Eduard Wunder

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Eduard Wunder (* 4. Mai 1800 in Wittenberg; † 24. März 1869 in Grimma) war ein deutscher Philologe und von 1843 bis 1866 Rektor der Landes- und Fürstenschule Grimma[1] – er war zeitlich gesehen der 20. Rektor und einer der dienstältesten dieser Schule.

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eduard war der Sohn des Diakons und späteren Archidiakons an der Wittenberger Stadtkirche Karl Friedrich Wunder (* 20. März 1760 in Plauen; † 20. Dezember 1824 in Wittenberg) und dessen Frau Christiane Friederike Ebert[2], die Tochter des Wittenberger Mathematikprofessors Johann Jacob Ebert.[3] Gemeinsam wuchs er mit sechs Geschwistern auf.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach erstem Unterricht seiner Eltern wurde Wunder im Alter von zwölf Jahren Schüler des Wittenberger Lyzeums und erlebte als Kind 1814 die Belagerung und Erstürmung seiner Geburtsstadt durch die Preußen. Am 12. August 1816 bezog er die sächsische Landesschule St. Afra in Meißen, welche er bis zum 16. August 1818 besuchte.[5] Anschließend wechselte Wunder am 29. September 1818 an die Universität Leipzig[6], wo er die Vorlesungen von Gottfried Hermann, Christian Daniel Beck und Friedrich August Wilhelm Spohn besuchte, um sich philologischen Studien zu widmen. Hier war er auch längere Zeit Mitglied der griechischen Gesellschaft.[7] Am 7. Februar 1823 erwarb er sich in Leipzig die philosophische Magister(Doktor)würde und wurde Ostern 1823 adjunktierter Lehrer der Fürstenschule in Grimma.

Im Laufe der Zeit stieg er in höhere Lehrämter in Grimma auf und erhielt 1826 den Titel des Professors. 1828 wurde Wunder fünfter Professor, 1830 vierter Professor, 1831 dritter Professor und 1842 zweiter Professor.[8] 1843 wurde er erster Professor und damit verbunden Rektor der Einrichtung, deren Geschicke er bis 1866 führte. Er ist somit 43 Jahre an dieser Schule tätig gewesen. Während seines Rektorats führte Wunder viele fortschrittliche Neuerungen in Schule, Internat und Schulleben ein. Er verkörperte in seiner Persönlichkeit das christlich-humanistische Ideal der sächsischen Fürstenschulen. Auch bei den übergeordneten Behörden in der Landeshauptstadt Dresden wurde Wunder geschätzt. Man beauftragte ihn 1847 mit einer Revision sämtlicher Gelehrtenschulen Sachsens und anschließender Berichterstattung. Wunder war Ritter des königlich sächsischen Verdienstordens. Verdienste erwarb sich Wunder bei der Kritik des Marcus Tullius Cicero, von dessen Oratio pro Plancio er eine umfangreichere kritische und exegetische Ausgabe herausbrachte (Leipzig 1830). Besonders fanden seine Arbeiten um Sophokles im In- und Ausland Anklang. 1866 musste Wunder wegen seines schlechten Gesundheitszustands um die Versetzung in den Ruhestand bitten, der ihm unter Verleihung des Komturkreuz II. Klasse des Sächsischen Verdienstordens gewährt wurde.[9] Eine grippale Erkrankung machte ihm zu schaffen. Es trat keine grundsätzliche Besserung mehr ein, so dass Eduard Wunder in der Nacht vom 24. März zum 25. März 1869 in Grimma starb.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wunder hatte sich 1826 mit Antonia Amalia Bär († September 1871 in Grimma), der Tochter des Bürgermeisters in Königstein Friedrich Gotthold Bär (* um 1768; † 8. Mai 1852 in Königstein), verheiratet. Aus der Ehe stammen ein Sohn und zwei Töchter. Der Sohn Hermann Wunder (* 9. August 1829 in Grimma; † 24. April 1905 ebenda) wurde ebenfalls Lehrer in Grimma und war seit dem 7. Oktober 1862 mit Emilie Janette von Wagner (* 6. Juni 1831 in Freiberg; † 18. September 1910 in Grimma) verheiratet. Von den Töchtern kennt man Doris Wunder (* 9. Juli 1834 in Grimma, † 30. März 1908 in Dresden), welche sich am 14. Juni 1864 in Grimma mit dem Freiherrn Johannes Andreas von Wagner (* 5. September 1833 in Freiberg; † 25. Juni 1912 in Dresden) verheiratete.[10]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adversaria in Sophoclis Philoctetam. Leipzig 1823 (Online)
