Diskussion:Westernhagen (Adelsgeschlecht)

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Kurzgefaßte Geschichte der Familie v. Westernhagen/Marchia[Quelltext bearbeiten]

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  • Aus dem "Historischen Studien" Heft 425 "Das Goslarer Reichsvogteigeld" von Werner Deich (1974) geht hervor, dass die Westernhagens und die Hagens aus dem Eichsfeld agnatisch aus der Familie v.d. Mark (de Marchia) hervorgegangen sind.
  • Sie war die bedeutendste quedlingburgische ministeriale Familie, seit Beginn des 12. Jahrhunderts mit dem Amt des Stiftvogtes betraut, bis Hugo v. d. Mark 1236 das Vogtamt niederlegte, da er nicht Ministerialer der Landgrafen v. Hessen werden wollte. Durch das Vogtamt konnte sich die Familie die weitläufigen Besitzungen, Patronatsrechte und die Halsgerichtsbarkeit in ihren Gebieten sichern. Neben den Hagen-Westernhagens stammen die Berlingerodes, Immingerodes und Etzenborns in direkter Linie von den v.d. Mark ab.
  • Das gleiche Wappen und gleiche Vornamen deuteten schon lange auf diese agnatische Verwandschaft hin.
  • In diese Zeit der großen Burggründungen im Thüringischen Raum fällt auch 1126 die Erbauung der Burg Indagine de Occipitale, nach der sich der Familienzweig "Westernhagen" nannte durch Thile v. Hagen südlich von Berlingerode im Rangetal. Angeblich soll Thile 1086 wegen eines unglücklich verlaufenen Duells seine Güter verlassen haben und in die Einöde des Eichsfeldes geflohen sein. Für die hervorragenden Dienste, die er dem Kurfürsten von Mainz geleistet haben soll, wurde er gut belohnt und durfte die Burg als Allodialbesitz bauen. Als im Hermetal eine zweite Burg entstand, nannten sich die einen "de Indagine" (Hagen) de orientale, die anderen de occipitale. Dieser Familienzweig nannte sich gleichzeitig v. Hagen, de Indagine oder v. Westernhagen. Das Castrum to dem Westernhagen war 400 Jahre der Mittelpunkt der Macht und eine sichere Zufluchtsstätte der Familie in den zahlreichen lokalen Fehden. Zu dieser Zeit der Burgenerbauung war die Familie schon reich begütert mit Allodialbesitz in Berlingerode, Bleckenrode, Breme, Ecklingerode, Ferna Hundeshagen. Teistungen, Groven, Lohnsdorf, Ickendorf, Westernhagen und den Burgen Western- und Osternhagen. Zu dem Allodialbesitz kamen noch zahlreiche Lehen des Stiftes Quedlingburg in Nesselröden, Dudenborn, Campe, Rosenthal, Gerblingerode, Immingerode, Tiftlingerode und Neuendorf, von der Grafschaft Blankenburg-Reinstein Teile von Hundeshagen, Rosenthal, Todelen, Güntherode und Reinholterode nach dem Aussterben der Grafen von Blankenburg-Reinstein von den Herzögen von Braunschweig. Geringfügige Lehen erhielten die Westernhagens von den Grafen Scharzfeld-Lauterberg, den Grafen Eberstein, der Herrschaft Plesse und des der Erbstiftes Mainz, wobei es sich dabei im wesentlichen um Lehen handelte, die nach Aussterben der obengenannten Dynasten an den Landesherren fielen. Diese Lehen wurden von den Westernhagens an Subvasallen als Afterlehen vergeben, wie die v. Sothen, v. Wehren, v. Kaisenberg, v.Wintzingerode-Adelsborn, vom Hagen, Götz v. Olenhusen, v. Steinmetzen, v. Schwanenflügel, v. Zwehl. Durch das Patronatsrecht über die Kirchen und die Patrimonialgerichtsbarkeit wirkte die Familie fast wie ein Souverän im Herrschaftsgebiet. Mit 11 Rittersitzen in den Landständen besaßen sie einen erheblichen Einfluß auf die Landespolitik. Wie angesehen die Familienmitglieder waren, geht aus den zahllosen Urkunden hervor, in denen die Westernhagens als Zeugen siegelten.
  • Der Bauernkrieg 1525 zerstörte mehrere Westernhagensche Dörfer, auch die Burg Westernhagen, die Burg Indagine de orientale, die Hägarburg und die "Der Wall" in Berlingerode. Die Entwicklung der Schusswaffen hatten die Niederungsburgen der der Westernhagens verwundbar gemacht, weswegen sie nicht wieder aufgebaut wurden. In der Reformation wurde das Eichsfeld zu etwa 80% evangelisch. In der sogenannten Gegenreformation blieb der grundbesitzende Adel weiterhin evangelisch, obwohl er Patronatsherr katholischer Kirchen war und blieb.
