des kleinen Heuberges, schenkte.


Ab dem 14. Jahrhundert gab es in Hütteldorf eine Zeit des Aufschwunges und einige genauere Aufzeichnungen über Besitztümer in Hütteldorf.

Der wahrscheinlich größte Besitzer in Hütteldorf war das „Heilig-Geist-Spital“ das 1294 große Wald und Weinflächen besaß.

1321 wurde der so genannte „Ütelberg“ (wahrscheinlich der heutige Hüttelberg, also Satzberg) dem Spital zugeschrieben.

Der ganze Waldbesitz ging in Spitalsbesitz über, woraus man schließen könnte, dass es zu einer Monopolwirtschaft kam.


Im Jahre 1354 kam dann die große Wende in Hütteldorf als Herzog Albrecht II den ganzen Besitz in Hütteldorf erwarb.

Er vermachte ihn dann wieder einem Wiener Frauenkloster.

Es gab viele weitere Großgrundbesitzer, wie die Brüder Ulrich und Friedrich Werner, Reinbrecht und Heinrich Friedrich von Wallsee und das Kloster Säusestein, welches bis zur Klosteraufhebung unter Joseph II Besitz in Hütteldorf hatte.


Aber das wohl wichtigste Geschlecht für Hütteldorf und für die Penzinger Kirche war die Familie „Zolre von Rodaun“, die am Anfang des 14. Jhdts., Großgrundbesitzer und Lehnsherren in Hütteldorf waren.

Diese Familie verkaufte aber ihren ganzen Besitz einem „Gerunge von Traebense“ (Trübensee). Die Urkunde beschreibt uns die einzelnen Gebäude des Verkaufes z.B. die Nikolaikapelle.


Im Jahre 1356 begann eine neue Ära in Hütteldorf, eine neue Institution, die Pfarre Hütteldorf wurde gegründet. Im Jahre 1330 wird von einer Kapelle berichtet. Da der Lehnsherr nicht sehr viel Interesse an der kleinen Kapelle hatte und die Bevölkerung in Hütteldorf zunahm, stieg der Wunsch nach einer eigenen Pfarre.

Der Dank, dass wir eine eigene Pfarre haben gebührt Wernhard Schenk von Ried, der den Hütteldorfern ersparen wollte, ständig bis in die Kirche nach Penzing zu wandern. Er war eine bedeutende Persönlichkeit zu seiner Zeit, er war der herzogliche Forstmeister und Grundherr.

Wernhard hatte viel Einfluss und galt als Vertrauensperson der Herzöge Albrecht II und Rudolf IV.

Der Name „Schenk“ stand im Mittelalter für Leute die Ministerialen mit hohen Ämtern begleiteten. Es ist auch anzunehmen, dass Wernhard zu den wichtigsten Adelsgeschlechtern im Raume Wiens zählte.

Der damalige Pfarrsprengel wurde von 4 Säulen begrenzt.

Den Westen begrenzte eine Säule, die bis ins Ende des 19. Jhdts. beim Gasthof „Wolf in der Au“ stand (heute bei der Linienamtskapelle). Danach wurde sie an die Hauptstraße Nr. 124 versetzt, wo sie heute völlig in der Verkehrshölle verkümmert und kaum sichtbar ist. Durch die Versetzung dieser Säule kam sie nach Hadersdorf und wurde damit Hütteldorf entzogen.

Ein ähnliches Schicksal erlitt die Säule an der Südpfarrgrenze, welche auch nach Hietzing transferiert wurde.

Die Pfarrgrenze im Osten an der Deutschordenstraße, ist heute noch mit einer Säule erkennbar, sie bildete die Grenze zum Nachbarort Baumgarten.

Die vierte und letzte Säule, die am Satzberg die Nordgrenze bildete, ist bis heute unauffindbar.


Wernhard Schenk von Ried war Forstmeister und aus einigen Urkunden ist zu entnehmen, dass er auch ein Grundstück in Hütteldorf besaß und hier auch wohnte.

