Diskussion:Johann Friedrich Böttger

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Dieser Artikel war im Portal:Dresden der Artikel des Monats März 2019.

Frage: Den Wikipedia-Richtlinien entnehme ich, daß die Artikel neutral verfasst werden sollen. Deswegen korrigierte ich den (nach aktuellem Stand der Forschungen falschen) Hinweis auf die Erfindung des Porzellans durch Ehrenfried von Tschirnhaus, und ersetzte dies durch die korrektere Version der beiden Chemikern gleiche Schöpfungshöhe an der Erfindung zugesteht. Da dies rückgängig gemacht wurde, bitte ich um einen Kommentar oder eine fundierte Quelle dazu (ich beziehe mich auf die Tschirnhaus-Forschung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig sowie der recht umfangreichen polnischen Forschung auf diesem Gebiet).

Der Artikel zu Ehrenfried Walther von Tschirnhaus ist Wikipedia von seinem Nachfahren gespendet worden. Dieser setzt sich gerade dafür ein, das seinem Vorfahren diese Ehre gebührt. Im Artikel zu Tschirnhaus sind am Ende zahlreiche Quellen belegt, die beweisen, das Tschirnhaus und nicht Böttger der Erfinder war. Böttger hat wie aber die er fabrikmäßigen Herstellung des Meissner Porzellans nach Tschirnhaus Tod aufgebaut. Und genau so steht es jetzt bei Böttger und Tschirnhaus drin.
Interessant ist das, auf das Wirken des Nachfahren Microsoft Encarta und der Brockhaus sowie einige Schulbuchverlage nach Quellenstudium diesen Fakt in ihren neuen Ausgaben so jetzt mit übernehmen. Deshalb gehe ich davon aus, dass es nach dem jetzigen Stand der Forschung (also die aktuelle Wahrheit) hier im Artikel korrekt wiedergegeben wirde. -- [[Benutzer:ähnliche Diskussion gab es schon 1910 herum, als Curt Reinhardt (dessen Interpretationen sich Tschirnhausanhänger heute als Quelle bedienen) dasselbe zu beweisen versuchte, und ebenfalls wiederlegt wurde.

Ich denke schon, man sollte zwischen medialer Populistik und wissenschaftlicher Arbeit unterscheiden, es wäre schade, wenn eine schleichende Geschichtsverfälschung alleine dadurch durchgesetzt wird, daß man die historische Forschung ignoriert, und sich auf Aussagen von Privatleuten verläßt. In der jetzigen Form halte ich den Eintrag jedenfalls für falsch.

Ok, ob Nachfahre oder nicht, wenn der Brockhaus als sehr seriöses Werk in Band 1, Ausgabe 2003 (laut Aussage von C.v.T.) E.W.v.T Berichtigung hinsichtlich der Porzellanerfindung übernimmt, dann doch nur, weil sie es mehrfach (so sagen sie ja immer) überprüft haben und nach dem Stand der Quellen diese für korrekt halten. Ich bin kein Porzellanfachmann oder so, aber das hat mich dann doch von der Richtigkeit überzeugt. Und dass sich auch seriöse Wissenschaftler mal kräftig irren können, zeigt die Aussage einer Wissenschaftlichen Akademie vor langer Zeit hinsichtlich des Eröls, dass man damals für völlig unnütz erachtete! Mag sein, das C.v.T. seine Theorie propagiert, aber manchmal braucht es Propaganda um Geschichtsfälschungen zu entlarven. Lieber sic! kannst du vielleicht mit deinem Fachwissen die Artikel so umformulieren, das die Meinung von C.v.T. und deine beide genannt werden. Damit hätten wir den neutralen Standpunkt erreicht. (Solange bis sich die Gelehrten einig sind!) ;-) Danke! -- sk 23:18, 27. Apr 2004 (CEST)
Das hatte ich ja in der korrigierten Version versucht. Ich möchte von Tschirnhaus ja nicht die ihm zustehende Würdigung absprechen, finde nur eben, daß es jetzt genau wie vor dem Aufkommen der Diskussion (als eben Böttger fälschlicherweise die volle Urheberschaft zugesprochen wurde), wieder einen Irrtum gibt, nur eben dieses Mal anders herum. Da ich aber kein Fachmann auf dem Gebiet des Porzellans bin (mein Wissen stammt nur aus der Recherchezuarbeit und Quellensichtung für eine Diplomarbeit zu diesem Thema 2003), werde ich es lieber den Fachleuten überlassen, die Ehre von Böttger zu verteidigen, und diesen Eintrag möglicherweise korrekter zu formulieren. Danke für deine Mühe. sic!

Meine Ergänzung zu Johann Friedrich Böttger habe ich vor ca. 20 Jahren schon einmal in der Altbayerischen Heimatpost veröffentlicht. Walter J.Pilsak


Ich finde, über die Hälfte des Artikels hat nichts mit Böttger direkt zu tun und schlage vor, das in einen neuen Artikel auszulagern! marktop

Wer erfand das Sächsische Porzellan:

"Mit großer Aufmerksamkeit wird die sachbezogene Diskussion um die Erfindung des Sächsischen Porzellans, des Dresdener Weißen Goldes, wohl von vielen Menschen, nicht nur in Deutschland verfolgt. So begab auch ich mich auf die Suche nach dem Ursprung dieses in der ganzen Welt berühmten Porzellans und stieß dabei auf : "Grosses vollstaendiges Lexikon aller Wissenschaften und Kuenste" von Johann Heinrich Zedler, herausgegeben im Jahre 1741 zu Leipzig und Halle. Im 28. Band (Pi-Pq) dieses wohl in dieser Form einmaligen Werkes stieß ich dort in der Spalte1688 auf folgenden Eintrag (Auszug): "...Nirgends, so viel als wissend, ist das Ost-Indische Porzellan in Europa besser nachgemachet worden, als wie zu St.Clou nahe bei Paris, und zu Dreßden, noch bis ietzo geschiehet...............Nach der Zeit hat der beruehmte Herr von Tschirnhausen in Dreßden dem damaligen Herrn Baron Boetticher eine Art eroeffnet, wie man auch allda koennte dem Sinesischen gleichendes Porzellan machen, welches dieser auch aus einer geschwemmten aschfarbigen Landerde zu Stande gebracht, nur daß die Gefässe weisser oder milchiger fallen, auch etwas undurchsichtiger seyn;doch sollen sie in der Haerte selbst das wahrhaffte uebertreffen......."

