Diskussion:Sodbrunnen

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von Ikiaika
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Den Begriff Sodbrunnen gibt es sprachlich überhaupt nicht.

Auch der zugrunde liegende Eintrag für einen Sod in >>Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart<< ist nicht stichhaltig. Die Begriffserklärung ist nicht haltbar.

Ein Sod ist kein gegrabener Brunnen. Es gibt auch keinen Pumpsod, Ein Sod ist immer natürlichen Ursprungs. Sod bezeichnet etwas übles, schädliches, krankes, stinkendes, verwesendes. Einen Sod möchte niemand auf seinem Land haben.

Meine Großeltern (1886 - 1967), sprachlich an der heutigen Grenze zu Dänemark bzw. in der Nähe von Bremen beheimatet, bezeichneten beide mit Sod, gesprochen: [Soudt] niemals auch nur annähernd so etwas ähnliches wie einen Brunnen.

Ein Brunnen für die Wassergewinnung wird in Norddeutschland seit der Besiedelung "Born" genannt. z.B. im Ortsnamen Quickborn (gegründet vor 1323), wobei quick zusätzlich lebendig bedeutet "lebender Born" oder "schnell sprudelnde Quelle"; oder beispielsweise in Verbform gebracht in dem niederdeutsche Satz: "Hest de Peer all börnt? - Hast du die Pferde schon getränkt (mit Wasser versorgt)?"

Ein Sod entsteht in Senken in der Landschaft, an denen sich das Grundwasser sehr dicht unter dem Oberflächenniveau befindet. Solche Stellen kommen in der gesamten Norddeutschen Tiefebene häufig vor. Bei starkem Regen kann das Wasser in solchen Senken nicht versickern, und es entsteht vorübergehend ein stehender, flacher Tümpel, der dann als Sod bezeichnet wird. Dazu auch die niederdeutsche Redewendung "Oabendrod mok'd Wedder good - Morgenrod gift Water in'n Sod.

Die Verwandtschaft mit sieden kann vollkommen ausgeschlossen werden. Da rauscht kein Wasser, sondern steht nur eine große, flache Pfütze. An der Stelle wird auch weder Trink- noch Waschwasser geschöpft oder gepumpt. Weil alles was an der Stelle wächst dann unter Wasser steht, beginnt diese Biomasse in dem stehenden, warmen Wasser zu vermodern. Ein Sod beginnt spätestens am dritten Tag so zu nach Jauche stinken, dass nicht einmal Tiere in die Nähe gehen.

Deshalb bezweifele ich sehr stark, dass es den Begriff Sodeimer überhaupt gibt. Das mag bestenfalls die Wortschöpfung eines "Dichters im Elfenbeinturm" sein.

Das stehende Wasser verdunstet an solchen Stellen nach und nach, der ausgetrocknete Schlamm, besonders wenn der Boden lehmhaltig ist, bildet mit der abgestorbenen Biomasse dann eine breiige Schlammschicht, die zuletzt eine Kruste bildet, die zu "Schollen" reißt. Man bezeichnet den Boden an solchen Stellen auch als "sodig"

Das Wort Sode für ein ausgestochenes Stück Rasen oder gestochenen Torf wird schon damit verwandt sein. Torf ist beim Stechen noch nass und eine Grassode ist auch saftig (man würde Grassoden nie bei prallem Sonnenstein stechen, zu anstrengend, und dann nicht zu gebrauchen)

Die Verwandtschaft mit "Sad" kann ich hier gar nicht erkennen. "Sad" ist mit "Satte" verwandt. In eine Satte tut man nichts vergammeltes oder Abfälle hinein. Es passt nicht in den Zusammenhang, wenn man schon einmal einen Sod gesehen und gerochen hat.

