Diskussion:Josef Hassid

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Zum Geburts- und Sterbedatum von Josef Hassid gibt es scheinbar mehrere Versionen:

Hat jemand verlässliche bzw. offizielle Angaben dazu? --Maestro alubia 13:35, 14. Aug 2005 (CEST)

Der von mir ausführlich zitierte Artikel basiert auf den originalen Krankenhausaufzeichnungen und enthält sogar die Uhrzeit des Todes. (heisos)

Die Krankenakte[Quelltext bearbeiten]

Gegen Ende des Jahres 1940 wurde er schweigsam und zurückhaltend und wandte sich immer öfter gegen seinen Vater und das Violinspiel. 1941 erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Die erfolgreiche Londoner Konzertserie wurde im Februar 1941 wegen Zeichen einer Psychose abgebrochen. Ivry Gitlis, der berühmte Geiger, gut befreundet mit Hassid, bezeugt ebenso wie andere, dass Hassid zu dieser Zeit sehr in ein drei Jahre älteres Mädchen anderer Religionszugehörigkeit verliebt war, dass diese Verbindung aber von beiden Seiten durch die Eltern massiv bekämpft wurde. Der sehr schwierige, introvertierte und sensible Hassid habe dies nicht bewältigt, worin nicht nur Gitlis einen wesentlichen Auslöser der Erkrankung sieht.

Am 19. Juni 1941 wurde er zunächst in das St. Andrew's Krankenhaus in Northampton gebracht. Der Aufenthalt wurde durch den sehr um Hassid besorgten Impresario Harold Holt arrangiert und initial auch finanziert. Später kümmerte er sich auch um die weitere Finanzierung, sein Bemühen um Hassid ließ niemals nach. Im St. Andrews-Krankenhaus war Hassid bei Aufnahme verwirrt und unkooperativ, er grimassierte, bewegte sich ungewöhnlich, war negativistisch und halluzinierte. Über einen Zeitraum von drei Monaten wurden zunächst 60 erfolglose Insulin-Komatherapien durchgeführt. Es wurde die Diagnose einer Schizophrenie gestellt. Ab November 1941 wurden mit besserem therapeutischen Erfolg Elektrokonvulsionsbehandlungen durchgeführt. Für eine Elektrokonvulsionsbehandlung wird unter Narkose mit Hilfe eines kurzen Stromreizes im Schläfenbereich ein einige Sekunden anhaltender epileptischer Anfall ausgelöst. Diese Behandlung wird noch heute z. B. zur Behandlung schwerer Depressionen erfolgreich angewandt, falls die heute zur Verfügung stehenden Medikamente nicht ausreichend greifen. Nach 20 solchen Behandlungen berichtete Josefs Vater von einem Besuch, dass Josef während dieser 6 Stunden kein einziges Mal grimassiert habe und den ersten Satz des Violinkonzerts von Johannes Brahms so gut wie vor Ausbruch seiner Erkrankung gespielt habe. Beunruhigt war er weiterhin über unmotiviertes Lachen und darüber, dass sein Sohn sich stark verlangsamt zeigte. Josef zeigte keine Krankheitseinsicht. Immer wieder im Krankheitsverlauf äußerte sich H. abfällig über seine jüdische Religion.

Am 2. Mai 1942 wurde Hassid nach einer Serie von 25 Elektrokonvulsionsbehandlungen entlassen und kehrte in Begleitung seines Vaters und von Harold Holt nach London zurück. Schon bald kam es aber zu einem Rückfall. Am 12. Dezember 1942 wurde er im Moorcroft House (Hillingdon, Middlesex) aufgenommen. Hier wurde er zunächst wieder erfolglos mit Insulin-Komatherapien behandelt. Am 13. Juli 1943 wurde er wieder ins Longrove Hospital gebracht. Hier erschien er bei Aufnahme brütend, gereizt, bezüglich des Ortes nicht orientiert. Er drohte dem Krankenhaus mit einer Anzeige. Nach jahrelangem psychotischen Zustand wurde am 20. Oktober 1950 eine bifrontale Leukotomie durchgeführt. Mit dieser grausamen Behandlungsmethode wurden, propagiert v. a. durch den amerikanischen Arzt Dr. Walter Freeman, in den 50er Jahren Tausende von Schizophrenie-Patienten "behandelt". Mit Hilfe einer Art Eispickel wurden hier in einer nur wenige Minuten dauernden Operation über einen Zugang durch die Augenhöhle oberhalb des Auges mehrere Stiche ins Frontalhirn durchgeführt, die meist eine Apathie und damit leichte Führbarkeit des so Behandelten zur Folge hatten. Das deklarierte Ziel war, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Fünf Tage nach der Operation entwickelte Josef Fieber und zeigte Zeichen einer Hirninfektion. Am 2. November 1950 wurde in einer zweiten Operation Eiter abgesaugt. Am 7. November 1950 starb Josef um 22.17 Uhr in Gegenwart des Krankenpflegers Henry Steele. Zwei Tage später wurde eine Autopsie durchgeführt. Die offizielle Todesursache lautete: eitrige Meningitis durch Bacillus Pyocyaneus im Gefolge einer präfrontalen Leukotomie, die zur Behandlung von Dementia praecox und Schizophrenie durchgeführt worden war.