Diskussion:Neuplatonismus

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KALP-Diskussion vom 5. - 25. Februar 2012 (Exzellent)[Quelltext bearbeiten]

Neuplatonismus ist eine moderne Bezeichnung für die jüngste Schulrichtung im antiken Platonismus, der eine der bedeutendsten Strömungen der griechischen Philosophie war. Der Neuplatonismus entstand im 3. Jahrhundert aus dem Mittelplatonismus. Von Rom aus, wo der Philosoph Plotin († 270) eine neuplatonische Philosophenschule gegründet hatte, breitete sich die neuplatonische Bewegung über das Römische Reich aus. In der Spätantike war der Neuplatonismus die einzige übriggebliebene Variante des Platonismus und dominierte das gesamte philosophische Denken dieser Epoche. Die anderen traditionsreichen Schulen der antiken Philosophie waren weitgehend erloschen, sie hatten kaum noch namhafte Vertreter.

Diesen Artikel habe ich im August 2011 komplett neu geschrieben. Mit etwas Glück konnte zumindest eine rudimentäre Bebilderung vorgenommen werden, was bei derartigen Themen schwierig bis unmöglich zu sein pflegt. Gewiss ist das für manche Leser etwas schwer verdauliche Kost und dazu noch ziemlich umfangreich. Umso mehr weiß ich es zu schätzen, wenn sich auch fachfremde Leser eine Meinung bilden und sie hier äußern. Nwabueze 23:20, 5. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Exzellent - mit der Einschränkung, dass ich nur von dem Grundkonzept und noch der historischen Entwicklung Ahnung habe. Aber gerade aus diesem Blickwinkel betrachtet, fand ich den Artikel kenntnisreich (wie stets bei Nwabueze), recht umfassend und vor allem gut lesbar. Nur ein kleiner Hinweis: vielleicht magst du die von Gerson herausgegebene Cambridge History of Philosophy in Late Antiquity bei der Lit oder als Belege einfügen. Ich habe sie z. Z. vorliegen und sie ist schon zeitspezifisch stark auf den Neuplatonismus ausgerichtet (wenngleich freilich nicht ausschließlich; in der Nachwirkung wird noch Johannes Duns Scotus betrachtet); ich persönlich fand das Werk jedenfalls recht nützlich, aber das nur am Rande. Ein schöner und wichtiger Artikel ist es so oder so. --Benowar 13:06, 6. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Ja, die Cambridge History ist als Übersichtsdarstellung nützlich, mir lag sie erst nach Abschluss der Arbeit am Artikel vor. Ich habe schon seit langem vor, sie in einer Reihe von Artikeln einzubringen, leider habe ich das noch nicht geschafft; es soll bald geschehen. Nwabueze 23:18, 6. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Ich als eher fachfremder Leser habe mich bis zum Ende des historischen Überblicks durchgekämpft, und zwischenzeitlich ein wenig den Überblick verloren. Bin dann nochmal teilweise zurück gegangen und frage mich ob denn eine Unterteilung mit Zwischenüberschriften möglich wäre? Ansonsten war mir in Folge meiner Unwissenheit pagan nicht gläufig, und wie ich lernte in der Tat ein dt. Adjektiv (man lernt ja nie aus). Wäre denn da ein wiki-link möglich (kommt ja weiterhin häufig vor im Text)? Bei der Schreibweise des großen I bei Iamblichos dachte ich erstmal an einen Tippfehler (im Kopf auch erstmal falsch ausgesprochen), wurde mir dann aber klar das nunmal I und l gleich aussehen...kann man ja nix machen. Später mehr....habe noch nicht aufgegeben... MfG--Krib 13:49, 6. