Dreidärrischenhöhle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dreidärrischenhöhle

Natürlicher Eingang der Dreidärrischenhöhle (Mai 2014)
Natürlicher Eingang der Dreidärrischenhöhle (Mai 2014)

Natürlicher Eingang der Dreidärrischenhöhle (Mai 2014)

Lage: Anninger im Wienerwald bei Gaaden, Niederösterreich
Höhe: 520 m ü. A.
Geographische
Lage:
48° 2′ 53,3″ N, 16° 15′ 18,5″ OKoordinaten: 48° 2′ 53,3″ N, 16° 15′ 18,5″ O
Dreidärrischenhöhle (Niederösterreich)
Dreidärrischenhöhle (Niederösterreich)
Katasternummer: 1914/4
Geologie: Dachsteinkalk
Schauhöhle seit: 23. August 1926–1939
Beleuchtung: ehem. elektrisch
Gesamtlänge: 230 m
Niveaudifferenz: 19 m (+6 m, −13 m) (Ab dem natürlichen Eingang)
Besonderheiten: versperrt

Die Dreidärrischenhöhle (oder Siebenbrunnentalhöhle, in früheren Zeiten auch „Saulucke“, „Niklashöhle“, „Fuchsloch“[1] oder auch „Höhle bei den drei Därrücken“[2]) ist die größte Höhle des Wienerwaldes und befindet sich im Siebenbrunnengraben, der sich den Osthang des Anningers von Gumpoldskirchen (im Gemeindegebiet von Gaaden) hinaufzieht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Herkunft des Namens gibt es mindestens zwei Vermutungen:

  • Die drei oberhalb des Höhleneinganges bizarr aufragenden Felsen sehen versteinerten Menschen ähnlich, die der Sage nach taub („därrisch“[Anm. 1][Anm. 2]) sind.
  • Die Felswand um die Höhle gibt angeblich kein Echo.

Die Höhle mit einer Ganglänge von 230 Meter und einem Höhenunterschied von 19 Meter ist der einheimischen Bevölkerung sicher seit dem 19. Jahrhundert oder noch früher bekannt. Grabungen haben gezeigt, dass die Höhle schon zur Hallstattzeit besucht wurde und nicht als Wohnraum gedient hat, sondern als Opferstätte für Erd- und Totenkulte.[3]

Die sagenhafte, kaum zugänglich gewesene sogenannte Drei-Därrischen-Höhle […], welche nach Berichten früher bis Gaaden reichte, würde durch die Stadt Mödling für den allgemeinen Besuch bald erschlossen sein.[4] — Mit elektrischer Beleuchtung und künstlich geschaffenem Zusatzeingang versehen, wurde sie von 1926 bis 1939 als Schauhöhle geführt. Diese wurde am 23. August 1926 eröffnet, und bereits innerhalb des ersten Bestandsmonats besuchten sie mehr als 5000 Personen, was 17 bis 19 Millionen Kronen an Eintrittsgeldern abwarf.[5]

Ab 1927 befand sich vor dem natürlichen Höhleneingang auf einer künstlich aufgeschütteten Terrasse[6] das sogenannte „Bergheim“, eine kleine Schutzhütte, die, 1935 infolge eines Rechtsstreits geschlossen[7], nach dem Zweiten Weltkrieg abbrannte.[8]

Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs besteht kein öffentliches Interesse mehr an der Höhle – während der Kriegswirren jedoch diente die Kaverne, zu deren tiefstem Punkt ein künstlicher Stollen vorgetrieben wurde und deren Zugang in Beton[9] ausgeführt war, der einheimischen Bevölkerung als Zufluchtstätte.[6]

In den 1980er-Jahren verstürzte ein Teil in der weiter unten gelegenen Etage bei unautorisierten Grabungsarbeiten, wurde jedoch bald danach von Peter Pichler[Anm. 3] wieder freigelegt. Seit dem Jahr 2000 ist die Höhle versperrt, Robert Winkler als Höhlenpächter hat laut Pachtvertrag sowohl für den ökologischen Schutz als auch mit den Einnahmen aus den frei zu vereinbarenden Führungen für die Erhaltung der Absperrungen zu sorgen. Naturschützer forderten eine Sperre, um das empfindliche Ökosystem der Höhle zu schützen.[Anm. 3]

