Diskussion:Seeberg-Adresse

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Letzter Kommentar: vor 13 Jahren von OttosPlan in Abschnitt Erklärungen von Seeberg und Delbrück in Auszügen
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Erklärungen von Seeberg und Delbrück in Auszügen[Quelltext bearbeiten]

„Seeberg-Adresse“ oder auch „Intellektuelleneingabe“, 20.6.1915

„Das deutsche Volk und sein Kaiser haben 44 Jahre den Frieden gewahrt, gewahrt zuletzt bis an die Grenze der nationalen Ehre und Daseinserhaltung...

Da haben wir Deutschen, einmütig vom Höchsten bis zum Geringsten, uns erhoben in dem Bewusstsein, nicht nur unser äußeres, sondern vor allem auch unser inneres, geistiges und sittliches Leben, Deutschlands und Europas Kultur verteidigen zu müssen gegen die Barbarenflut aus dem Osten und die Rache- und Herrschaftsgelüste aus dem Westen....

Jetzt aber genügt uns... die bloße Abwehr nicht mehr.... Nunmehr wollen wir gegen eine Wiederholung eines solchen Überfalles von allen Seiten, wir wollen gegen eine ganze Kette von Kriegen, wider etwa von neuem erstarkende Feinde mit allen Kräften uns schützen. Und wir wollen uns so fest und so breit auf gesicherten und vergrößerten Heimatboden stellen, dass unsere unabhängige Existenz auf Geschlechter hinaus gewährleistet ist.....

Ganz gewiß nicht Weltherrschaft, aber volle, der Größe unserer kulturellen, wirtschaftlichen und kriegerischen Kräfte entsprechende Weltgeltung wollen wir.....

1.Frankreich -... Wir müssen dieses Land um unseres eigenen Daseins willen politisch und wirtschaftlich rücksichtslos schwächen und unsere militärisch-strategische Lage ihm gegenüber verbessern....

2. Belgien – Belgien... müssen wir... politisch-militärisch und wirtschaftlich fest in der Hand halten...

3. Russland - ... Grenzwall und Grundlage zur Wahrung unseres Volkswachstums aber bietet Land, das Russland abtreten muß....

4. England, Orient, Kolonien und Übersee. - ... Durchsetzung in der Weltwirtschaft, Durchsetzung der deutschen See- und Überseegeltung gegen England...

5. Kriegsentschädigung...

6. Keine Kulturpolitik ohne Machtpolitik. -... Die Sorge um den deutschen Geist gehört nicht unter die Kriegsziele und nicht in die Friedensbedingungen.

Sollen wir aber ein Wort über den deutschen Geist sagen, der uns allerdings der Wert aller nationalen Werte, das Gut aller nationalen Güter, der Sinn des Bestehens, Behauptens und Durchsetzens unseres Volkes in der Welt und die Ursache seiner Überlegenheit unter den Völkern ist, so betonen wir zunächst: zuerst muß Deutschland politisch und wirtschaftlich gesichert leben, ehe es seinem geistigen Berufe in Freiheit nachgehen kann. Sodann, wer den deutschen Geist ohne Machtpolitik, wer die sogenannte bloße Kulturpolitik will, dem rufen wir zu:

Wir wollen keine deutschen Geist, welcher in Gefahr steht, zersetzt und zersetzend zu werden als ein wurzelloser Volksgeist...Wir wollen mit unseren Forderungen dem deutschen Geiste den gesunden Körper schaffen.“

Der Theologe Reinhard Seeberg (1859-1935), Professor und 1918/19 auch Rektor an der Berliner Universität, verfasste diese Eingabe an den Reichskanzler Bethmann Hollweg. Sie enthält unverhüllt die Kriegsziele der annexionistischen Kreise und wurde von 352 Hochschullehrern unterzeichnet.



Petition von Hans Delbrück, 9.7.1915

„Deutschland ist in den Krieg nicht mit der Absicht auf Eroberung gegangen, sondern zur Erhaltung seines von der feindlichen Koalition bedrohten Daseins, seiner nationalen Einheit und seiner fortschreitenden Entwicklung. Nur was diesem Ziel dient, darf Deutschland auch bei einem Friedensschluß verfolgen. Eingaben, welcher Euer Exzellenz zugegangen sind, verstoßen gegen diese Ziele. Wir halten daher für unsere Pflicht, diesen Bestrebungen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten und offen auszusprechen, dass wir in ihrer Verwirklichung einen folgenschweren politischen Fehler und nicht eine Stärkung des deutschen Reiches sehen würden.

In rein sachlicher Erwägung bekennen wir uns zu dem Grundsatz, dass die Einverlebung oder Angliederung politisch selbständiger und an Selbständigkeit gewöhnter Völker zu verwerfen ist. Das deutsche Reich ist hervorgegangen aus dem Gedanken der nationalen Einheit, der nationalen Zusammengehörigkeit. Es har nationalfremde Elemente nur langsam und noch unvollkommen mit sich verschmolzen, und wir wollen uns weder durch Ereignisse noch durch Personen , noch durch leicht erzeugbare Stimmungen dazu drängen lassen, die leitenden Grundlinien der Reichsschöpfung aufzugeben und zu verändern und den Charakter des Nationalstaates zu zerstören.....“

Die Eingabe an den Reichskanzler Bethmann Hollweg richtete sich gegen die Seeberg-Adresse; sie wurde von dem Historiker Hans Delbrück (1848-1929), Professor an der Berliner Universität, verfasst und in der Mittwochsgesellschaft diskutiert. Unterzeichnet wurde sie von etwa 70 Professoren.

Litetratur:

  • Böhme: Aufrufe und Reden deutscher Professoren im Ersten Weltkrieg. Stuttgart 1975, S. S.125-135(Seeberg) 135-136(Delbrück).
Den Text könnte man doch auf Wikisource online stellen. -- OttosPlan 14:28, 30. Nov. 2010 (CET)Beantworten

Unterzeichner[Quelltext bearbeiten]

Wäre eine Auflistung der Unterzeichner im Artikel möglicher, oder würde das zu umfangreich? -- OttosPlan 14:27, 30. Nov. 2010 (CET)Beantworten