Einzelschrittmethode

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Die Einzelschrittmethode ist eine Darstellungsmethode der Historischen Linguistik. Sie gliedert komplexe phonologische Ableitungsketten in Einzelschritte auf und ermöglicht es auf diese Weise dem Betrachter, diese komplexen Ableitungsketten leichter nachzuvollziehen. Bei jedem Ableitungsschritt verweist eine eindeutige Zuordnung auf einen Index, in dem alle Ableitungsschritte gelistet sind.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Entwicklung des hebräischen Wortes für 'Auge'.[1]
*ˈˤaynum 'the eye' (nom.)(st.c.) > 12 *ˈˤaynu > 34 *ˈˤayn > 42d *ˈˤayin.


Die hochgestellten Indizes verweisen dabei auf die folgenden Regeln:

12: *Vm > V / _# Auslautendes [m] schwindet.

34: V > ø / _# Ein auslautender Vokal schwindet.

42d: *ˈayC > ˈayiC / _# Die Folge von auslautendem [ay] plus Konsonant wird zu [ayi] plus Konsonant.


e > ę(1) > íę(2) > íẹ(3) > jẹ(4) > ję(5)


Die hochgestellten Indizes verweisen auf die folgenden Regeln:

(1): e > ę Vokalöffnung (ca. 2. Jh.).

(2): ę > íę Diphthongierung (ca. 3. Jh.)

(3): íę > íẹ Verringerung des Öffnungsgrades von [ę] zu [ẹ] in Kontaktstellung mit [i]

(4): íẹ > jẹ Der Akzent fällt von [i] auf das [ẹ]. Dadurch wird [i] zum Halbvokal [j] (ca. 8 Jh.)

(5): jẹ > ję Öffnung von [ẹ] zu [ę] (ca. 17. Jh.)


  • Die Entwicklung der frühlateinischen Form duenos zur klassisch lateinischen Form bonus.[3]
 du̯enos > (9.11) *du̯onos > (40.11) *bonos > (9.18) bonus 


Die in Klammern gesetzten Indizes verweisen auf die folgenden Regeln:

(9.11): e > o /u̯_C(C)V (V =a, o, u) Der sogenannte o-Umlaut bewirkt den Wandel von [e]>[o] nach [u̯], wenn in der nächsten Silbe einer der Vokale [a o u] folgt.

(40.11): du̯ > b / #_ Die Entwicklung der anlautenden frühlateinischen Gruppe [du̯] zu [b].

(9.18): o > u / _C(C)# Die Schließung von [o] zu [u] im gedeckten Auslaut vor Konsonant.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aron Dolgopolsky: From Proto-Semitic to Hebrew. Centro Studi Camito-Semitici di Milano, Mailand 1999.
  • Noëlle Laborderie: Précis de phonétique historique. Armand Colin, Paris 2009. ISBN 978-2-20035-439-8.
  • Malte Liesner: Arbeitsbuch zur Lateinischen Historischen Phonologie. Reichert Verlag, Wiesbaden 2012. ISBN 978-3-89500-859-7.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beispiel 123 aus Dolgoposky 1999:122.
  2. Beispiel aus Laborderie 2009:27.
  3. Beispiel aus Liesner 2012, Kapitel 28, Übung 2A.