Geht man davon aus, dass damals die Vorlaufzeit von einem Artikel bis zur Veröffentlichung (1741/Halle/Leipzig) etwa zehn Jahre dauerte, könnteder Artikel so um 1730 - 1735 geschrieben worden sein. Wäre der Zeitzeuge dann beim Verfassen des Eintrages so um die 50 Jahre alt gewesen, wäre er so um 1685 (auch früher oder später) geboren . Das hieße, dass er ein unmittelbarer Zeitzeuge der Dresdner Porzellanerfindung (1709 August dem Starken von Boettiger mitgeteilt) gewesen ist. Und so könnte man beim Lesen des Textes davon ausgehen, dass v.Tschirnhaus seinem Untergebenen, dem ihm zugeteilten Boettiger, das Rezept zur Herstellung des Porzellan, mit der Bitte, danach zu verfahren, übergeben haben könnte. Ein Satz noch aus dem Titelblatt dieses Lexikons lautet: "Mit Hoher Potentaten allergnaedigsten Privilegis." Somit kann man meiner Meinung nach davon ausgehen, dass auch in diesem Eintrag keine Emotionen mitgespielt haben. So ist für mich Ehrenfried Walter von Tschirnhaus der Erfinder des Dresdner Weissen Goldes, welches nach seinem Tode wahrscheinlich von Boettger "verbessert" wurde, genau so, wie Otto Lilienthal der Erfinder des Fliegens ist, dessen Grundlagen später auch von tüchtigen Ingenieuren zur weiteren Entwicklung genutzt wurden.

In meinen Unterlagen ein Hinweis zur Grabplatte des E.W.v.Tschirnhaus in Kieslingswalde, von dem Zimmermann behauptet hatte, dass diese erst 1739 aufgestellt worden sei. Die zerstörte Grabplatte liegt irgndwo in der Umgebung der Kirche von Kieslingswalde in einem Waldstück. Bisher hat sich wohl noch keiner gefunden, diese Reste zu bergen und irgenwie sicherzustellen. Nach Zimmermann („ war der Erfinder des Meissner Porzellans“, S. 46, Anm.) ist das Grabmonument erst 1739 aufgestellt worden. Das ist falsch. Die noch vorhandene Administrationsrechnung des Georg Albert von Tschirnhaus über die Güter Kieslingswalde und Stolzenberg auf die Zeit von Okt. 1708 bis Walp. 1711(Staatsarchiv Breslau. O. A. Kieslingswalde (Oberlausitz). Der von Tschirnhaus zu Kieslingswalda CreditWesen bel. Anno 1708,- 1709, 1710-22) verzeichnet in der Rechnung über das erste Jahr 1709 als Ausgabe: „34 Th.16 g. vors Epitaphium (Grabinschrift, Gedenktafel für einen Verstorbenen, Nachruf –görner-) in der Kirche zu Kieslingswalda“. Die Übersetzung aus dem Lateinischena auf dieser Tafel lautet: Dem vornehmen und edlen Mann Herrn Ehrenfried Walter von Tschirnhaus Erbherrn auf Kieslingswalde und Stoltzenberg, Königlich Polnischen und Kurfürstlich sächsischem Rat, Mitglied der Königlichen Akademie zu Paris, dem Fürsten der Philosophen, Naturforscher und Mathematiker seiner Zeit, der um der höheren Studien willen sechsmal Belgien, viermal Frankreich, einmal England, Itaienm, Sizilien und Malta in zwölfjährigen Reisen wissbegierig durchwanderte, die Kunst, die Wahrheit zu finden und für die Gesundheit zu sorgen, entdeckte, zur Unterstützung der Optik als erster überaus große Glaslinsen erfand, Jaspamethyste und Jasponyxe ebenso mit Maschinen schnitt und was die Gegenwart erstaunt, die Zukunft bewundern wird, der als erster Europäer die Methode der Herstellung durchsichtigen Porzellans jeder Farbe erfand, so dass es das Geschirr der Inder an Glanz und Härte übertraf, dem Ritter, der durch seine Verdienste um den Hof, die gemeinnützigen Wissenschaften und das Vaterland sich einen unsterblichen Namen erwarb, geboren am 10. April des Jahres 1651, gestorben am 11. Oktober des jahres 1708, dem schmerzlich vermissten Bruder setzte in Pietät dieses Denkmal sein einziger, tiefbetrübter Bruder Georg Albrecht von Tschirnhaus Erbherr auf Oberschönfelde und Hartlieb.

Für mich selbst ist immer wieder interessant, wie wenig auf die Tatsache hingewiesen wird, dass v.Tschirnhaus 1651 geboren wurde, Böttger erst 1682, letzterer also, bei seiner Unterstellung 1704 an Tschirnhaus, gerade erst einmal 22 Jahre alt war, während v.Tschirnhaus 53 Jahre alt war und die Erfahrungen besass aufgrund seiner auch wissenschafllichen Tätigkeit, chemische und physikalische Vorgänge anzuwenden, hatte er doch bereits auch schon in Kiesingswalde in der Tschirnhaus`schen Glasfabrik Erfahrungen im Umgang mit hohen Temperaturen, ist er doch auch der Erfinder der Schamott-Steine, um eben später nicht nach jedem Porzellan-Brennvorgang neue Brennöfen bauen zu müssen. Und wer weiß schon, dass Steinbrück, der Hauslehrer derer v.Tschirnhaus und Nachlassverwalter von E.W.v.Tschirnhaus, die Schwester von Böttger ehelichte. Letzteres nur am Rande, ohne dass ich daraus Folgerungen ziehen möchte. Man sagt, dass E.W.v.Tschirnhaus aun der Roten Ruhr gestorben sei. Es gibt Mediziner, die darauf hinweisen, dass Arsenvergiftungen ähnliche äussere Anzeichen verursachen. Arsen wurde damals von Forschern in der Töpfereiherstellung usw. angewandt.