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Ja, die Unterteilung des historischen Überblicks ist ein Problem, darüber hatte ich schon verschiedentlich nachgedacht und habe keine optimale Lösung gefunden. Es ist ziemlich vertrackt, die Absätze hängen zusammen und eine andere Reihenfolge der Absätze wäre schlechter. Ich habe aber jetzt eine Unterteilung eingeführt, soweit das bei dieser Sachlage überhaupt möglich ist. Die fehlende Verlinkung von "pagan" war ein Versehen, habe ich jetzt korrigiert. Hintergrund: Das deutsche Wort "heidnisch" ist historisch gesehen ein christlicher Kampfbegriff, gilt daher als POV und wird vermieden, sowohl in der Fachliteratur als auch bei uns. "pagan" ist zwar einfach nur ein Synonym davon, aber weniger vorbelastet und klingt daher neutraler. "Iamblichos" ist fachsprachlich üblich, manche schreiben Jamblichos - wir hatten vor nicht allzu langer Zeit einen wüsten Konflikt wegen Iuno/Juno, Iuppiter/Jupiter, dieses Thema lassen wir am besten ruhen. Leider sind solche Formalien ziemlich brisant. Nwabueze 22:58, 6. Feb. 2012 (CET)Beantworten
So ich habe mich jetzt bis zum Ende durchgebissen und muss mir das morgen nochmal zu Gemüte führen. Was nun nicht am Artikel liegt, der sehr flüssig geschrieben ist, sondern an der Materie selbst ;)...hat auf jeden Fall den Anreiz geschaffen mehr zu verstehen! (Ich wünschte mir nur manchmal das die Philosophen ein wenig mehr von der Klarheit des Meisters von Platon hätten, wenn ich das mal so in meiner laienhaften Weise sagen darf.) Was ich mir wünschen würde ist ein möglicher Link auf Liste der Vertreter und Rezipienten des Platonismus#Neuplatoniker schon beim historischen Überblick (hab ich erst am Ende entdeckt). Weiterhin ist mir der Unterschied zwischen den Ansichten/Argumentationen der Kirchenvertreter bzw. Theologen und den Neuplatoniker nicht richtig klar geworden (irgendwie das selbe, wird sich wohl nach nochmaliger Lektüre erhellen...keine Kritik! Nur ein lauter Eigengedanke!) MfG--Krib 23:55, 6. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Der Hauptunterschied zwischen der Auffassung der Theologen und der (nichtchristlichen) Neuplatoniker ist der im einschlägigen Abschnitt des Artikels festgehaltene: Nach dem Verständnis der antiken christlichen Großkirche umfasst Gott in sich sowohl das absolut transzendente Eine der Neuplatoniker als auch den Nous und ist mit dem Weltschöpfer (Demiurgen) identisch. Die für den paganen Neuplatonismus charakteristische ontologische Trennung der Hypostasen war daher aus christlicher Sicht nicht akzeptabel. Das ist schon ein sehr gewichtiger Unterschied. Im übrigen ist es ja die Aufgabe des Rezeptionsteils, die Rezeption aufzuzeigen, also hauptsächlich Übereinstimmungen und nicht Unterschiede. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist übrigens, dass die christlichen Theologen von Vorstellungen wie Gottes Zorn, Gottesfurcht des Menschen usw. ausgingen, was aus der Perspektive der Neuplatoniker Blasphemie war, denn unerwünschte Affekte wie Zorn oder Eifersucht, die ein Philosoph als absolut inakzeptabel bewertete und auszurottenversuchte, konnte er natürlich nicht Gott bzw. den Göttern zuschreiben. Darauf hatte schon Platon großes Gewicht gelegt. Auf dergleichen bin ich aber nicht eingegangen, denn das betrifft den