Diskussion:Textus receptus

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Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von Absurdistani in Abschnitt Luther 1998 basiert auf T.R.?
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Begriff "textus receptus"[Quelltext bearbeiten]

Im Artikel steht, dass textus receptus sinngemäß der allgemein angenommene Text bedeutet. Der Autor hat vermutlich "textus receptus" mit "vulgata" verwechselt. (s. Vulgata)

"receptus" heißt empfangen oder überliefert. Siehe auch die entsprechenden Wort-Erklärungen bei Artilen zu verwandten Worten: Rezept, Rezeptor oder engl. "receipient", "receiver"

Die Lutherbibel geht meinem Kenntnis nach aus der Erasmus-Fassung hervor, und Textus receptus wurde eigentlich erst Mitte des 16. Jahrhunderts von Estienne verfasst. --84.176.217.160 23:23, 8. Dez 2005 (CET)

Soweit ich weiß, wird von vielen gerade die Fassung von Erasmus fälschlicherweise als *der* einzige Textus receptus aufgefasst. (Es ist *ein* Textus receptus) Hier ein paar weitere Informationen: http://www.skypoint.com/~waltzmn/TR.html .

Ich habe jetzt mal etwas genauer beschrieben, wie sich Erasmus und TR zueinander verhalten. Ich hatte dann nicht mehr Zeit noch was hier zu schreiben, also nachräglich: Quellen waren Aland & Aland: "Der Text des Neuen testaments" und ein Sammelband über NT-Textgeschichte, der im Vorwort des Nestle erwähnt wird. Hab ich nicht mehr vorliegen, und den genauen Titel muss ich noch raussuchen (versprochen).
Außerdem habe ich angegeben, woher der Name "TR" stammt (Quelle der oben angegebene Link von Elsevier - wer es weiß bitte einsetzen. So was wie "streng genommen wurde damit die Druckausgabe von 16** von ** bezeichnet, aber im weiteren sind alle verbreiten ..." --Weidner-Kim@bigfoot.com --141.20.21.152 18:02, 6. Jul 2006 (CEST)

Luther 1998 basiert auf T.R.?[Quelltext bearbeiten]

Ich bin entsetzt zu lesen, dass die Version 1998 der Luther-Übersetzung auf dem Textus Receptus basiere. Das halte ich für ein Märchen. Ich hätte dafür gern einen Beleg. --Kauko 00:54, 18. Mai 2006 (CEST)Beantworten

Die Luther-Bibel 1998 beruht auf der alten Lutherbibel und damit 'indirekt auf dem TR. Allerdings sind auch einige Stellen nach den Erkenntnissen der modernen Textkritik geändert. Ich weiß aber nicht wie konsequent das geschehen ist. Vielleicht hilft eine Anfrage bei der deutschen Bibelgesellschaft, http://www.dbg.de/channel.php?channel=27 --141.20.21.152 18:02, 6. Jul 2006 (CEST)

Nach meiner Recherchen gibt es keine Luther-Revision von 1998. Es gibt lediglich eine Neuauflage von 1999, wobei da nur die neue Rechtschreibung berücksichtigt wurde. --Achti76 16:33, 2. Jun. 2008 (CEST)Beantworten

Es handelt sich dabei um die "Buona novella"- Version: http://www.buonanovella.com/bibel.html - die Verwendung des TR wird im Nachwort mit dem Hinweis auf dessen Inspiriertheit, die sich an der Bedeutung für die Reformation erweise, erklärt. Absurdistani 11:25, 27. Apr. 2010 (CEST)Beantworten

Zwei Anmerkungen[Quelltext bearbeiten]

1. Das Link "Anhänger des Textus receptus" ist nicht sinnvoll, da der Artikel überhaupt nicht für diese Quellen argumeniert.

2. Mich interessieren Fragen zur Herkunft der zum Textus receptus gehörenden Quellen. Dazu wird bisher gar nichts gesagt.

