Diskussion:New Historicism

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Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von 79.196.136.222 in Abschnitt Kritik am New Historicism
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Wissenschaftlich solide, aktuell und lesenswert. --Sigune 03:01, 18. Mai 2005 (CEST)Beantworten

Beziehung zum Postrukturalismus[Quelltext bearbeiten]

Die Beziehung zu Strömungen des Poststrukturalismus wird hier meiner Einschätzung nach nicht ganz klar. Zunächst heißt es:

"Während New Criticists, später auch der Poststrukturalismus und die Dekonstruktion, sich darauf konzentrierten, literarische Texte nach ihrer inneren Struktur zu analysieren, ohne auf ihre historische Herkunft und ihren zeitgenössischen Kontext zu achten, stellt der New Historicism die literarischen Texte wieder zurück in ihren eigenen kulturellen Kontex [...]"

Weiterhin: "New Historicists übernehmen die Position von Michel Foucault, dass jeder Text in ein gesellschaftliches Machtgefüge von Diskursen eingeschrieben ist. Dieses Machtgefüge wirkt nicht unterdrückend, sondern produktiv[...]"

Wie sind diese beiden Abschnitte miteinander vereinbar? Wurde der übernommene Kerngedanke Foucaults nicht als poststrukturalistisch angesehen? Die Analyse, dass der PS sich auf die innere Struktur von Texten konzentriert, erscheint mir doch sehr fragwürdig, um es vorsichtig auszudrücken. Gibt es hier Belege, dass dies so von Vertretern des New Historicism geäußert wurde? Und kann der PS wirklich als "vorherrschende Theorierichtung" in den USA der 80er Jahre bezeichnet werden?--Kleisthenes 00:30, 17. Jun. 2008 (CEST)Beantworten

Es gibt ja nicht nur "einen" Poststrukturalismus. (Bitte nicht den sehr schlechten WP-Artikel dazu lesen.) Den wichtigsten zum Poststrukturalismus gezählten Theoretikern (damit meine ich Derrida, Paul de Man, den späten Barthes u.a.) ist eigen, dass er sich für das Außerhalb des Textes primär nicht interessiert, im Extremfall sogar behauptet, es gebe kein Außerhalb des Textes. Alle Bedeutung entsteht als Differenz bzw. Spiel von Bedeutungen. Der NH tut genau das Gegenteil, nämlich das was Foucault vorgemacht hat: Der Text erhält Bedeutung ("soziale Energie") durch die Geschehnisse um ihn herum, in der wirklichen Welt ("Will in The World" heißt ein Shakespeare-Buch von Greenblatt). Und der Poststrukturalismus ist als Erbe des Close Reading in den USA sehr dominant gewesen und ist es teilweise immer noch. Ich habe dort ein Jahr studiert und mehr Derrida, Deleuze, Lacan etc. gelesen als hier. Und wenn man Greenblatts "Gründungs-"Artikel aus den 80ern liest, und deren deutsche Rezeption, dann erläutert er sehr deutlich, gegen wen sich sein Ansatz wendet. --Fb78 13:22, 17. Jun. 2008 (CEST)Beantworten
Ich bin kein Experte, doch beinhaltet die Dekonstruktion Derridas nicht die Aufhebung einer solchen Grenzdichotomie der zu interpretierenden Texteinheit (denn diese Einheit ist hier wohl gemeint) und eines ihr Äußerlichen? Der zu interpretierende bzw. zu dekonstruierende Text ist eben nicht deckungsgleich mir der Schrift als Spiel der Bedeutungen, sondern er enthält als Teil eben dieser immer ein sich selbst äußerliches und ist somit gerade nicht abzugrenzen. Auch im Artikel heißt es, es gehe nicht mehr um die Dichototomie Werk und Hintergrund, sondern um Kultur als "intertextuelles Geflecht". Wo auf der theoretischen Ebene also der Unterschied liegt, ist mir schleierhaft. Sowohl nach Dekonstruktion/Poststrukturalismus (natürlich auch Foucault) als auch nach dem NH werden kulturelle Sinnzusammenhämge als kontinget und historisch konstituiert aufgefasst. Der Einwand des NH wäre dann eher pragmatisch: Um das Diskursgeflecht erfassen zu wollen, ist es notwendig nicht nur literarische, sondern sämtliche Texte/Zeichen als Untersuchungsgegenstand in Betracht zu ziehen, wobei auch hier mir der Unterschied zum PS, etwa grade zu Barthes immer noch nicht klar ist. Ist also der NH weniger als eine Abwendung von einer theoretischen Schule und ihrer Vertreter nicht vielmehr eine wissenschaftliche Praxis? Vielleicht wäre es sinnvoll, Greenblatts Artikel zu zitieren?--Kleisthenes 19:56, 17. Jun. 2008 (CEST)Beantworten
Habe gerade nochmal den englischen Artikel überflogen. Hier ist von Poststrukturalismus gar nicht die Rede, sondern der NH wird als eine Überwindung postmoderner Ansichten beschrieben: "New Historicism also owes something to postmodernism. However, New Historicists tend to exhibit less skepticism than postmodernists, and show more willingness to perform the 'traditional' tasks of literary criticism: i.e. explaining the text in its context, and trying to show what it 'meant' to its first readers." Im Abschnitt Criticism wird erläutert: Die Vertreter des NH würden aus sicht ihrer Gegner den Eintritt der Gesellschaft in eine postmoderne Wertsphäre leugnen, was u.a. der konservativen "Culture-War"-Debatte in den USA der 80er Jahre Vorschub geleistet hätte. Demnach betonen Vertreter des NH so stark den politisch-historischen Kontext, gerade weil sie aus ihrer Sicht in dessen Beschreibung nicht aus dem historischen Kontext herauszutreten können. Ist diese Vorgehensweise nicht auch einem an Marx geschulten Geschichtsverständis geschuldet, das im englischen, jedoch nicht im deutschen Artikel Eingang gefunden hat? Diese Vorgehensweise wäre in der Tat nicht (post-)strukturalistisch. Vielleicht könnte man das in einem Abschnitt Kritik auch im deutschen Artikel ausführen.--Kleisthenes 22:59, 17. Jun. 2008 (CEST)Beantworten

Kritik am New Historicism[Quelltext bearbeiten]

Der Artikel sollte einen Abschnitt zur Kritik am New Historicism enthalten. So wie es ist, entsteht der Eindruck, dieser sei das Evangelium der Literaturwissenschaft. Dabei gibt es eine ganze Reihe problematischer Punkte. Z.B. lässt der NH durch seine Kritik am 'close reading' vollständig offen, wie die Bezüge zwischen den einzelnen Texten einer Kultur vom Kritiker hergestellt werden (s. z.B. die Kritik von Harold Bloom am NH für dessen mangelnde Aufmerksamkeit bei der literarischen Analyse). Ohne klare Methoden beim Lesen der Texte, das zumindest bei ernsthaften Kritikern auch der Diskursanalyse vorausgeht, bleit der NH der Willkür des Lesenden ausgeliefert. NH kann damit bestenfalls ältere Methoden der Textlektüre ergänzen, ablösen ganz sicher nicht. (nicht signierter Beitrag von 79.196.136.222 (Diskussion) 16:13, 24. Sep. 2011 (CEST)) Beantworten