Wernhard vermachte seinen ganzen Besitz den Herzögen von Österreich und wurde in der alten Hütteldorfer Pfarrkirche begraben, wo auch der Grabstein des Pfarrgründers bis zur Demolierung im 19. Jhdt. zu finden war.



HÜTTELDORF VOM SPÄTMITTELALTER BIS IN DIE FRÜHE NEUZEIT


Das 14. Jahrhundert verläuft für die Hütteldorfer recht gemächlich und sie gehen ihrer Arbeit, der Landwirtschaft und der Viehzucht nach.

Herzog Albrecht III sah in Hütteldorf eine persönliche Zukunft und soll das Dorf sogar schon als Amtssitz betrachtet haben.

Das Hütteldorf bereits im 14. Jahrhundert einen „Waldrichter“ hatte, beweist ein Kaufvertrag.

Hütteldorf wurde zu einem immer bedeutenderen Ort, da sich das Waldrichteramt hier befand.

Das Hütteldorf immer mehr zum Streitpunkt unter den Habsburgern wurde, zeigte der damalige Pfarrhof, der von einem Landesfürsten der Pfarre geschenkt wurde.

Daraufhin wurde dieses Gebäude zum Streitanlass zwischen den Herzögen der Albertinischen und der Leopoldinischen Linie. Diese Streitigkeiten hatten schreckliche Folgen für Hütteldorf am Beginn des 15. Jahrhunderts.

Die Heere der Landesfürsten zerstörten Dörfer und deren Existenzgrundlagen und nahmen auf kein Leben Rücksicht.

Erst 1411 durch die Vermittlung von König Sigmund, wurde der Streit zwischen Herzog Albrecht und Herzog Ernst beigelegt.

Aber es sollte nicht lange dauern bis Hütteldorf wieder einen neuen Herrn bekam.

„Gerhart dem Frenawer“ und danach sein Onkel „Peter den Maschen“ wurden mit Hütteldorf belehnt.

Hütteldorf war jetzt seit dem 14. Jhdt. im Besitz der Herzöge Albrecht II bis Albrecht VI.

Unter Albrecht V. war noch Frieden, doch unter Albrecht VI kam es zum Bruderkampf. Albrecht bekämpfte seinen Bruder Friedrich III, der bereits deutscher König war. Albrecht VI zog sich mit seinem Heer am 8.8.1461 in sein Lager in Hadersdorf zurück.

Von Hadersdorf schickte er sein Kriegsheer über Hütteldorf bis vor die Tore Wiens, welche Friedrich III. Schutz boten.

Ein Anhänger Friedrichs und ein ParteigegnerAlbrechts, der den Namen Fronauer trug, zerstörte alle Orte im Wiental und im Norden bis Nussdorf.

Erst durch den Tod Albrechts VI. kam ein Ende der Verwüstungen für Hütteldorf.

Nach der Zeit der Brüderkämpfe begann in Hütteldorf die dunkle Zeit des Faustrechtes. Unsicherheit, Kriminalität und Gesetzlosigkeit brachten Verderben über Hütteldorf.


Der erste Pfarrer von Hütteldorf war „Niclas der Tanner aus Niederleis bei Mistelbach“.

Der wohl damals wichtigste Pfarrer in der Geschichte war „Nicolaus Leitgeb von Neuenburg“ aus Klosterneuburg im Jahre 1396. Er brachte eine Struktur und Organisation nach Hütteldorf, indem er Zehent, Grund- und Einkaufsbücher erstellte.

Die Dokumente zeigen vom großen Besitz der Pfarre Hütteldorf. Es gab Grundbesitz in Purkersdorf, Simmering, Währing, Matzleinsdorf aber auch in der Au (Auhof) oder am Himmel (Himmelhof).

Aufgrund dieses Besitzes konnte man Hütteldorf zu den reichsten Pfarren des Wienerwaldes einstufen. Leitgebs größter Verdienst war die Errichtung einer „Leichenbestattungsbruderschaft“. Es handelte sich hierbei um eine – mit heute vergleichbar – Begräbnisversicherung.


