Diskussion:Winfried Vogel

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Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von 2003:D1:971F:A67E:495A:15C1:FC3F:17C1 in Abschnitt Sterbeort
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Jakob Knab (Bad Hönningen, 20. August 2022)

Ein General mit Zivilcourage Nachruf auf Winfried Vogel (1937-2022)


Liebe Anne! Verehrte Trauergemeinde!

„Wenn Persönlichkeiten, die über noch so vorbildliche soldatische Tugenden verfügten, diese bewusst oder blind dem Nationalsozialismus und Hitler zur Verfügung stellten, sind sie als Vorbilder äußerst fragwürdig und abzulehnen.“ Für diesen klaren Standpunkt musste unser lieber Verstorbener einen hohen Preis bezahlen; denn er war ein General mit Zivilcourage. Hierzu lesen wir im militärgeschichtlichen Standardwerk Vom Kaiserreich zur Berliner Republik, dass mit Brigadegeneral Winfried Vogel auch ein hoher aktiver Offizier das Traditionsbild der Bundeswehr kritisierte. Und weiter heißt es dort: „Rasch entbrannte in den Fachzeitschriften der Streitkräfte ein wütender Streit über die Frage, wie man es mit der Wehrmacht halten sollte.“

Im Frühjahr 1990 sandte mir der Standortälteste von Kempten im Allgäu jenen umstrittenen Aufsatz aus der Zeitschrift Truppenpraxis mit der Notiz, in Bonn gibt es einen General, der denkt so wie wir. Ich wiederhole den entscheidenden Satz aus der Feder von Winfried Vogel: „Wenn Persönlichkeiten, die über noch so vorbildliche soldatische Tugenden verfügten, diese bewusst oder blind dem Nationalsozialismus und Hitler zur Verfügung stellten, sind sie als Vorbilder äußerst fragwürdig und abzulehnen.“ Für seine offenen Worte hat unser lieber Verstorbener, der sich nach dem Abitur ja noch bei der „Deutschen Wehrmacht in Bonn“ beworben hatte, heftigen Gegenwind geerntet. Trotz alledem – für ihn war es ein Gebot der Redlichkeit, historisch bedenkliche Namen – wie etwa Dietl und Kübler – zu überprüfen. Mit seinen couragierten Worten hat er seinerzeit nicht nur notwendige Anstöße gegeben, sondern damit auch ein Kapitel in der Geschichte der Bundeswehr geschrieben.

Hier nahm unsere Freundschaft ihren Anfang; zu diesem Bund gehörte dann auch Inge Aicher-Scholl, die Schwester von Hans und Sophie Scholl von der Weißen Rose. In einem Offenen Brief mit Blick auf den 20. Juli 1994, den 50. Jahrestag des 20. Juli 1944, richtete sie diese mahnenden Worte an Minister Volker Rühe auf der Bonner Hardthöhe: „Der hallende Ruf meines Bruders Hans vor seiner Hinrichtung ‚Es lebe die Freiheit!‘ hat die Abgründe der Traditionspflege nicht erreicht.“

Es ist eine lange Geschichte: Aber am geschichtsträchtigen 9. November 1995 entschied jener Minister Rühe, die Generaloberst-Dietl-Kaserne in Füssen und die General-Kübler-Kaserne in Mittenwald neu zu benennen.

Ich komme zum Schluss: Als Ende März 2012 das Auditorium maximum der Sanitäts-akademie der Bundeswehr in München neu nach Sanitätsfeldwebel Hans Scholl benannt wurde, gehörte auch Winfried Vogel aus Bad Breisig zu den Ehrengästen.

Verehrte Trauergemeinde!

Wir verneigen uns in stiller Dankbarkeit.

Lieber Winfried, ruhe in Frieden!--2003:D1:972E:75D3:4058:3E49:2A6D:A73C 21:08, 27. Aug. 2022 (CEST)Beantworten

 Winfried Vogel, Die Wehrmacht als Institution ist nicht traditionswürdig für die Bundeswehr, in: Truppenpraxis 3/1990. – Dem damaligen StOÄ von Kempten wurde wg. Dietl die letzte Ehrenbezeigung durch die Bundeswehr verweigert. Eine Beschwerde auf der Hardthöhe führte dazu, dass der Verstorbene vom Standort angemessen im Beisein der Presse verabschiedet wurde.
 Sönke Neitzel, Deutsche Krieger. Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte, Berlin 2020, S. 475.
 Winfried Vogel, Die Wehrmacht als Institution ist nicht traditionswürdig für die Bundeswehr, in: Truppenpraxis 3/1990.
 Antwortschreiben des BMVg vom 6. April 1994: „Sehr geehrte Frau Aicher-Scholl, für Ihr Schreiben vom 

18. März 1994 zur Traditionspflege in der Bundeswehr, insbesondere zur Benennung von zwei Kasernen nach den Generalen Kübler und Dietl, danke ich Ihnen im Namen von Herrn Bundesminister Rühe. … Ich kann Ihnen versichern, dass in der Bundeswehr sehr sorgsam mit Geschichte und Tradition umgegangen wird und jeder Einzelfall genau geprüft und beurteilt wird.“

Sterbeort[Quelltext bearbeiten]

Winfried Vogel ist in Rosenheim (!) verstorben.

Die Trauerfeier fand in Bad Hönningen statt. --2003:D1:971F:A67E:495A:15C1:FC3F:17C1 13:47, 12. Mär. 2023 (CET)Beantworten