Textus receptus und Mehrheitstext[Quelltext bearbeiten]

Ich habe den redirect von Mehrheitstext auf Textus receptus gelöscht und einen eigenen Artikel draus gemacht. Die beiden Begriffe sind nicht identisch - wenn auch traditionell eng miteinander verbunden. Das wird u.a. im Artikel Mehrheitstext auch dargestellt. --Arjeh 20:16, 3. Mai 2007 (CEST)Beantworten

Literatur und Links[Quelltext bearbeiten]

Beides, vor allem aber die Links, weisen auf einseitge Ansichten, der TR sei der Urtext. Das unseriös und einer Enzyklopädie nicht angemessen. Entweder wird das deutlich kenntlich gemacht, oder gelöscht, und/oder durch Hinweise auf Gegenpositionen erweitert. --Achti76 16:37, 2. Jun. 2008 (CEST)Beantworten

Gewisse Kreise werden diese Quellen zweifellos als durchaus seriös und einer Enzyklopädie angemessen halten. Gerade darin sehe ich auch deren Sinn: sie belegen die Aussage des Artikels: Einzelne Anhänger des Textus receptus, die diese Textform als die von Gott inspirierte ansehen, gibt es allerdings bis heute. Da die Quellen aber abgesehen davon tatsächlich keinen weiteren enzyklopädischen Wert haben, schlage ich vor, alles bis auf ein, höchstens zwei Angaben zu entfernen. Du kannst ja noch die Hinweise auf Gegenpositionen einsetzen, ich war mir nicht schlüssig darüber wie man das am neutralsten schreiben soll. --Mc-404 18:29, 2. Jun. 2008 (CEST)Beantworten

Absatz über NKJV[Quelltext bearbeiten]

"Die in den USA populäre, englische „New King James Version“ wurde an ca. 10000 Stellen gegenüber der "King James" von 1611 verändert. Durch das Ersetzten von "thee", "thou", "ye" in das allgemeine "you", wurden Textstellen verwässert und auch sonst, grundlegende Aussagen der Bibel verändert."

Diesen Satz halte ich für verwirrend. Er macht keine Aussage zum TR, noch erklärt er, wie der Text durch die Revision verwässert wurde. Er liest sich wie eine nachträgliche Einfügung von jemandem, dem es wichtiger war, die NKJV zu kritisieren, als wirklich zum Artikel zum TR beizutragen. (Ich analysiere hier nur, ohne eine bestimmte Meinung vertreten zu wollen.) Ich schlage vor, entweder beide Aspekte zu ergänzen, oder den Satz zu streichen. -- Alvanx 09:57, 28. Mai 2009 (CEST)Beantworten

Gestrichen, kein Lemmabezug. Adrian Suter 10:03, 28. Mai 2009 (CEST)Beantworten

Entstehung des Begriffs "textus receptus"[Quelltext bearbeiten]

Im Artikel wird zur Zeit ohne Angabe einer Quelle behauptet:

„Ursprünglich stammt die Bezeichnung aus dem Vorwort einer Ausgabe des griechischen Neuen Testaments von 1633 durch Bonaventura Elzevir und seinen Neffen Abraham Elzevir, Drucker aus Leiden. Sie schrieben

„textum ergo habes, nunc ab omnibus receptum“

was übersetzt bedeutet: „du erhältst also den Text, der nun von allen empfangen/übernommen wurde“. Die zwei Wörter textum und receptum wurden später in der Phrase textus receptus zusammengezogen, womit der zugrundeliegende Text als allgemein akzeptierte und damit verbindliche Textfassung des Neuen Testaments ausgegeben wurde.“

Kann diese Auffassung jemand belegen? Die Begrifflichkeit war lange vor 1633 geläufig, im 16. Jh. etwa bei Johannes Driedo, De Ecclesiasticis Scripturis & Dogmatibus Libri (Löwen 1533, p.96): "existimantes sese habere verum scripturae textum, longo iam usu receptum", oder bei Martinus ab Azpilcueta, Consilia (pars II, Rom 1590, p.616): "textus receptus ab omnibus Canonistis" [1]. --Otfried Lieberknecht 05:50, 18. Feb. 2010 (CET)Beantworten

