Diskussion:Prozessschutz

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Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von Fährtenleser in Abschnitt Quellenangabe und Art der Konflikte
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Der Artikel ist stark einseitig und nicht den Fakten entsprechend. Der Begriff "Prozessschutz" ist bereits in den 50er Jahren erstmals verwandt worden und im Naturschutz schon vor dem Greenpeace-Gutachten von Knut Sturm hin und wieder gebräuchlich gewesen. Darüber ließe sich hinwegsehen, wenn es sich dabei um eine "Naturschutz"-strategie handeln würde. Das ist aber gerade vom Autor Sturm nie so gemeint gewesen. Er bezeichnete ausdrücklich und bis heute eine Bewirtschaftungsstrategie für die Holzproduktion im Wald damit, also eine Form der naturnahen Waldwirtschaft. Diese spezielle Form ist aber vollkommen unschlüssig, ja widersinnig und von ihm selbst deswegen seit seiner erstmaligen Formulierung mehrfach nachgebessert worden. Sie nennt sich heute darum auch Lübecker Waldmodell. Das hat allerdings ihrer praktischen Realisierbarkeit und Attraktivität im Privatwald kaum genutzt. Sie bleibt also als Wirtschaftsstrategie eine Illusion, die vor allem (forst)fachfremde Naturschützer illusioniert. Insgesamt hat der Autor Sturm damit den Keil zwischen der Forstwirtschaft und dem Naturschutz weiter vertieft und zeitweise unüberwindbar gemacht. Er hat der, bis zur Veröffentlichung des sog. Prozessschutzansatzes im Wirtschaftswald durch ihn, bis dahin sehr erfolgreiche Dauerwaldbewegung (in Teilen des Grossprivatwaldes naturnahe Waldwirtschaft) stark beeinträchtigt und geschadet. --HundRavelHundRavel (Diskussion) 10:56, 14. Mai 2015 (CEST) am 14. 5. 15Beantworten

Deine historische Betrachtung ist interessant und gehört sicherlich in den Artikel. Möchtest du das mit entsprechendem Beleg einpflegen? Heute wird der Prozessschutz allerdings durchaus als Naturschutzstrategie betrachtet, siehe beispielsweise hier --Ökologix (Diskussion) 07:22, 15. Mai 2015 (CEST)Beantworten
Das kann ich so nicht unterschreiben. Bei meinen Aussagen beziehe ich mich auf Sturms Text von 1993 (Prozeßschutz - ein Konzept für naturschutzgerechte Waldwirtschaft), andere Texte kenne ich nicht. Dass es "wirtschaftlichere" Bewirtschaftungskonzepte ist bestimmt so - sprich welche, bei denen mehr Geld erwirtschaftet wird. Aber andere Aspekte können genauso wichtig sein, im von dir genannten Großprivatwald allerdings weniger. Die von ihm erwähnten Konzepte finden im Staatswald, z.B. von Baden-Württemberg, Verwendung. Wenn auch nicht in "voller Reinheit". Bspw. überwiegender Verzicht auf Jungwuchspflege, Vorrang der Naturverjüngung vor Pflanzungen, Einzelstammnutzung, belassen einiger Bäume des Altbestandes, Nichtwirtschaftswald (Wald außer regelmäßiger Bewirtschaftung), Bannwälder,... Aktuell in Forstkreisen also nicht komplett abwegig oder ein Keil zum Naturschutz. --193.197.21.101 15:15, 7. Apr. 2016 (CEST)Beantworten

Quellenangabe und Art der Konflikte[Quelltext bearbeiten]

Bezüglich

Laien bewerten Prozessschutz oft negativ als "bloßes Nichtstun", was manchmal Konflikte hervorrufen kann. So führte z. B. der Prozessschutz im Nationalpark Bayerischer Wald (der seit Mitte der 1990er Jahre von starkem Borkenkäferbefall betroffen ist) zu heftigen Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern des Konzepts.
