Ehemalige Synagoge Bad Laasphe

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Ansicht der ehemaligen Synagoge nach dem Umbau zur Werkstatt (Foto 2006)

Die Ehemalige Synagoge in der historischen Altstadt von Bad Laasphe ist eine 1764 in einer ehemaligen Scheune eingerichtete Synagoge, die bis zur Schändung in der Pogromnacht 1938 von der jüdischen Gemeinde von Laasphe genutzt wurde. Danach wurde das Gebäude zur Werkstatt umgebaut. 2019 wurde das Gebäude von einem Förderverein erworben, der beabsichtigt, es zu einer Gedenkstätte, Begegnungsraum und Museum zu entwickeln. Das Gebäude wurde unter Denkmalschutz gestellt. Es handelt sich um ein dreigeschossiges traufständiges Fachwerkgebäude in der Mauerstraße 44 in der Nähe der ehemaligen Stadtmauer.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude steht mit der Langseite parallel zur ehemaligen nördlichen Stadtmauer von Bad Laasphe, die im 19. Jahrhundert abgetragen wurde. Zugänglich ist es von der Mauerstraße aus, die vermutlich erst nachträglich parallel zur Hauptverkehrsachse der mittelalterlichen Stadt Laasphe, der heutigen Königstraße, angelegt wurde. Es trägt heute die Hausnummer 44. Im 16. Jahrhundert gehörte das heutige Grundstück und der vermutliche Vorgängerbau zum Anwesen eines Bürgerhauses, dass sich etwas nach Westen versetzt im Süden in paralleler Ausrichtung erstreckte und im 19. Jahrhundert bis auf den Rest eines steinernen Erdgeschossraums abgerissen wurde.[1] Auf dem Wittgensteiner Forstatlas im Entwurfsstadium von 1739 ist bereits an der Stelle der späteren Synagoge ein Gebäude mit ähnlicher Ausdehnung zu sehen.

Besitzergeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste bekannte Besitzer des Gesamtanwesens, das in einem von der westlichen und nördlichen Stadtmauer gebildeten Winkel lag, war ein gewisser Johannes Wisselbach und später sein Sohn Wilhelm. Über den um 1555 geborenen Johannes und den um 1582 geborenen Wilhelm ist nicht viel weiteres bekannt. Die zu dem Anwesen gehörenden gräflichen Feld- und Wiesenstücke waren über mehrere Generationen von Abgaben befreit.[2] Vor 1663 übernahm der um 1617 geborene gräfliche Förster Rüdiger Vomhof das Anwesen, der aus einer weitverzweigten Familie stammte, die verschiedene Nachbarhäuser bewohnt hatte. Rüdiger Vomhof hatte vor 1651 Ännchen (Anna Ela) Wisselbach geheiratet und war so durch den Erbgang an das Anwesen gelangt. Das Paar hatte sechs Kinder, darunter Leisgen. Rüdiger Vomhof starb 1686.

Die Förstersstochter Leisgen heiratete 1676 den gräflichen Förster Johannes Zode, der 1643 in Ferndorf geboren war und auf dem Erbgang den Hof übernahm. Das Paar hatte sechs Kinder, darunter den 1684 geborenen Wilhelm Friedrich Zode, der sowohl das Försteramt als auch den Hof übernahm. Er heirate Maria Elisabeth Vomhof.

Wilhelm Friedrich erbaute nach dem dendrochronologischen Gutachten 1756 die noch heute stehende dreigeschossige Scheune hinter seinem Wohnhaus. Auf dem Wittgensteiner Forstatlas im Entwurfsstadium von 1739 ist bereits an der Stelle der späteren Synagoge ein Gebäude mit ähnlicher Ausdehnung zu sehen, sodass der Neubau wahrscheinlich den Ersatz eines Vorgängerbaus darstellte. Zode starb 1759, seine Frau 1761.

Der Hof mit der neuerbauten Scheune ging an den Sohn des Ehepaares, den 1712 geborenen Johannes Zode, der ebenfalls als gräflicher Förster amtierte. Johannes hatte 1747 Katharina Müller und in zweiter 1763 Ehe Dorothea Johannetta Hoffmann geheiratet. Aus der ersten Ehe stammte die Tochter Maria Elisabeth, die 1770 Johann Hirt heiratete. Der Förster Johannes Zode scheint trotz substanziellen Besitz an landwirtschaftlichen Flächen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten zu sein. 1764 wird er als ehemaliger Förster bezeichnet, hatte also sein Amt verloren. 1764 verkaufte er seine vom Vater erbaute Scheune hinter dem Wohnhaus an die jüdische Gemeinde von Laasphe. Er selbst lebte 1778 als Mieter in seinem ehemaligen Wohnhaus und musste am Ende seines Lebens in das städtische Armenhaus einziehen, wo er 1781 starb. Sein Wohnhaus war vor 1778 an den Schwiegersohn Johann Heinrich Hirt übergegangen.[3] Das Wohnhaus wurde im 19. Jahrhundert bis auf einen noch heute sichtbaren Rest an der westlichen Stadtmauer abgerissen und dieser Grundstücksteil mit dem Anwesen Königstraße 48 (ehemalige Hofapotheke) vereinigt.

Die jüdische Gemeinde legte in der Folge den Hauptteil der beiden unteren Scheunengeschosse zu einem hohen Betsaal zusammen, während im zweiten Obergeschoss eine Wohnung eingerichtet wurde. Ob der Betsaal von Anfang an zweigeschossig war, muss noch geklärt werden.

In dem Gebäude fanden auch die religiöse Unterweisung und die schulische Ausbildung statt. 1871 wurden auf beiden Längsseiten zur Belichtung des Betsaals und als Würdeform rundbogige Fenster eingebaut, die heute nur noch in Resten ablesbar sind. Auf der Vorderseite ergab dies drei Fensterpaare, die auf alten Fotografien vor 1938 sichtbar sind. Das Obergeschoss diente weiterhin als Wohnung für den jüdischen Lehrer. Von 1920 bis 1940 wohnte hier der jüdische Lehrer Mansbach.

In der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört und zusammen mit den Thorarollen vor dem Gebäude verbrannt. Die Synagoge selbst wurde allein wegen der Gefahr für die benachbarten Wohnhäuser nicht in Brand gesteckt. Nach der Pogromnacht wurde sie verkauft und das Gebäude als Schlosserei genutzt.[4]

2019 hat der Bad Laaspher Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. das Gebäude der ehemaligen Synagoge erworben mit dem Ziel, es zu sanieren und in der Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zur Lage: Jochen Karl Mehldau: Alte Laaspher Familien und ihre Häuser. Haus-Chroniken ~ 1600 - 1875. Bad Laasphe 2013, S. 339–340 Dort ist die ehemalige Synagoge unter der Adresse Mauerstraße 44, das ehemalige Haupthaus unter Mauerstraße 46 geführt.
  2. Mehldau 2013, S. 340.
  3. Mehldau 2013, S. 340. Zu Johannes Zode S. 257.
  4. Homepage des christlich-jüdischen Freundeskreis Alte Synagoge
  5. Chronik auf der Homepage der Stadt Bad Laasphe.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reinhard Schmidt: Aus der Geschichte von Juden und Christen in Laasphe. Bad Laasphe 1991.
  • Jochen Karl Mehldau: Alte Laaspher Familien und ihre Häuser. Haus-Chroniken ~ 1600 - 1875. Bad Laasphe 2013.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 50° 55′ 39,6″ N, 8° 24′ 30,5″ O