Diskussion:Hans Joachim Moser

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Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Lfm in Abschnitt Weitere Frage
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Moser & Rassismus[Quelltext bearbeiten]

Dass Werke Mosers antisemitisch und rassistisch geprägt ist, erscheint nicht nur mir so, sondern auch der MGG ("national-rassistische Entgleisungen") und der Musikwissenschaftlerin Ute Lemm in ihrer Dissertation (Link zur Lemm-Dissertation) Diese beschreibt in Bezug auf die Mendelssohn-Biographie in Mosers "Musikgeschichte in 100 Lebensbildern" einen "rassistische[n] Diskurs, den Moser seiner von polemischen Diffamierungen geprägten Argumentation unterlegt" (S. 48). Somit erscheint mir die Änderung des anonymen Benutzers zum 1957 (!) erschienenen Buch Die Musik der deutschen Stämme ("leicht rassistisch getönt") als eine unangemessene Verharmlosung. --Tripudium 19:14, 8. Jul 2006 (CEST)

Diskussionsbeitrag: Der Antisemitismus- und Rassismus-Vorwurf gegen Hans Joachim Moser ist ganz falsch. Moser war der Patensohn des großen jüdischen Geigers Joseph Joachim, dem er 1907 einen warmherzigen Nachruf geschrieben hat, und er hatte viele jüdische Freunde, z.B. den Musikwissenschaftler Dr. Julius Gold in Beverly Hills (Kalifornien), der ihm in den Nachkriegsjahren nach 1945 mit Care-Paketen aushalf. In seinem Musiklexikon von 1934 ff. hat er (entgegen der damaligen Forderung der NS-Propaganda) viele jüdische Komponisten mitaufgenommen - es ist aber natürlich leicht, einem Autor, der sich selber nicht mehr wehren kann, Diffamierendes nachzusagen. Der sich unter dem Decknamen "Tripudium" verbergende Benutzer, der hier so Übles schreibt, ist genauso anonym wie jeder andere, der seinen Namen nicht nennt - und er macht es sich sehr bequem, wenn er einen Autor, der mehr als 50 Bücher geschrieben hat, darunter sehr gelehrte Werke, mit solchen hinterhältigen Angriffen um seine Reputation zu bringen versucht. (nicht signierter Beitrag von 84.152.76.228 (Diskussion) )
Mit Verlaub: Ich habe wenigstens Quellen angegeben (die bei Dir - wie bequem! - fehlen); und die MGG ist ja nun nicht gerade ohne fachliche Reputation. Was die Musikgeschichte in 100 Lebensbildern betrifft: Natürlich sind jüdische Komponisten behandelt - aber, wie Ute Lemm aufzeigt, um einen Gegensatz zwischen deutscher und jüdischer Musik aufzubauen. Daher geht es hier weder darum, H.J. Moser die Gelehrsamkeit abzusprechen, noch "Übles" oder "Diffamierendes" zu verbreiten. Desweiteren ist ja auch interessant, dass Josef Nadler, in dessen Tradition Du Mosers Die Musik der deutschen Stämme einordnest, anscheinend auch nicht frei ist von antisemitischen Tendenzen (s. Wikipedia-Artikel). Und letzendlich: Ich habe als angemeldeter Wikipedia-Benutzer meine e-mail-Adresse hinterlegt und bin darüber zu erreichen - ganz so anonym bin ich dann wohl doch nicht. Ich werde nun folgende Änderungen am Artikel vornehmen: Die Aufzählung der Werke werde ich neutral halten; darauf folgt dann etwas zur "Rezeption" der Moser-Schriften. --Tripudium 23:51, 13. Jul 2006 (CEST)
Ich stimme Tripudium 100% zu. Die apologetische Grundhaltung des nicht unterschreibenden Zwischenredners ist nicht substantiell, Belege fehlen. Und eine jüdische Großmutter und ein paar jüdische Freunde waren ja für viele kein Hindernis, übelsten Antisemitismus zu verbreiten, das ist jedenfalls kein Argument. --AndreasPraefcke ¿! 09:08, 14. Jul 2006 (CEST)

Aber, und zwar großes Aber: ich habe hier noch was gefunden, was Moser doch in ein ganz anderes Licht rückt, im (unverdächtigen) Vorwort zu: Eva Weissweiler: Ausgemerzt! Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen. Dittrich, Köln 1999, ISBN 3-920862-25-2. Es geht um die Bemühungen der zukurzgekommenen Antisemitismusschleuder Herbert Gerigk, andere Musikwissenschaftler anzuschwärzen (S. 26):