  • Sophoclis Antigona. Ad optimorum liborum fidem recensuit. Leipzig 1824, Gotha 1831
  • Sophoclis Antigona Ajax, ad optimorum librorum fidem recensuit. Leipzig 1824, Gotha 1831
  • Sophoclis Antigona Electra, ad optimorum librorum fidem recensuit. Leipzig 1824, Gotha 1831, London 1855 (Online)
  • Sophoclis Antigona Oedipus rex, ad optimorum librorum fidem recensuit. Leipzig 1824, Gotha 1831
  • Conspectus Metrorum, quibus Sophocles in septem quas habemus tragoedias usus est. Leipzig 1825
  • Sophocles Oedipus Coloneus, ad optimorum liborum fidem recensuit. Leipzig 1825
  • Sophocles Oedipus Coloneus Philoctetes, ad optimorum liborum fidem recensuit. Leipzig 1825
  • Variae Lectiones librorum aliquot M. T. Ciceronis ex Codice Erfurtensi enotatae. Leipzig 1827 (Online)
  • M. Tulli Ciceronis Oratio pro Cn. Plancio. Ad optumorum Codicum fidem emendavit et interpretationibus tum aliorum tum auis explanavit. Leipzig 1830
  • Ueber Christ. Aug. Lobeck’s neue Ausgabe des sophokleischen Aias. Eine Rescension. Leipzig 1837 (Online)
  • De scholiorum in Sophoclis tragoedias auctoritale. Grimma 1838
  • Emendationes in Sophoclis Trachinias. Grimma 1840 (Online)
  • Miscellanea Sophoclea. Grimma 1843 (Online)
  • Zwei Schulreden, gehalten am Stiftungsfeste der Königl. Landesschule zu Grimma. Grimma 1843
  • Die schwierigsten Lehren der griechischen Syntax. Grimma 1848 (Online)
  • Die Fürstenschulen neben den Gymnasien. 1850
  • Die Eigenart der Fürstenschulen. Zeugnisse über die Bedeutung der Fürstenschulen für die Ausbildung und Erziehung der Jugend. Druckfassung des Vortrags von 1850. Herausgegeben vom Verein ehemaliger Fürstenschüler, Dresden 1889
  • De Aeschyli Eumenidibus. Grimma 1854
  • Uebungsstücke zum Uebersetzen aus dem Deutschen in das Lateinische und in das Griechische und Lateinische: nebst Stoffen zu freien lateinischen Arbeiten in ungebundener und gebundener Rede. 1855
  • Christi. Aenotheo Lorenzio Doct. Phil. Professori Ill. apud Grimam Moldani Secundo ... munus Praeceptoris abhinc XXV. annis ... rite susceptum d. XVIII. m. Febr. 1856 pie gratulatur Suo et collegarum nomine Eduard. Wunder, (Insunt) Schedae crit. de locis nonnullis Sophoclis tragoediarum & M. T. Ciceronis orationis Murenianae. Grimma 1856 (Online)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich KoldeweyWunder, Eduard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 565–567.
  • Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel, Johann Wilhelm Sigismund Lindner: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Verlag Meyersche Hof-Buchhandlung, Lemgo, 1827, Bd. 21, S. 720
  • Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände. F. A. Brockhaus, Leipzig, 1855, 10. Aufl. Bd. 15, 2. Abt., S. 367, (Online)
  • Wigand’s Conversations-Lexikon, Für alle Stände. Verlag Otto Wigand, Leipzig, 1852, 15. Bd., S. 351 (Online)
  • Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder Neustes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Verlag Pierer Hofbuchdruckerei, Altenburg, 1872, 5. Aufl., 19. Bd., S. 384 (Online)
  • Franz Kössler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts: Berufsbiographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825–1918 mit Veröffentlichungsverzeichnissen. Universitätsbibliothek Gießen, Giessener Elektronische Bibliothek, Preprint, 2008, (Online).