Platonismus in seiner Gesamtheit, insoweit er sich vom Christentum unterscheidet, und in diesem Artikel geht es nur um den Neuplatonismus. - Die Liste der Vertreter und Rezipienten ist zwar nützlich, aber da sie nur eine Liste ist, also eine bloße Aneinanderreihung von Namen und Zahlen, scheint sie mir nicht dermaßen wichtig, dass eine Mehrfachverlinkung angebracht wäre. Im "Siehe auch"-Abschnitt ist die Liste übrigens auffälliger plaziert, als es bei einer bloßen normalen Verlinkung irgendwo im Artikel der Fall wäre. Nwabueze 17:16, 13. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Danke für die Erhellung! Ich würde mir als Laie zwar eine irgendwie geartete Zusammenfassung der Thematik in einem separaten Abschnitt wünschen, sehe aber ein, dass dieses in diesem Bereich wohl nicht gelingen wird ohne unpräzise zu verallgemeinern und weit auszuholen, und dem komplexen Zusammenhang nicht gerecht werden würde. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, sich in den Artikel einzulesen (durchaus mehrmals), so werden doch auch für einen Laien die Grundzüge und die geschichtliche Einordnung des Neuplatonismus klar. Deshalb auch von mir (soweit ich das beurteilen kann) ein Exzellent Mal wieder viel dazugelernt! --Krib 21:02, 13. Feb. 2012 (CET)Beantworten
  • Exzellent, erneut ein sehr schöner Artikel, der das Thema sehr breit und umfassend darstellt. Dabei auf einem sehr guten sprachlichen Niveau. Ich kann es nicht an einem konkreten Punkt festmachen. Ich hatte beim Lesen in weiten Teilen irgendwie das unterschwellige Gefühl, dass der Bezug zum und die Auseinandersetzung mit dem Aristotelismus etwas zu kurz kommt. Das gilt zum Beispiel für die weitgehende Vereinnahmung, sprich Gleichsetzung, in der spätrömischen Zeit, die nicht so deutlich wird, für die Herauslösung aus dem Platonismus bei Albert, für den Versuch beides zu integrieren bei den Franziskanern (Benowar hat ja Duns Scotus bereits angesprochen, stärker war das möglicherweise noch bei Bonaventura) oder den fehlenden Konflikt Florenz Bologna in der Renaissance. Ich weiß, dass zum Beispiel die Darstellung bei Ricken ähnlich gelagert ist. Ist das aber möglicherweise eine Gewichtung derer, die gedanklich Platon nahe stehen? Dieses Gefühl tut aber der Bewertung des Artikels in keiner Weise Abbruch.--Lutz Hartmann 22:03, 6. Feb. 2012 (CET)Beantworten
In der Antike betraf die Auseinandersetzung mit dem Aristotelismus speziell die Logik, ist daher im Logikabschnitt behandelt; das Übrige (Grundsätzliche, Allgemeine) im Abschnitt "Verhältnis zu anderen philosophischen Lehren". Tatsächlich war es eine Vereinnahmung durch die Neuplatoniker ab Porphyrios, und da es keine Aristoteliker mehr gab, die sich dem mit Berufung auf den authentischen Aristoteles hätten widersetzen können, war diesbezüglich nicht viel los (wobei hinzukam, dass inzwischen das Christentum herrschte und gerade in den Punkten, in denen sich ein Aristotelismus gegenüber dem Platonismus hätte profilieren können, der Aristotelismus dann auch mit dem Christentum in Konflikt gekommen wäre). Was die Auseinandersetzung Platonismus/Aristotelismus in der Renaissance betrifft: die fand zwar statt, aber da inzwischen Platons Gesamtwerk bekannt war und rezipiert wurde, war es nicht eine spezifisch neuplatonische Angelegenheit; daher fragt sich, ob das noch in diesen Artikel gehört, dessen Rezeptionsteil nicht die ganze Platonismusrezeption, sondern nur die Neuplatonismusrezeption behandeln soll (Gefahr des Ausuferns). Wenn du aber einzelne spezielle Erweiterungswünsche hast, kümmere ich mich gern darum. Nwabueze 23:40, 6. Feb. 2012 (CET)Beantworten
