Diskussion:Osthessisch

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Übertrag von hier[Quelltext bearbeiten]

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wurde gebeten, mich hier zu äussern. Im Folgenden stütze ich mich auf die Forschungen Peter Wiesingers und Alfred Lamelis. Wiesinger (früher Uni Wien) ist von den heute lebenden Dialektologen eines der ganz, ganz grossen «Tiere»; er hat zahllose deutsche Dialekte gemäss der strukturalistischen Methode untersucht und die Summe seines stupenden Wissens in den beiden dicken Dialektologie-Bänden der Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (HSK) ausgebreitet. Lameli ist Mitarbeiter im Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas (Marburg) und hat die deutschen Mundarten dialektometrisch analysiert. Beide Dialektologen sind dabei trotz verschiedener Vorgehensweisen zu sehr ähnlichen Resultaten gelangt, die sich aber in manchem deutlich von den herkömmlichen, immer noch gerne zitierten Resultaten der Junggrammatiker unterscheiden. Das Osthessische lässt sich mehr oder weniger klar abgrenzen. Es wird in einem vergleichsweise kleinen Raum um Fulda herum gesprochen, wobei die Grenzen nach Westen viel klarer sind als diejenigen nach Osten. Wiesinger fasst wie folgt zusammen (HSK 1, 2, 854): «Wie die gesprochenen grundlegenden strukturellen Erscheinungen zeigen, schließt sich das Osthessische im Raum der oberen Fulda von Gersfeld bis Hersfeld und von etwa Herbstein bis Salzungen relativ eng an das Unterostfränkisch-Hennebergische an und zeigt auch Verbindungen zum Nordhessischen und zum Westthüringischen, unterscheidet sich aber wesentlich vom Zentralhessischen. Er besitzt aber auch ebenso deutliche Eigenständigkeiten, wobei in der Mitte um Fulda – Schlitz – Hünfeld ein Kernraum entsteht, der rundherum von verschiedenen Interferenzzonen umgeben ist.» Trotz dieser Öffnung gegen Osten spricht Wiesinger dem «Verband der hessischen Dialekte» «sowohl nach den sprachlichen Grundlagen als auch anhand späterer Entwicklungen Eigenständigkeit» zu. Auch Lameli bestätigt diese Einheit, wenngleich zurückhaltender (Strukturen im Sprachraum, S. 159/60), und auf seiner dialektometrischen Karte (S. 156) kommt der osthessische Raum recht deutlich zum Ausdruck. «Osthessisch» ist damit kein Problem. Schwieriger zu fassen ist Rhöner Platt, denn es handelt sich hierbei nicht um einen streng wissenschaftlichen Begriff, sondern um eine volkstümliche Bezeichnung (womit ich nicht sagen will, dass diese schlecht sei). Das Problem ist, dass die Rhön in einem dialektologischen Übergangsgebiet liegt (siehe oben, wo Wiesinger von «Interferenzen rundherum» spricht). Nach Wiesinger (HSK 1, 2, Karte 47.4) liegt die Rhön im Schnittgebiet zwischen Osthessisch und Ostfränkisch, kann also je nach Kriterium dem einen oder dem anderen Raum zugeordnet werden. Eine Redundanz zwischen den beiden Artikeln Osthessisch und Rhöner Platt besteht damit nicht – es handelt sich weder um das identisch Mundartgebiet noch um Dialekte auf gleicher Ebene (Rhöner Platt ist eine Untergruppe der Obergruppen Osthessisch und Ostfränkisch). Die West- und Südwestgrenze des Thüringischen ist ebenfalls «durchlässig» – dass die Junggrammatiker die Fund-Pfund-Linie und die Appel-Apfel-Linie als Kriterium gewählt haben, ist relativ willkürlich – mit anderen Kriterien ergeben sich auch andere Grenzen bzw. Räume (deshalb kann die Uni Jena auch auf ein anders definiertes Thüringisch kommen). Beide Artikel, Osthessisch und Rhöner Platt, haben – wie fast alle Wikipedia-Artikel über Dialekte – das Problem, dass beim Schreiben kaum dialektologische Fachliteratur beigezogen worden ist – und wenn, dann nur (ältere) populärwissenschaftliche. An und für sich müsste man beide überarbeiten. Habe ich ein bisschen helfen können? Sonst meldet euch einfach wieder. Ein Gruss aus dem «tiefen Süden», --Freigut (Diskussion) 14:55, 16. Mär. 2018 (CET)

Nach meinem Ermessen ist oben hervorragende Literatur zum Artikelausbau genannt. --V ¿ 12:44, 22. Mär. 2018 (CET)Beantworten