In der Textwissenschaft gilt das Vorwort der Ausgabe Elzevir von 1633 als begriffsbildend. Das wird in Standardwerken so dargestellt: z.B. von Metzger, Aland u.a.. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Bezeichnung bereits zuvor gelegentlich verwendet wurde. Deshalb habe ich etwas umformuliert. Nachweis ist auch eingefügt (Metzger). Gruß --Arjeh 16:47, 18. Feb. 2010 (CET)Beantworten
Herzlichen Dank! Ich habe es mir nun auch selbst noch einmal angeschaut, die Belege für diese Herleitung sind seit dem Ausgang des 18. Jh. tatsächlich Legion, und werden selten so vorsichtig formuliert wie bei Henry Alford: "The term 'received text' appears to have originated in an expression used by the Elzevirs in their preface" (The Greek Testament: with a critically revised text, Bd. I, London 1849, Prolegomena p.65 [2], Hervorh. von mir).
Die Formulierweise der Elzevir-Vorrede ist gleichwohl zu ihrer Zeit alles andere als innovativ. Recipere im Sinne von "annehmen, anerkennen" ist seit patristischer und mittelalterlicher Zeit geläufig (z.B. Eusebius in der Translatio Rufini, Historia ecclesiastica, III, iii, 4, PL 198,191: "Petri, ut diximus, prima epistula ab omnibus veteribus est recepta"; Innozenz III., Epist. 257, PL 215,1086: "haec ordinatio est ab omnibus recepta"; Erasmus, Annotationes in Novum Testamentum, Basel 1540 [zuerst 1516), p.635: "de mutanda fide, quae iam ab omnibus esset recepta"; Martin Luther, Responsio ad Johannem Eccium (1519), in: Opera omnia, Wittenberg 1550, p.370: "his libris addicti sumus, qui Canonici, & omnium consensu recepti"; Johannes Cochlaeus, Commentaria de actis et scriptis Martini Lutheri, Mainz 1549, p.60: "vetustissimam hanc & omnibus Christianis notam ac receptam opinionem & sententia") und wird im 16. Jh. allenthalben etwa in Bezug auf Bücher und deren Autoren, Gesetze, Lehrmeinungen und deren Vertreter sowie auf Interpretationen und philologische Lesarten von Texten gebraucht, im letzteren Fall dann typischerweise in Verbindung mit interpretatio, lectio oder eben textus. Die bereits angeführten Belege bei Johannes Driedo 1533 ("existimantes sese habere verum scripturae textum, longo iam usu receptum") und Martinus ab Azpilcueta 1590 ("textus receptus ab omnibus Canonistis") ließen sich noch vermehren, z.B. Michael Paludanus, Sacra et theologica chronologia et concordantia regum Iuda et Israel, Löwen 1628, p.123: "Si quis aliter sentire velit, per me licet suis quisque coniecturis vtatur, & nitatur; modò nihil, quod à recepto textu S. Scripturae vel expressè, vel implicitè deuiet, in medium proferat", oder in der Form editio recepta mit Bezug auf eine Lesart im Text von Plinius bei Adrien Turnèbe, Adriani Turnebi adversariorum tomus secundus, Paris 1580, p.154: "haec interpunctio si quid turbidum erat eliquat, & hominum intelligentiae praelucet, cùm densas tenebras offundat editio recepta."
Dieser Sprachgebrauch hält Einzug auch in die englischsprachige theologische Kontroversliteratur, die hierbei bereits im 16. Jh. auch die Zusammensetzung received text kennt:
  • 1561 - Fridericus Staphylus, The apologie of Fridericus Staphylus counseller to the late emperour Ferdinandus, & c. intreating of the true and right understanding of the holy scripture, Antwerpen: John Latius, 1565 (zuerst 1561), p.165, über die Calvinisten, heretics of our time: "And though in their alteration and departing from the receiued text, these foxes tailes be all tyed and knit together, yet in the new inuention and placing thereof they beare their heads far a sonder"; p.157v: "to speake nothing of their malice in departing from the church, and presumptuosnes in altering at their pleasure the receiued text of Gods worde"; p.167v: "And as for greke copies that lacke that place of praieng for the dead, if you have sene any such M. Grindal, you may rather thinke they are corrupted of some old or new Aerians, heretikes, as you haue heard, in that point, then to doubte of the common receiued text of holy Scripture"