Am 13. Juli 1938 schreibt Gerigk über neuere Publikationen des bekannten Musikhistorikers Hans-Joachim Moser: „Inzwischen ist ein neues Buch Mosers herausgekomen, „Kleine deutsche Musikgeschichte“, die eine sichtbare Gegnerschaft Mosers zur Kulturpolitik des Dritten Reiches dokumentiert. Zunächst gewinnt auch für die Veröffentlichung über das deutsche Lied der Umstand nachträglich Bedeutung, daß Moser den Juden immer noch als Bestandteil der deutschen Musik betrachtet und anerkennt. S. 275 Bd. 1 zählt er er i neiner ausführlichen Anmerkung die jüdischen Vertoner deutscher Lyrik auf mit dem Hinweis, daß „unter der heutigen Gesamtlage eine Besprechung unterbleiben muß“. Auch die Kennzeichnung der emigrierten und der überwundenen Verfallsgrößen wird schamhaft unterlassen. Wir verweisen auf Krenek, Bd. I, S. 297. Auf S. 258, Bd. I. werden selbst die Richard-Strauss-Vertonunung von Texten Alfred Kerrs ohne Kommentar gewürdigt. Selbstverständlich geschieht das durchweg auch mit Heine so. Erwin lendvai erwähnt Moser S. 343/44 durchaus positiv und bemerkt auch noch, daß eine ausführliche Würdigung nicht angängig sei, weil er sich durch die unwahre Behauptung arischer Herkunft in Deutschland unmöglich gemacht habe. Dabei sind die Verdidenste Lendvays wirklich nicht so, daß eine Einbeziehung seines Schaffens unumgänglich notwendig wäre. S. 350 wird Lendvai nochmals positiv herausgestellt. Daß Moser zu Kaminski überschwänglich steht, kan nihm in diesem Zusammenhang nicht angekreidet werden, weil die halbjüdische Abstammung Kaminskis erst vor wenigen Wochen ans Licht gekommen ist.“ (Quelle: Gedenkbuch, Bundesarchiv Koblenz 1986, S. 114).

Und ein paar Zeilen später (S. 27):

Bermerkenswert an diesen vernichtenden Urteilen ist, daß weder Blume noch Marius Schneider, weder Schünemann noch Hans-Joachim Moser als Regime-Freinde oder gar Widerstandskämpfer angesehen werden können. Sie alle hatten ein mehr oder weniger positives Verhältnis zum Nationalsozialismus, das ihnen nach dem Krieg oft zum Vorwurf gemacht worden ist. Moser war von 1940–1945 Generalsekretär der Reichsstelle für Musikbearbeitungen im Propagandaministerium.

Meine Überlegung dazu: es ist mal wieder nicht so einfach, die persönlichen und ideologischen Spielchen zur der Zeit zu durchschauen. Aber übelster Rassismus a la Gerigk war bei Moser dann anscheinend doch eher nicht vorhanden. --AndreasPraefcke ¿! 11:07, 14. Jul 2006 (CEST)

Ein anderes "Aber": Vielleicht ist es kein Kriterium, wenn eine Äußerung o.ä. nicht das schlimme Niveau Gerigks erreicht - rassistisch kann sie dennoch sein. --Tripudium

15:23, 15. Jul 2006 (CEST)

Schon klar. Aber "Generalsekretär der Reichsstelle für Musikbearbeitungen im Propagandaministerium" scheint mir bei der – je mehr man so liest – üblichen willigen Mittäterschaft der dt. Musikwissenschaft fast schon harmlos (im Gegensatz zu den Rosenberg-Leuten oder anderen). Wobei ich natürlich nicht weiß, was sich hinter dieser recht harmlos klingengen Stabstelle verbirgt. Das wäre z. B. mal interessant zu erfahren. --AndreasPraefcke ¿! 13:43, 17. Jul 2006 (CEST)

1933 wurde Moser aus politischen Gründen zwangsweise pensioniert. 1938 wurde er stellvertretender Leiter der Reichsstelle für Musikbearbeitungen im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda;. Das verstehe ich nicht, da muss ein bisschen mehr Erklärung her. --AndreasPraefcke ¿! 09:18, 14. Jul 2006 (CEST)

