Diskussion:Innere Abwertung

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von Pass3456 in Abschnitt Innere Aufwertung
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Einige Fragen/Anmerkungen:

  • Einleitung: Eine Innere Abwertung findet statt, wenn in einem Land die Preise und Löhne relativ zu dem Preisniveau anderer Länder sinken, ohne dass eine Abwertung der Währung erfolgt. Dies kann ja letztlich nur innerhalb einer Währungsunion stattfinden. Ist die Definition wirklich so beschränkt? Selbst wenn hier dieser Fall eines Landes innerhalb einer Währungsunion gemeint ist, wäre die Definition nicht ganz verständlich, da ja dann gar keine eigene Währung besteht, die abwerten könnte. Im Fall eines Landes mit eigener Währung könnte ja durchaus eine Abwertung stattfinden, nur dass dies nicht maßgeblich ist. Währungs- bzw. Wechselkursänderungen erfolgen ja ständig, sodass letztlich immer eine ggf. nur geringfügige Auf- oder Abwertung stattfindet. „Ohne“ Abwertung wäre dann eher ein zufälliges Ereignis, eben wenn es eine Aufwertung gibt.--Leit (Diskussion) 00:53, 6. Mai 2013 (CEST)Beantworten
  • Japan: Die Deflationspolitik von Ende der 1990er bis Anfang der 2000er war einer von verschiedenen Versuchen die Wirtschaftskrise in Japan zu überwinden. Hier entsteht der Eindruck, als sei eine Deflation das Ziel der Wirtschaftspolitik gewesen. Das ist kaum der Fall, eher im Gegenteil. Es wurden, zumindest wurde dies öffentlich verlautbart, von Zentralbanken und Fiskalpolitik Anstrengungen unternommen, die Deflation bzw. wirtschaftliche Schwächephase zu überwinden. Auch der Zeitbezug 1997–2002 bleibt unklar, jedenfalls unerklärt. Deflation gab (oder gibt?) es später auch noch.
  • Deutschland: Zum einen seien die Löhne im Wiedervereinigungs-Boom der 1990er-Jahren stärker gestiegen als die Produktivität. Das wäre aber auch schlimm gewesen, wenn es nicht so wäre. Die Löhne steigen im Normalfall immer stärker als die Produktivität, nämlich in dem Ausmaße, in dem Inflation entsteht. Wenn die Lohnstückkosten um 2 % steigen, liegt die Inflationsrate mittelfristig auch bei den in der Eurozone angestrebten 2 %. Das kann also nicht wirklich von maßgeblichen Ökonomen behauptet worden sein, und wenn, dann wäre es evident falsch und mit Sicherheit auf Widerspruch gestoßen. Diese Erhöhung des Preisniveaus konnte aufgrund der Euro-Währungsunion nicht mehr (wie bisher) durch Wechselkursangleichungen ausgeglichen werden. Diese Währungsunion setzte aber erst 1999 ein, nicht in den 1990er-Jahren insgesamt. Hier passt der Zeitbezug überhaupt nicht. Auch Gegenstimmen zu der Behauptung, Deutschland sei mit einem überhöten Wechselkurs in die Währungsunion eingetreten, fehlen hier. Im Weiteren wird nicht erläutert, wieso in der Abschnittsüberschrift der Zeitraum 2000–2005 gewählt wird. Soll danach schon die Phase der Abwertung Deutschlands gegenüber den anderen Euro-Ländern vorbei gewesen sein? Mein Eindruck ist, dass sie länger angehalten hat.--Leit (Diskussion) 00:48, 6. Mai 2013 (CEST)Beantworten

Hallo Leit, ich hatte schon befürchtet dass überhaupt niemand den Artikel liest und freue mich umso mehr über Feedback.

