Diskussion:Orkneyinga saga

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Hallo Fingalo, mit diesem Text zur OS könnte ich ganz gut leben. Allein, es ist eine Würdigung 'mit der norwegisch-königlichen Brille'. Ich habe beim Lesen ein Gefühl, dass unterschwellig eine Wertung zum Ausdruck kommt, die besagt "hier Snorri/Heimskringla (=hochwertige Quelle), da OS (=nachrangige Quelle)". Die Übersetzer in die Englische Sprache (Taylor/Palsson-Edwards und auch die neueren) tendieren eher dazu OS, Heimskringla und Knytlinga als durchaus gleichwertig zu sehen. Beispiel: Was Du (und andere ja auch) als "Unzuverlässigkeit" ansprichst, etwa die Zuschreibung Christianisierung durch Olav, löst sich vor dem Hintergrund der ja tatsächlich erhaltenen Zeugnisse der älteren iro-piktischen Mönchskirche (sprich frühere Christianisierung) in ein Nichts auf, wenn man die Ereignisse von Osmundswall unter dem Aspekt "Christianisierung der norwegischen Siedler" betrachtet, somit loslöst von der Frage der Christianisierung der Inseln generell. Trotzdem wird es schwer werden, gegen den Text gewichtige Gegenargumente vorzubringen. Auch die Inhaltsangabe ist m.E. nicht zu lang geraten.

Was mir fehlt, ist eine angemessene Betrachtung der OS nicht als Literatur, sondern als eine mögliche (kultur-)historische Quelle, generell kontextbezogen, weniger im Sinne von Namen, Daten, harte Fakten, was sie mit allen Vorbehalten ja auch ist (und mit allem Respekt hinsichtlich der Korrektheit der Überlieferung). Dann erhalten nämlich scheinbar unbedeutende Kapitel einen ganz anderen Stellenwert, wie z.B. Kap. 7 Turf Einar, der durch seine Innovation überhaupt erst die wirtschaftlich-technischen Vorraussetzungen für eine Besiedlung der Inseln in großem Stile schafft! Dazu würde dann auch gehören, dass man auf die unglaublich engen Beziehungen zwischen Island und Oddi einerseits, Orkney andererseits eingehen müsste, wie sie sich sowohl auf der Ebene der handelnden Personen der Saga (etwa Sigurd/Thorstein/Aud) als auch etwa auf der Ebene der Beziehungen zwischen Snorris Ziehbrüdern und den damals Herrschenden in Orkney darstellen.

Soweit ich es beurteilen kann (und norwegische Autoren kann ich dazu leider nur in englischer Übersetzung lesen), wird die OS viel zu sehr "reichszentriert" interpretiert und bewertet. Ich persönlich sehe sieh mehr eigenständiges Werk zur Beschreibung der Verhältnisse im Westen, neige dazu, sie eher in Relation etwa zum Landnamabok und frühen schottischen Quellen wie Bede's Account zu sehen und zu bewerten. Islander 12:11, 24. Jul 2006 (CEST)

