Diskussion:Helmut Kuhn (Philosoph)

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von Luha in Abschnitt Helmut Kuhn war nicht autoritär
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Religionszugehörigkeit: Vgl. Wikipedia zu seiner Tochter Annette Kuhn. Diesem Artikel zufolge muss Kuhn bereits früher zum evangelischen Christentum konvertiert sein, mutmaßlich bevor seine Tochter 1934 von Niemöller getauft wurde. (Obwohl ich nicht ausschließen möchte, dass bereits Vorfahren konvertiert sind und er "von Geburt an" Christ war.) (nicht signierter Beitrag von 93.201.247.174 (Diskussion) 15:56, 24. Mai 2015 (CEST))Beantworten

Helmut Kuhn war nicht autoritär[Quelltext bearbeiten]

Ich verdanke Helmut Kuhn einiges. Er schlug mich für das Begabtenabitur vor und war der "Vater" meiner Diplomarbeit. Mir war er für die Zeit an der Hochschule für Politik wie am Philosophischen Institut II an der Universität München eine Art väterlicher Freund. Ich war oft in seiner Wohnung in Schwabing zu Gast. Als damaliger Bundesvorsitzender des "Studentenbundes Ostpreußen" lud ich ihn zu Vorträgen ein, insbesondere, wenn es um die 68ziger ging, zu Tagungsstätten, die meistens in Norddeutschland lagen. Es folgten lange, abendliche Gespräche am Kamin.

Beim Lesen dieses Artikels fühle ich mich an das Jahr 1970 erinnert, als eine Studentenvollversammlung an der Hochschule für Politik in München eine Revolte gegen den damaligen Rektor (Helmut Kuhn) losbrach. Es ging um die 1968ziger Studentenbewegung, die der Rektor und ich gleichermaßen beurteilten. In einer aufgeheizten Atmosphäre des Hasses ergriff ich zugunsten des Rektors das Wort. Mein Einfluss war nicht unerheblich. Helmut Kuhn trat später an mich heran und meinte, ich hätte das sich gegen ihn stemmende Eis gebrochen. In einer ähnlichen Situation fühle ich mich heute.

Hier wird behauptet: "Kuhn ist der Vater der Frauenhistorikerin Annette Kuhn, die sich in ihrer Autobiografie vom autoritären Vater, der die jüdische Herkunft jahrzehntelang verschwieg, absetzt."

1.) Zum angeblich autoritären Verhalten von Helmut Kuhn

Es gibt tausend Gründe für einen Konflikt zwischen Vater und Tochter. Wenn es sich um eine Geistesgröße handelt, dann ist die billigste Ausrede, der betreffenden Person autoritäres Verhalten zu unterstellen. Geistige Überlegenheit so zu deuten, ist in Deutschland üblich, sofern es nicht um eine sakrosankte Person geht... Ich kenne das selbst aus Deutschland zur Genüge. Zwar stimmten Helmut Kuhn und ich seinerzeit darin überein, dass die größte Bedrohung für die damalige Zeit, die kommunistische Gefahr war, hinter welcher alle anderen Gegensätze zunächst einmal zurücktreten müssten, aber es war kein Problem, eine andere Meinung ihm gegenüber zu äußern. So vertrat ich schon damals gegenüber dem "Katholiken" die Auffassung, dass Nietzsche's "Antichrist" ein Durchbruch zu genuiner Christentumskritik in der Neuzeit ist. Ich hatte auch nie Schwierigkeiten abweichende Vorstellungen zu Plato, Aristoteles, Plotin oder den christlichen "Scholastikern" zu äußern. Mir ist nicht bekannt, dass er in irgendeinem Seminar, Studenten wegen einer abweichenden Meinung abgekanzelt hätte, selbst wenn diese abwegig war. Ganz im Gegenteil, für ihn waren die Kriterien wissenschaftlicher Erörterung unerlässlich.