Generell verstehe ich die Fragen so, dass einiges noch genauer beschrieben werden muss (ist auch erst der Anfang).
Zur Definition: um auf Kosten der Nachbarstaaten wettbewerbsfähiger zu werden gibt es im Prinzip zwei verschiedene Möglichkeiten: die (äußere) Währungskursabwertung und die Innere Abwertung
  • Abwertung kann Extern über die Abwertung der Währung erfolgen -> der Wechselkurs sinkt stärker als im Landesinneren die Preise und Löhne steigen (relativ zum internationalen Durchschnitt) (Ursache ist i.d.R. eine Devisenmarktintervention)
  • Innere Abwertung -> im Inland sinken die Preise und Löhne stärker als der Wechselkurs z.B. Litauen 2009-2010: Abwertung von Preisen und Löhnen um 7 %, während die Währung nur um 3 % abwertete
Innere Abwertung ist nahezu unumgänglich bei Währunsunion, aber auch bei fixen Wechselkursen (Dollarbindung, Goldstandart), oder eben wenn eine Währungsabwertung verboten ist (Deutsches Reich 1932). Innere Abwertung trat aber auch schon bei flexiblen Wechselkursen auf (wenn die Inflation niedriger ist als in anderen Ländern, wird die eigene Währung tendenziell eher aufwerten).
Zu Japan: eine Strategie der Inneren Abwertung läuft meistens auf Deflationspolitik hinaus. Das Senken von Löhnen und Preisen führt ja zwangsläufig zu Deflation. Inner Abwertung ist ohne Deflation nur möglich, wenn weltweit eine so Hohe Inflation herrscht, dass z.B. eine 3 Prozentpunkte niedrigere heimische Preisentwicklung möglich ist, ohne dass die Preise tatsächlich sinken müssen (also 4-5% Inflation in den Nachbarländern). Japan hatte tatsächlich eine Deflationspolitik betrieben Seite 87, 88, um 2000 herum war Innere Abwertung ohne Deflation aufgrund der international niedrigen Inflationsraten nicht möglich. Dass Japan auch keynesianische Fiskalpolitik und expansive Geldpolitik ausprobiert haben soll nicht bestrittten werden. Zumindest die keynesinische Strategie fiel aber in andere Phasen.
Zu Deutschland: Ob das gut oder schlecht ist wenn Lohnsteigerungen hinter dem Produktivitätsanstieg zurückbleiben sei mal dahingestellt (hängt wohl von der Situation ab). Aber das war jedenfalls die Strategie Deutschlands von 1998-2008 (siehe die unzweideutige Grafik). Zu den maßgeblichen Ökonomen die das propagiert haben gehört z.B. Hans-Werner Sinn.
Prozentuale Veränderung der Arbeitsproduktivität und der Lohnstückkosten ausgewählter Staaten zwischen 1998 und 2008 (OECD).
Gegenstimmen zu der Behauptung, Deutschland sei mit einem überhöten Wechselkurs in die Währungsunion eingetreten fehlen, ich kenne aber auch kenne. Wenn Du welche kennst würde ich dich bitte das nachzutragen.
Zeitraum 2000–2005 -> Seite 184 Figure 9 ist der Zeitraum in dem die Schere zwischen Deutschland und Euro-Raum exkl. Deutschland aufgegangen ist. --Pass3456 (Diskussion) 21:15, 6. Mai 2013 (CEST)Beantworten
Es ist richtig, dass interne Abwertung auch im Falle eines fixen Wechselkurses erfolgen kann, nicht nur bei einer förmlichen Währungsunion. Das hatte ich vergessen zu erwähnen. Es ist dann halt eine reale Abwertung gegenüber anderen Staaten, ob jetzt innerhalb oder außerhalb der Währungsunion. Ansonsten aber sehe ich das ehrlich gesagt nicht. Denn im Falle eines halbwegs flexiblen Wechselkurses ist interne Abwertung einfach eine ganz normale Abwertung. Ob die Inflationsraten dafür im Inland negativ oder positiv sind, spielt ja erst mal keine Rolle. Entscheidend ist, dass die Wechselkursanpassung die geringere Inflationsrate nicht ausgleicht. Beträgt die Inflationsrate in Land A 5 % und in Land B 9 %, ohne dass der nominale Wechselkurs sich verändert, wertet Land A um 4 % gegenüber Land B ab. Beträgt die Inflationsrate in Land A 0 % und in Land B 2 %, ist das eine 2 %-ige Abwertung. Inflation Land A -2 %, Land B 1 %: 3%-ige Abwertung. Die Unterschiede sind nur graduell, wo soll die Grenze zwischen einer „normalen“ Abwertung und einer Inneren Abwertung verlaufen? Die Regel ist doch, dass der Wechselkurs sich kurzfristig nicht exakt im Ausmaß der Inflationsdifferenz verändert, nur eben mittel- und langfristig. Der Schaden, der durch diese nicht genaue Anpassung ensteht, fällt aber zwischendurch an.
