Diskussion:Neue Residenz (Halle)

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Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von StephanHoppe
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Da es sich wahrscheinlich um eine noch nicht allgemein durchgesetzte Meinung handelt, dass es in Halle an der Saale überraschenderweise schon im 16. Jahrhundert eine Universität gegeben haben soll, vermisst der Leser in der Literaturangabe die Quellen, die einen solchen Tatbestand jeden Irrtum ausschließend belegen. Wenn das freilich noch geheim bleiben muss, weil vielleicht eine entsprechende Dissertation zu diesem Forschungsergebnis derzeit gerade in Arbeit ist, sollte aber der Ehrlichkeit und Korrektheit wegen auf eine demnächst zu erwartende Bekanntgabe vertröstet werden. Denn allein die Erwähnung des Johannes Crotus Rubeanus im vorliegenden Text bedeutet nicht automatisch den Beweis für eine praktizierende statt einer nur geplanten universitas studiorum im damaligen Halle. [Abgesehen von der (absichtlich?) irritierenden stilistischen Fehlleistung, die eines Wikipedia-Artikels unwürdig ist: Im Abschnitt „Entstehungsgeschichte" wird mit dem Setzen von Doppelpunkt, Anführungszeichen und Kursivdruck der Anschein eines originalen Zitats erweckt, dagegen im Ausdruck durch Transformation vom Indikativ in den Konjunktiv (indirekte Rede, bei der sich Anführungszeichen verbieten!) der Wahrheitsgehalt der Aussage wieder eingeschränkt.] Es gibt doch sicherlich keine Universitätsgründung ohne einen feierlichen Gründungs-Actus. Der Ablauf eines solchen wichtigen Ereignisses wurde mindestens mit einer Urkunde, wenn nicht auch mit einer landesweit vertriebenen Bekanntmachung (auf die wiederum einige der bestehenden anderen Universitäten und deren Gelehrte irgendwie einmal reagiert haben müssen), für die Ewigkeit dokumentiert! (Das Privileg, eine Universität einzurichten, ist nicht gleichzusetzen mit einer tatsächlich stattgefundenen Gründung.) Wo ist wenigstens eine Abschrift oder Version dieser Gründungs-Urkunde? So etwas wird doch im Beisein des Kardinals stattgefunden haben, dessen sämtliche Aktivitäten inzwischen von Fachleuten minutiös erforscht worden sind. Wo lässt sich so etwas ähnliches wie Immatrikulationslisten nachlesen? Welche Personen haben später ihre Studienzeit in Halle ausdrücklich erwähnt? Diese Angaben fehlen leider alle, und so kann man sich nur mit Mühe oder gar nicht in entsprechender Literatur weiter kundig machen. Bei allem scheint vielleicht auch ein Denkfehler zu bestehen. Man darf nicht einfach nach Manier guter marxistischer Geschichtswissenschaft in kirchen- und religionsfeindlicher Haltung davon ausgehen, dass die Angehörigen eines Stifts zwar ihr nicht geringes Vermögen zusammenlegten und täglich streng geregelte liturgische Dienste in der Kirche versahen, aber ansonsten nur schmarotzerhaft dem Müßiggang frönten. Das Kollegium eines Stifts war Hort der Pflege von Wissenschaft und Musik. Neuzugänge im Kollegiatsstift, vermutlich jüngere, gebildete Männer, lernten im Fachgebiet ihrer Neigung natürlich von den älteren, bereits dort lebenden gelehrten Klerikern. Das wird im Neuen Stift in Halle nicht anders gewesen sein. Und es war bestimmt eine gute Voraussetzung zur Einrichtung einer Universität am gleichen Ort. Zumindest anfangs hatten die Bauarbeiten dann auch das Ziel, dem Privileg Taten folgen zu lassen. Aber ein in dieser Art arbeitendes Stift war nicht zwangsläufig schon eine Universität. Was die Durchsetzung reformatorischen Gedankengutes in Halle betrifft (Abschnitt „Ende der Universität"), haben der oder die Verfasser des Textes ziemlich arrogant die Arbeit von Delius, Die Reformationsgeschichte der Stadt Halle, Berlin 1953, außeracht gelassen. Wenn das Buch selbst 200 km von Halle entfernt in einer UB zu finden ist, dann doch sicherlich auch dort, wo der oder die Verfasser zu Hause sind. Natürlich blieb auch nach dem ersten Gottesdienst, der nach den erneuernden Vorstellungen Luthers 1541 in Halle stattfand, jedermann „katholisch", d. h. nämlich nichts anderes als der allgemeinen, allumfassenden Gemeinschaft aller Christen zugehörig. Es ist reichlich naiv und unhistorisch zu sagen, weil es im Bewusstsein der normalen Bevölkerung eben die Unterscheidung und Trennung in „katholisch" und „evangelisch" nicht gab, dass Halle weiter „katholisch" (im Sinne von „römisch-katholisch" oder papsttreu) blieb. Das mag im administrativen Bereich irgendwie schon stimmen (obwohl man dann besser nur von der zeitweiligen Beibehaltung der alten römisch-katholischen Strukturen sprechen müsste. Dem Text ist ja auch ganz richtig zu entnehmen, dass das „Erzbistum Magdeburg" mit einem Domkapitel dem Namen nach ziemlich anachronistisch sogar noch über hundert Jahre bestehen blieb. Deswegen war das Gebiet aber längst nicht mehr römisch-katholisch.). Natürlich waren ja alle dieselben Menschen geblieben: die Bürger aller Berufe und Schichten genauso wie die Priester. Aber die neuen Glaubensauffassungen setzten sich dennoch langsam durch, und die Priester in den einzelnen Pfarreien testeten je nach Intelligenz und Interesse nach und nach die neue Form der „Messe". Es gab kein Ereignis, bei dem festgelegt worden wäre, dass ab einem bestimmten Datum 0.00 Uhr in dieser oder jener Stadt und so sicherlich auch nicht in (Luthers besonders geliebtem!) Halle der Protestantismus als „Gegen-Kirche" zur Papstkirche zu bestehen hat. Solche oberflächliche Vorstellung ist unhistorisch und irrwitzig. Eine Überarbeitung des Textes wird dringend empfohlen. B-Passau

Man sollte dringend die Universitätsthese zumindest als Minderheitenmeinung kennzeichnen oder ganz streichen. In der historischen Forschung hat sie, soweit ich das sehen kann, kaum Anhänger. Viel besser belegbar ist die Deutung der Anlage als eine Art "villa suburbana", d.h. herrschaftlicher Sitz an der Grenze von Stadt und Garten --Dr. Stephan Hoppe 10:38, 6. Sep. 2008 (CEST)Beantworten