Noch in der Zeit von Pfarrer Leitgeb in der Zeit des Bruderstreites zwischen Friedrich III und Albrecht VI kam es langsam zum Einfall der Hussiten, die halb Europa verwüsteten.

1485 kam dann das „schwarze Jahr“ für Hütteldorf und die totale Vernichtung der Ortschaft durch die Eroberung des Ungarnkönigs Matthias Corvinius. Nach dem Tod des Ungarnkönigs fiel das Gebiet um Wien wieder Friedrich III zu.

Sein Nachfolger Maximilian I erließ große Verwaltungsreformen betreffend die Grundherren und deren Verhältnis zu deren Untertanen.



I. TÜRKENBELAGERUNG 1529


Die erste Türkenbelagerung hatte schreckliche Auswirkungen auf Hütteldorf. Das türkische Heer bildete einen Lagerbereich der sich über den ganzen Wienerwald erstreckte. Matthias Fuhrmann übermittelte uns, dass man vom Steffl erst einen Überblick über das gigantische Ausmaß des türkischen Lagers bekam. Zu dieser Zeit stand Hütteldorf in Flammen und viele Dorfbewohner fielen dem Türkenmassaker zum Opfer. Über diese Zeit besitzen wir leider keine genauen Unterlagen und Dokumente.

Die erste Belagerung dauerte vom 17.9. bis 15.101529 und stand unter dem Befehl von Sultan Süleyman II.



REFORMATION UND GEGENREFORMATION


Die Reformation ging in Hütteldorf nicht spurlos vorbei. Selbst die Pfarrer schwankten zwischen der katholischen und der protestantischen Lehre. Hütteldorf wurde aber insgesamt nicht sehr stark von der lutherischen Bewegung heimgesucht im Gegensatz zu Penzing.

Die Gegenreformation zeigte in Hütteldorf schnell Erfolg und immer mehr Bewohner traten wieder zur katholischen Lehre über. Aufgrund der wirtschaftlich immer schlechter werdenden Lage und durch Beginn des „Dreißig jährigen Krieges“ brauchte Hütteldorf Unterstützung.

Durch Ferdinand II der bis ins kleinste Walddorf den katholischen Glauben unbedingt rückerobern wollte bekam Hütteldorf einen genialen Pfarrer, den Dänen „Christian Laurenz Goeren von Arupp“

Er legte großen Wert auf feines Leben und wurde deshalb oft auch kritisiert.

Er betrachtete die Pfarre Hütteldorf als Einnahmequelle und gerade deshalb war er so motiviert möglichst viele Hütteldorfer zurück zum katholischen Glauben zurück zu gewinnen.



DREISSIGJÄHRIGER KRIEG


Der Krieg brachte Hütteldorfs Wirtschaft völlig ins Tief. Der Weinbau der im Wiental betrieben wurde galt anfangs als recht ansehnlich. In der zweiten Hälfte des 17. Jhdts. wird er als am schlechtesten eingestuft. Von dieser schlecht bewerteten Weingüte waren die Orte Hütteldorf, Hacking und Lainz betroffen.

Ab 1691 wurden immer mehr Waldämter errichtet, die die Kontrolle über die Forstwirtschaft und über die sogenannten „Waldhüttler“ übernahmen. Waldhüttler waren zugewanderte Holzhacker aus allen Teilen des Reiches, welche in primitiven Hütten (Druckhütten) lebten.

Durch die Waldämter wurden diese Holzfäller gefördert und mehr in die Wirtschaft eingebunden.

Ihnen wurde gestattet größere Hütten zu bauen und sie bekamen Weideland. Diese Holzknechtanwesen (im Jahre 1679 zählte man 186) waren der Ursprung der verschiedenen Siedlungen in Penzing wie z.B. Hainbach und Steinbach.



I. PEST: 1679


In den Sommermonaten des Jahres 1679 wurde Hütteldorf Opfer der Seuche.