  • Exzellent Eine eindrucksvolle Leistung, die inhaltlich und sprachlich überzeugt. Eigens positiv zu erwähnen: Qualität wurde nicht mit Textlänge verwechselt, sondern beim Umfang wurde Maß gehalten, so dass der dem schwierigen Thema entsprechende anspruchsvolle Text für einen interessierten Laien, der sich etwas Mühe macht, wohl noch zu bewältigen ist. Gut aufgebaut auch, dass man im ersten Teil über das leichter verständliche Historische in den Artikel reinkommt, bevor es bei den Lehrmeinungen dann an's Eingemachte geht. Eine Nachfrage habe ich: Spätestens bei der (erfreulicherweise behandelten) Rezeptionsgeschichte hat mich gewundert, dass der Begriff Pantheismus überhaupt nicht vorkommt, ebensowenig Hen kai pan, Panentheismus, und dementsprechend die weltanschaulich-philosophische Begeisterung für diesen Themenkomplex im Milieu von Idealismus und Romantik bei Schelling, Hegel, Hölderlin. Aus meiner Erinnerung schien mir das einer der Höhepunkte der Neuplatonismus-Rezeption, die Arbeiten dazu von Beierwaltes werden ja auch angeführt, aber die zu Hegel aufgeführten Einzelthemen machen die Breite dieses Einflusses m.E. nicht deutlich. Es wird eher Hegels Urteil über die spätantike Philosophie berichtet als die Nähe seiner eigenen Philosophie zum Neoplatonismus erklärt. Eine etwas umfassendere Aussage zur Wirksamkeit neoplatonischer Ideen um 1800 wäre hier vielleicht angebracht, auch wenn der Widerwille des Artikelautors gegen feuilletonistische Globalthesen und seine Vorliebe für belegbare Fakten an sich sympathisch sind. Aber vielleicht sieht die neuere Literatur das mit Neuplatonismus und Idealismus ja auch anders. Inwieweit auch Spinoza Neoplatonisches rezipierte und eine Erwähnung verdient, weiß ich nicht, es scheint mir wahrscheinlich. Das nur als Anregungen, die mein Urteil nicht beeinträchtigen. --Quinbus Flestrin 11:30, 8. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Die Nichtverwendung der Begriffe Pantheismus und Panentheismus hat ihre Gründe. Ich meine, dass beide Begriffe zum Verständnis der neuplatonischen Tradition und Denkweise nichts beitragen, sondern eher auf eine falsche Fährte locken. Wenn und insoweit neuzeitliche Denker Pantheisten waren (in welchem Sinne dieses Begriffs auch immer), waren sie es nicht deswegen, weil sie Neuplatonismus rezipierten, sondern unabhängig davon. Auch abgesehen vom Neuplatonismus-Thema halte ich den Begriff Pantheismus nicht für hilfreich, sondern finde Schopenhauers Einwand (Die Welt Gott nennen heißt ... nur die Sprache mit einem überflüssigen Synonym des Wortes Welt bereichern) durchaus einleuchtend. Schelling hielt von dem Begriff Pantheismus nichts und auch Hegel hat sich davon distanziert. Die Philosophen des 19. Jahrhunderts, die öfters mit Pantheismus in Verbindung gebracht werden, betrachteten sich nicht selbst als Pantheisten, sondern wurden von ihren Gegnern so bezeichnet. Es handelt sich schon der Entstehungsgeschichte nach um einen Kampfbegriff und dieser Geburtsfehler haftet