Eine Satte ist ein flache, längliche, aus Holz gehobelte Schale, in die die Hausfrau über Nacht z.B. den Hefeteig legte, damit er darin aufgehen kann. Darin konnte sie ihn dann auch gleich bequem ins Backhaus tragen. Verwendung fanden Satten nicht nur im Haushalt. Handelsgüter wie Fische oder Würste, Fleisch etc. wurden in solchen handlichen Satten transportiert. Ähnlich den Satten von einst verwendet man heute Fischkisten oder flache Plastikwannen und Metallbehälter für den Transport von Lebensmitteln. Satte ist verwand mit "setten" : niederdeutsch für setzen (hin-setzen, hinein-setzen, ineinander-setzen, aufeinander-setzen im Sinne von stapeln, oder auch ab-setzen)

Zwischen Grube und Graben besteht ein großer Unterschied.

Eine Grube ist ein gegrabenes, tiefes Loch in der Erde. Fundamente unter Gebäuden müssen in Norddeutschland stabiler angelegt werden, weil es keinen felsigen Untergrund gibt. In Gruben wurde auch die Ernte unter Stroh vor Frost geschützt den Winter über gelagert. Gruben wurden auch am Boden mit gestampftem Lehm und an den Seiten mit verputzten Mauern ausgekleidet, um in der so entstandenen Jauchegrube dann aus entsprechendem Bio-Abfall Jauche herzustellen (heute nicht mehr üblich).

Ein Graben ist ein künstlich angelegter Wasserweg. Fast überall in Norddeutschland muss überschüssiges Wasser von den Feldern abgeleitet werden. Deshalb werden nicht nur gegen den Wind Knicks gepflanzt, sondern Gräben mit genau berechnetem Gefälle gezogen. Darin wird das Wasser in noch tiefere Gebiete und zuletzt in die zum Meer laufenden Flüsse geleitet. Diese Knick- und Grabenwirtschaft wird im Norden Deutschlands schon seit Jahrhunderten in den Gemeinden, ähnlich wie früher der Deichbau an den Küsten, als genau geplante Gemeinschaftsarbeit betrieben.

Ich kann meine Ausführungen nicht belegen, weil ich nicht wüsste, wo ich Publikationen dazu finden soll. Niederdeutsch ist und war nie wirklich Schriftdeutsch, Aufzeichnungen sind daher nur sehr, sehr spärlich in der Literatur zu finden. Was ich hier geschrieben habe beruht auf dem, was mir meine Großeltern dazu vor Jahren einmal erklärt haben. Sie waren Landwirte in Norddeutschland, genau wie deren Eltern und Großeltern und Generationen davor auch schon. Ook wenn mien Grotöllern nie fun de Farder weern, de wüss' fun wat se schnacken däh. {Auch wenn meine Großeltern nicht belesen waren, wussten sie doch, wovon sie sprachen.} Und ich selbst verstehe und spreche (wenn't kommodich ward) auch noch Niederdeutsch. Ich werde da also schon nichts falsch verstanden haben. Wo schriftliche Quellen fehlen, muss man auf glaubwürdige Angaben von Einheimischen bauen.

Ich hoffe, meine Ausführungen tragen zu einer sinnvollen Korrektur dieses Artikels bei. (nicht signierter Beitrag von 2.240.58.122 (Diskussion) 05:31, 16. Jul 2014 (CEST))

Fritz Reuter verwendete das plattdeutsche Wort Sod und das wurde mit hochdeutsch Brunnen übersetzt. Quellen:
  • Fritz Reuter: Hanne Nüte un de lütte Pudel. Achte Auflage. Wismar, Rostock, Ludwigsluft, 1872, S. 74: „Uns' Korl föllt glik in'n Sod4) herin!“ und „4) Sod = Brunnen“
  • Fr. Frehse: Wörterbuch zu Fritz Reuter's sämmtlichen Werken. Wismar Rostock, Ludwigsluft, 1867, S. 70: „Sod, Soot, Brunnen“
  • radiobremen.de, Plattdeutschkurs, Vokabeln zu Lektion 17: „Soot (m)   Quelle, Brunnen“
Viele Grüße Ikiaika (Diskussion) 23:06, 12. Jun. 2016 (CEST), 06:47, 15. Jun. 2016 (CEST)Beantworten