EXIF – Recherche & Analyse

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EXIF – Recherche & Analyse ist eine seit 2017 aktive Rechercheplattform. Die Plattform bezeichnet sich selbst als antifaschistisch.[1] EXIF befasst sich mit der neonazistischen und rechtsextremen Szene. Hierzu veröffentlicht die Plattform sowohl Kurzmeldungen als auch umfassende Hintergrundberichte und Fotos. Die Betreiber der Seite gehen anonym vor.[2]

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name ist von Exchangeable Image File Format, kurz EXIF, abgeleitet. Er steht laut der Betreiber-Website für „Informationen hinter Bildern“.[1]

Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Sommer 2018 veröffentlichte das Portal den aktuell umfassendsten[3] Bericht zu Combat 18 in Deutschland, auf dem später auch ein Teil der Recherche von STRG F basierte[2][4] und der vor dem Verbot von Combat 18 in Deutschland im Januar 2020 bereits dessen Gefährlichkeit aufzeigte.[3][5] Nach den Ergebnissen von EXIF war die Gruppierung mit etwa 50 Personen[6] größer, als es die Verbotsbeschreibung mit 20 Personen annimmt. Die Rolle von Thorsten Heise, der zum Unterstützerumfeld des NSU gezählt wird, war ebenso Teil der Nachforschungen.[7] Auch zum österreichischen Ableger von Combat 18 veröffentlichte EXIF Recherche-Ergebnisse.[8]

Verbindungen vom mutmaßlichen Mörder von Walter Lübcke, Stephan Ernst, zu Combat 18 wurden durch Recherchen von EXIF zugänglich und weitere Untersuchungen durch andere Medien angestoßen.[9][10][11][12]

Wie die Mitarbeiter von Exif die teilweise internen Informationen recherchiert haben, legen sie nicht offen. Laut dem Nachrichtenportal Watson haben sie sie zum Teil mit Originaldateien und dem Wortlaut interner E-Mails belegt. Viele der Angaben wurden von den Reportern des NDR unabhängig überprüft.[2]

Im Jahr 2021 veröffentlichte das Portal Rechercheergebnisse zu den Hammerskins.[13][14] Zwei Mitarbeitern der Stadt Bochum, die Teil des Netzwerks sind, wurden daraufhin gekündigt.[15]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Informationen aus den Recherchen von EXIF werden von Medien sowie in Fachliteratur und -artikeln zum Thema Rechtsextremismus verwendet und zitiert.[16][17][18][19][20][21][22][23][24][25][26]

Nach Ansicht von Matthias Dell (Deutschlandfunk) werde diese journalistische Arbeit zu selten von anderen Medien oder der Gesellschaft gewürdigt. Über die Combat-18-Recherche von EXIF befand er: „Geschrieben sind diese Texte in großer Nüchternheit. Sie bilden die Wirklichkeit nicht ab durch schicke szenische Dramatisierungen, mit denen man sich für Journalistenpreise in Schale wirft. Vielmehr leben sie von Aufzählungen und Verknüpfungen – wer wann mit wem wo was gemacht hat.“[3]