ihm weiterhin an. Seine Entsorgung wäre kein Verlust. "Panentheismus" mag etwas brauchbarer sein, aber auch da sehe ich keinen nennenswerten Erkenntnisgewinn durch eine solche Klassifizierung. Treffend wird dazu im Historischen Wörterbuch der Philosophie Bd. 7 S. 48 bemerkt: Während sich nur wenige Autoren zum Panentheismus ausdrücklich bekennen, werden ihm in der Philosophiegeschichtsschreibung zahlreiche andere vom Neuplatonismus und der Mystik bis ins 19. und 20. Jh. (oftmals undifferenziert) zugeordnet. Eben das ist es: "oftmals undifferenziert". Nicht hilfreich. Nebenbei: In dem dreizehn dicke Bände umfassenden Historischen Wörterbuch der Philosophie wird der Panentheismus auf insgesamt 21 Zeilen einer Spalte plus Fußnoten behandelt. Spricht das nicht Bände? Bei Hegel habe ich mich in der Tat auf sein Urteil über die antiken Neuplatoniker konzentriert, das scheint mir sinnvoller als einen ausführlicheren Vergleich zwischen Hegels eigener Philosophie und der des Proklos vorzutragen, der vor allem die fundamentale Differenz herausarbeiten müsste - dazu bemerkt Beierwaltes übrigens, dass Hegel und Proklos von ihrem je eigenen Ansatz her inkompatibel sind; Der hegelsche Prozeß steht konträr zur neuplatonischen Entfaltung des Einen (Platonismus und Idealismus S. 179). Wobei zu beachten ist, dass Proklos derjenige Neuplatoniker ist, den Hegel am intensivsten rezipierte. Nwabueze 21:33, 9. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Danke für die Antwort. Bliebe allenfalls die Möglichkeit, angesichts der (in meiner unmaßgeblichen Wahrnehmung) häufigen Assoziierung der Begriffe den Neuplatonismus vom Pan(en)theismus als einer historischen Um- oder Fehldeutung abzugrenzen, die Rezeptionsgeschichte ist ja voll von solchen manchmal produktiven Mißverständnissen. In etwa so kann man ja die Liste der "Vorgeblichen Verteter" in WP:Panentheismus verstehen. Generell tendiere ich in der WP eher dazu, eine "Falsche Färte" durch Erwähnung explizit zu verriegeln als sie zu beschweigen. (Zum Pantheismus unabhängig vom Neuplatonismus-Artikel nur kurz nebenbei: Dass Schopenhauer darüber nörgelt, zeigt ja auch, wie verbreitet diese Vorstellung an. Dass Hegel und Schelling sich distanzieren, ist angesichts des Pantheismusstreites nicht verwunderlich, die wollten ja schließlich ihren Job behalten. Ob es richtig ist, einen Gegenstand (Hegel) unter einen Begriff (Pantheismus) zu subsumieren, hängt ja nicht von der Zustimmung des Gegenstandes ab...)--Quinbus Flestrin 16:31, 10. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Das ist eine Grundsatzfrage, wie wesentlich die Zustimmung des "Gegenstands" ist (generell und prinzipiell). Ich meine (auch unabhängig vom aktuellen Einzelfall): Wenn Philosoph A erklärt, die Position x nicht zu vertreten, und Philosophiehistoriker B in Kenntnis dieses Umstands ungerührt feststellt, A sei dennoch ein Vertreter von x, dann erhebt B den Anspruch, die Philosophie von A besser zu kennen und zu verstehen als A selbst. Für so eine Behauptung müsste B schon extrem gute Argumente haben, ansonsten fällt das unter Arroganz und im Zweifelsfall würde ich A durchaus die Deutungshoheit für seine eigene Lehre einräumen. Abgesehen natürlich vom Sonderfall, dass sich A zum Zeitpunkt seiner Stellungnahme gerade in Inquisitionshaft befindet.
