Effort-reward imbalance

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Effort-reward-imbalance-Modell (ERI-Modell) von Siegrist (1996)[1] ist ein Modell zur Entstehung von Stress im Arbeitskontext, das eine soziale Perspektive einnimmt und gleichzeitig individuelle Unterschiede berücksichtigt.

Arbeitnehmer erwarten im Austausch für ihre Arbeit Gegenleistungen wie Gehalt, Wertschätzung, Sicherheit, und Aufstiegsmöglichkeiten. Siegrist nimmt an, dass es zu Gratifikationskrisen kommt, wenn die Balance zwischen Arbeitseinsatz und Belohnung nicht ausgeglichen ist. Das könne langfristig zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen.[2] Die Belastung stammt einerseits von der Tätigkeit oder den Vorgesetzten (extrinsische Belastung). Andererseits kann das Individuum sich selbst durch übersteigertes Kontrollbedürfnis und Selbstverpflichtung belasten. Gratifikationen in einem ausgeglichenen Verhältnis seien notwendig, damit der Arbeitnehmer weiterhin Leistung zeige und keine gesundheitlichen Folgeschäden erleide. Entscheidend sei dabei aber nicht die objektive Ausgeglichenheit, sondern die subjektive Empfindung von Gerechtigkeit.

Das ähnliche Job-Demand-Control-Modell von Karasek (1979) stellt die extrinsische Belastung (Job strain) den Kontroll- und Entscheidungsspielraum des Arbeitnehmers gegenüber. Beide Modelle scheinen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhersagen zu können. Für psychische Erkrankungen scheint das ERI-Modell etwas bessere Voraussagen zu liefern als das JDC-Modell.[3]

Auf Grundlage des Modells entwickelte Sigrist einen Fragebogen,[4] in dem mittels 22 Items neben den Dimensionen „Verausgabung“ und „Belohnung“ auch der dispositionale, intrapsychische Faktor „übersteigerte berufliche Verausgabungsbereitschaft“ erfasst wird.

Rydstedt, Devereux und Sverke (2007)[5] bestätigten damit das ERI-Modell bei Facharbeitern und qualifizierten Mitarbeitern. Ihre Probanden füllten den Fragebogen aus; zwei Wochen später wurde ihre Stressbelastung erfasst. Bei den qualifizierten Mitarbeitern sagten hohe extrinsische und intrinsische Belastung sowie niedrige Belohnung signifikant hohen Stress vorher. Bei den Facharbeitern erhöhte nur die extrinsische Belastung den Stress. Unterschiedliche Berufsgruppen scheinen verschiedene psychosoziale Belastungen zu erleben.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. Siegrist: Adverse health effects of high-effort/low-reward conditions. In: Journal of occupational health psychology. Band 1, Nummer 1, Januar 1996, S. 27–41. PMID 9547031 (Review).
  2. Robert J. Gatchel, Izabela Z. Schultz: Handbook of Occupational Health and Wellness. Springer Science & Business Media, 2012, ISBN 978-1-4614-4839-6, S. 91 (google.de).
  3. M. Wahrendorf, G. Sembajwe u. a.: Long-term effects of psychosocial work stress in midlife on health functioning after labor market exit–results from the GAZEL study. In: The journals of gerontology. Series B, Psychological sciences and social sciences. Band 67, Nummer 4, Juli 2012, S. 471–480, doi:10.1093/geronb/gbs045. PMID 22546992, PMC 3530402 (freier Volltext).
  4. J. Siegrist: Fragebogen zur Erfassung beruflicher Gratifikationskrisen (ERI). Univ. Düsseldorf o. J., Webreferenz vom 23. Juni 2006 (zuletzt abgerufen 17. Juli 2016)
  5. L. W. Rydstedt, J. Devereux, M. Sverke: Comparing and combining the demand-control-support model and the effort reward imbalance model to predict long-term mental strain. In: European Journal of Work and Organizational Psychology. 16, 2007, S. 261–278. doi:10.1080/13594320601182311

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. Siegrist: The effort-reward imbalance model. In: Occupational Medicine: State of the Art Reviews. 15 (1), 2000, S. 83–87.