  • 1582 - Gregory Martin, A discoverie of the manifold corruptions of the holy scriptures by the heretikes of our daies, Rheims: John Fogny, 1582, p.280 (über die protestantischen Gräzisten und Hebraisten): "these great Grecians and Hebricians ... that thinke it a great corruption Gen. 3. to reade, Ipsa conteret caput tuum, she shal bruise thy head, because it pertaineth to our Ladies honour, calling it a corruption of the Popish Church, whereas S. Ambrose, S. Augustine, S. Gregorie, S. Bernard, & the rest reade so, as being the co[m]mon receiued text in their time
  • 1583 - William Fulke, Stapleton's fortress overthrown, Cambridge: University Press, 1848, p.23: "Therefore it is an abominable slander, to charge him [i.e. Beza] with following the common received text where it seemeth to make against you, when he contendeth for the truth against the common text, yea and against your owne vulgar Latin"; p.182: "How true therefore it is that you said, Ipsa conteret caput tuum, was the common received text in the ancient Fathers time, the Readers may see and judge"
Die Elzevir-Vorrede fügt sich mithin nathlos in den herrschen Sprachgebrauch ein, weshalb sich an der Fortsetzung dieses Sprachgebrauchs im 17. und 18. Jh. ein prägender Einfluß dieser Vorrede auch kaum erkennen, sondern höchstens aufgrund der allgemeinen Bedeutung dieser Druckausgabe hypothetisch postulieren läßt. Ich stütze mich hierbei auf folgende Belege:
  • 1653 - Johann Buxtorf, Anticritica seu vindiciae veritatis Hebraicae, Basel: Sumptibus haeredum Ludovici Regis., 1653, p.186 (über den hebr. Bibeltext, nicht über das NT): "Quanto satius est, cum tot piis Christianis Patribus, Doctoribus, iisque Orthodoxis & Reformatis, in uno Textu à tot saeculis, tanto consensu recepto, acquiescere, modestè nostrum iudicium ei submittere, & à tam audaci, periculoso & perniciose [auso] abstinere? Quem constituemus Iudicem coniecturarum, an ille sint rectè, verè, & prudenter factae?"; p.223: "Interpretationibus, Varias lectiones Codicum Hebraeorum coniecturare: vel etiam ex meris & nudis coniecturis (quamvis, nostrâ opinione, suâ ratione non carentibus), tùm Textus Hebraeus, hactenus receptus, incertus redditur, neque ulla est eius certitudo vel authoritas: quia, ex mente Defensoris, non aliunde eam habet, vel alibi, quàm ubi consentit cum reliquis omnibus. Hanc consequentiam si negat Defensor, scio admissuros eam omnes alios sanos, Romanos, Reformatos, Protestantes, & quosvis alios Theologos, atque pro firmissima agnituros"
  • 1670 (1739) - Jan Leusden, Philologus Hebraeo-Graecus generalis, Continens Quaestiones Hebraeo-Graecas, Quae circa Novum Testamentum Graecum fere moveri solent, 3. Ausg. Basel: Apud E. & J. R. Thurnisios, Fratres 1739 [1. Ausg. 1670], p.41, über Varianten des syrischen Textes: "Aliquando variantes lectiones docent textui Graeco communiter recepto aliquid esse addendum, quod jam in textu Graeco non invenitur"; p.47: "Nolumus tamen versionem Syriacam semper aliis versionibus praeferre: nam ea nonnunquam hallucinatur, & à textu recepto discedit contra fidem antiquorum codicum"
  • 1690 - Richard Simon, Histoire critique des versions du Nouveau Testament, Rotterdam: Reinier Leers, 1690, p.72 über Hieronymus und dessen lat. Übs.: "Il dit même qu'il y a laissé exprès quelques fautes, pour ne pas s'éloigner trop d'un Texte qui était reçû depuis plusieurs siècles dans l'usage public"
