Diskussion:Pierbattista Pizzaballa

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Letzter Kommentar: vor 4 Monaten von M Huhn in Abschnitt Behauptungen Rübs
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Behauptungen Rübs[Quelltext bearbeiten]

Hallo Benutzer:M Huhn, diese "Ergänzung" ist aus meiner Sicht nicht in Ordnung. Die sehr unschöne Behauptung, Pizzaballa habe es "vermieden", den Massenmord zu verurteilen, ist eine suggestive Bewertung Rübs, die sich nicht auf nachvollziehbare Fakten stützen lässt und meiner Ansicht nach wegen ihres rufschädigenden und unfundierten Gehalts gar nicht verbreitet werden sollte. Wenn es unbedingt sein muss, könnte man sie allenfalls als persönliche Interpretation Rübs mit Positionszuweisung und Einordnung in den Kontext der Debatte um die israelische Vatikankritik in den ersten TatenTagen (nchtr. korr.) nach dem Terrorüberfall aufnehmen. Ähnliche Vorwürfe gab es ja kurz danach auch gegen den Papst selbst. Deutsche Journalisten haben dann oft einfach die israelische Sicht übernommen, ohne die Grundlage der Vorwürfe zu prüfen, so hier auch Rüb.

Rübs Diskreditierung Pizzaballas gehört in den Kontext der von israelischen Diplomaten scharf kritisierten ersten gemeinsamen Stellungnahme der christlichen Patriarchen und Kirchenführer im Heiligen Land unmittelbar nach dem 7. Oktober. Das war erstens kein persönliches Statement Pizzaballas, sondern eine gemeinsame Verlautbarung. Zweitens hatte Pizzaballa auf die Kritik des israelischen Vatikanbotschafters sofort reagiert und schon am Tag danach sein Interview im Quotidiano Nazionale gegeben, über das in zahlreichen Kirchenmedien (auch deutschsprachigen wie katholisch.de, Domradio, Münchner Kirchenzeitung) direkt am 10. Oktober (also noch einen Tag vor Rübs Anschuldigungen) berichtet wurde. Darin nannte er den Überfall eine "barbarie ingiustificabile" und räumte ein, dass den Patriarchen zum Zeitpunkt ihrer Erklärung vom Sonntag das Ausmaß der Hamas-Gräuel noch nicht voll bewusst war. Kritikpunkt war vor allem die fehlende Erwähnung der Hamas in dem Patriarchenwort gewesen, was Pizzaballa zugesteht, aber zurechtrückt (“È evidente che noi non possiamo usare il loro linguaggio. Cercheremo di comprendere le loro ragioni, ma non sono loro a determinare quello che diciamo noi”). Der eigentliche Streitpunkt im Hintergrund war aber, dass die israelische Politik sehr dünnhäutig auf alle Statements reagiert, die als Kontext der Überfälle die ungelöste Palästinenserfrage thematisieren, was die Christen im Heiligen Land von Anfang an getan haben und auch weiterhin tun (siehe dazu die Berichte über das Interview etwa im Faro oder bei Perfetti oder auf Deutsch das Katholisch.de-Interview mit dem israelischen Jesuiten David Neuhaus vom 14. Oktober).

Neuhaus charaktisiert diese Linie der israelischen Kirchenvertreter, die auch Pizzaballa im Quotidiano vertritt, griffig zusammengefasst so: Wir müssen nicht sagen, was die Israelis hören wollen. Natürlich werden wir dann beschuldigt, antisemitisch zu sein. Wir müssen auch nicht sagen, was die Palästinenser von uns hören wollen – auch wenn sie uns dann Kolonialisten schimpfen. Die Kirche sollte die Freiheit haben, zu sagen, was gesagt werden muss, weil sie keine beteiligte Partei ist.