Die Dreidärrischen-Höhle dient als natürlicher Unterschlupf und Rückzugsgebiet für seltene Tierarten wie Fledermäuse: Beobachtet wurden Kleine Hufeisennase, Großes Mausohr, Mopsfledermäuse, Zwergfledermaus und andere, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen. Was die Kleine Hufeisennase betrifft, so konnten im Jahr 2001 nur mehr drei Exemplare beobachtet werden, im Jahr 1944 waren es noch 50 gewesen.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Heller, Ed(uard) Mader: Führer durch die Drei Därrischen-Höhle am Anninger (Siebenbrunngraben). Schneider & Lux, Mödling 1926, OBV.
  • Helga Hartmann (Red.): Die Höhlen Niederösterreichs. Band 2. Türnitzer Alpen und Vorland, nördliche Gutensteiner Alpen, Wienerwald, Manhartsberg, Weinviertel. Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift „Die Höhle“, Band 29. Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich, Wien 1982, ZDB-ID 505258-0, S. 272 f., OBV.
  • Alfred Aigelsreiter: Mödling, wie es einmal war. Fotografische Kostbarkeiten von 1872–1952. Eigenverlag Alfred Aigelsreiter, Mödling 1995, Abb. 124, 125, OBV.
  • Franz Jantsch: Die Faszination der Höhle. Freya-Verlag, Unterweitersdorf 2002, ISBN 3-902134-40-2.
  • Robert Bouchal, Josef Wirt: Verborgener Wienerwald. Vergessenes, Geheimnisvolles, Unbekanntes. Styria Pichler Verlag, Wien 2003, ISBN 3-85431-311-X, S. 42, 90.
  • Ilse und Georg Waldner, Heide Kucera: 1100 Jahre Mödling – die Geschichte einer Stadt. Stadtgemeinde Mödling, Mödling 2003, ISBN 3-00-011896-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dreidärrischenhöhle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. törisch <Adj.> [mhd. tœrisch = in der Art eines Toren, töricht] (bayr., österr.): taub; schwerhörig. – In: Duden - Deutsches Universalwörterbuch. CD-ROM-Ausgabe. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2007, ISBN 978-3-411-05506-7.
  2. törisch, auch: terisch (mda): schwerhörig, taub. – In: Otto Back (Bearb.): Österreichisches Wörterbuch – auf der Grundlage des amtlichen Regelwerks (neue Rechtschreibung). 40., neu bearbeitete Auflage. öbv & hpt, Wien 2006, ISBN 3-209-05511-4, S. 660.
  3. a b nicht belegt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hauptverband Deutscher Höhlenforscher (Hrsg.): Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde. Mitteilungen der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde, der Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“, des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung und des Bundes der Deutschen Höhlen- und Schaubergwerke. Jahrgang 1941. Berlin 1941, ZDB-ID 558855-8, S. 157.
  2. Michael Müllner: Karsterscheinungen in Niederösterreich. Mit sechs Lichtbildern. In: Gau-Bote, Jahrgang 1924, Nr. 10 – Beilage zum „Naturfreund“, Heft 3/4, 1924 (Band XXVIII), S. 65–69. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dna
  3. Jantsch: Faszination, S. 72.
  4. Eine neue Höhle am Anninger.. In: Badener Zeitung, Nr. 84/1925, 21. Oktober 1925, S. 4, oben rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  5. Umgebung. Mödling. Gemeinderatssitzung.. In: Badener Zeitung, Nr. 82/1926, 13. Oktober 1926, S. 4, Mitte links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  6. a b Gerhard Schirmer: Vergessene Schauhöhlen in Niederösterreich. In: Österreichische Touristenzeitung für Bergsport und Alpinismus. 122. Jahrgang, Heft 2, April/Mai 2009. Österreichischer Touristenklub, Zentrale Wien, Wien 2009, ZDB-ID 2552429-X, OBV, S. 42. – Text online (PDF; 2,3 MB)@1@2Vorlage:Toter Link/www.touristenklub.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
  7. Kleine Chronik. (…) Schließung des Schutzhauses „Bergheim“ auf dem Anninger.. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, Nr. 25381 A/1935, 10. Mai 1935, S. 2, Mitte unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  8. Waldner: 1100 Jahre Mödling, S. 46.
  9. Peter Schubert: Schauplatz Österreich. Topographisches Lexikon zur Zeitgeschichte in drei Bänden. Band 2. Bundesländerorte A – K. Hollinek, Wien 1977, ISBN 3-85119-154-4, S. 128.
  10. Höhlenforschung: Die Schattenseiten des Wienerwalds. In: Das Naturhistorische. Das Magazin des Naturhistorischen Museums Wien. Ausgabe Herbst 2002. Naturhistorisches Museum, Wien 2002, ZDB-ID 2039580-2, S. 4 f. – Text online (PDF; 732 kB).