Schau jetzt mal in den Artikel bitte. --Fährtenleser (Diskussion) 17:35, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten
@Fährtenleser Danke fürs Ergänzen. Das Thema ist ja sogar außerhalb von Fachkreisen bekannt, ein Quellenbeleg sollte ein Autor trotzdem liefern. Warum du meine Textpassage gelöscht hast (evtl. anstatt in die Diskussion zu packen) erschließt sich mir nicht. Du schreibst, dass der Artikel eher die Forstwirtschaft behandelt. Aber genau das ist ja die Hauptkritik, weswegen der Absatz eindeutig im WP-Artikel enthalten sein sollte. Nur weil das Wort "Prozessschutz" nicht vorkommt, entspricht das Thema des Science-Artikels dennoch den Grundideen. Kleines Beispiel anhand einer einfachen Phrase.
Aus dem Science-Artikel:
The idea of leaving forests alone alarms other researchers. They argue the climate is changing so quickly that, without human help, even many native trees won’t survive in places where they’ve long thrived.
Definition WP-Artikel:
[Prozessschutz] beruht im engeren Sinne auf dem Nicht-Eingreifen in die natürlichen Prozesse von Ökosystemen.
Und eventuell hast du das überlesen: "incense cedar" = "Weihrauchzeder" (Calocedrus decurrens), drei Absätze unter dem des obigen Zitats.
Um den Absatz noch etwas mehr mit Belegen auszubauen, kann man auch Informationen dieser Quelle hinzufügen. Dort heißt es:
Die Anpassungsfähigkeit der heimischen Baumarten [im Klimawandel] sollte im Rahmen eines adaptiven Managements regional überprüft werden.
Im Übrigen wird die Verwendung nicht-heimischer Baumarten auch von Vertretern des Prozessschutzes selbst diskutiert.[1] Darüber hinaus wurden Eingriffe in den Leipziger Auwald empfohlen, um den Artenschutz zu erhöhen und angepasstere Baumarten zu fördern.[2]
Ich würde den Satz gerne wieder integrieren, eventuell verändert:
In der Forstwissenschaft wird reiner Prozessschutz teilweise bezüglich mangelnder Anpassung an die rasche Entwicklung des Klimawandels kritisiert, da heimische Baumarten den anstehenden Wuchsbedingungen eventuell nicht standhalten könnten. Nach regionaler Analyse der Standortbedingungen sei deswegen eine strategische Pflanzung von (zukünftig) standort-angepassteren Arten ratsamer. Beispielsweise sei die Weihrauchzeder aus Nordamerika besser an trockene Standorte angepasst. --Youngcitizen (Diskussion) 21:11, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten
Hallo @Youngcitizen:, Okay, zur Weihrauchzeder im Text - touché für dich. Was das Löschen betrifft, so lösche ich in der Regel nur relativ kurze Edits mit nicht mehr als einer Quelle und begründe dies in der Zusammenfassung. Bei umfangreicheren Überarbeitungen gehe ich direkt zur Diskussionsseite. Nach meiner Erfahrung klappt das meistens gut und ich trete niemandem auf die Füße – und spare selbst Zeit. Ich hoffe, du bist damit (nachträglich) einverstanden. Nun zum Thema:
Ich habe ein wenig in den von dir genannten Quellen gestöbert, werde aber überall darin bestätigt, dass Prozessschutz ausschließlich eine Naturschutzstrategie ist und die Diskussion um fremdländische Baumarten sich überall auf die genutzten Waldflächen bezieht. Auch das Beispiel aus Leipzig zieht nicht, da hier in Bezug auf fremdländische Baumarten sogar das Gegenteil belegt wird: "Dagegen werden gezielt Fremdländer-Baumarten wie die Rot-Eiche (Quercus rubra L.), der Eschen-Ahorn (Acer negundo L.) und bereits stark durch das Eschentriebsterben vorgeschädigte Eschen entnommen." Der Satz: "Wir halten es naturschutzfachlich für sinnvoller, Prozess- und Artenschutz zu kombinieren und steuernde forstwirtschaftliche Eingriffe zum Aufbau zukünftiger Bestände mit standorttypischen Baumarten der Hartholzaue anzustreben, […]" belegt zwar, das Prozessschutz nicht die einzige Strategie sein sollte, aber die forstlichen Eingriffe (wohlgemerkt im Naturschutz!) zielen auf "standorttypische Baumarten der Hartholzaue" und damit sind ganz sicher nicht Hartholzauen in Übersee gemeint.