Interessant, das Wissen und Forschen nach der Wahrheit.

Bei meinem Suchen kam ich auch mit dem Stammbaum derer von Tschirnhaus in Berührung. Und da machte ich eine für mich wichtige Entdeckung. Als Stammvater des v.Tschirnhaus-Stmmbaumes gilt Hans von Tschirnhaus, gelebt um 1442. Seine zwei Söhne begründeten einmal mit Bernhard, gest. 1489, die Oberlausitzer Linie, mit Michael, gest. 1528, die Bolkenhainer Linie. Ehrenfried Walter v. Tschirnhaus gehörte der Oberlausitzer Linie, (VII. Generation) an, die ausgestorben ist, die jetzt noch lebenden v.Tschinhaus` der Bolkenhainer Linie an. Und wie man es auch drehen und wenden mag, kommt man doch nicht umhin, anerkennen zu müssen, dass die Wurzel des Stammbaumes mit seinen vielen Verästelungen eben Hans von Tschirnhaus (1442) ist. Daß ein alter Baum mit eben nur einer Wurzel in seinem langen Leben viele Äste und Zweige hervorbringt, von denen einige absterben, andere zu neuer Blüte gelangen, gilt eben auch für die Wurzel eines Stammbaumes. Insofern besteht, wenn auch weitläufig, für Christof von Tschirnhaus (XVI. Generation) über seinen Urvater Hans v. Tschirnhaus eine Blutsverwandschaft zu dem großen Wissenschaftler Ehrenfried Walter von Tschirnhaus und Christof von Tschirnhaus, der sich für Ehrenfried Walter von Tschirnhaus einsetzt, kann, so meine ich, ohne weiteres auf seine Verwandschaft mit E.W.v.Tschirnhaus hinweisen."


Das ist ja alles gut und schön, aber der Artikel sollte doch primär von Böttger handeln...zB wie/wann/warum er gestorben ist. Ich hätte nicht große Lust, eine Neutralitätswarnung reinzusetzen. <eg>


Vorweg eines: Ich habe keine Ahnung vom Thema "Porzellanerfindung" und keine Präferenz zu Böttger. Aber eines fehlt mir in der Betrachtung, was nur bei Tschirnhaus ansatzweise unter "Rezeption" erwähnt wird: Böttger hätte das Porzellan öffentlich auf dem Dresdner Marktplatz erfinden können, und es wäre dennoch seinem Dienstherrn Tschirnhaus zugeschrieben worden. Ein entlaufener, der Alchemie verdächtigter Apothekerlehrling unter der "Anleitung" eines renommierten Forschers (wie gross oder klein auch immer diese Anleitung gewesen sein mag) hatte damals nicht die geringste Chance, den gerechten Ruhm seiner Arbeit zu bekommen. Gruss Nick


Neutralitätswarnung[Quelltext bearbeiten]

Der Artikel in der jetzigen Form ist eine Lobhudelei für Tschirnhaus, und stellt zudem Behauptungen zugunsten Tschirnhaus' auf, die im Hauptartikel zu ihm selbst anders/abweichend dargestellt sind. Artikel müßte vollständig überarbeitet, die unbelegten Tschirnhaus Referenzen entfernt und mit dem Hauptartikel abgeglichen werden. --Sic! 11:32, 17. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Da sich niemand fand, selbst in Grundzügen erledigt. Kann natürlich weiter ausgebaut und wikifiziert werden, und die Quellen (Tschirnhaus, Ohain etc) müsste jemand noch einarbeiten, aber jetzt geht es wirklich um Böttger und ist konsistent mit dem Tschirnhausartikel. --Sic! 12:28, 26. Dez. 2006 (CET)Beantworten

So macht man das also bei Wikipedia. Urkundlich belegte Angaben werden einfach wieder gelöscht. Verschiedene Ereignisse mit falschen Jahresangaben, lassen natürlich den Porzellanerfinder Böttger in einem ganz anderen Licht erscheinen. Dieser Artikel müßte dringend überarbeitet werden. Tatsache ist nun einmal, dass Böttger erst im Jahr 1707 in der Porzellanforschung tätig wurde. Seit dem 5.9.1706 war er ja auf der Festung Königstein inhaftiert und hatte dort 12 Monate keine Forschungen betrieben. Tschirnhaus hatte Böttger dazu am 15. Mai 1707 auf der Festung aufgesucht und ihn überredet, an dem Porzellanprojekt mitzuarbeiten (Quelle: Sächsisches Hautstaatsarchiv Dresden, KA 7800 und Loc. 1340). Natürlich mußte der König dazu seine Einwilligung geben. Dies geschah dann auch am 8. Juni 1707 (Quelle: Sächsisches Hautpstaatsarchiv Dresden, KA 7800, Königlicher Befehl an den Festungskommandanten vom 7.6.1707). Am 22.9.1707 begann dann Böttgers Mitarbeit an der Porzellanherstellung. Im Dezember 1707 konnten Tschirnhaus und sein Gehilfe Böttger dem König das erste Stück Hartporzellan präsentieren. Übrigens, die "Weiße Erde" -das Kaolin- wurde erst Ende Juni 1708 in das Laboratorium geliefert, nicht im Dez. 1707 (Quelle: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 1340, Conv.II, 5. Paket). Bis Juni 1708 verwendete man Colditzer Ton für die Porzellanversuche. Auch das Gründungsjahr der ersten zwei Porzellanmanufakturen in Dresden war 1708 (Quelle: SHSt Dresden, Loc 1340). Gruß Jan

Haft und Zwang[Quelltext bearbeiten]

Der Artikel verschweigt die Umstände, unter denen Böttger die Forschung durchführen mußte:

"Auch August der Starke erfuhr von dem jungen Apothekerlehrling. Zwischen den beiden Monarchen entstand ein Streit, den August der Starke für sich entscheiden konnte. Er ließ Böttger nach Dresden verbringen und seine Experimente wiederholen.

Daraufhin bekam Böttger in Dresden ein Laboratorium zur Herstellung von Gold in größerem Umfang zur Verfügung gestellt."