Als in Hütteldorf bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung gestorben war, versprachen die Pfarrmitglieder eine jährliche Wallfahrt zur Kirche Maria Himmelfahrt nach Pottenstein zu unternehmen um der Seuche Einhalt zu gebieten. Diese Tradition ist bis heute nicht verloren gegangen.

Im September 1679 konnte man langsam ein Ende der Seuche feststellen. 



II. TÜRKENBELAGERUNG 1683


Am 12. Juli 1683 erreichte das türkische Heer das Wiener Becken.

Bereits am 12.7. standen die Vororte von Meidling bis Nussdorf in Flammen. Die Türken befanden sich bereits im Wienerwald, wo sie alles was ihnen in die Hände fiel vernichteten.

Für die Hütteldorfer gab es nur mehr eine Möglichkeit, die Flucht. Jene die den Ort nicht mehr rechtzeitig verlassen konnten wurden auf brutalste Weise ermordet.

Die meisten Hütteldorfer flohen in die Wälder bei der heutigen Rieglerhütte und hinter dem Gasthof Ochsenkopf (Karl-Bekehrty-Straße).

Die Hütteldorfer konnten sich dort eine gewisse Zeit lang verstecken bis jedoch der Rauch einer Feuerstelle ihren Unterschlupf verriet.

Als die Türken den Rauch sahen durchstreiften sie die Wälder mit Suchhunden und metzelten die Versteckten ohne Gnade nieder.

Als die Türken besiegt worden waren stand Hütteldorf in Schutt und Asche.

Nur ein einziges Haus in der Rosentalgasse soll der osmanischen Flammenhölle entkommen sein.

Unter Pfarrer Rudolphi wurde die alte Hütteldorfer Pfarrkirche wieder aufgebaut.

In Hütteldorf wirkte vor allem der berühmte Stadtprediger Abraham a Santa Clara.



II. PEST 1713


Die Ortschaft im Wienerwald wurde wieder von der Seuche schwer getroffen.

Die Pest dauerte vom 4. Juni 1713 bis 24. August 1713. Es gab in dieser Zeit viele Opfer, man spricht von 30-70 Toten. So wie im Pestjahr 1679 (Wallfahrt Pottenstein) gaben auch diesmal die Pfarrmitglieder ein Versprechen ab und errichteten eine Dreifaltigkeitssäule aus Sandstein.

Diese steht heute noch an der Ecke Linzerstr./Hüttelbergstraße. Leider wurde sie auf den Gehsteig versetzt und steht nicht mehr - wie bis ins Jahr 1978 - in der Mitte der Linzerstraße.

Sie wurde 2004/05 total restauriert und erstrahlt seither in neuem Glanze.


Nach dem Pestjahr und den letzten zwei dunklen Jahrhunderten beruhigte sich allmählich die Lage in Hütteldorf.

In der Zeit des 18. Jhdts. erlebte die Pfarre Hütteldorf einen großen Wohlstand und Ruhm.

Nur große kirchliche Würdenträger leiteten die Pfarre Hütteldorf. Einer von diesen war z.B. Dr. Josef Heinrich Breitenbücher. Er war Titularbischof von Antigonia und Weihbischof von Wien. Trotz seiner vielen kirchlichen Pflichten vernachlässigte er nicht seine Pfarre Hütteldorf.

Er stellte einen Vikar namens Johann Jakob Siger ein, der ab dem Jahre 1739 eine Chronik über die Pfarre zu schreiben begann die bis heute nicht beendet worden ist.

Breitenbücher richtete es immer so ein, dass er zu den Festtagen in Hütteldorf sein konnte.

Nach ihm folgten: Domprobst Großmann, Weihbischof Marxer, Pfarrer Wahl, Schwarzenbacher und bis 1801 Pfarrer Muthsam.

Der Zustand der alten Hütteldorfer Pfarrkirche war zu diesem Zeitpunkt schon sehr desolat.








HÜTTELDORF IM 19. JAHRHUNDERT


Nach einer längeren Ruheperiode musste Hütteldorf Anfang des 19. Jahrhunderts wieder schwere Zeiten erleben.