Bei Thuenen steht: "Zwar gehört Prozessschutz zum Vokabular moderner Naturschützer und auch Förster. Im praktischen Waldnaturschutz spielt er jedoch gegenüber einem statischen Arten- und Biotopschutz immer noch eine untergeordnete Rolle." Und von daher ist die Forstwissenschaft sogar an mehr Prozessschutz interessiert (steht auch irgendwo in den von dir genannten Quellen, finde ich nur gerade nicht wieder), denn man möchte erforschen, wie die heimischen Baumarten aller Waldbiotope im Klimawandel zurechtkommen. Dazu gibt es noch viel zu wenige Daten.
Fazit: Dein Entwurf stimmt so leider nicht. --Fährtenleser (Diskussion) 09:16, 15. Dez. 2021 (CET)Beantworten
Hier im Nachgang noch eine sehr gute Quelle mit den aktuellsten Aussagen zum Thema „fremdländische Baumarten in Waldbau und (nicht) im Naturschutz“: waldbau.pdf --Fährtenleser (Diskussion) 08:04, 3. Jan. 2022 (CET)Beantworten
Hallo Fährtenleser,
danke erst einmal für deine konstruktive Kritik. Persönlich bin ich übrigens auch "Prozessschützer", aber hatte versucht, vereinzelte Kritiken an diesem im Wikipediaeintrag hier zu formulieren. Denn es gibt auch Nicht-Laien die sagen: Prozessschutz ist schön und gut, wird aber nicht den anstehenden schnellen Klimaänderungen standhalten und man bräuchte eine proaktive Pflanzung dürreresistenter Arten. Da diese Vorträge (u.a. dieser hier: https://www.urania.de/online-meeting-unsere-waelder-und-der-klimawandel) von Forstwissenschaftlern gehalten wurden, hatte ich mich schon an dem "Laien kritisieren" im Text gestört und dass diese Kritik hier keine Erwähnung findet. Jetzt habe ich keine große enzyklopädische Erfahrung, aber hättest du eine Idee? --Youngcitizen (Diskussion) 11:51, 9. Jan. 2022 (CET)Beantworten
Hallo Youngcitizen, leider kann ich in deinem Link von urania.de so gar nichts zum Thema "Fremdländische Arten im Naturschutz" erkennen? Ich hatte bereits eine ganze Menge recherchiert und fand ausschließlich ablehnende Stimmen dazu. Ich habe bisher den Eindruck, dass das offenbar im derzeitigen Naturschutz-Paradigma ein No-Go ist und damit gar nicht erst diskutiert wird. Obwohl mittlerweile bekannt ist, dass fremdländische Bäume doch mit etlichen heimischen Arten interagieren (was früher völlig verneint wurde), geht man davon aus, dass das heimische Arteninventar ausreicht, um jegliche Klimaveränderungen zu meistern. Ich habe da durchaus auch so meine Bedenken, ob das wirklich langfristig gedacht ist?! Vielleicht stimmt das bis zum Beginn des nächsten Jahrhunderts, aber dann? Tatsächlich hat dein Vorstoß mich nachdenklich gemacht, ob es nicht doch weitsichtig sinnvoll wäre, etwa die Roteiche, Robinie oder Douglasie auch im Prozessschutz einzusetzen und dann sehr langfristig zu schauen, wie diese Arten sich integrieren… Vielleicht ließe sich so eine komplette Versteppung mit Bodendegradation verhindern und ein neuer Waldtyp initiieren? Ich habe im Urlaub eine entsprechende Mail an einen Freund vorbereitet, der Förster ist. Bin gespannt, welche Meinung er dazu hat und ob er ggf. weiß, ob dieses "heiße Eisen" doch schon irgendwo unter Fachleuten diskutiert wurde. Ich berichte… --Fährtenleser (Diskussion) 17:22, 9. Jan. 2022 (CET)Beantworten
Hallo Youngcitizen, schade, aber mein alter Förster-Freund hat sich leider nicht zurückgemeldet. Ich habe heute das Umweltbundesamt angeschrieben. Vielleicht bekomme ich von denen Auskunft. Viele Grüße --Fährtenleser (Diskussion) 12:39, 13. Feb. 2022 (CET)Beantworten
So, Herr Prof. Andreas Bolte hat mich mit Quellen versorgt, sodass ich dazu einen entsprechenden Absatz schreiben konnte. Ist tatsächlich ein heißes Eisen und trennt Forstwissenschaft und Naturschutz derzeit noch messerscharf. --Fährtenleser (Diskussion) 17:56, 11. Mär. 2022 (CET)Beantworten
Hi @Fährtenleser, ich habe auch Informationen und Recherche-Ideen per Mail aus der Fachwelt bezogen.