Das klingt alles sehr freiwillig. Erst im letzten Abschnitt heißt es: "Am 19. April 1714 wurde Böttger aus der bis dahin andauernden Haft entlassen." Soweit ich weiß wurde Böttger massiv erpresst und mußte mit dem Tod rechnen. Vielleicht kann das jemand ergänzen oder umformulieren, der es genau weiß. 84.62.140.240 20:01, 11. Nov. 2007 (CET)Beantworten

Böttger in Dresden[Quelltext bearbeiten]

Zum bestehenden gesperrten Text (kursiv)ist zu bemerken: (1)Der Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus kam 1704 ebenfalls dazu und musste die nähere Aufsicht über Böttger übernehmen.[1] „Beaufsichtigen“ bedeutete dabei allerdings keine Aufsicht im Sinne einer Anleitung, sondern wie Dutzende von Dokumenten bezeugen, eine Sicherung gegen ein Entweichen Böttgers und dagegen, dass von dem Arkanum der Goldherstellung etwas nach außen dringen könnte. Dem König hatten die Aufsichtspersonen über den Fortschritt von Böttgers Versuchen Bericht zu erstatten. (2)Erste Vorprodukte eines roten Steinzeugs, welche später zur Erfindung des Jaspisporzellans führten, sind in dieser Zeit unter der Leitung von Tschirnhaus entstanden. Von einer führenden Rolle von Tschirnhaus ist dabei nichts bekannt. In dessen Bericht an den Statthalter Fürstenberg vom 12. August 1706 heißt es sogar: „Hiernebens berichte, daß ich ein gutt Teil meiner Arbeit, so Er (Böttger; der Verf.) mir aufgegeben verrichtete…“ [C. Reinhardt: Tschirnhaus oder Böttger; Separatabdruck aus dem Neuen Lausitzschen Magazin, Bd. 88 (1912) S. 81]. Eine Mitarbeit an den metallurgischen Arbeiten Böttgers, denen Tschirnhaus skeptisch gegenüber stand, schließt sich auch aus. (3)Böttger selbst stand als Gefangener des Königs nicht auf der Gehaltsliste. Er bekam für seinen persönlichen Bedarf 50 Taler. Böttger war selbst nicht auf der Gehaltsliste, da es ihm frei stand „von obigen Geldern seine Menage eignes Gefallens einzurichten“ (Staatsarchiv Dresden, Loc. 1339. Fol. 79).Viel später als Böttger wieder in Dresden weilte, erhielt er als erster Administrator der Meißner Manufaktur ein Salär von 50 Thalern. Zu dieser Zeit kümmerte er sich allerdings nur noch wenig um die Manufaktur in Meißen und überließ die Weiterentwicklung weitgehend den inzwischen technologisch weiter entwickelten Freiberger Berg- und Hüttenleuten und der Aufsicht des Inspektors Steinbrück. (4)Böttger wurde durch königliches Dekret am 12. Januar 1708 die finanzielle Leitung des Porzellanprojektes übertragen. Die technische Leitung oblag weiterhin Ehrenfried Walther von Tschirnhaus.[3] Tschirnhaus war vorwiegend mit der Planung einer sächsischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt und ließ durch zwei Freiberger Bergleute im eigenen Labor Versuche durchführen. Von einer Leitung der Versuche auf der Jungfernbastei findet sich kein Nachweis in den Archivalien. (5)Später wurde aber durch Schriftvergleiche festgestellt, dass das Protokoll nicht von Böttger stammt. Geschrieben wurde es von Dr. Bartholomäi, einem Mitarbeiter von Böttger und Tschirnhaus.[6] Ein Versuch, nachträglich durch Schriftvergleich das Protokoll Dr. Bartholomäi zuzuschreiben, ist fragwürdig. Der Autor hatte neben weiteren Fehlern in der Datierung übersehen, dass Bartholomäi erst ein halbes Jahr später in das vollständige Arkanum eingeweiht und vereidigt wurde. [Albrecht Mields: Zur Datierung der europäischen Porzellanerfindung, cfi/Ber. DKG 87 (2010) [3]]. (5)Drei Monate später wurde Tschirnhaus vom König zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur ernannt, ferner verfügte August der Starke, "...daß wir dem Herrn von Tschirnhausen 2561 Thaler haben auszahlen lassen...“ Tschirnhaus allerdings bat, den Titel erst nach Anlaufen der Fertigung führen zu dürfen. Bei der Bewilligung zu den im Vorfeld der Porzellanerfindung durch Böttger zu vertretenden Kosten von 28 000 Thalern schreibt der König am 14. Juli 1708 u.a.: “ Seynd Wir gnädigst erinnert, daß Wir dcm von Tzirnhausen zu einem gewißen Behuef 2561. Thaler haben auszahlen laßen…“ [Staatsarchiv Dresden, Loc. 41910, Rep. IXb Blatt 218b Nr. 205c, S. 5b–9]. August war durch den verlorenen Krieg mit zweistelligen Millionenverlusten in verzweifelter Lage und setzte jetzt alle Hoffnungen auf Manufakturgründungen nach französischem Merkantilismus. Voreilig beauftragte er Bartholomäi mit der Einrichtung einer Fayence-Manufaktur in Dresden und beförderte Nehmitz und Tschirnhaus zu königlichen Räten als designierte Direktoren künftiger Manufakturen. In einer damaligen „Dresdener Manufaktur“ wurde allerdings nie ein Stück brauchbares Porzellan hergestellt. Nach Einrichtung der Anlagen in Meißen wurden noch vorhandene Öfen in der Jungfernbastei geschleift. (6)1727 hält der französische Naturforscher René-Antoine Ferchault de Réaumur in Paris einen Vortrag über die Herstellung des europ. Porzellans und bezeichnet v. Tschirnhaus als den Porzellanerfinder: „Die Academie hat einen ihrer Glieder, Herrn Tschirnhausen, gehabt, welcher das Arcanum eines Porcellaines, welches dem ansehen nach eben dasselbe ist, so in Sachsen gemacht wird, erfunden...“[8] Die Verdienste des Gelehrten v. Tschirnhaus und weiterer an den Versuchen zur Porzellanerfindung Beteiligten in dieser kurz gefassten Biographie Böttgers aufzuführen, ist überflüssig, weil diese an anderer Stelle ausführlich gewürdigt werden. Leider war die Äußerung des ebenfalls an der Porzellanerfindung erfolglos bemühten Réaumur der Beginn eines in der Geschichte wohl einmaligen und höchst unerfreulichen Prioritätsstreites zwischen Autoren mit vornehmlich historischer Einstellung und solchen mit eher naturwissenschaftlichem Hintergrund. Besonders die seinerzeitige Bezeichnung „porcellain“ für Fayence, milchglasähnlicher Produkte und unter Tschirnhaus´ Sonnenlinsen hergestellter Schmelzkügelchen war für Autoren ohne keramische Vorbildung irreführend. Fehlgeleitet wurden somit Autoren z.B. durch die Aufschrift auf Tschirnhaus´ Grabstein: "...porcellanae pelucidae omnis coloris..." übersetzt:"... durchscheinende Porzellane jeder Farbe...". Durchscheinende Porzellane jeglicher Farbe gab es zu Tschirnhaus´Lebzeiten nicht, lediglich erste Proben des ebenfalls fälschlicherweise als "Jaspisporzellan" bezeichnete rotbraunen Böttgersteinzeug. (nicht signierter Beitrag von 93.221.70.18 (Diskussion) 20:53, 15. Jul 2012 (CEST))