Bezüglich Litauen meintest du wohl Aufwertung statt Abwertung im Gegenzug zu der Deflation. Eine Währungsabwertung als Reaktion würde ja eine noch größere reale Abwertung bedeuten.
Zu Japan: Es ist schon ein Unterschied, ob das Ergebnis einer bestimmten Wirtschaftspolitik als Deflationspolitik bezeichnet wird, oder die Absicht. Keiner der wirtschaftspolitischen Verantwortungsträger in Japan (Finanzministerium, Zentralbank) wird offiziell verlautbart haben, man betreibe eine Deflationspolitik. Deflation wurde in Japan von Beginn an als problematische Erscheinung angesehen, die zu überwinden ist. „Deflationspolitik“ ist hier ein ausdrücklich in kritischer Absicht gewählter Begriff, der kaum repräsentativ sein dürfte für die Einschätzung der Wirtschaftspolitik Japans um 2000. Auch wenn er faktisch wohl zutreffen dürfte. Das Problem ist das Wort „Politik“, das sich eben eher auf die politische Absicht statt auf das Ergebnis politischen Handelns bezieht. Anders im Deutschland der Jahre 1930–32, dort wurde zumindest zunächst ja eben offiziell eine Deflation angestrebt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie (Reduzierung der Selbstkosten) zu erhöhen.
Zu Deutschland 2000–2005. Es ist gut, dass die Abschnittsüberschrift jetzt geändert wurde. Je nachdem, welche Zahlen (Lohnstückkosten, Inflationsrate insgesamt oder nur der Industrie, BIP-Deflator) man verwendet, kommen ganz unterschiedliche Zeiträume in Frage. Ansonsten geht es m.E. nicht darum, dass die Löhne weniger stark als die Produktivität gestiegen wären. Das war in vereinzelten Jahren wohl der Fall, aber nicht die Regel. Dann nämlich fallen die Preise absolut, und eine Deflation hatten wir in Deutschland zwischen 2000 und 2005 nicht – nur eben geringer als üblich steigende Preise. Es geht darum, dass die Löhne weniger als 2 % mehr gestiegen sind als die Produktivität, womit das Inflationsziel von ebenfalls knapp 2 % verfehlt wurde.
Wegen der Frage, ob Deutschland mit überhöhten Preisen in die Währungsunion eingetreten sei, gibt es definitiv Gegenstimmen. Ich werde mal versuchen, welche herauszusuchen. Anzumerken ist jedoch, dass das Fehlen von bekannten Gegenstimmen zu einer Behauptung ja nicht automatisch bedeutet, dass die Behauptung wahr ist. Gruß--Leit (Diskussion) 21:52, 6. Mai 2013 (CEST)Beantworten
Ich betrachte den Artikel noch keineswegs als vollständig und umfassend. Mithilfe ist immer willkommen. Geschichtlich gesehen ist Innere Abwertung der traditionelle Königsweg zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gewesen. Bei unverschälscht flexiblen Wechselkursen ist Innere Abwertung theoretisch wie praktisch ganz sicher eine minderwertige Strategie (Brünings Deflationspolitik vs. die britische Währungsabwertung ging sicherlich 0:1 aus). Flexible Wechselkurse gibt es aber auch noch nicht so lang. Und dann kam schon wieder der Euro.
Litauen hat Preisen und Löhnen um -7 % und die Währung um -3 % abwertet (siehe Einzelnachweis im Artikel). Insgesamt eine massive deflationäre Abwertung. Wie die das geschafft haben Intern massiv abzuwerten ohne dass die Währung aufwertet weiss ich auch nicht sicher, aber wahrscheinlich war eine ausgeprägt expansive Geldpolitik der Grund.
Vielleicht ist es der Renaissance der Österreichischen Schule geschuldet, dass nach (ultra-) orthodoxer Wirtschaftstheorie Deflationspolitik wieder en vogue ist. Japan hats gemacht. In der Eurozone müssten (und sollen wohl) Länder wie Griechenland und Spanien mehr als 10 Jahre lang eine Deflationspolitiik betreiben, um wieder auf deutsches Preisniveau zu kommen.
Nächtliche Grüße, --Pass3456 (Diskussion) 23:16, 6. Mai 2013 (CEST)--Pass3456 (Diskussion) 23:16, 6. Mai 2013 (CEST)Beantworten