2. Verschweigen der jüdischen Abstammung

Im Gegensatz zur Tochter und den Schreibern des Artikels von Wikipedia (deutsche Edition) bin ich nicht davon überzeugt, dass dies zur "Schande" von Helmut Kuhn gereicht, sondern mehr eine der Deutschen und Christen darstellt. Noch zu jener Zeit, als ich mit Helmut Kuhn bekannt war, gestaltete sich viel Techtelmechtel, das ein Deutscher mit einem anderen austrug, in der Weise, dass einer dem anderen bedeutete: "Beim Adolf hätten sie Dich geholt!" Seit der schmachvollen Niederlage von 1945 erwecken die Medien in Deutschland den Eindruck, dass Hitler im Falle eines Sieges, zu keiner "Siegerehrung" gelangt wäre, weil Deutschland nur von Widerstandskämpfern wimmelte, als sei jeder schon immer dagegen gewesen und keiner dafür... Die Wirklichkeit sprach eine andere Sprache... Man bedenke nur, welche Schwierigkeiten W. Brand wegen seiner Emigration nach Norwegen hatte... Etwa bis Mitte der 1970ziger Jahre konnte man noch immer "Einigkeit" unter den Deutschen mit Hass auf die Juden schaffen... Da sollte man mit solchen Vorwürfen gegen H. Kuhn etwas vorsichtiger sein.

3.) Helmut Kuhn und das Christentum

Auch hier wird der typisch deutsche - bis in die Gegenwart anhaltende - Denkfehler gemacht, als würden wir im "Himmel" leben, d.h. es sei nur eine Frage der Aufrichtigkeit (und nicht des Lebens und Überlebens) immer die volle Wahrheit zu ergießen... Die Situation nach der NS-Machtergreifung war die folgende:

a) Christen und Nazis waren gemeinsam für die Judenvernichtung. Die Christen lieferten sogar das ideologische Design für die NS-Judenverfolgung. Das gestehen heute sogar christliche Führer in den USA, wenn auch nicht in Europa.

b) Die Differenz der Christen zu den NS-Morden (auch der sogenannten "Bekennenden Kirche" um Martin Niemöller!) bestand darin, dass von diesem Massenmord, die Juden, die zum Christentum konvertierten, ausgenommen werden. D.h., der Vernichtung von Juden mosaischen Glaubens wurde vom Christentum nicht entgegengetreten.

Wenn also in dieser Zeit ein Jude sich oder seine Angehörigen von einem Vertreter der "Bekennenden Kirche" taufen ließ, dann hatte man wenigstens diese gesellschaftlich relevante Gruppe gegen den Abtransport nach Auschwitz oder in andere KZs. Vielleicht kam die Einsicht später, dass die katholische Kirche doch ein stärkeres Gegengewicht zu anderen Herrschenden ist.

c) In meiner Diplomarbeit ging ich auf die hier beschriebene Situation von Christentum und Judenmorden ein. Helmut Kuhn erhob dagegen keine Einwände.

Allgemein möchte ich sagen, wenn Helmut Kuhn auch nur im Vergleichbaren ein ähnlicher Konvertit, wie z. B. die Edith Stein, gewesen wäre, dann hätte ich immer einen großen Bogen um ihn gemacht. In den vielen Gesprächen, die ich mit ihm führte, hat er sich kein einziges Mal für diejenigen stark gemacht, die ich für abscheulich hielt und halte. Abschließend möchte ich noch folgendes festhalten: Für mich ist es eine Ehre, dass der einzige Professor, der mich gefördert hat, ein Jude war. Es ist ein Beispiel dafür, wie die Ausrottung der jüdischen Komponente aus dem deutschen Wissenschaftsbetrieb durch die Nazis einen Verlust darstellt, der die deutsche Wissenschaft von Erstrangigkeit für immer zur Zweitrangigkeit degradierte. Hitler machte Amerika auch in der Wissenschaft zur Nr.1. Der deutschen Wissenschaft fehlten nach dem Krieg und auch heute viele Helmut Kuhns.

84.15.190.199 12:55, 11. Aug. 2016 (CEST) Hans Henning AtrottBeantworten

Man schaue unter Hans Henning Atrott. Lutz Hartmann (Diskussion) 10:18, 24. Aug. 2016 (CEST)Beantworten