Anmerkungen zu "Böttger in Dresden"[Quelltext bearbeiten]

Nach all den Ausführungen könnte man ja denken, dass v.Tschirnhaus gar nichts mit der Porzellanerfindung zu tun hatte. Wie beschreibt der Diskussionsteilnehmer noch das Wort „Aufsicht“: “ Beaufsichtigen“ bedeutete dabei allerdings keine Aufsicht im Sinne einer Anleitung, sondern wie Dutzende von Dokumenten bezeugen, eine Sicherung gegen ein Entweichen Böttgers...“ Ein Universalgelehrter passt auf, dass der Goldmacher Böttger nicht flieht? Davon höre ich zum ersten Mal. Für Böttgers Bewachung waren andere Leute zuständig. Ab 25.5.1704 musste v.Tschirnhaus Böttgers alchemistischen Versuche überwachen und sich dazu dem König gegenüber durch einen Eid auf Geheimhaltung verpflichten lassen (Staatsarchiv Dresden, Loc. 1340, Blatt 82-83). Böttger gab ja vor, künstlich Gold herstellen zu können.

Die ersten Vorprodukte des roten Steinzeugs wurden 1706 auf Veranlassung v.Tschirnhaus hergestellt. (C. Reinhardt: Tschirnhaus oder Böttger; Separatabdruck aus dem Neuen Lausitzschen Magazin, Bd. 88 (1912) S. 75/76). Weiter erweckt der Diskussionsteilnehmer den Eindruck, dass v.Tschirnhaus unter Böttgers Anleitung arbeitete. Diese Darstellung ist falsch. Richtig ist, dass v.Tschirnhaus nach Böttgers Angaben ein Experiment zur Goldherstellung durchführte, woran v.Tschirnhaus von Anfang an nie glaubte. In dem Schreiben vom 12.8.1706 schildert v.Tschirnhaus weiter, er „habe nuhnmero nachdem es so vielmahls mit so schwerer arbeit und gefahr der Gesundheit durchgegeangen, doch gleichwohl (nicht) die wahrheit gefunden dessen, was Er (Böttger) beständig vorgegeben... Ich glaube aber, dass es nichts als pure Verzögerung sein und er diese Sache weit besser weiss.“ (C. Reinhardt: Tschirnhaus oder Böttger; Separatabdruck aus dem Neuen Lausitzschen Magazin, Bd. 88 (1912) S. 81/82).

Zum Zitat: „Von einer Leitung der Versuche (durch v.Tschirnhaus) auf der Jungfernbastei findet sich kein Nachweis in den Archivalien.“ In der Böttger-Biographie von Engelhard schreibt dieser „...die Leitung des Technischen Herr von Tschirnhauß mit 100 Thlr. Besoldung monatlich...“ (Carl August Engelhardt: J.F.Böttger, Erfinder des sächsischen Porzellans, Leipzig (1837) S. 276). Bei Reinhardt heißt es dazu „Mit der Inspektion des technischen Betriebes war Tschirnhaus... betraut worden.“ (C. Reinhardt: Tschirnhaus oder Böttger; Separatabdruck aus dem Neuen Lausitzschen Magazin, Bd. 88 (1912) S. 91). Auch bei Hoffmann liest man, dass sich Michael Nehmitz und Tschirnhaus sich die Leitung des Unternehmens teilten. (Klaus Hoffmann: Das weisse Gold von Meissen, Scherz Verlag Bern, München, Wien (1989), S. 258). Ebenso ist der damalige Ministerpräsident von Sachsen, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, der Ansicht, dass v.Tschirnhaus als Wissenschaftler der „Kopf“ des Porzellan-Projektes war.

In der Tat ist es so, dass das Laborprotokoll bzw. die Versuchsmischungsreihe vom 15.1.1708 nicht von Böttger geschrieben ist. Die Porzellan-Manufaktur Meissen bestätigte 2008 auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa, Zentralredaktion Hamburg, dass das Dokument aus „Böttgers Labor“ stammt. In der aktuellen Publikation der Manufaktur heißt es sogar nur noch, dass eine einfache Labornotiz vom 15.1.1708 aus der Dresdner Jungfernbastei den ersten, gelungenen Brand weißen Porzellans markiert, während man früher nur von „Böttgers Laborprotokoll“ sprach. Heute ist allgemein Bartholomäi als Verfasser des Protokolls anerkannt.

Die Andeutung v.Tschirnhaus habe nur milchglasähnliche Produkte hergestellt ist falsch. Tschirnhaus war der Schöpfer des Sachsenglases. 1700 entstand die erste Glasmanufaktur in Dresden, deren Leitung er übernahm (Staatsarchiv Dresden, Loc. 7416) . Reinhardt schreibt dazu: „Aus der Unkenntnis der Entstehung und des Zwecks der Dresdener Glashütte hat sich die weitverbreitete und immer wiederholte Ansicht von dem „glasartigen Porzellan des Herrn von Tschirnhaus“ herausgebildet, die dem hervorragenden Techniker die Fähigkeit abspricht, den Unterschied zwischen Glas und Porzellan klar erkannt zu haben.“ (C. Reinhardt: Tschirnhaus oder Böttger; Separatabdruck aus dem Neuen Lausitzschen Magazin, Bd. 88 (1912) S. 35).