Innere Aufwertung[Quelltext bearbeiten]

Der Begriff "Innere Abwertung" ist verwirrend. Sinken die Preise in einem Währungsraum, steigt gleichzeitig der Wert der Währung, also "Aufwertung". Sinken die Preise nur in einem Teil des Währungsraumes, könnte man doch von einer Inneren Aufwertung sprechen, oder um eine eher unnötige Diskussion zu vermeiden von einer Inneren/Regionalen Deflation. --Pebble Beach (Diskussion) 15:25, 6. Sep. 2016 (CEST)Beantworten

Innere Abwertung ist halt der im wissenschaftlichen Sprachgebrauch übliche Begriff. Normaler Weise erfolgt eine Innere Abwertung im Übrigen als Zahlungsbilanzausgleichsmechanismus, also vor dem Hintergrund einer überbewerteten Währung welche die Internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes einschränkt. Innere Abwertung erfolgt üblicher Weise zur Normalisierung des Preisniveaus bei starren Wechselkursen. Wenn eine Innere Abwertung sofort zur Aufwertung der Währung führt liegen dem Szenario keine makroökonomischen Ungleichgewichte zugrunde, dann klingeln die Beggar-thy-Neighbor-Politik-Glocken. --Pass3456 (Diskussion) 21:04, 6. Sep. 2016 (CEST)Beantworten

Griechenland etwa wird benachteiligt duch Fokussierung auf Handelsbilanz statt Leistungsbilanz[Quelltext bearbeiten]

Ausgangspunkt: Ein chronisches Handelsbilanzdefizit eines Touristenzieles wie Griechenland ist grundsätzlich noch kein Grund für innere Abwertung, solange das Defizit vielleicht sogar überkompensiert wird durch „chronische“ Überschüsse in der Dienstleistungsbilanz, etwa Reisedienstleistungen. Helfen können auch Überschüsse aus Erwerbs- und Vermögenseinkommen, und lfd. Transfers.

Die Fokussierung auf die Handelsbilanz läßt also bspw Griechenland in unfairer Weise schlecht aussehen.

Zudem verzerrt die Fokussierung auf die Handelsbilanz auch bei Wirkungen im Fall von innerer Abwertung. Nicht nur Exportwaren werden billiger, sondern auch bspw. eine Kochleistung in Griechenland oder ein Haarschnitt für deutsche Touristen. Für griechische Kunden bliebe bei gleicher Preis- und Lohnsenkung der reale Preis gleich. Wahrscheinlich steigt auch die reale Gewinnspanne der Dienstleistungsanbieter gegenüber Touristen, was zu Angebotsausweitung mit Beschäftigungseffekt führen kann: Sport- und Unterhaltungsservices, Boots-, Rad- und Wandertouren, Mal-, Tanz- und Philosophiekurse, u.v.m.. Die Handelsbilanz zeigt das nicht, sondern die Dienstleistungsbilanz und die übergeordnete Leistungsbilanz für Griechenland.--Zusamm (Diskussion) 23:21, 16. Mai 2015 (CEST)Beantworten

Ausgangspunkt war die in der Fußnote zitierte Literatur, in der von Handelsbilanzdefizit die Rede ist. Wenn dir der Text nicht passt - mit einer Begründung die nicht völlig abwegig erscheint - musst Du eine bessere Quelle finden. Die Fragestellung ist ja interessant, aber keineswegs trivial und benötigt deshalb einschlägige Forschung. Für die Handelsbilanz ist ein positiver Effekt der Abwertung empirisch gut nachweisbar und was theoretisch eine Hohe Preiselastizität der Nachfrage vermuten lässt. Bei den genannten Kochleistungen bzw. Haareschneiden dürfte die Preiselastizität der Nachfrage dagegen extrem gering sein. Wenn der Kunde mit vollem Bauch und geschnittenen Haaaren weggeht, dann führt der billigere Preis bei gleichbleibender Stückzahl (Haarschnitte bzw. Menüs) zu einem realen Verlust an Umsatz und Gewinn. --Pass3456 (Diskussion) 23:53, 17. Mai 2015 (CEST)Beantworten
Solange nicht die These erwogen wird, Touristen schauten grundsätzlich weder bei der Planung noch spontan auf Preise, würde ich unterschiedliche Preiselastizitäten der Nachfrage nicht im Kap „Ausgangspkt“ behandeln.
„Die in der Fußnote zitierte Literatur“ (Center for Economic and Policy Research, Mark Weisbrot, Rebecca Ray, Latvia’s Recession: The Cost of Adjustment With An “Internal Devaluation”, 2010, S. 6,7) macht auch allgemeingültige Aussagen, fokussiert aber, was speziell für Lettlands Rezession wichtig war. Touristische Dienstleistungen etwa haben dort weit weniger ökon Gewicht als in Griechenland. Daher mag für diese Analyse von Lettlands Rezession die Handelsbilanz ausreichen. Der Artikel aber braucht hier einen weiteren Blick und andere Quellen.--Zusamm (Diskussion) 11:35, 18. Mai 2015 (CEST)Beantworten