Die Punkte daraus:
- Kritik: zu erhaltende Prozesse seien durch den Mensch definiert. Daher ist die Interpretation des Prozessschutzes falsch, der Mensch sei nicht Teil der Natur. [Der Punkt ist im Wiki erwähnt]
- Richtig und falsch im Umgang mit Naturschutz gebe es nicht. Die Herausforderung sei, Prozessschutz im menschlichen Umgang mit Ökosystemen zu gestalten und Nutzungskompromisse zu finden.
- Ein interessanter Begriff sei hier die Triade (triad approach forestry), also die Zonierung von waldwirtschaftlichen Tätigkeiten. Dort auch Arbeiten von Messier und von Kneeshaw. Nutzung bzw. Nicht-Nutzung des Waldes örtlich verteilt, so dass sich anthropogene Bewirtschaftung und Prozessschutz nicht im Wege stehen. [Wird glaube ich viel in Kanada gemacht]
- Weiterer relevanter Suchbegriff sei disturbance-based ecosystem management, also Bewirtschaftung deren Methoden sich nach den für ein System typischen Störungen richtet. Auch hier viel von kanadischen Wissenschaftlern, Yves Bergeron hat dieses Konzept in den 2000ern für den borealen Wald ausgerichtet und dazu viel mit Charakterisierung von Störungsmustern und deren Historien betreut.
Mir kommt es so vor, dass einige Prozessschutz weiterhin als reine Maßnahme des Naturschutzes sehen (eine Freundin aus dem Forstbereich) und andere als Teil ihrer forstwirtschaftlichen Strategie (Stadtwald Lübeck).
Ich fühle mich momentan gut ausgelastet mit anderen Projekten, aber würde mich freuen deine überarbeitete Version zu lesen. Wenn du Zugang zu Artikeln brauchst, sag gerne Bescheid. Ich habe noch Zugänge über meine Arbeit und wir können die paper außerhalb von Wikipedia irgendwie austauschen. --Youngcitizen (Diskussion) 11:19, 12. Mär. 2022 (CET)Beantworten
Hallo Youngcitizen, hört sich gut an und ja, irgendwo lief mir auch über den Weg, dass Prozessschutz nicht nur eine Naturschutzstrategie ist, sondern auch eine forstwirtschaftliche. Das war mir neu! Dieser Artikel behandelt (bisher) nur die Naturschutzstrategie und da hat sich das von den „bösen fremdländischen“ Arten ja bestätigt. Die Überarbeitung hier steht bereits drin (kurz und knackig) und ich habe noch entsprechende Ergänzungen in Klimaplastischer Wald, Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, Anpassung an die globale Erwärmung und Biologische Invasion eingefügt. Demnächst ergänze ich noch je zwei, drei Sätze bei einigen Baumarten. … Zu mehr reicht es nicht, sonst übernehme ich mich, denn ich fühle mich momentan leider auch (mehr) als gut ausgelastet mit anderen Projekten und Wikithemen. Viel Spaß noch bei Wikipedia ;) --Fährtenleser (Diskussion) 13:48, 12. Mär. 2022 (CET)Beantworten