Die Franzosenkriege brachten große forstwirtschaftliche und landwirtschaftliche Schäden. Es kam auch zu Kriegshandlungen, den Beweis dafür lieferten eingemauerte französische Geschosse in den Häusern Linzerstraße 381 und 391, die man bis zu ihrem Abriss sehen konnte.


Die Jahre 1803/04 waren von großer Bedeutung für Hütteldorf. Hier wurde die erste Trinkwasserleitung für Wien errichtet. Der Plan und die Idee zur so genannten Albertinischen Wasserleitung wurde von Maria Christine – eine Tochter Kaiserin Maria Theresias - ins Leben gerufen. Ihr Plan war, alle westlichen Bezirke (Gebiete) mit frischem Trinkwasser zu versorgen. Die Quellen aus dem Haltertal sollten hierbei das Wasser für Wien liefern.

Das Haltertal zieht sich durch die Engen zwischen Satzberg und Wolfersberg bis in die tiefen Wälder des „Steinernen Lahns“. So ist das gute Wasser den Quellen Hütteldorfs zu verdanken, dass Mariahilf, Josefstadt, Neubau, St. Ulrich und der Spittelberg mit frischem Wasser versorgt werden konnten.

Maria Christina hielt in ihrem Testament fest, dass ihr Mann Herzog Albert von Sachsen-Teschen ihre Idee zu Ende bringen sollte, was er auch tat.

Durch die erste Wienerhochquellwasserleitung ging die Ära der Albertinischen Wasserleitung verloren.

Im Jahre 1831 wütete die Cholera in Wien. Zwei ortsfremde Bewohner von Hütteldorf wurden am oberen Ende der Bujattigasse begraben. Ein Cholerakreuz deutete auf das Grab hin, leider wurde es 1919 von wilden Holzsammlern abgeschnitten.


Das 19. Jhdt. wurde von Pfarrer Weinkopf geprägt, der sein Amt 40 Jahre lang ausübte. Unter ihm wurde das letzte Mal die alte Hütteldorfer Pfarrkirche renoviert.

Ab 1851 kam es in Niederösterreich zu freien Wahlen und bis zur Eingemeindung zu Wien, sollten vier große Bürgermeister Hütteldorf zur Blüte bringen.

Der erste Bürgermeister war Anton Bergmiller, ihm folgten Michael Muck, Nickolaus Döring und bis 1890 Ferdinand Wolf.

Das 19. Jhdt. war für Hütteldorf von großer Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde. Durch den Bau von Sommervillen und dem berühmten Brauhaus, welches seit 1599 in Hütteldorf existierte, wurde Hütteldorf zum Cottagegebiet.

Hütteldorf als Anziehungspunkt für die Wiener begann bereits im Biedermeier als hierher die berühmten Landpartien führten.

Das Barockschloss Miller-Aichholz, die Wagner Villen oder die Windisch-Graetz-Villa zeigen von der Beliebtheit Hütteldorfs auch unter den Aristokraten.


1811 wurde der Hütteldorfer Friedhof um die Kirche nicht mehr belegt und ein neuer wurde am Ortsende errichtet.


1833 war der berühmte „Hütteldorfer Waldtausch“, wobei die St. Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten (mehr als 700 Jahre lang im Besitz der Pfarre Hütteldorf) dem Kaiserhof übergeben wurde und Hütteldorf dafür Waldstücke am Wolfersberg zugesprochen bekommen hat.


1864 drohte der Turm der alten Kirche einzustürzen und musste abgetragen werden.

1873 übernahm Pfarrer Paletz die Pfarre. Er begründete die Idee für den Kirchenneubau mit dem schlechten, einsturzgefährdeten Zustand der alten Kirche.


1881/82 wurde der Grundstein für den Kirchenneubau - unter dem Architekten Richard Jordan - gelegt.

Am 9.11.1882 wurde die neue Hütteldorfer Pfarrkirche eingeweiht.