Grundsätzlich meine ich auch, dass bei "falschen Fährten" und Fehlinformationen ein ausdrückliches Dementi besser ist als Verschweigen und dass das gerade für uns besonders gilt. Im vorliegenden Fall ist das Problem aber, dass die Begriffe - Pan(en)theismus - derart schwammig sind, dass man nicht einmal eindeutig feststellen kann, ob der Neuplatonismus (bzw. einzelne seiner Varianten) darunter fällt oder nicht. Man kann Pan(en)theismus nach Belieben so definieren, dass dies oder jenes da hineinpasst oder eben nicht. Beispielsweise wenn man es auffasst wie Feuerbach. Letztlich ist es ein Streit um Worte, nicht um Inhalte. Ich behaupte nicht, dass der Neuplatonismus kein Pantheismus sei oder keinesfalls als solcher aufgefasst werden könne, sondern nur, dass dieser Begriff zum Verständnis des Neuplatonismus überhaupt nichts beiträgt. Er ist nicht "falsch", sondern nur aus Mangel an Klarheit unbrauchbar. Ich bin gern bereit, das auch im Artikel ausdrücklich festzustellen, würde dazu aber einen handfesten Beleg benötigen, da es anderenfalls TF ist. Nwabueze 02:07, 11. Feb. 2012 (CET)Beantworten

Exzellent. Auf Differenzen, die ich wegen der Bevorzugung anderer Forschungstraditionen mit Nwabueze habe, gehe ich nicht ein. Die Begriffsgeschichte könnte ausführlicher sein (als "new platonicks" sind die Neuplatoniker doch wohl erstmals im Englischen belegt?), zudem eine Differenzierung zum kurrenten Sprachgebrauch, der unter Neuplatonismus (auch) den Neu-Neuplatonismus (dieser Ausdruck ist, soweit ich weiß, von Kristeller) seit Ficino versteht, was die Darstellung der Rezeptionsgeschichte generell schwierig macht. Die Darstellung von Iamblichos und die Akzentuierung der Theurgie scheint mir ein wenig traditionell zu sein, aber da kenne ich mich schlecht aus. E.R. Dodds' epochaler Aufsatz Plato's Parmenides and the Origin of the Neoplatonic One ist nicht erwähnt, was schade ist. Er sollte vor Anmerkung 8 angeführt werden. Dass die Athener Neuplatoniker ausdrücklich an die Akademie anschlossen, ist eine unbelegte Behauptung, gibt es dafür einen Beleg? Es scheint mir eher der Schatten zu sein, den eine ältere Forschungsmeinung immer noch wirft. Dass erst Albert genannt wird, dazwischen Thomas und dann die deutschen Albert-Nachfolger von Dietrich bis Eckart, ist dispositionell ein wenig unglücklich. Dass Leibniz (ich weiß nicht, ob als erster) in den Nouveaux Essais zwischen Platon und den Platonikern Plotin, Ficino, Patrizi) unterscheidet, könnte erwähnt werden. (Ähnlich dann nach ihm etwa auch Herder.) Hegel hat strukturell eigentlich eher eine Affinität zum Mittelplatonismus. Zu Krämers Position könnte auch eine Gegenposition genannt werden (Heinrich Dörrie etwa), aber das gehörte eher in den Mittelplatonismus-Artikel. In der Rezeption könnte vielleicht auch die bildende Kunst erwähnt werden. Aber das sind alles peanuts. -- Peter Hammer 19:46, 12. Feb. 2012 (CET)

Nach meinem Kenntnisstand ist der Begriff Neuplatonismus tatsächlich, wie im Artikel dargelegt und belegt, im deutschen und nicht im englischen Sprachraum entstanden. Dazu bemerkt Meinhardt im Hist. Wörterbuch der Philosophie: Marsilius Ficinus (meinte), durch die Person Plotins spreche Platon selbst. Ähnliches gilt für die Platoniker von Cambridge im 17. Jh.: sie schätzten Platon, aber auch die zu den "Latter Philosophers after Christianity" gezählten Philosophen "Numenius, Plotinus (...)"; einen Begriff "Neuplatonismus" kennen sie nicht. Dieser Begriff sei sukzessive ... im letzten Drittel des 18. Jh. in Deutschland gebildet worden. In der Encyclopedia of Philosophy (Thomson-Gale), Bd. 6 (2006) S. 546 wird festgestellt: The term Neoplatonism was coined in the late eighteenth century, und damit dürfte nichts anderes gemeint sein als eben das, worauf sich auch Meinhardt bezieht, also die damalige deutschsprachige Literatur (Büsching 1774, Meiners 1786, Eberhard 1788, Fülleborn 1793, Buhle 1796-1801). Wenn du einen frühen Beleg für "new platonicks" nennst, gehe ich dem gerne nach. Dann wäre zu prüfen, ob sich das tatsächlich auf Neuplatoniker bezieht oder auch auf Mittelplatoniker oder gar nur auf neuzeitliche Rezipienten wie die Cambridger, und ob es tatsächlich als Fachterminus gemeint war (zur Bezeichnung einer bestimmten Richtung) und so definiert wurde, oder nur eine beiläufige vage Bezeichnung für "späte" Platoniker war.