  • Die Verwaltung und Bewirtschaftung der zahlreichen Höfe und Vorwerke mit Land- und Waldbesitz, sowie die Einziehung und Verteilung der namhaften Zehnten, Zinsen und Gefälle als gemeinschaftliche Einkünfte der Familie bereitete zunehmend Schwierigkeiten. Deswegen erfolgte eine Aufteilung des gesamten Allodial- und Lehensbesitzes an die 4 Stämme der Familie. Unendlich viel Elend brachte der 30jährige Krieg über das Eichsfeld, das von allen kriegsführenden Truppen durchzogen und gebrandschatzt wurde. Die Milizen der Kurfürsten waren außerstande, das Land zu schützen. Die protestantische Ritterschaft unter Hans Albrecht v. Westernhagen hielt die wenigstens die innere Ordnung mit ihren Mannen aufrecht.
  • Der Siebenjährige Krieg brachte dann abermals viel Elend über die schon so schwer heimgesuchten Dörfer, von denen insbesondere die Westernhagenschen Gerichtsdörfer ausgeplündert wurden, wodurch die Familie auch durch die zu zahlenden Kontributionen schwer geschädigt wurde.
  • Da die evangelischen Adelsgeschlechter nicht mehr Zutritt zu den Ehrenplätzen im Domkapitel und zu den Hofchargenämtern beim Kurfürsten hatten, mussten sich die nachgeborenen Söhne immer mehr im Militärdienst verdingen, was zu einem hohen Blutzoll auch in der Westernhagenschen Familie führte.
  • Durch den Frieden von Luneville wurde das Königreich Preußen im Reichsdeputationshauptschluß mit Teilen Thüringens und des Eichsfeldes für linksrheinische Verluste entschädigt. Damit war die Familie nicht mehr Untertan von Kurmainz. Bereits seit Friedrich dem Großen wurden Westernhagensche Söhne im königlichen Pagencorps erzogen, um dann weitgehend in preußischen Garderegimentern aktiv zu werden. Bis 1918 waren 7 Familienmitglieder bis in die Generalität aufgestiegen. 1808 hob die französische Regierung die Patromonialgerichtsbarkeit auf und verfügte die Umwandlung der Feudal- und Lehensbesitzungen in Allodien der Lehensnehmer. Das bedeutete für die Familie katastrophale Einnahmeverluste. Als Entschädigung wurde eine Allodifikationsrente von1% der Lehenseinnahmen gezahlt. Die Ausführung des Gesetzes zog sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts hin. Als Napoleon geschlagen war, klagte die Familie gegen den preußischen Staat, um das verlorene Eigentum zurückzuerhalten, jedoch ohne Erfolg. Da die 11 Westernhagenschen Rittergüter nur Sattelhöfe waren, die wenig Land selbst bewirtschafteten und das meiste Land den Bauern zu Lehen gegeben war, verloren sie in wenigen Jahren die Lebensgrundlage. Damit erlebte der eichsfeldische Adel die Enteignungen des 20. Jahrhunderts bereits 100 Jahre früher. Die Zweit- und Drittgeborenen, die genötigt waren beim Militär ihren Lebensunterhalt zu verdienen, waren häufig nicht in der Lage die Heiratskautionen, die von den Regimentern verlangt wurden, zu hinterlegen. Diese Söhne blieben unverheiratet und die Zahl der Namensträger ging zurück, was sich auch in der Westernhagenschen Familie schmerzlich bemerkbar macht. Im Ersten Weltkrieg fielen allein 12 Offiziere. Diesen Aderlaß konnte die Familie nicht wieder wettmachen, zumal im Zweiten Weltkrieg 13 weitere Offiziere ihr Leben lassen mussten. Die Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg im bolschewistisch besetzten Eichsfeld ließ nur ein ehemaliges Rittergut, den Oberhof in Teistungen, die Zeiten überstehen. Der Hof wurde nach der Wende vom Familienverbandsvorsitzenden, Prof. Dr. B. v. Westernhagen restauriert. Er ist seit 1283 in der Westernhagenschen Linie, nachdem er von den Vorfahren v. d. Mark käuflich übernommen wurde.
  • Die Familiengeschichte derer v. Westernhagen von 1909 wurde im Juni 2003 in limitierter Auflage vom Eichsfeldverlag in Heiligenstadt neu aufgelegt, da sie Verflechtung und den Einfluß der Familie mit dem Eichsfeld über 700 Jahre wiedergibt. Sie ist damit ein Spiegel der Geschichte der Eichsfelder überhaupt.