Bis zum ersten Weltkrieg genoss Hütteldorf den Ruhm einer Villenregion, begünstigt durch die Westbahn und den Bau moderner Straßen.


1888 wurde die erste Villa Wagner erbaut.

1897 wurde der Wienfluss in Hütteldorf reguliert.

1898 Gründung der Hütteldorfer Fußballmannschaft SK RAPID.




HÜTTELDORF IM 20. JAHRHUNDERT


In den kalten Wintermonaten des Jahres 1919 ging der Wiener Bevölkerung das Brennmaterial aus und ihre einzige Möglichkeit war mit der „49er Bim“ nach Hütteldorf zu fahren um sich Brennmaterial aus den Wäldern des Satzberges bzw. Wolfersberges zu holen.

Obwohl die Polizei den Wald überwachen sollte (sie waren stationiert im Linienamtsgebäude) konnten sie die Menschenmassen nicht mehr aufhalten.

Das Holz der gerodeten Bäume des Satzberges und Wolfersberges rettete viele Wiener vor dem Erfrieren.

Die Abholzung der Wälder hatte aber auch bauliche Veränderungen zufolge.

Während der Wolfersberg völlig abgeholzt wurde und auch total verbaut wurde (Idee einer Gartenstadt), konnte am Satzberg ein Teil des Waldes erhalten bleiben bzw. wurde er wieder aufgeforstet.

Da das Pfarrgebiet immer größer wurde – musste auch das Pfarrgebiet Hütteldorf in kleinere Pfarreien unterteilt werden. (Pfarre Wolfersberg und Kordon).


Die Villa Windisch-Graetz ist ein Haus in dem in der Zwischenkriegszeit Geschichte gemacht worden ist.

Spitzenpolitiker wie Renner und Körner hielten im Haus der „Roten Erzherzogin“ Elisabeth Marie, Tochter von Kronprinz Rudolf und Enkelin von Kaiser Franz Joseph, zahlreiche Sitzungen ab.


Im 2. Weltkrieg starben auch sehr viele Soldaten aus Hütteldorf (Heldendenkmal neben der Pfarrkirche). Hütteldorf blieb aber im wesentlichen von den Luftangriffen verschont.

Am „Weißen Sonntag“ (8.April 1945) zogen russische Truppen in Hütteldorf ein und bezogen den Pfarrhof.

Die Mannschaft lagerte im Pfarrgarten. Die Kirche wurde nie betreten da ein Offizier ein entsprechendes Verbot mit Kreide an die Kirchentür schrieb.

Sehr dramatisch ist die Geschichte eines Bauern aus Hütteldorf, der russischen Soldaten verwehrt hatte seine Kuh mitzunehmen und daraufhin von diesen erschossen wurde.


Hütteldorfs Kirchenherren seit dem 2. Weltkrieg:

1931-1947 Konrad Gall

1947-1948 Leo Stamm

1948 Otto Pelucha (ihm verdanken wir die Wiederbelebung der Pfarre und die Generalrenovierung der Pfarrkirche)

1974-2001 Erich Rötzer (Er engagierte sich sehr und brachte „Leben“ in die Pfarrgemeinde z.B. Jungschargruppe, Jugendgruppe, usw.)

Seit 2001 Gustav Johann Murlasits


Bedeutende Ereignisse in Hütteldorf nach 1945:


1954 wurde der Halterbach reguliert

1978 Verhinderung der Stelzenautobahn durch Hütteldorf (Ende der Pfarrwiesenära, einem Grundstück, das der Sk Rapid Wien von der Pfarre Hütteldorf als Fußballplatz gemietet hatte)

70er Jahre: viele Neubauten in Hütteldorf, viel altes Historisch Wertvolles geht verloren

1972: Ernst Fuchs kauft die Otto Wagner Villa

1994: letztes großes Hochwasser durch den Rosenbach (Linzerstraße und Geschäfte wie der damalige Konsum (heute Zielpunkt) wurden überflutet.)

ca. 1995: wieder verhindert eine Bürgerinitiative eine Verbauung einer Wiese am Satzberg im Wald- und Wiesengürtel.


