Diskussion:Johann Tobias Krebs (Musiker)

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Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von 188.104.99.194 in Abschnitt Vermutung
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Vermutung[Quelltext bearbeiten]

Es wird angenommen, dass er und nicht Johann Sebastian Bach die Acht kleinen Präludien und Fugen (BWV 553–560) komponiert hat. – Gibt es dazu eine Quelle? Wenn nein, sollte diese Aussage entfernt werden. Gruß --Dundak 23:33, 14. Jul. 2010 (CEST)Beantworten

Es wurde in der Literatur behauptet, dass Johann Ludwig Krebs diese Stücke komponiert hätte, nur hat Hermann Keller offenbar als Beleg für diese These versehentlich ein Beispiel von Johann Tobias Krebs gebracht (siehe dazu das Vorwort von Alfred Dürr in der Bärenreiter-Ausgabe der Stücke von 1987). Die Formulierung ist in jedem Fall unglücklich, denn es handelt sich um eine Hypothese, die durchaus nicht allgemein anerkannt ist. --93.128.132.83 08:19, 28. Aug. 2010 (CEST)Beantworten
Dass J. S. Bach diese Acht kleinen Präludien und Fugen für Orgel nicht komponiert haben kann, ist zwischenzeitlich bei Musikwissenschaftlern und Orgelliteratur-Kennern allgemein anerkannt. Die Diskussion zu diesem Thema beginnt schon vor 200 Jahren bei dem Bach-Biografen Johann Nikolaus Forkel und setzt sich in zahllosen Beiträgen bis heute fort. Außer Hermann Keller hat insbesondere Karl Straube in der von ihm vorgelegten Nach-Bearbeitung („vorsichtige Übermalungen“, erschienen Leipzig, Oktober 1934, Edition Peters Nr. 4442) unter anderem bemerkt (Zitat aus dem Vorwort):
Die Acht kleinen Präludien und Fugen können dem Lebenswerk des großen Thomaskantors nicht zugeordnet werden, denn es ermangelt ihnen die Gesetzmäßigkeit organischer Gestaltung, die dem Schaffen Bachs ureigen ist, seiner Kunst ragende Bedeutung, Schönheit und Würde gibt. Soll Herkunft und Art in Worten angedeutet werden, so würde die Kennzeichnung »Aus der Werkstatt des Meisters« der Entstehung und Bedeutung dieser Fugen-Sammlung am meisten entsprechen. Ob der junge Friedemann oder der werdende Carl Philipp Emanuel Urheber dieser Präludien und Fugen sind? Oder ein anderer Schüler, etwa Johann Christoph Altnikol oder Johann Ludwig Krebs? Wie weit hat eine gütig leitende Hand mitgewirkt? Alle diese Fragen werden eindeutig niemals beantwortet werden können. (Zitat Ende)
Hierzu gibt es in neuester Zeit (2020) eine weitere, interessante Hypothese. Bernhard Billeter kommentiert in seinem Beitrag in der Zeitschrift Ars Organi im Heft 3/2020 (September 2020), S. 163 ff. in geraffter Form die in den letzten 200 Jahren aufgelaufenen einschlägigen Diskussionsbeiträge. Gegen Ende dieses Artikels schreibt Billeter: (Zitat)
Der Verfasser vermutet, dass der Bückeburger Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795) die "Acht kleinen …" im Unterricht bei seinem Vater komponiert hat. Dagegen würde sprechen, dass es die einzigen Orgelkompositionen von ihm wären. In Bückeburg entstand während seiner Anstellung – zunächst als "Cammer Musicus", wenige Jahre später als "Konzert- und Kapellmeister" – ein weitläufiges Œvre von Kammermusik verschiedener Instrumente und Ensemblegröße, Sinfonien, Konzerte, Klavierwerke und Vokalmusik (Oratorien, weltliche und geistliche Kantaten, Motetten und Lieder). Von diesen Werken ist mehr als die Hälfte verschollen. Dafür spricht die Entstehungszeit erst kurz vor 1750 wegen der Oktavparallelen zwischen der untersten Manualstimme und dem Pedal. Wie schon erwähnt, scheiden frühere Bach-Schüler aus, wie z.B. Johann Ludwig Krebs oder Gottfried August Homilius. Der berühmte Musiktheoretiker Johann Philipp Kirnberger, ein Schüler von Bachs Freund Johann Peter Kellner, komponierte wenig und verfertigte eine ungeschickte Generalbass-Aussetzung der Triosonate aus Bachs »Musikalischem Opfer«. Johann Christoph Altnikol, Johann Gottfried Müthel und Johann Christian Kittel erhielten erst wenige Monate vor Bachs Tod dessen Unterricht. Da konnte Bach sich nicht mehr um Details der Präludien und Fugen für Orgel kümmern. Johann Christoph Oley wurde geboren am 3. Juni 1738. Bei der Legende, er habe noch Bachs Unterricht erhalten, würde wieder dasselbe zutreffen wie bei Altnikol, Müthel und Kittel.
Der Bückeburger Bach soll nach dem Urteil von Wilhelm Friedemann »unter den Brüdern der stärkste Spieler gewesen seyn, und seines Vaters Claviercompositionen am fertigsten vorgetragen haben«. Er war nicht nur ein fleißiger, sondern seine frühklassischen Zeitgenossen qualitativ bei weitem überragender Komponist. In den Präludien der "Acht kleinen …" sehen wir dies an der geschickten formalen Realisierung der wohl vom Vater vorgegebenen stilistischen Ebenen. Die Fugen, deren qualitativ ausgezeichnete, charakteristische Themen ebenso für den Sohn im Unterricht aufgeschrieben wurden, hat er mit viel Fantasie und Können – entgegen Souchays Urteil – zu ganzen Fugen zusammengefügt. Sie zeugen von derselben schöpferischen Kraft wie die Präludien. Übrigens erinnert der Charakter diese prägnanten Fugenthemen an diejenigen des sogenannten "Wohltemperierten Claviers II".
Gerne erwartet der Verfasser Reaktionen auf seine neue, wohl gewagte Hypothese. (Zitat Ende) --188.104.99.194 13:19, 3. Okt. 2021 (CEST)Beantworten