Diskussion:Teltow-Krieg und Magdeburger Krieg

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Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von Ulrich Waack in Abschnitt Wer baute Cölln aus?
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Wer baute Cölln aus?[Quelltext bearbeiten]

Hallo Dringend, da hast Du tatsächlich die spannendste aller Fragen gestellt. Denn bis heute ist sie unbeantwortet. Den aktuellen Forschungsstand (soweit publiziert) findest Du hier:

  • Fritze, Wolfgang: Gründungsstadt Berlin. Die Anfänge von Berlin-Cölln als Forschungsproblem. Bearbeitet, herausgegeben und durch einen Nachtrag ergänzt von Winfried Schich, Berlin 2000.
  • Waack, Ulrich: Die frühen Herrschaftsverhältnisse im Berliner Raum. Eine neue Zwischenbilanz der Diskussion um die „Magdeburg-Hypothese". In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 56 (2005), S. 7 – 38.
  • 800 Jahre Köpenick (1210–2010). Von Jacza zu den Wettinern. Burg, Herrschaft und Stadt im 12. und 13. Jahrhundert, hg. von Michael Lindner/Gunnar Nath/Mathias Lawo (in Vorbereitung zum Frühjahr 2013)

Der Köpenick-Band ist der Tagungsband des dreitägigen internationalen Colloquiums in Köpenick zum (vermeintlichen) Jubiläumsjahr „800 Jahre Köpenick“. In einem guten Dutzend Referaten wurde nicht nur Köpenick behandelt, sondern die Gesamtlage im Berliner Raum um 1200 einschließlich Askanier und Magdeburger. Bis gestern hätte ich Dir gesagt: Freue Dich auf diesen schönen Band, dann weißt Du alles bisher Erforschte auf neuestem Stand.

Gestern fand nun aber in der Berliner Nikolaikirche ein Colloquium statt: „775 Jahre Berlin – Gründerzeit – Berlin um 1200“. Das Atemberaubendste waren zahlreiche Dendrodaten aus den Grabungen in Mitte anlässlich des U-Bahn-Baus. Da sind in den zweieinhalb Jahren seit der Köpenick-Tagung so viele Dendrodaten gefunden worden, dass klar ist, dass die ersten Siedlungstätigkeiten am Spreepass nicht erst um 1170 anfangen, sondern sogar schon um 1150. Das wirft so viele neue Fragen auf, dass einen das schwindelnde Gefühl befällt, als würde der Boden unter den Füßen weg gezogen. Nach wie vor stehen die drei Hauptfragen im Mittelpunkt: Wer? Wann? Aus welchen Gründen?, einschließlich natürlich der Frage: Wer ist älter: Berlin oder Cölln? Bei den in Frage kommenden Siedlungsgewalten rücken jetzt die Erzbischöfe von Magdeburg und Jaxa stärker als bisher in den Vordergrund, so wie umgekehrt bisher wohl die Bedeutung der Wettiner überschätzt worden ist. Deren Kampf im Teltow-Krieg 1239-45 sagt ja nichts über die Siedlungsaktivitäten zwischen 1150 und 1200 aus. – Also es wird immer spannender, zumal ja fortlaufend weiter gegraben wird; jeden Tag ist mit neuen überraschenden Dendrodaten zu rechnen.

In dieser Situation halte ich es nicht für hilfreich, wenn an der Schilderung der Gründungszeit Berlins in WP Veränderungen vorgenommen werden. Deine Umformulierung hat nichts verbessert. Du hast aus dem Nebensatz „zu einem wesentlichen Teil ihrer strategischen Lage in diesem Konflikt“ einen Hauptsatz gemacht, der die strategische Lage gezielt in den Mittelpunkt rückt. Leider werden unter Strategie meist militärische Handlungen verstanden, aber es gibt ja auch Wirtschaftsstrategien. Seit mindestens 30 Jahren ist herrschende Meinung bei den Historikern und Archäologen, dass Berlin aus handelspolitischen Gründen entstand: Die Askanier wollten mit dem von ihnen geförderten Fernhandel den alten (inzwischen wettinischen) Zollort Köpenick umgehen und selber kassieren (vgl. die Gründung von München durch Heinrich den Löwen). Die Herrschaftsbildung um 1200 fand nicht durch militärische Eroberungen statt, sondern durch möglichst effektive Siedlungspolitik einschließlich Handelspolitik. Die Macht der Herren beruhte nicht mehr auf dem Schwert, sondern auf ihrem Reichtum. Frdl. Gruß --Ulrich Waack (Diskussion) 00:28, 19. Okt. 2012 (CEST)Beantworten