Dass Rüb seinen unhaltbaren Vorwurf erstens unmittelbar auf Pizzaballa zuspitzt und zweitens dessen Interview vom 10. Oktober gar nicht zur Kenntnis nimmt, diskreditiert ihn eigentlich als Quelle zu dieser Auseinandersetzung. Auf keinen Fall kann man seine Behauptung aber einfach als "biografischen Fakt" übernehmen und unkommentiert einfügen.--Jordi (Diskussion) 14:54, 16. Dez. 2023 (CET)Beantworten

Danke für Deinen ausführlichen Kommentar zu meiner Ergänzung des Artikels! Dazu nehme ich gern Stellung.
  • Dass Matthias Rüb sich „nicht auf nachvollziehbare Fakten“ stützt, sehe ich nicht. Denn in seiner ersten Erklärung nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober, die Rüb zitiert, hat Pierbattista Pizzaballa tatsächlich die Täter nicht benannt und nicht vom Massenmord gesprochen, sondern von einer „vom Gazastreifen ausgehenden Operation“. Das war – in meinen Augen – eine ganz bittere Verharmlosung.
  • Du schreibst im Blick auf die erste Stellungnahme Pizzaballas: „Das war erstens kein persönliches Statement Pizzaballas, sondern eine gemeinsame Verlautbarung.“ Matthias Rüb schreibt hingegen in seinem Artikel vom 11. Oktober 2023, dass die oben zitierte Stellungnahme Pizzaballas über die „vom Gazastreifen ausgehende Operation“ als erste erfolgte und dass die Patriarchen und Oberhäupter „in einer weiteren Erklärung vom Samstagabend“ sich Pizzaballa anschlossen.
  • Es stimmt, dass sich Pierbattista Pizzaballa für seine – wie er sagte – „voreilige“ erste Erklärung entschuldigte. Darauf verwies Matthias Rüb in einem weiteren Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 16. Oktober (den ich jetzt, nach Deinem Diskussionsbeitrag, „ausgrub“). Rüb zitiert in diesem Artikel Pizzaballas Aussage, er habe seine erste Erklärung „ohne Kenntnis des ganzen Horrors der Hamas-Angriffe verfasst“. Dass Pizzaballa am 10. Oktober von einer „barbarie ingiustificabile“ gesprochen hatte, erwähnte Rüb in seinem zweiten Artikel hingegen nicht. Dies werde ich nun nachtragen. (Zuerst wollte ich Dir antworten.)
  • In der Sache selbst hoffe ich sehr, sehr, dass die katholische Kirche in Jerusalem insgesamt (nicht nur Pierbattista Pizzaballa) in Zukunft entschieden gegen den auch unter vielen ihrer Mitglieder herrschenden Antisemitismus eintritt. (Doch das ist ein sehr persönlicher Wunsch und kein Thema des Artikels, um den es hier geht.) Denn Antisemitismus war in der Zeit meines Studiums in Jerusalem, als ich oft an hl. Messen der katholischen Gemeinde im Christlichen Viertel der Altstadt teilnahm und von zwei katholisch-palästinensischen Familien regelmäßig eingeladen wurde, unter den Gläubige weit verbreitet, und mein Eindruck bei Gesprächen mit Mitgliedern der katholischen Gemeinde im Christlichen Viertel bei vielen folgenden Reisen war, dass es nicht besser geworden ist. Dies ist ein ungleich größeres Problem als die erste der beiden Stellungnahmen von Pierbattista Pizzaballa.
Danke noch einmal für Deinen Kommentar – mit einem adventlichen Gruß --M Huhn (Diskussion) 16:33, 16. Dez. 2023 (CET)Beantworten
Ich habe den Text im Sinne von NPOV so abgeändert, dass deutlich wird, dass eine fremde Bewertung in einem seriösen Medium lediglich referiert wird. Ob dieses Referat stehen bleiben soll, muss weiter diskutiert werden. Ich neige dazu, es zu streichen, weil es sowohl auf der Seite des Wertenden als auch bei dem, was bewertet wird, stark von der unmittelbaren Lage nach dem Überfall geprägt sein könnte, was eine dauerhafte enzyklopädische Bedeutung wohl zweifelhaft erscheinen lässt. --Andrsvoss (Diskussion) 15:12, 16. Dez. 2023 (CET)Beantworten

Aufgrund der Hinweise von Jordi habe ich den betreffenden Absatz nunmehr ergänzt. --M Huhn (Diskussion) 16:56, 16. Dez. 2023 (CET)Beantworten