Im Reisebericht von Tschirnhaus vom 16.3.1702 -die Reise ging nach Holland und Frankreich- schreibt er „Zu Saint Clou in der Porcelain Manufactur, kauffte ich mir unterschiedene Stücke, die mir aber hernach von selbst zersprangen, denn in der Composition viel Salia gebrauchet werden, Sie geben sie sehr theuer, und viel höher als guten Porcelain. Wewegen der Abgang sehr schlecht ist, der Ofen und die Machinen zum Reiben der Materialien, war das beste, wiewohl noch nicht vollkommen, wie es seyn sollte, das andere war mir alles bekannt, Die blaue Farbe, so er brauchet, ist viel zu tunckel schwarz; In Summa, Ich glaube, dass diese Manufactur zu Grunde gehen wird;“ (Staatsarchiv Dresden, Loc. 489/I, Blatt 9-20). Der Bericht ist abgedruckt in „C. Reinhardt: Tschirnhaus oder Böttger; Separatabdruck aus dem Neuen Lausitzschen Magazin, Bd. 88 (1912) S. 36-45.“ Auch besuchte v.Tschirnhaus die Delfter „Porcelain-Wercke“ und er wusste, dass dieses Porzellan nicht als Porzellan bezeichnet werden konnte, da es dem Chinesischen nicht gleich kam (Staatsarchiv Dresden, Loc. 489/I, Blatt 9-20). Also v.Tschirnhaus kannte sehr wohl den Unterschied zwischen Fayencen und milchglasähnlichen Produkten.

Zum Zitat: „Die Verdienste des Gelehrten v. Tschirnhaus und weiterer an den Versuchen zur Porzellanerfindung Beteiligten in dieser kurz gefassten Biographie Böttgers aufzuführen, ist überflüssig.“ Im Gegenteil! Wenn es um Böttger und die Porzellanerfindung geht, ist selbstverständlich auch Ehrenfried Walther von Tschirnhaus zu nennen, der als Erfinder bzw. Miterfinder gilt.

Schön, dass der Diskussionsteilnehmer auch der Ansicht ist, dass v.Tschirnhaus für das Porzellanprojekt die 2.561 Thaler von August dem Starken erhalten hatte und vom König zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur befördert wurde. (nicht signierter Beitrag von 85.233.16.250 (Diskussion) 15:58, 24. Aug. 2012 (CEST)) Beantworten

Erwiderung zu den Anmerkungen über „Böttger in Dresden“

Eine Vorbemerkung sei mir gestattet: Man sollte sich bemühen die Diskussion entspannt zu führen, auch wenn sie zuweilen kontrovers ist.

Eine militärische Bewachung Böttgers war anfänglich nicht vorgesehen. Nehmitz und Pabst von Ohain beschwerten sich an höchster Stelle bitter darüber, dass sie nicht nur die Experimente beobachten mussten, sondern um dessen Flucht zu verhindern, mit Böttger gemeinsam Tag und Nacht eingesperrt waren, nur im Notfall konnte eine Leibwache hinzugezogen werden. Erst nach Böttgers gelungener Flucht im Juli 1703, welche trotz Aufsicht unter Nehmitz gelang, wurde die Bewachung fort an auch militärisch verschärft. Tschirnhaus wurde erst 1704 dem Contubernium und der Aufsicht Böttgers zugeteilt. Es war auch für den Universalgelehrten schwer, sich den Anweisungen des Königs zu widersetzen. Er wurde ebenso wie Pabst verpflichtet unter Anleitung durch Böttger, metallurgische Versuche durchzuführen. Das geschah zeitweise in drei Laboratorien: Pabst in Freiberg, Tschirnhaus im Goldhaus in Dresden und Böttger auf der Albrechtsburg in Meißen. Zeitzeuge Steinbrück schreibt dazu auf Seite 19 seines Berichtes: „Tschirnhauß auch, welcher vorhero die transmutation derer Metalle wieder der Natur und unmöglich zuseyn geglaubet, ist, sobald er mit dem Herrn von Böttger umgangen, anderes Sinnes worden, und hat, wo nicht eigentlich transmutation aller Metalle, doch eine Multiplication des Goldes als gar wohl möglich statuiret…“

Von einer Leitung der Versuche durch Tschirnhaus auf der Jungfernbastei findet sich kein Nachweis in den Archivalien. Aber die Führungsrolle Böttgers in dem entscheidenden 4monatlichen Zeitabschnitt intensiven Experimentierens ab November 1707 und danach auch bis zur Gründung der ersten Porzellanmanufaktur 1710, ist aufgrund der Dokumentenlage unbestreitbar (Staatsarchiv Dresden Loc. 1339. I Fol. 79). Das Contubernium bestand nicht mehr. Ohain befand sich in dieser Zeit in Freiberg und Tschirnhaus war in den vier Monaten vorwiegend mit Problemen zur Schaffung einer Sächsischen Akademie der Wissenschaften engagiert und experimentierte mit den beiden Freiberger Bergleuten Samuel Kempe und Christoph Wieden im eigenen Labor im Hause des Statthalters Fürstenberg. Wenn man dennoch für Tschirnhaus aus der Sekundärliteratur oder der Meinung von Nichtfachleuten einen Vorgesetzten Böttgers ableiten möchte, so kann man das tun, muss es aber nicht.

