Eckensteher Nante

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Frontispiz zu Eckensteher Nante im Verhör von 1833
Berliner Eckensteher, Zeichnung von Theodor Hosemann, 1833

Der Eckensteher Nante, eigentlich Ferdinand Strumpf (* 1803; † ?), war ein Berliner Dienstmann mit der polizeilichen Konzessionsnummer 22 (vermerkt auf einem Messing-Nummernschild, das um den Arm getragen wurde). Nante hatte an der Ecke Königstraße/Neue Friedrichstraße seinen Standort – unweit der Destillation Eulner, in der er einzukehren pflegte. An der Straßenecke auf Gelegenheitsarbeiten wartend, kommentierte er, was sich um ihn ereignete, mit einem Witz, der ihn zum Berliner Original machte.

Eine erste literarische Verarbeitung fand Nante bereits in Karl von Holteis bürgerlichem Drama Ein Trauerspiel in Berlin (Uraufführung 1832, Erstdruck 1838). Dieses Theaterstück mit der Figur des Holzhauers Nante blieb ohne große Publikumsresonanz.

Bis heute andauernden Ruhm erlangte er erst durch Friedrich Beckmanns Volksstück Eckensteher Nante im Verhör, das 1833 im Königsstädtischen Theater mit Beckmann selbst in der Rolle des Nante uraufgeführt wurde.[1]

In zahlreichen humoristischen Blättern und Heften formten Adolf Glaßbrenner und seine Nachahmer wie Albert Hopf (der Nante zusammen mit der hinzugefügten Figur Brenneke Abenteuer in der Märzrevolution bestehen lässt)[2] den Dienstmann zu einem Inbegriff des Berliner Volkshumors.

Besonders das sogenannte Nante-Lied machte Furore:

„Det beste Leben hab ick doch,
ick kann mir nich beklagen,
pfeift ooch der Wind durchs Ärmelloch,
det will ick schon verdragen.
Det Morgens, wenn mir hungern tut,
ess ick ne Butterstulle,
dazu schmeckt mir der Kümmel jut
aus meine volle Pulle.“

Erste Strophe des Couplets am Schluss von Beckmanns Eckensteher Nante im Verhör[3]

Nante machte im Tiergarten seinem Leben selbst ein Ende, was er vorher mit gewohnter Koddrigkeit so angekündigt haben soll:

„Im Tiergarten, oh wie schaurig,
hing sich der Nante auf.
Im Tiergarten, oh wie traurig,
da endete sein Lebenslauf.
Schendarmen un Polizisten,
mit de Rettungsmedaille jeziert,
und andre jute Christen,
die kamen anmarschiert.
Sie schnitten ihn vom Baume,
er schlug die Oojen auf
und kam aus seinem Traume
und sprach voll Schrecken drauf:
‚Alljütijer, hab Erbarmen,
mein Jott, wat seh ick hier?
Inn Himmel sind ooch Schendarmen?
Nu is et aus mit mir.‘[4]

Die fiktive Figur Nante ist als lustige Person ein Gegenstück zum Wiener Staberl.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckensteherliteratur. Eine humoristische Textgattung in Biedermeier und Vormärz. Mit e. Nachw. u. e. Bibliographie hrsg. von Olaf Briese. Bielefeld: Aisthesis Verl. 2013. (Aisthesis Archiv; Bd. 13.) ISBN 978-3-89528-961-3 (Umfassende Dokumentation historischer Eckensteher-Nante-Texte.)
  • Gerhard Flügge: Berliner Originale (Nante) in der Rubrik „Berliner ABC“, „Berliner Zeitung“, 1971
  • Friedrich Beckmann: Der Eckensteher Nante im Verhör. Komische Szene. Berlin : Rückerer, 1833

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. "Bekannt wurde B[eckmann] als Autor der Posse Der Eckensteher Nante im Verhör (Bln. 1833), die landesweit gespielt u. häufig wiederaufgelegt wurde (491880). Die Anregung dazu erhielt er durch Karl von Holteis Ein Trauerspiel in Berlin (1832), in dem er die Rolle des Holzhackers Nante verkörperte, u. durch den Eckensteher (1832) aus der politisch-satir. Groschenheftreihe des mit B. befreundeten Adolf Glaßbrenner Berlin wie es ist - und trinkt." (Wolfgang Weismantel: Beckmann, Friedrich. In: Walther Killy: Literaturlexikon Bd. 1, S. 389).
  2. Vgl. Humor ist, wenn man trotzdem lacht - Mit Nante und Brenneke durch die Märzrevolution.
  3. ebenfalls in Glaßbrenners Ächter Eckensteher Nante (Buntes Berlin, Heft 5, 1938, 10 ff.); Vgl. Lukas Richter: Die Berliner Gassenhauer. Münster 2004, S. 425 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Eine größere Fassung findet sich bei Hoffmann von Fallersleben