Die Theurgie wird in der Fachliteratur sehr betont, und mit Recht. Es geht dabei um den fundamentalen Unterschied zwischen der Auffassung Plotins, der die intelligible Welt und das Eine für unmittelbar zugänglich hielt, da ein Teil der Seele immer im Intelligiblen verbleibe, was Theurgie überflüssig mache, und der Gegenposition des Iamblichos, der dagegen argumentierte und die Seele in ihrer Gesamtheit für herabgestiegen hielt, wodurch Vermittlung durch Theurgie zwingend notwendig wurde. Die Theurgie, zu der man sich bekannte oder die man ablehnte, ist die äußere Manifestation des Gegensatzes zwischen den zwei konträren Denkweisen im Neuplatonismus.
Die Terminologie ist in der Tat etwas problematisch in der von dir angesprochenen Hinsicht, dazu habe ich im Artikel geschrieben: Das neuplatonische Denken blieb zwar auch im Mittelalter präsent und erfuhr in der Renaissance eine Wiederbelebung, doch pflegt man nachantike (neu)platonisch orientierte Philosophen nicht Neuplatoniker zu nennen. Daran halte ich mich auch. Als Neuplatoniker sind nur solche Platoniker zu bezeichnen, welche sich zu den Kernaussagen des antiken Neuplatonismus bekannten einschließlich derjenigen Lehren, die mit dem Christentum unvereinbar sind. Christliche Rezipienten wie Ficino sind nicht Neuplatoniker, sondern (stark) neuplatonisch beeinflusste christliche Philosophen. Mit dieser Unterscheidung ist ein sauberer, konsistenter Sprachgebrauch gegeben. Zwar gibt es auch bei dieser Trennung den vereinzelten Grenzfall Synesios (den ich ausnahmsweise als Neuplatoniker bezeichne, obwohl er Christ und sogar Bischof war), aber das ist nur die extrem seltene Ausnahme, welche die Regel bestätigt.
Die Anknüpfung der spätantiken Athener Neuplatoniker an die Tradition der Akademie ist innerlich an ihrer intensiven Platon-Verehrung zu erkennen (wie bei allen Neuplatonikern) und äußerlich daran, dass sie das einstige Gelände von Platons Akademie kauften und im Besitz ihrer Schule behielten, obwohl sie es für Unterrichtszwecke nicht benötigten und nicht nutzten. Es war nur ein Garten, aber sie legten Wert darauf. Das ist Traditionspflege.
Die Reihenfolge Albert - Thomas - Dietrich usw. ist chronologisch, da der Abschnitt chronologisch aufgebaut ist. Thomas als Schüler Alberts vor Albert zu nennen fände ich nicht gut, ihn erst nach Eckhart zu erwähnen auch nicht. Die späten nichtthomistischen Dominikaner entwickelten ihre Lehren in Abgrenzung vom Thomismus und in Auseinandersetzung mit ihm (wodurch sie sich von Albert unterscheiden); daher ist die chronologische Reihenfolge auch inhaltlich gerechtfertigt.