  • 1695 - Richard Simon, Nouvelles observations sur le texte et les versions du Nouveau Testament, Paris: Jean Boudot, 1695, p.321: "il ne faut pas sous ce pretexte de certitude [i.e. daß die Übersetzung den Textsinn gemäß dem Hl. Geist wiedergebe] laisser à un Traducteur la liberté de quitter quand il luy playra le texte reçu dans l'Eglise"
  • 1709 - Ludolph Küster, im Vorwort zu seiner 2. Ausgabe des Novum Testamentum Graece von John Mill (zitiert von Johann Jakob Wettstein, Prolegomena ad Novi Testamenti Graeci editionem acuratissimam, Amsterdam 1730, p.154), über Robertus Stephanus: "cujus Editio prae aliis recepta est"
  • 1711 - Gerhard van Mastricht, Novum Testamentum, Amsterdam: Ex Officina Wetsteniana, 1711, bietet als Text den der Elzevir-Ausgabe von 1633 mit den Verbesserungen von Jan Leusden ("Textum emendavi ad editionem Elsevirianam anni 1633, a Cl. Leusdenio mendis purgatam" p.5), verwendet den Begriff textus receptus jedoch in einem allgemeineren Sinn, p.7: "At quum & hae [sc. variantes], pleno eruditorum consensu, nil habeant, quod sensui textus recepti obstet, nedum aperte contradicat, id ejus authentiam mirifice probare judico"; p.37: "Textus autem hujus [sc. codicis] longe purior est, receptóque nostro congruentior quàm Codicis Cantabrigiensis" (vgl. auch p.13, p.15)
  • 1726 - August Pfeiffer, Thesaurus Hermeneuticus, p.40, ebenfalls über den hebr. Text und dessen Punktierung: Neque vero sufficit, cum Richardo Simone Hist. Crit. V. T. l. 1. c. 27. p. 135. s. dicere, licet puncta a Massoretis Tiberiensibus, sexcentis demum post Christum natum annis, dicantur addita, eorum tamen autoritatem ideo non prorsus aboleri, cum Tiberienses illi punctarint Textum iuxta receptam & usu comprobatam lectionem. Nam unde quaeso scivissent illam receptam & usu comprobatam Iectionem? Alterutrum sane est admittendum, vocales cuiuslibet vocis vel per solam oralem traditionem esse propagatas, vel per certa sobsidia memoriae repraesentatas. Illud est prorsus impossibile."
  • 1730 - Johann Jakob Wettstein, Prolegomena ad Novi Testamenti Graeci editionem accuratissimam, Amsterdam 1730, p.157 über eine unter seiner Mitarbeit 1711 in Amsterdam bei Johann Heinrich Wettstein erschienene Ausgabe des griech. NT, die die "Lectio Textus hodierni" mit Varianten im Anhang bot: "... praecipuas V[arias] L[ectiones] selegimus, & quascunque recepto Textui vel praeferendas vel aequiparandas vel accuratius doctis expendendas judicavimus, Lectoris oculis fideliter atque diligenter in postrema hac Editione subjici curavimus", vgl. auch u.a. p.159 "duas Lectiones Graecas, lectione hodie Vulgata rejecta"; p.163: "ut plurimis in locis non tantum a Lectione Germanica Lutheri, verum etiam a Graeco vulgato Textu recedat"; p.166: "plurimi sunt, qui nos jam securos esse atque in vulgata Editione acquiescere jubent: hanc quippe per aliquot secula esse quasi usu captam, adeoque omnibus modis defendendam, ejus veluti praescriptione partam & communi consensu confirmatam autoritaem, & sane Lectionem Textus hodierni in omnibus locis defendi posse"; p.167: "cum enim Erasmus, Stephanus, Beza, singuli suas recensiones iterum ac tertium, imo quartum & quintum mutaverint, omnesque a prima Complutensi subinde recesserint, quamnam ex istis appellabimus denique Editionem receptam?"
  • 1730 - Anon. Artikel aus Anlaß der Prolegomena Wettsteins, in: Journal littéraire, Bd. XVI, 1730, p.418ff., p.439 "de substituer au Texte reçû de simples conjectures"; p.440f.: "Il y a des Gens assez scrupuleux, pour n'ôser changer le Texte reçu, dès qu'il leur manque pour cela des Démonstrations évidentes"; p.442f.: "les Editeurs Modernes tombent dans une Contradiction manifeste, s'ils regardent le Texte reçû comme seul Authentique; puis que, dans cette Supposition, ils ne devroient pas mettre au bas des pages tant de Diverses Leçons qui sont des espéces d'Objections auxquelles le Texte ne répond que par une Décision destitutée de Preuves."