  • Hermann Wunder: Grimmaisches ECCE 1897. Meißen, 1897, S. 53, (Digitalisat)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gymnasium St. Augustin zu Grimma (Hg.): Von der kurfürstlichen Landesschule zum Gymnasium St. Augustin zu Grimma 1550 – 2000. Beucha 2000, ISBN 3-930076-99-3, S. 39
  2. Sie wohnte einige Jahre in Grimma und zog mit ihrer Tochter nach Bautzen, wo sie vor 1847 verstarb.
  3. Veronika Albrecht-Birkner: Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 2009, Bd. 9, S. 462, ISBN 978-3-374-02141-3
  4. von diesen kennt man:
    Karl Gustav Wunder, (* 16. Mai 1793 in Albrechtshain, † 20. August 1850 in Meißen), er besuchte die sächsische Landesschule in Pforta, studierte an der Universität Wittenberg und an der Universität Leipzig, 1817 wurde er Konrektor des Gymnasiums Wittenberg und 1826 Gymnasialprofessor für Mathematik und Naturwissenschaften an der sächsischen Landesschule St. Afra in Meißen, Er hatte sich 1820 verheiratet (vermutlich Wittenberg).
    Karl Eduard Wunder, * Albrechtshain, † 1848 in Meißen, wurde Kaufmann in Meißen
    Agnes Wunder, (* Wittenberg, † 11. Dezember 1847 in Grimma), ⚭ 15. Mai 1814 in Wittenberg mit Jonathan August Weichert, (* 18. Januar 1788 in Ziegra, † 23. Juli 1844 in Grimma), Rektor der sächsischen Landesschule St. Augustin in Grimma,
    Emilie Wunder, (* 1797 in Wittenberg; † 1817 in Beucha), ⚭ am 15. Mai 1814 in Wittenberg mit Eduard Stephani, (* 24. April 1787 in Beucha; † 14. Dezember 1856 ebenda), 24.04.1800-15.04.1805 sächsische Landesschule St. Augustin Grimma, Uni. Wittenberg (15.08.1802 dep.), 24.04.1805 Uni. Leipzig, 03.03.1808 Mag. phil. ebd., 1810 Katechet und Nachmittagsprediger Paulikirche Leipzig, 1811 Pfarrer Beucha und Zweenfurth, Er ⚭ II. Amalie Enders,
    Fanny Wunder, ⚭ Döben 28.09.1830 Friedrich Wilhelm Hoffmann, (* 29. November 1797 in Thum/Erzg.; † 17. Februar 1867 in Bautzen), Vater N.N. Hoffmann, Kantor und Lehrer Thum, 1811 Gymnasium Annaberg, 1817 Uni. Leipzig, Dr. (Mag.) phil. ebd., 1823 Adj. sächsische Landesschule St. Augustin in Grimma, Oktober 1830 Konrektor Gymnasium Bautzen, 1841 Rektor ebenda, 1847 Gymnasialprofessor ebenda,
  5. August Hermann Kreyssig: Afraner Album. Verzeichnis sämmtlicher Schüler der königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl. C. E. Klinkicht & Sohn, Meissen, 1876, S. 434 (Hauptbd.; Online (Memento des Originals vom 30. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/digital.slub-dresden.de)
  6. August Weichert: Illustris Moldani, Dedicati ante hos CCLXXXV. Annos, Memoriam Anniversariam, D. XIV Septembris, Pie celebrandam. Reimar, Grimma, 1835, S. VIII, (Online)
  7. Alfred Fleckeisen: Neue Jahrbücher für classische Philologie. Verlag B. G. Teubner, Leipzig, 1869, 15. Jg. S. 855, (Online)
  8. August Raum: Ramming’s Kirchlich-statistisches Handbuch für das Königreich Sachsen. Verlag Ramming, Dresden, 1859, 6. Ausg., S. 12 (Online)
  9. Friedrich Zarncke: Literarisches Centralblatt für Deutschland. Verlag Eduard Avenarius, Leipzig, 1866, Sp. 662, (Online)
  10. Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch des Adels. Verlag C. A. Starke, Limburg an der Lahn, 1970, Bd. 48, S. 413