Auf die bildende Kunst ginge ich gerne ein, habe nur nichts eindeutig Einschlägiges und Verwertbares gefunden. Da der Artikel sehr bilderarm ist, ist bildende Kunst natürlich hochwillkommen, vor allem wenn es urheberrechtsfreie Abbildungen gibt. Da bin ich für jeden Hinweis dankbar. Es müsste aber schon ein direkter Zusammenhang mit dem Thema des Artikels deutlich erkennbar sein, nicht irgendwelche mutmaßlichen, indirekten, hypothetischen Zusammenhänge, die für unsere Leser auf dem Bild nicht erkennbar sind. Plotin hielt bekanntlich von bildender Kunst nichts. Nwabueze 18:46, 13. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Die Begriffsgeschichte entspricht nicht dem gegenwärtigen Forschungsstand. Bitte beachten Sie die aktuelle Forschungsdiskussion. 94.220.210.64 05:30, 17. Feb. 2012‎ (CET) Signatur nachgetragen! --Krib 10:23, 18. Feb. 2012 (CET)Beantworten
In der Tat ist es ein wichtiges Anliegen, dass stets der aktuelle Forschungsstand wiedergegeben wird. Nwabueze 01:03, 19. Feb. 2012 (CET)Beantworten
  • Exzellent. Die Relevanz des gelungenen Artikels wird nicht zuletzt durch das Kapitel "Rezeption" deutlich. Lediglich zwei Einzelnachweise sind beim "Historischen Überblick" (bei mir 2,5 Bildschirmlängen) allerdings etwas dünn. Könntest Du da noch etwas nachtragen? Gruß, --Wikiwal 15:05, 17. Feb. 2012 (CET)Beantworten
In Überblicks-Abschnitten ist es normalerweise und auch in diesem Fall so, dass unstrittiges, unzweifelhaftes Wissen über Grundzüge vermittelt wird, und daher die Belegungsdichte deutlich niedriger ist als in anderen Abschnitten. Grundsätzlich halte ich es für verkehrt, die Belegungsdichte nach formalen Kriterien zu beurteilen, etwa nach dem Motto "Auf je x Zeilen sollte mindestens ein Beleg entfallen, weil das eine gute Belegdichte ist". Das ist mir zu formalistisch. Zusätzliche Fußnoten einfach nur zum Zweck einer Erhöhung der Belegdichte einzufügen, auch wenn kein besonderer konkreter Bedarf besteht, scheint mir nicht sinnvoll. Wenn es aber um konkrete Einzelheiten geht, die dir aus inhaltlichem Grund - nicht nur zwecks Erhöhung der Belegdichte - belegungsbedürftig erscheinen, gehe ich auf entsprechende Wünsche gern ein. Nwabueze 01:03, 19. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Wir würden hier ja auch keine grünen Bapperl vergeben, wenn irgendwelche Belegpflichten verletzt wären. Für Nicht-Philosophen wäre aber hier und da ein gezielter Hinweis auf weiterführende Literatur nützlich. Ich persönlich belege immer, wenn eine Sache umstritten ist. So könnte man z.B. zur Aussage " Inwieweit Kernelemente des neuplatonischen Denkens schon bei Ammonios Sakkas vorhanden waren, ist unklar." Literatur anführen, wo diese Frage problematisiert wird. Auch als "wahrscheinlich" hingestelle Aussagen würde ich prinzipiell bequellen, wie z.B. "Zu seinen Schülern gehörten wahrscheinlich die Philosophen Elias und David". Soweit als Anregung. Gruß, --Wikiwal 11:40, 22. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Erledigt. Nwabueze 18:36, 23. Feb. 2012 (CET)Beantworten
  • Exzellent Das ambivalente Verhältnis zum Christentum wird hervorragend dargestellt. Wir habe hier übrigends eine vollständige kosmologische Evolutionstheorie vor uns - und die einzige konsistente ohne qualitative Brüche (wie dualistische Vermittlung, Qualiaproblem oder Emergenz). Das könnte man im Bezug zur "Emanation" ruhig deutlicher darstellen. --Gamma γ 17:17, 22. Feb. 2012 (CET)Beantworten
"die einzige konsistente ohne qualitative Brüche" geht nur mit einem Beleg, der eine solche Formulierung vollumfänglich abdeckt. Wenn es den gibt, schaue ich mir das gerne an. Nwabueze 02:13, 23. Feb. 2012 (CET)Beantworten
Der Artikel in dieser Version ist Exzellent. Archivierung von WP:KALP --Vux 23:10, 28. Feb. 2012 (CET)Beantworten