  • 1733 - André Dacier, Oeuvres d'Horace en latin et en françois, 5. Ausg., Bd. VI, Hamburg: Vandenhoeck, 1733, p.149 gegen die Begründung für eine Emendierung einer Horazstelle: "Belle raison pour changer un texte reçu, & qui fait allusion à des faits certains!"
  • 1734 - Johann Albrecht Bengel, Novum Testamentum Graecum, 4. Ausg. Tübingen: Impensis Chr. Henr. Bergeri, 1776, der dem vollständigen Titel zufolge in seinem Text die besten Lesarten der bewährten Druckausgaben ("ita adornatum ut in Textu Medulla Editionum probatarum retineatur" wiedergeben will, erklärt in der Praefatio (datiert 1734), p.6: "Textus nempe noster florem delibat editionum receptarum, quae singulae suis utique laborant naevis, conjunctae vero & eclectico studio consociatae multo plus sinceritas habent, quam plerisque videatur. Hinc Legem semel nobis fixam facile servavimus: ut ne syllabam quidem, antehac non admissam, noster textus admitteret."
  • 1734 - Anon. Artikel aus Anlaß von J. A. Bengels Novum Testamentum Graecum, in: Bibliothèque raisonnée des ouvrages des savans de l'Europe, Bd. XIII (Juli-Sept. 1734 [3]), Article VIII, p.203ff., p.227 im Sinne von überlieferter oder mehrheitlich überlieferter vs. emendierter oder abweichender Text: "Par cette règle, on justifiera pleinement le Texte reçu en une infinité d'endroits, où il a été attaqué & critiqué par Erasme, Beze, Grotius, Hammond, & en dernier lieu par Mr. Bengel" (vgl. auch p.209, hier synonym zu "Texte vulgaire", und p.212)
  • 1735 - John Addison, The works of Anacreon, translated into English verse, London: John Watts, 1735, p.150: "I have follow'd the Correction of Barnes ..., the common received Text ... being a manifest Corruption, as well as a Tautology"
  • 1742 - Joahnn Albrecht Bengel, Gnomon Novi Testamenti, Tübingen: Sumptibus ac Typis Io. Henr. Philippi Schrammii, 1742, Praefatio, § VIII: "Spiritui se plerique subducunt eruditorum: quare ne literam quidem suam rite tractant. Hinc de variantium lectionum decisione, deque decisionis cum textu recepto conjunctione, confusissime adhuc dominantur opiniones"
  • 1751-52 - Johann Jakob Wettstein veröffentlicht in Amsterdam sein Novum Testamentum editionis receptae cum lectionibus variantibus, das aufgrund der massiven Angriffe, denen er in den voraufgegangenen Jahren ausgesetzt war, den im Titel als editio receptae apostrophierten Text der Elzevir-Ausgabe von 1624 wiedergibt, die von ihm eigentlich vorgezogenen Varianten dagegen in den Apparat verbannt.
  • 1759 - Historia critica Catoniana, Amsterdam: Apud Franciscum Houttuyn, 1795, p.175, im Zusammenhang mit einer Konjektur zum Text der Disticha Catonis: "Immo plus dicit textus Catonis receptus, quam quod vel in hoc, vel in illo altero est Horatiano loco, quem omnes huic contulerunt Disticho interpretes"
  • 1761 - William Worthington, The use, value, and improvement of various readings shewn and illustrated, in a sermon preached before the University of Oxford, at St. Mary's, on Sunday, Oct. 18. 1761, Oxford o.J., p.43f.: "If what hath been offered may in the least contribute to point out the true use of the variant readings, raise their value, and improve the received text of the oracles of God, in the old testament, now it is under consideration"
  • 1765 - Corpus omnium veterum poetarum latinorum cum eorundem versione Italica, Bd. IV, Venedig: Domenico Deregni, 1765, p.173 als Überschrift zur Liste der Emendationen des Statiustextes: "Emendationes ad Thebaidis textum, vulgo receptum"