Ricarda Breyton (Die Welt) kritisierte, die EXIF-Autoren würden „im Schutz der Anonymität journalistische Mindeststandards über Bord [werfen]. Die im Pressekodex festgeschriebenen Selbstverpflichtungen seriöser Journalisten (Sorgfalt, Schutz der Ehre, Unschuldsvermutung) scheinen im Netz nicht zu gelten.“[27]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Website von EXIF – Recherche & Analyse
  • Emil Larson: Im Verborgenen Gutes tun – Unterwegs mit einer Antifa-Recherche-Gruppe. In: Supernova. nd.Genossenschaft, 22. Januar 2020, archiviert vom Original am 3. Juni 2023;.
  • Matern Boeselager: Mordfall Lübcke: Diese Menschen machen die Arbeit, die der Verfassungsschutz nicht macht. In: Vice Deutschland. 26. Juni 2019;.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Über uns. In: EXIF. Abgerufen am 13. Februar 2020.
  2. a b c Felix Huesmann: "Combat 18": Wer steckte hinter der rechten Gruppe? In: watson.de. 20. Juli 2018, abgerufen am 12. Februar 2020.
  3. a b c Matthias Dell: Wenn anonyme Kollektive Recherchearbeit übernehmen. In: Deutschlandfunk. 29. Januar 2020, abgerufen am 13. Februar 2020.
  4. "Combat 18": Maulhelden oder rechte Terroristen? In: daserste.ndr.de. 19. Juli 2018, abgerufen am 26. Februar 2020.
  5. Frank Jansen: „Combat 18“ verboten: Behörden gehen gegen Neonazi-Gruppe vor. In: tagesspiegel.de. 23. Januar 2020, abgerufen am 13. Februar 2020.
  6. René Loch: Ein dubioses Geständnis. In: jungle.world. 30. Januar 2020, abgerufen am 18. Februar 2020.
  7. Malte Arnsperger: "Combat 18": Wollen Nazi-Staat aufbauen – das ist die gewaltbereite Gruppe. In: Focus Online. 23. Januar 2020, abgerufen am 26. Februar 2020.
  8. Christian Charisius: Berlin verbietet Neonazigruppe "Combat 18". In: derStandard.de. 23. Januar 2020, abgerufen am 18. Februar 2020.
  9. Julia Regis, Patrick Gensing: War Stephan E. bei rechter Demo in Chemnitz? Monitor, 26. September 2019.
  10. Video soll Stephan E. und Markus H. auf rechter Demo zeigen. ZEIT ONLINE, 11. Januar 2020.
  11. Mutmaßlicher Lübcke-Mörder stand auch 2019 noch in Kontakt zur rechtsextremen Szene / Tatverdächtiger Stephan E. traf im März Mitglieder der Neonazi-Organisation Combat 18 vom 21. Juni 2019, abgerufen am 16. Februar 2020
  12. Wolfgang Hauskrecht: Lübcke-Mord: Die rechtsextreme Welt des Verdächtigen Stephan E. In: merkur.de. 14. Februar 2020, abgerufen am 16. Februar 2020.
  13. Christof Mackinger: Recherchen enthüllen Osttiroler als verdeckten Netzwerker der Neonazi-Szene. In: derStandard.at. 21. Juni 2021, abgerufen am 9. März 2022.
  14. Christof Mackinger: Neonazitreffen auf Selbstversorgerhütte auf dem Hochkönig. In: derStandard.at. 30. September 2021, abgerufen am 9. März 2022.
  15. Stadt Bochum kündigt rechtsextremen Mitarbeitern. In: WDR.de. 11. August 2021, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. März 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www1.wdr.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  16. Maximilian Kreter: Die deutsche Rechtsrockszene in: Uwe Backes, Alexander Gallus, Eckhard Jesse, Tom Thieme (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie 31. Jg., Nomos Verlag, 2019, ISBN 978-3-8487-6408-2, S. 170–172.
  17. Andrea Röpke, Andreas Speit: Völkische Landnahme. Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos. Christoph Links Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-86153-986-5, S. 189.
  18. Andreas Speit (Hrsg.): Das Netzwerk der Identitären: Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2018, ISBN 978-3-7425-0333-6, S. 259.
  19. Robert Claus: Der extrem rechte Kampfsportboom. Bundeszentrale für politische Bildung, 5. November 2018.
  20. Kemal Bozay: Rechtsterrorismus und Rassismus als Herausforderung für die politische Bildung. In: Überblick. IDA, Ausgabe 3/2019, 25. Jg., ISSN 1611-9703, S. 3–6 (PDF).
  21. Hanning Voigts: Combat 18 verboten: Linke zweifelt an Wirksamkeit. In: fr.de. 23. Januar 2020, abgerufen am 12. Februar 2020.
  22. Hanning Voigts: Fall Lübcke: Welche Verbindungen hatte der mutmaßliche Mörder Stephan E.? In: fr.de. 2. Januar 2018, abgerufen am 12. Februar 2020.
  23. Mitsch spendete an die AfD. In: tagesschau.de. 12. Februar 2020, abgerufen am 13. Februar 2020.
  24. Chef der WerteUnion spendete an die AfD. In: Zeit Online. 12. Februar 2020, abgerufen am 13. Februar 2020.
  25. Sebastian Weiermann: AfD-Nachwuchs mit Sturmgewehr (neues deutschland). In: neues-deutschland.de. 22. August 2019, abgerufen am 16. Februar 2020.
  26. Uwe Reißenweber: Verdächtige Nähe: AfD-Politiker aus MV zahlte an „Identitären“-Vize. In: nordkurier.de. 16. Februar 2020, abgerufen am 16. Februar 2020.
  27. Ricarda Breyton: Vorsicht vor „antifaschistischen Rechercheplattformen“! WeltN24, 14. Februar 2020.