Diskussion:Impliziter Leser

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Letzter Kommentar: vor 6 Jahren von WeiteHorizonte in Abschnitt Überarbeiten
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"Der implizite Leser ist der vom Autor beim Verfassen des Textes mitgedachte, miteinbezogene bzw. berücksichtigte Leser in seiner Rolle als solcher." Das stimmt insbesondere für Iser überhaupt nicht. Für Iser ist der implizte Leser sowas wie das Gesamtpotential kreativ realisierbarer Anschlusspotentiale des Textes. "Das Konzept des impliziten Lesers ist ein transzendentales modell, durch das sich allgmeine Wirkungsstrukturen fiktionaler Texte beschreiben lassen". Akt d. Lesens S. 66 (nicht signierter Beitrag von 146.52.8.110 (Diskussion) 21:03, 26. Mai 2012 (CEST)) Beantworten

Die IP hat recht. Der Artikel muss dringend überarbeitet werden. Was hier bisher beschrieben wird, hat Erwin Wolff einmal als intendierten Leser bezeichnet und hat mit Iser nicht viel zu tun. (Vgl. Erwin Wolff: Der intendierte Leser. Überlegungen und Beispiele zur Einführung eines literaturwissenschaftlichen Begriffs. In: POETICA. Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft 4 (1971), S. 141–166; vgl. auch fiktiver Leser.) --Tolanor 10:40, 19. Jan. 2018 (CET)Beantworten
Die Ausführungen im Artikel decken sich keinesfalls mit dem, was Wolff an zahlreichen Beispielen aus der englischen Literaturgeschichte als Veränderungen im Bereich dessen, was er terminologisch als intendierten Leser bezeichnet. Wolff bezieht seinen intendierten Leser vor ab auf einen vom Autor in Betracht gezogene Leserschaft, die entweder durch "herauslösende Beschreibung einer etwa vorhandenen werkimmanenten Leserfiktion,des durch indirekte Erschließung des einer bestimmten Darbietungsform komplementären Lesertypus oder durch entsprechende theoretische Ausführungen" zu erschließen ist. In dem Großteil der von ihm herangezogenen Werke versucht er die vom Autor ins Auge gefasste, reale sozio-historische Leserschaft, die der Autor konkret erreichen möchten, aus dem jeweiligen auktorialen Erzähler oder lyrischen Ich zu ergründen,; für moderne Werke, in denen diese vermittelnden Instanzen in der traditionalen Form werkimmanent nicht mehr vorhandenen sind, postuliert er eben die Heranziehung werkexterner Äußerungen oder Befragungen des Autors und fordert zusätzlich ggf. entsprechende literatursoziologische Analysen der (zum Zeitpunkt des Erscheinens) vorhandenen Leserschaft; das ist eine völlig andere literaturtheoretische und interpretationspraktische Ausrichtung als die im Modell des impliziten Lesers, das keinesfalls auf eine historisch-soziologisch konkretisierbare Leserschaft ausgelegt ist.
Grundsätzlich stimme ich mit Tolanor insoweit überein, dass der relativ kurze Artikel natürlich ausbaufähig oder ergänzungsbedürftig ist. Der Artikel ist in seiner Kürze aber allgemein angelegt; beschrieben wird nicht ausschließlich oder vorrangig Isers Konzept, das im Übrigen keinesfalls eindeutig definiert ist und in den zahlreichen Veröffentlichungen an verschiedenen Stellen durchaus unterschiedlich gefasst oder theoretisch unterbaut wird, sondern die Handhabung des Begriffs in der allgemeinen Literaturwissenschaft oder Interpretationspraxis. Die gelöschte Aussage ist imhp in dieser Hinsicht trotz des Einwandes der IP im Bezug auf eine spezifische Stelle in Isers Gesamtwerk dennoch richtig; sinnvoll wäre hier vlt. ein spezifischer Abschnitt zu Isers verschiedenen theoretischen Fassungen seines Konzeptes des impliziten Lesers und ihrer jeweiligen Kritik- oder Fragwürdigkeit oder gar ein eigenständiger Artikel dazu. In dieser Hinsicht findet sich einiges in dem Artikel von Willand, den ich unten im Literaturverzeichnis angegeben habe, online auch unter [1]. Wolffs Aufsatz ist übrigens online bei jstore nach entsprechender Registrierung ebenso kostenlos abrufbar. Da ich derzeit mit anderen Projekten beschäftigt bin, werde ich in naher Zukunft vermutlich nicht dazu kommen, den Artikel auszubauen, vlt. nimmst Du oder jemand anderes das ja in Angriff. Die Löschung der von Dir vorgenommenen Stelle ist jedoch nicht erforderlich, da in dem Kontext der Ausführungen durchaus richtig oder vertretbar (vgl auch die angegebene Quelle des renommierten Anglisten Ansgar Nünning; der Überarbeitungsvermerk ist m.E. irritierend für Leser, die sich nur in aller Kürze einen Überblick über diesen in der literaturwissenschaftlichen Praxis häufig genutzten Terminus verschaffen wollen und sollte daher wieder entfernt werden; es sind im Artikel zahlreiche Verlinkungen auch auf Isers verschiedene Schriften oder Konzepte angegeben, die ausführlichere Informationen liefern. --WeiteHorizonte (Diskussion) 15:14, 19. Jan. 2018 (CET)Beantworten