Vielleicht liest du meinen Text bereits mit der Intention, da müsse norwegenzentriertes drinstehen? Ich sehe eigentlich nichts, woraus sich entnehmen ließe, dass Snorri primär und OS nachrangig sei.
Außerdem ergibt sich das Norwegengewicht ja aus dem Inhalt selbst: Es geht um die Auseinandersetzung der Jarle untereinander unter Einbindung des norwegischen Königs, und das ist der Unterschied zu Landnáma. In Island geschieht solches zur Zeit Snorris.
Die "unglaublich engen Beziehungen" mit Island liegen ja außerhalb der Saga (z.B. in der Njála), in der Saga selbst kommen sie ja nicht als "unglaublich eng" vor. Da stehen eher die Beziehungen zu Schottland im Vordergrund.
Nicht dass wir uns hier missverstehen. Mir ging es nicht um die wechselseitigen Beziehungen als Inhalt der OS, auch nicht um das Verhältnis OS zur Njalá. Ich hatte z.B. die persönlichen Beziehungen zwischen Páll Jónsson und Harald Maddadarson vor dem Auge bzw. die geplante Heirat zwischen Saemund Jónsson und Langlif, Haralds Tochter ... oder die längere Anwesenheit des Enkels von Svein Asleifarson und von Hrafn in Oddi ... oder die Berufung der Orkneymen wie der Oddimen auf Rognvald als gemeinsamen Vorfahren ... wirkungsgeschichtlich betrachtet. Islander 19:47, 24. Jul 2006 (CEST)
Christianisierung: Immerhin wird in Landnáma angedeutet, dass es vor den Nordmännern bereits "Papen" gab. In der Orkneyinga saga wird davon nichts angedeutet. Sie behauptet am Ende mit der Episode mit Olav, dass daraufhin alle Bewohner Christen geworden seien. Natürlich kann sich das auf die Jarle und deren norwegische Gefolgschaft beziehen. Dann liegt aber die Unzuverlässigkeit der Saga eben darin, dass sie so tut, als gäbe es keine anderen als die Norweger, und das stimmt nun definitiv nicht - es sei denn, die Norweger hätten alle "Papen" umbebracht. Übrigens weiß man ja von Island auch nicht, wer diese "Papen" waren (wirklich bloß Mönche? Man fand einen Bischofsstab/Abtsstab, was zumindest einer Besiedlung nur durch Eremiten widerspricht) und was aus ihnen geworden ist. Ich möchte mich da ungern auf Spekulationen einlassen.
a)Aus orkadischer Sicht herrscht hinsichtlich der Papa als Vertreter der iro-keltischen Mönchskirche, die in Orkney auch "siedlungsbildend" unterwegs waren: Broch of Deerness z.B., relative Klarheit.
b)Es gibt aus Orkney und Shetland mehrere piktische Bildsteine, die auch "so seriös interpretierte" Papa zeigen, von denen mehrere einen Krummstab o.ä. halten.
c)Tja, das ist eine der großen Fragen im Streit peace school vs war school: War Orkney bei Ankunft der Wikinger überhaupt noch besiedelt? Warum musste Turf Einar die neue Technologie vom Festland importieren? Warum hat man sie nicht bei den Einheimischen abgeguckt, denn die müssen sie beherrscht haben, sonst hätten sie nicht überleben können!? Islander 19:47, 24. Jul 2006 (CEST)
Aber immerhin scheinen die Kelten von den Hebriden vertrieben worden zu sein, denn die irischen Annalisten bezichnen die Hebriden als "Inseln der Fremden" (annales Ultoniensis für das Jahr 941; annales IV Magistris für das Jahr 939)
Eines der Hauptprobleme besteht ja noch in der Frage, warum die Saga überhaupt aufgeschrieben wurde.
in diesem Sinne s.o. Islander 19:47, 24. Jul 2006 (CEST)
Eine rein museale Aufbewahrung der eigenen Vergangenheit und ihre Errettung vor der Vergessen lag den Menschen dieser Zeit fern. Sie dienten immer einer politischen Einflussnahme in irgendeine Richtung, meist einer wie immer zu verstehenden Legitimation.
Turf-Einars Leistung gehört m.E. nicht in die Darstellung der Saga, sondern der Geschichte Orkneys mit einem Link zur Saga.
OK, dann ist das abgegrenzt Islander 19:47, 24. Jul 2006 (CEST)
Ich habe die Inhaltsangabe gegenüber der ursprünglich begonnenen Nacherzählung aufs Wesentliche zusammenschnurren lassen.
Der von Dir vermisste "Kontextbezug" ist etwas schwierig. Wer das Lemma aufschlägt, will zunächst ja mal wissen, was die Orkneya saga ist und was drinsteht. Das, was man dieser Saga entnehmen kann, sollte dort beschrieben werden, wofür es entnommen wird, also hier in der Geschichte von Orkney.
Ich stelle Dir Ergänzungen anheim,
Kann ich nicht. Saga-Lit ist nicht mein Spezialgebiet. Ich kann allenfalls mit gesundem Menschenverstand querlesen und was mir als ungereimt oder unstimmig auffällt anmerken. Das will ich bei Bedarf gerne tun Islander 19:47, 24. Jul 2006 (CEST)
warte aber selbst mit einer entsprechenden Überarbeitung des Textes bis zum Herbst. Ich fahre bald zu einer Historikerkonferenz in Hólar (Nord-Island) und werde mich da beim Kaffee mit einigen Leuten unterhalten und erfahre vielleicht etwas, das über Spekulationen hinausgeht.
Fingalo 17:30, 24. Jul 2006 (CEST)