Von Wissenschaft in der Keramik kann zur damaligen Zeit noch keine Rede sein, sondern erst ab Ende des 19ten Jh. mit Seger. Entscheidend war vielmehr die sogenannte Experimentierkunst. Dabei war Böttger wohl eindeutig der führende Kopf. Nehmen wir zur Kenntnis was der sachkundige Zeitzeuge J. M. Steinbrück 1736 dazu schreibt, der mit Tschirnhaus und Böttger über Jahrzehnte im engen Kontakt stand, wenn er sich auch mit Letzterem in den Jahren vor dessen Tod entzweit hatte: „Auf welche Sachen (die keramischen Versuche d. V.) zugedencken, ihm ohne Zweifel der Rath von Tschirnhauß Anlaß gegeben, als der von 1705 an stets mit ihm umbgegangen. Dieservon Tschirnhausß hatte bereits ao. 1699, bevor der H. von Böttger in Sachßen kommen, sich mit porcellain-Machen bemühet, und weiße unglasirte Gefäßgen bey denen Töpffern und in der Glashütte zu Dreßden brennen laßen: hat aber nachgendst davon wieder abstrahiret, weil ihm vielleicht die Glasur nicht bekant gewesen; oder Er aus andern Ursachen zu dieser invention kein rechtes Vertrauen gehabt… Und es sey nun, daß Er (Böttger d. V.) sein porcellain durch diesen oder einen andren Chymischen Weg erfunden, so ist gewiß, daß Er damit eher fertig worden, denn der von Tschirnhaus, ungeachtet dieser 9 Jahr früher angefangen; wie Er dann auch außer allen Zweifel ein beßerer Chymicus ist, als dervon Tschirnhauß gewesen.“

Die erste Dokumentation eines Porzellanversatzes ordnet K. Hoffmann tatsächlich erstmalig nicht Böttger sondern Bartolomäi zu. Er benutzt dafür als einzigen Beleg einen fragwürdigen Schriftvergleich, den er in seinem zweiten Buch mit dem gleichen Inhalt wieder fallen lässt. Man fragt sich, wozu das, wenn daraus keinerlei Erfindungsanspruch für Bartolomäi abgeleitet werden kann. Hoffmann will damit vielmehr glaubhaft machen, dass das Böttgersteinzeug und das weiße Porzellan bereits 1706 in Meißen erfunden wurden. Um diese These zu unterstützen, datiert er u.a. einen Abschreckversuch mit einem Teekännchen aus Porzellan, der nach dem Bericht des Zeitzeugen Wildenstein nach dem Tod von Tschirnhaus etwa im Dezember 1708 stattgefunden hat, auf den Dezember 1707 um. Und daraus folgend schreibt Hoffmann: „Laborprotokoll Dr. Bartolomäi über weitere Masseversätze für weißes Porzellan.“ Das ist auch deshalb falsch, weil der Laborzettel eindeutig eine Mischungsreihe und keineswegs „weitere Masseversätze“ beschreibt. Man sollte annehmen, dass Hoffmann die Arbeiten des langjährigen Archivars der Manufaktur und des besten Kenners der Schriften des Werkarchivs der Manufaktur nicht kannte. Bereits zwei Jahre vor der Dechiffrierung des Protokolls stellt Walcha fest, dass das besagte Dokument aus einem Zettelbündel aus Böttgers Nachlass (WA I Aa 3), aus der Zeit vom 30. Nov. 1707 bis 23. Nov. 1710 stammt. Er schreibt dazu: „Die Niederschriften sind so knapp gehalten (es handelt sich meist um die Proportionierung der Ingredenzien bei der Aufbereitung keramischer Massen), dass man es ohne Zweifel mit einem erfahrenen Experimentator zu tun hat. Zwischen den einzelnen Handgriffen wird er die allernotwendigsten Notizen aufs Papier geworfen haben. Er verwendete dabei die damals gebräuchlichen Apothekerzeichen. Auf einem der Zettel sind Gleichungen mit zwei Unbekannten gelöst worden, die mit den Versuchsnotizen in keinen Zusammenhang zu bringen sind. Wir wissen, dass Böttger sich gern, wenn die Zeit zu lang wurde, mit dergleichen Problemen befasste. Der Brenner und Former Paul Wildenstein, einer der ältesten Böttgerschen Arbeiter, berichtet anläßlich des unfreiwilligen Aufenthaltes auf dem Königstein folgendes: <<... so fing er wieder in der Madematici an, und zu rechnen, weil er schon einen guten Grund von Herrn Tschirnhausen hatte...>> (WA I Aa 24a / pa. 312).“ Und weiter: „Vergleicht man die Schriftzüge dieses Probierjournals mit einem zusammenhängenden Text des Porzellanerfinders, dann fallen schließlich alle Zweifel, dass es sich nicht um die gleiche, ungeduldige, teils fliehende, teils nachdrückliche Schrift handeln könnte. So müssen wir in dem grauen, unscheinbaren Pretiosum Nr. 44 das wertvollste Dokument aus der ersten Zeit der europäischen Porzellanerfindung erkennen“ (O. Walcha, Quellen der Manufakturgeschichte Meissens, Keramikfreunde der Schweiz, Neujahrsgabe 1960).

Auch das Urteil eines Graphologen verwirft Hoffmann. Aber jeder sollte für sich selbst entscheiden, ob es der Sache dienlich ist, Manipulationen (Fälschungen) weiterhin zu kolportieren.

Es wurde übrigens in dem Beitrag „ Böttger in Dresden“ keinerlei Versuch unternommen die Verdienste von Tschirnhaus auf dem Glassektor und seine Verdienste auf anderen Gebieten zu schmälern. Auch wurde niemals in Frage gestellt, dass er, wie auch Steinbrück beschreibt, ein hervorragender Kenner der Materie war und sehr wohl feststellen konnte, dass die Produkte in Delft und Saint Clou kein echtes Porzellan waren. Wahrscheinlich hat er das auch bei dem eigenen Produkt, das als Wachsporzellan bezeichnet wird, erkannt. So hat er wohl diese eigene Entwicklung auch als ungeeignet angesehen. Dennoch macht sich Tschirnhaus bereits 1704 im Sinne seiner merkantilistischen Ziele Gedanken auch zu einer Porzellanmanufaktur. Doch es bleibt zunächst aus technischen und finanziellen Gründen bei der vorausschauenden Gedankenkraft des Gelehrten: einer Vision. Durch seine Beharrlichkeit bereitete er aber den Weg, wenn er den Enderfolg auch nicht mehr erlebte. Deshalb muss man Tschirnhaus neben seinem Kollegen Reaumur doch nur als letzte Vertreter in einer über 200jährigen Reihe erfolglos Bemühter um die Nacherfindung des chinesischen Porzellans ansehen.

