Diskussion:Otto Kleinschmidt

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Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von ManfredMann
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Kleinschmidt im Nationalsozialismus[Quelltext bearbeiten]

Auf Otto Kleinschmidt bin ich im Zuge meiner Recherchen zu Paul Bosse gestoßen - beide waren 1946 im Kulturbund WB. Begegnet ist er mir indirekt, als für den abhanden gekommenen OB WBs, Arnold Wurm, ein Ersatz als stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Forschungsheim für Weltanschauungskunde“ gesucht wurde, der nun „gleichzuschalten“ beschlossen wurde. In Hermann Stieve fand man einen neuen Vorsitzenden (März 34). Wurm, eines der ersten Opfer der Nazis in WB, war auch Patient Bosses, dem noch im gleichen Jahr als Chefarzt des Paul-Gerhardt-Stifts gekündigt werden sollte (1933). Insofern ist Otto Kleinschmidt nur bedingt in meine Aufmerksamkeit geraten. Trotzdem hat es gereicht, um erhebliche Zweifel am Wikipedia-Eintrag aufzuwerfen. Dabei geht es nicht um die wissenschaftliche Bewertung seiner Formenkreislehre, sondern um seine Involvierung in die NS-Zeit. In dem Buch über Paul Bosse wird zweimal Kleinschmidt erwähnt, in einem Biogramm und einer längeren Fußnote. Beides sei hier zur Diskussion gestellt.

Kleinschmidt, Otto (1870–1954). Pfarrer und Naturforscher, Leiter des „Forschungshei­mes für Weltanschauungs­kun­de“ in Wittenberg seit 1927, einer Einrichtung der Evangeli­schen Kir­che. 1933 Vertrauensmann des „Kampfbundes für deutsche Kul­tur“ (Reichsleitung: Ro­senberg). Übernahme rassistischen Ge­dankenguts. Ab Ende 1938 Namensänderung (An­regung Thu­lins) des Institutes in „Forschungsheim“, nachdem Kleinschmidt dessen Schlie­ßung nach ei­ner Denunziation durch Vorsprache bei den zuständigen Ministerien verhindert. Be­zeichnet sich 1938 als „nationalsozialistischen Forscher“ und dient sich dem Regime an. Lit.: Schober, Otto Kleinschmidt – Theologe, Naturwissenschaftler, Rassenkund­ler, Ma­gisterarbeit, 13ff, http://www.hof.uni-halle.de/wb-nach-der-uni/download/A_Schober_MA.pdf (zugegriffen 21.6.2013) / Ehrke, 37 / Kleinschmidt, O. (1933): Luther und der deutsche Kampfbund für deutsche Kultur in: Wittenberger Tageblatt vom 9.9.1933 ebenso: Das Forschungsheim für Weltanschauungskunde in: Kabus (2003), Juden in der Luther­stadt Witten­berg im III. Reich, 18 / Pasternack, 177 Jahre, 78, http://www.peer-pasternack.de/texte/177%20Jahre.pdf (zugegriffen am 13.8.2011) / Klein­schmidt, O. (1933): Rassengesundung, 124-137 / Laube, Das Lutherhaus – eine Museumsgeschichte., 265 und dort BArch 5101/23135, S. 151 und Bl. 154-156, http://www.stefanlaube.homepage.t-online.de/StudieTOTAL.pdf (zu­gegriffen 21.6.2013) / Besier (2001), 274 Anm.858 und dort BA , R-5101, 23135.

BA R-5101, 23135. Kleinschmidts Werben um die Gunst des NS-Staates ist, genauso auch sein Anprei­sen des Forschungsheims, das „dem Staat noch größere Dienste als der Kirche“ leiste, in diesen Unterlagen bis zum Jahr 1941 beeindruckend (Schreiben vom Oktober 1938). Der Ablauf der Denunziation, die Laube erwähnt, bis hin zur Satzungsänderung des Forschungsheims kann hier gut nachverfolgt werden. Die naturwissenschaftlich argu­mentierende Be­trachtungsweise Kleinschmidts provoziert natürlich und verhöhnt. Da hilft auch nicht, soll­te man meinen, dass er, sich 1938 rechtfertigend, ein Schreiben aus dem Jahr 1934 vorlegt, das ihm von partei­amtl­icher Seite bestätigt, dass nur auf der Ebene der Keimzellen eine Veränderung des Erbgutes möglich ist – nichts Ande­res hatte er behauptet. Und trotzdem hat er damit Erfolg. Dem Blut als 'Träger' von Rassemerkmalen i. S. der Naziideologie misst er in die­sem Fall sichtlich keine Bedeutung bei: So bleibt also der mythische 'Erb­gang' als entscheidendes Merkmal der NS-Rassenlehre unerwähnt. Gleichwohl – und darauf legt er Wert - reiht er sich selbst ein in die Reihe „nationalsozialisti­scher Forscher“. Verstellt er sich? Den ehemaligen Hamburger Bischof Schöf­fel wird er wohl nicht im Blick gehabt haben: ,,Blut einer fremden Lebensgat­tung in die Blutbahn des Men­schen gebracht, vergiftet diesen und überlie­fert ihn dem Tode." (aus Hering, Die Evangelisch-lutherische Kirche im Hambur­gischen Staate, 96). Die von Gensichen (Von der Kirche zur Gesellschaft, 170) aufgestellte Behaup­tung, dass die Gleichschaltung des Forschungsheims 1936 „angeordnet“ sei, ist eine sehr gewagte These. Dieses, von der Evangelischen Kirche getragen, war Keimzelle oppositioneller Grup­pen zu DDR-Zeiten – Kritik am ers­ten Leiter fällt dann schwer. Es ist die Ambivalenz seiner Persön­lichkeit, die verständlicherweise Angst um sich und das Le­benswerk hat. Gleichzeitig soll aber Pfarrer Kleinschmidt für ein kirchliches Bei­spiel eines ungebro­chen wider­stän­di­gen Lebens stehen. --Detstum (Diskussion) 14:58, 17. Mär. 2018 (CET)Beantworten

Vielen Dank für den gewichtigen Hinweis, Detstum. Ich habe ihn aus der Versenkung in den Haupttext eingeflochten. Nähere, objektivere Erkenntnisse wären durchaus wünschenswert. Der ganze Artikel ist nicht einzeln belegt, die Aussagen dafür sehr pauschal gehalten und häufig wertend. Beim Erstellen des Artikels 2007 war aber die Dissertation des Kleinschmidt-Nachfolgers Gensichen (über die Arbeit von Kleinschmidts Institut) aber offensichtlich nicht die Vorlage. Aber was dann? --ManfredMann (Diskussion) 19:26, 30. Dez. 2019 (CET)Beantworten