Sicher werden Sie mir Befangenheit vorwerfen, wenn ich mich hier zu Wort melde, weil ich ein Sohn von Hans Joachim Moser bin (was auch in dem Wikipedia-Artikel angegeben ist)und in Kenntnis seiner Persönlichkeit - ich war 28 Jahre alt, als er starb - den Rassismus- und Antisemitismus-Vorwurf gegen ihn schlicht für falsch halte. Mich überzeugen auch die entsprechenden Hinweise in der Sekundärliteratur nicht; ich habe die angeblich rassistischen Passagen in seinen "100 Biographien" jedenfalls nicht entdecken können. Aber ich will gerne zu der Frage nach seiner Pensionierung Stellung nehmen: Hans Joachim Moser war damals (1927-1933) Direktor der Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin, einer Ausbildungsstätte für künftige Musikstudienräte und -Oberstudienräte. Es handelte sich um eine Schlüsselstelle im Ausbildungswesen, auf die er durch den bekannten (SPD-)Kulturreferenten im preußischen Kultusministerium Leo Kestenberg berufen worden war; es gibt darüber interessante Ausführungen in Kestenbergs Autobiographie (Quelle: Leo Kestenberg: Bewegte Zeiten, Wolfenbüttel und Zürich 1961, Seiten 58-59 u. ö.). In der Sichtweise des NS-Staates war ein "Kestenberg-Mann" wie Moser schon wegen Kestenbergs jüdischer Konfession nicnt mehr tragbar. So wurde Hans Joachim Moser schon wenige Wochen nach der "Machtübernahme" entlassen, erhielt zeitweilig Publikationsverbot und mußte sich und seine größer werdende Familie als Sänger bei Beerdigungen u. ä. Tätigkeiten über Wasser halten. Daß er in dieser Situation das Angebot des NS-Ministers Göbbels annahm, in die sog. Reichsstelle für Musikbearbeitungen einzutreten, wird nur den wundern, der die Taktiken des NS-Staates nicht durchschaut, Menschen in existentielle Bedrängnis zu bringen, um sie sich so gefügig zu machen. Die Hauptaufgabe dieser Staatsstelle bestand darin, Musikstücke für Blasmusikkapellen einzurichten. Man kann darüber mehr erfahren aus Hans Joachim Mosers Autobiographie ("Selbstbericht des Forschers und Schriftstellers Hans Joachim Moser" in der "Festgabe für Hans Joachim Moser" zum 65. Geburtstag (1957), die von dem Verfasser des WIKIPEDIA-Artikels offenkundig nicht gelesen worden ist. Er hat auch anderes nicht zur Kenntnis genommen, etwa den Versuch eines nationalsozialistischen Parteigängers namens Pretsch aus Bayreuth, am 15. Februar 1933 gegen den noch im Amt befindlichen Berliner Akademiedirektor Hans Joachim Moser die "Reichspressestelle der NSDAP" in München aufzuwiegeln: "...so bemerke ich noch, daß der Nachweis von Mosers jüdischer Abstammung immer schlüssiger wird, und zwar nach der Seite der Mutter Mosers hin, die eine geborene Elcho war und im Aussehen als vollkommene Rassejüdin geschildert wird" (Acht Wochen später wurde H. J. Moser aus dem Dienst entlassen) Quelle: Joseph Wulf: Musik im Dritten Reich, Gütersloh 1963, rororo-Taschenbuchausgabe September 1966, S. 484. Dazu paßt die von Hans Joachim Moser selbst überlieferte (eigentlich eher komische)NS-Parole, er - Moser - habe eigentlich "Moses" geheißen und habe seinen Namen zu "Moser" gewissermaßen "arisiert". Ich besitze noch eine amtliche Urkunde aus Potsdam, in der dem Vater Hans Joachim Moser mitgeteilt wird, die "arische Abkunft seines Sohnes Dietz-Rüdiger" werde hiermit amtlich festgestellt. Das war in dieser Situation auch für den Vater wichtig. Daß Hans Joachim Moser nach dem Krieg Direktor des Städtischen (ehemals Sternschen)Konservatoriums wurde, hatte er der Fürsprache des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss zu danken, der ihn kannte und schätzte.

Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser, Universität München (mail: drmoser@lrz.uni-muenchen.de) (nicht signierter Beitrag von Benutzername oder IP-Adresse des Benutzers (Diskussion | Beiträge)21. Aust 2006 14:42)

Weitere Frage[Quelltext bearbeiten]

... war ein Musikwissenschaftler, Komponist und Sänger. Sänger? Wann, wo, was? --AndreasPraefcke ¿! 09:18, 14. Jul 2006 (CEST)


Ist es ggf. enzyklopädisch interessant oder relevant, daß Moser ein Urenkel von Robert Schumann war?--the-luxman 18:31, 12. Sep. 2010 (CEST)Beantworten

Es wäre möglicherweise enzyklopädisch relevant, aber es trifft nicht zu. Tatsächlich hatte Moser zwei Kinder mit einer Urenkelin Robert Schumanns, siehe z.B. http://www-public.rz.uni-duesseldorf.de/~molberg/schumann/nach/nach-frm3.htm Mich würde aber (da ich selbst ein Nachkomme dieser Verbindung bin) interessieren, wo Du deine Information her hattest: Selbst erschlossen (und dabei fehlgegangen) aus Angaben etwa über die Kinder Hans-Joachim Mosers, oder kursiert diese Angabe irgendwo in der Literatur? --Lfm (17:46, 25. Nov. 2011 (CET), Datum/Uhrzeit nachträglich eingefügt, siehe Hilfe:Signatur)Beantworten