Es steht jedoch außer Zweifel, dass Böttger ohne die von Tschirnhaus geschaffenen Voraussetzungen, der Entwicklung der Brennspiegel- und Brennlinsenapparate ab 1679 und den damit durchgeführten Schmelzversuchen an Mineralgemischen bei hohen Temperaturen bis nahezu 2000 °C, ohne die Mitarbeit von Pabst von Ohain, Dr. Bartolomäi und den Freiberger Berg- und Hüttenleuten und letztendlich auch ohne die Finanzierung durch den König, keine Chance für seine Porzellanerfindung gehabt hätte. Insofern ist die Idee, von einem Erfinderkollektiv zu sprechen, geeignet, den hässlichen Prioritätsstreit zu entschärfen. Leider wird dem, in dem betreffenden Kapitel der Würdigung von Tschirnhaus in der vorliegenden Enzyklopädie, noch nicht Rechnung getragen.

Letztendlich sollte man den Erfindungswert auch nicht so überbewerten, wie es einige Vertreter der einen oder anderen Auffassung gern tun und wie es für das wissenschaftliche Ansehen des Gelehrten Tschirnhaus auch nicht so erheblich ist, wie es dem einen oder anderen aufgrund Prestigedenkens scheint. Die Zeit war reif für das Projekt. Schließlich haben gleich drei Thüringer bereits im Jahr 1760 das Porzellan unabhängig und mit eigener regionalen Rohstoffbasis nacherfunden: G. H. Macheleid, J. W. Hammann und J. G. Greiner. Dieser Angelegenheit, der sächsischen Erfindung gleichwertig, wird kaum eine entsprechende Aufmerksamkeit zuteil.

Für diejenigen, denen tatsächlich an fachlich fundierten Angaben zum Thema gelegen ist, sei noch erwähnt, dass man sich jederzeit an die Deutsche Keramische Gesellschaft e.V. Fachausschuss „Geschichte der Keramischen Technik“ für sachdienliche Auskünfte wenden kann. (nicht signierter Beitrag von 93.221.72.95 (Diskussion) 21:26, 21. Sep. 2012 (CEST)) Beantworten

Geburtsdatum[Quelltext bearbeiten]

Es gibt von Johann Friedrich Böttger nur den Taufvermerk in Schleizer Kirchenbüchern. Taufe war am 5. Februar 1682. Das ist verbürgt. Es gibt keinen verbürgten Nachweis seines Geburtsdatums. Da aber damals in dieser Gegend Neugeborene üblicherweise bereits einen Tag nach der Geburt getauft wurden, geht die Nachwelt vom 4. Februar als Geburtstag aus. Siehe Klaus Hoffmann in seinen verschiedenen Publikationen zu Böttger. Oder siehe die jüngste Böttger-Biografie von Herrn Böttcher. --Goldchinese (Diskussion) 09:44, 1. Mär. 2017 (CET)Beantworten

Artikel ist in Gegenwartsform geschrieben[Quelltext bearbeiten]

Was ich nicht verstehe, da das Geschehen vor mehreren Jahrhunderten stattfand. Ich habe einen Absatz umgeschrieben, der Rest sollte vom Hauptautor Benutzer:Goldchinese oder jemand anders umgeschrieben werden. --AxelHH (Diskussion) 21:58, 18. Okt. 2017 (CEST)Beantworten

Nach diesem Hinweis und einen Blick hier hinein werde ich mich demnächst wohl mal an die Arbeit machen müssen und die Zeitform anpassen.--Goldchinese (Diskussion) 17:52, 20. Okt. 2017 (CEST)Beantworten
erledigt--Goldchinese (Diskussion) 17:59, 31. Okt. 2017 (CET)Beantworten

Fotos[Quelltext bearbeiten]

Das Motiv des Eingangs zur Festung Königstein im Sonnenschein bringt keine Artikel-Verbesserung zum identischen Motiv ohne Sonnenschein. Deswegen habe ich das wieder zurückgesetzt. Auch das Foto der Gedenktafel in Wittenberg ist an der Stelle, wo es jetzt eingebaut ist, diskussionswürdig, denn es birgt ebenfalls keinen direkten Mehrwert. Es sollte dann schon mal jemand das Wittenberger Gebäude als Ganzes fotografieren und hier einbauen. Außerdem könnte ein historisches Bild von der Jungfernbastei sehr hilfreich sein. Da geht auch eines mit Sonnenschein.--Goldchinese (Diskussion) 23:21, 6. Nov. 2017 (CET)Beantworten

Wenn du das Bild mit Heiligenschein eines mit natürlichen Farben vorziehst dann behalte es halt. -- Mauerquadrant (Diskussion) 02:11, 7. Nov. 2017 (CET)Beantworten

Woran starb Böttger?[Quelltext bearbeiten]

Was ursächlich zu Böttgers Tod in so jungen Jahren führte, ist nicht belegt. Niemand weiß, ob Quecksilber oder Arsen oder Überarbeitung und Streß oder seine Alkoholkrankheit oder Syphillis die Ursache war. Da sich seine Grabstelle nicht erhalten hat, könne wir heute auch seine Knochen nicht untersuchen. Es wäre eine Sensation, würde heutzutage ein Beleg für die genaue Todesursache auftauchen.

"Am Donnerstag, den 5. Februar 1682 wurde Johann Friedrich Böttger in Schleiz als drittes Kind seiner Eltern getauft."

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Johannes Friederich Böttiger (so der Eintrag im Kirchenbuch) wurde am 5. Februar 1682, dem 5. Sonntag nach Epiphanias (siehe Taufeintrag: "Dom. V. Epiphan."), in Schleiz getauft. Die Datumsangaben in diesem Kirchenbuch folgen dem Julianischen Kalender (Sonntag, 5. Februar 1682 jul. = Sonntag, d. 15. Februar 1682 gregor.).

Quelle: Landeskirchenarchiv Eisenach > Kirchenkreis Schleiz > Schleiz > Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1627-1684 http://www.archion.de/p/fd8257d6f5/