Echter Wiesenhafer

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Echter Wiesenhafer

Echter Wiesenhafer (Helictochloa pratensis)

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Wiesenhafer (Helictotrichon)
Art: Echter Wiesenhafer
Wissenschaftlicher Name
Helictochloa pratensis
(L.) Romero Zarco

Der Echte Wiesenhafer (Helictochloa pratensis (L.) Romero Zarco, Syn.: Helictotrichon pratense (L.) Besser; Avena pratensis L.) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Süßgräser. In einigen deutschen Bundesländern steht es auf der Roten Liste, da seine Bestände durch die Zerstörung seiner Lebensräume zurückgehen. Er ist seltener als der Flaumige Wiesenhafer und ist nur schlecht als Futtergras geeignet.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Habitus
Blütenstand

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Echte Wiesenhafer ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimetern erreicht. Er entwickelt kurze unterirdische Ausläufer und zahlreiche Erneuerungssprosse, die innerhalb dr untersten Blattscheiden emporwachsen.[1] Der aufrecht Halm ist glatt, kahl und nur unter dem Blütenstand rau und mit einem oder zwei Knoten, die kahl und gereift sind, gegliedert.[1] Die Ligula der oberen Halmblätter ist 3 bis 5 Millimeter lang, die der Erneuerungssprosse 0,5 bis 1 Millimeter lang.[1] Die Blattspreiten sind bei den Erneuerungssprossen 5 bis 30 Zentimeter lang, anfangs zusammengefaltet und sonst flach ausgebreitet.[1] Die Blattspreite der Halmblätter ist nur 0,5 bis 3 Zentimeter lang und etwa 3 Millimeter breit.[1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli.[1] Die Blütenrispe ist 5 bis 20 Zentimeter lang und bis 2 Zentimeter breit und besitzt 5 bis 18 Ährchen.[1] Sie ist silberig glänzend.[1] Die Seitenäste sind bis 2 Zentimeter lang und tragen 1 bis 2 Ährchen.[1] Die Ährchen sind drei- bis fünf- (bis sieben-)blütig und (ohne die Grannen) 18 bis 28 Millimeter lang.[1] Die Ährchenachse zerfällt zur Reifezeit.[1] Von den dreinervigen Hüllspelzen ist die untere 9 bis 14, die obere 12 bis 20 Millimeter lang.[1] Die Deckspelzen sind fünfnervig, 10 bis 16 Millimeter lang und tragen am Rücken etwa in der Mitte eine 12 bis 22 Millimeter lange Granne.[1] Die Untergranne ist 5 bis 7 Millimeter lang und gedreht, die Obergranne ist 10 bis 15 Millimeter lang und gerade.[1] Die Vorspelzen sind zweinervig und 9 bis 12 Millimeter lang.V Die Staubbeutel sind 3 bis 6 Millimeter lang.[1] Die Frucht ist etwa 9 Millimeter lang und am oberen Ende behaart.[1]

Unterscheidung zu anderen Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er unterscheidet sich vom Flaumigen Wiesenhafer (Avenula pubescens) durch die kahlen, maximal rauen Blattscheiden, die bandartig flachen Grannen, die borstlichen Blätter, die drei- bis fünfblütigen Ährchen und die deutlich dreinervigen Hüllspelzen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = meist 126, aber auch 84–147.[2]

Standortbedingungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Echte Wiesenhafer besiedelt Trocken- und Halbtrockenrasen, Magerrasen oder auch lichte Wälder. Er bevorzugt basenreiche Standorte und verträgt auch kalkhaltigen Böden. Er kommt aber meist auf kalkarmen oder entkalkten, gern schweren, steinigen oder reinen Tonböden in sommerwarmer Klimalage vor. In den Allgäuer Alpen steigt er im Tiroler Teil am Heuberg bei Häselgehr in Höhenlagen bis zu 1800 Metern auf.[3] Er gedeiht in der Pflanzengesellschaft Viscario-Avenetum pratensis aus dem Verband Mesobromion erecti, kommt aber auch in anderen Gesellschaften der Klasse Festuco-Brometea oder in denen der Verbände Violion caninae oder Erico-Pinion vor.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[4]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er ist ein Magerkeitszeiger und eine Licht- bis Halbschattenpflanze.[2]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erfolgte durch Carl von Linné. Die Neukombination zu Helictochloa pratensis (L.) Romero Zarco wurde 2011 durch Romero Zarco in Candollea, Volume 66, S. 103 veröffentlicht.[5]

Je nach Autor gibt es einige Unterarten:[5]

  • Helictochloa pratensis subsp. gonzaloi (Sennen ex St.-Yves) Romero Zarco (Syn.: Avenula gonzaloi (Sennen) Holub): Sie kommt in Spanien vor.[5]
  • Helictochloa pratensis subsp. hirtifolia (Podp.) Romero Zarco (Syn.: Avenochloa pratensis subsp. hirtifolia (Podp.) Holub): Sie kommt von Österreich bis zur Slowakei vor.[5]
  • Helictochloa pratensis subsp. iberica (St.-Yves) Romero Zarco (Syn.: Helictotrichon pratense subsp. ibericum (St.-Yves) Mateo & Figuerola): Sie kommt in Spanien und Frankreich vor.[5]
  • Helictochloa pratensis (L.) Romero Zarco subsp. pratensis: Sie kommt von Europa bis zum Iran vor.[5]
  • Helictochloa pratensis subsp. requienii (Mutel) H.Scholz (Syn.: Helictotrichon requienii (Mutel) Henrard): Sie kommt in Spanien und Frankreich vor.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Kritischer Band. ISBN 3-8274-1496-2
  • E. Foerster: Seggen, Binsen, Simsen und andere Scheingräser des Grünlandes – Ein Schlüssel zum Bestimmen im blütenlosen Zustand (Manuskript Kleve-Kellen März 1982)
  • Hans Joachim Conert: Pareys Gräserbuch (Parey Buchverlag Berlin 2000), ISBN 3-8263-3327-6
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser (Kosmos Naturführer) (11. Auflage, 1998, Kosmos-Verlag) ISBN 3-440-07613-X

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. S. 251–254. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1987, ISBN 3-489-52020-3.
  2. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 246.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 170.
  4. Helictotrichon pratense (L.) Besser In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 3. Juli 2023.
  5. a b c d e f g Datenblatt Helictochloa pratensis. bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Echter Wiesenhafer (Helictotrichon pratense) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien