Diskussion:Talk Radio (Film)

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Gesellschaftskritischer Film[Quelltext bearbeiten]

Zu sagen, dass der Radiomoderator die Menschen verhöhnt und deshalb ermordet wird, greift etwas zu kurz und trifft die Sache nur teilweise. Der Radiomoderator ist kein krankhafter oder zwanghafter Beleidiger. Der Moderator verhöhnt nicht etwa nur um der Beleidigung willen. Er ist vielmehr eher eine Art moderner "Till Eulenspiegel", der eitel ist, der sich auf seinen Intellekt etwas einbildet, insbesondere sich etwas darauf einbildet, anders als die Masse nicht naiv zu sein, sondern Menschenkenntnis und Kenntnis von der Welt zu haben. Der Moderator ist jemand, der sich etwas darauf einbildet, Fassaden zu durchschauen, Leute zu durchschauen, Lügen zu erkennen und so weiter, und der auch stolz darauf ist, auch den Mut zu haben, das, was er sieht, offen an- und auszusprechen. Auf den Umstand, dass er als Moderator damit Quote macht und damit Geld verdient, ist er sicher auch stolz, aber dies scheint für sein Ego wohl nicht unbedingt im Vordergrund zu stehen. Es ist feurige Leidenschaft, die ihn seinen Job gerade auf seine ganz eigene Art machen lässt. Allerdings sind seine Mitmenschen es im Zeitalter der "political correctness" offenbar nicht mehr gewohnt, das jemand so mit ihnen umgeht, und so erntet er auch Hass. Obwohl, wer ihn in seiner Telefon-Interview-Sendung anruft, ihn natürlich freiwillig anruft, und obwohl, wer ihn dort anruft, wohl vorher auch weiß, mit was für eine Art von Interview und Umgangsformen man dort zu rechnen hat. Der Film scheint mir keineswegs in erster Linie die Freimütigkeit, Eitelkeit und Skrupellosigkeit des Medienmitarbeiters zu kritisieren. Sondern eher den Umstand, das die Menschen sich bereits in einem so hohen Maße an die den Alltag beherrschende "political correctnesss" gewöhnt haben, dass jemand, der die "political correctness" nicht mitmacht, der vielmehr seinen Mitmenschen wie ein moderner "Till" den Spiegel vorhält, damit bei den Betroffenen derart übermäßige Empörung und Agression auslöst, dass er dafür dann gleich totgeschlagen (bzw. erschossen) wird. Der Film stammt aus einer Epoche des Schaffens von Oliver Stone, als dieser selber noch eitel und stolz auf seine Weltkenntnis und seine Menschenkenntnis war. Damals hat Oliver Stone seine Weltkenntnis sowie seine Menschenkenntnis noch gerne in seinen Filmen angedeutet und durchschimmern lassen, und mit gegen die Konventionen verstoßender Gesellschaftskritik kann der Intellektuelle nun einmal seine Weltkenntnis und Menschenkenntnis am einfachsten unter Beweis stellen, und so diskret mit seinem Intellekt prahlen.