  • 1777 - Johann Jacob Griesbach, Novum Testamentum Graece, vol. I, Halle: Apud Io. Iac. Curt., 1777, bezeichnet in der Praefatio p.XXVIII den Text der Elzevir-Ausgabe von 1624 als "textum vulgarem siue receptum, hoc est Elseuirianum, e Stephanico atque Bezae textu ab ignoto homine consarcinatum" bezeichnet (Praef. p.XXVIII), versteht darunter aber auch "den" Text weiterer Druckausgaben ("is nempe quem vulgares editiones recentiores, Elseuirianae, Leusdenianae etc. sequuntur, quem etiam Westenius repetiit" p.VII), der seiner Ausgabe als "Fundament" dienen soll und fügt im Unterschied zu Wettstein vorgezgene Lesarten -- durch andere Drucktype gekennzeichnet -- in diesen Textus receptus ein.
Textus receptus als mehr oder minder feststehender Begriff für den oder die Texte anerkannter Druckausgaben des griech. NT bildet sich demnach erst im 18. Jh. sehr allmählich heraus und ist dann seit den 1780er-Jahren besonders im Englischen ("received text") etabliert, während diese Verwendungsweise im Lateinischen, u.a. wohl aufgrund der dort verfügbaren alternativen Umschreibungen, zunächst weiterhin eher sporadisch bleibt. Daß die fragliche Aussage der Elzevir-Vorrede von 1633 hierbei eine Rolle gespielt hätte, oder daß diese Vorrede überhaupt sonderlich beachtet worden wäre, habe ich in der Zeit vor den 1790er-Jahren noch nicht feststellen können: sie wird zumindest in den von mir auszugsweise geprüften oder per Volltext durchsuchten Texten nirgendwo zitiert. Spätestens seit 1793 (in den Anmerkungen des Übersetzers Herbert Marsh zu dessen engl. Ausgabe von Johann David Michaelis, Introduction to the New Testament, vol. II, part II, Cambridge 1793, p.853f.; vgl. auch schon Gentleman's Magazin and Chronicle, vol. LX, part 2, London 1790, p.997) wird die fragliche Aussage dann aber regelmäßig in Verbindung mit dem Begriff "textus receptus" angeführt, und spätestens ab dieser Zeit hat sie dann ihre prägende oder den längst geprägten Begriff zumindest konsolidierende Wirkung zweifellos ausgeübt.
Benutz habe ich für das 16.-17. Jh. die Digital Library of Classic Protestant Texts und die Digital Library of the Catholic Reformation, ansonsten vorwiegend Google Books, wo aber z.B. die hierfür besonders interessierende Ausgabe von Wettstein 1751-52 auch per US-Proxy im Volltext nicht erreichbar war.
Der betreffende Abschnitt des Artikels entspricht zwar noch nicht ganz meinen Vorstellungen, aber er gibt die communis opinio der Forschung wieder, und mehr ist ja auch weder erforderlich noch erlaubt! Im übrigen hoffe ich, niemand mit diesem etwas lang geratenen Kommentar geärgert zu haben... Grüße, --Otfried Lieberknecht 23:35, 20. Feb. 2010 (CET)Beantworten
Aber Hallo, Otfried Lieberknecht! Du legst hier ja tatsächlich eine kleine Kulturgeschichte des Begriffs vor. Respekt (und das ist wirklich ehrlich gemeint)! Das Problem ist nur, dass das hier als Privattheorie gelten muss, so lange Du Deine Erkenntnisse nicht veröffentlichst und dafür Anerkennung in der Fachwelt findest. Ich würde aber vorschlagen, dass in den Artikelabschnitt ein kleiner Hinweis aufgenommen werden sollte (mit der Referenzangabe von ein oder zwei der wichtigsten Deiner hier vorgestellten Quellen), dass der Begriff (und das damit gemeinte!) auch zuvor schon gelegentlich vorkommt, was ja kaum verwunderlich ist. Die Verwendung nach Elzevir ist dagegen m.E. nicht so interessant. Vorschlag:
  • Der Begriff textus receptus wurde bereits im 16. Jhdt. gelegentlich verwendet [Deine Quellenangabe], gilt in der Forschung aber als geprägt durch das Vorwort einer Ausgabe ...
Gruß --Arjeh 11:38, 21. Feb. 2010 (CET)Beantworten