1996: Beginn der Wienfluss-Renaturierung bis Hütteldorf

Seit 2001: Diskussion um Park and Ride in Hütteldorf

2004: Maler Ernst Fuchs plant großes Kulturzentrum auf den ehemaligen Paradisogründen

2005: Endgültiger Entschluss zum Bau der „Monster-Garage“ in Hütteldorf.

         Die Zeichen stehen bei den Hütteldorfern auf Sturm!




SEHENSWERTES IN HÜTTELDORF:


Dehnepark:

Der Dehnepark ist eigentlich kein Park sondern ein 5 Hektar großer Wald der in den Tiefen des Rosentales gelegen ist. Er ist ein romantischer Wald mit einem Teich, Liegewiesen und sehr viel alten Bäumen. Der Park besitzt eine mehr als 200 jährige Geschichte:

Der Dehnepark wurde ursprünglich als Landschaftsgarten für die Fürstin Paar, geborene Lichtenstein, errichtet. Der Park wurde in den Jahren 1791-1804 von Friedrich Mayern entworfen.

Er wurde im Stil eines englischen Landschaftsgartens errichtet und bekam schon wenige zeit später am Anfang des 19. Jahrhunderts das biedermeierliche Ambiente dazu. Durch viele verschiedene Bauten, wie der Ruinenvilla aus dem späten 18. Jhdt. und verschiedenen kleinen Tempeln bekam der Park erst sein richtiges Flair. Bereits im 19. Jhdt. war der Park öffentlich.

Der Park wechselte sehr oft seine Besitzer. Der k.k. Hofzuckerbäcker August Dehne besaß den Park eine gewisse Zeit und nach ihm wurde der Park benannt.

Der berühmteste Besitzer war wohl der Schauspieler Willi Forst. Er übergab 1973 seinen Besitz der Gemeinde Wien, die den Park öffentlich zugänglich machte.

Das Tal wird durch den romantischen Rosenbach durchzogen, wo jedes Jahr im Frühjahr die berühmte Krötenwanderung stattfindet.


Hütteldorfer Friedhof:

Wurde anstelle des 1811 aufgelassenen alten Friedhofes errichtet.

Der Friedhof Hütteldorf wurde nach dem Muster eines Waldfriedhofes in einigen deutschen Städten angelegt. 1875 ist er vergrößert worden .

Viele berühmte Persönlichkeiten fanden hier ihre letzte Ruhestätte:

Johann Nepomuk Geiger (Maler, Zeichenlehrer von Kaiser Franz Joseph I und Erzherzog Maximilian)

Anton Freiherr von Haus (Befehlshaber der österr. Flotte)

Elisabeth Petznek –„ rote Erzherzogin“, einziges Kind von Kronprinz Rudolf,

Familiengrabstätte Artaria (Verlegerfamilie)

Siegfried Marcus bis zur Verlegung in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof im Jahre 1948

Gräber berühmter Hütteldorfer wie z.B. Bujatti, Isbary oder Bergmiller


Erste und zweite Otto Wagner Villa (Jugendstil)

Villa Vojcsik

Fuhrmannhaus (ältestes Gebäude Hütteldorfs)

Schloss Miller Aichholz (Barockschloss, heute Europahaus)

Windisch Graetz Villa (historisch bedeutendes Gebäude)

Bahnhof Hütteldorf (Jugendstilhalle)

Linienamtskapelle

Pestsäule (errichtet 1713 nach Abklingen der Pest)



Hütteldorf hat eine grandiose Geschichte hinter sich und die Schönheiten, die unser Hütteldorf zu bieten hat, werden noch heute von den Wienern geschätzt.

Hütteldorf ist trotz vieler Verbauungen und Veränderungen durch die Jahrhunderte hindurch ,ein Walddorf im Wienerwald’ geblieben und ist noch immer ein Dorf am Rande von Wien.