Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Elbekreuzung 2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Luftbild nach Westen elbabwärts.
Vorn Elbekreuzung 2, dahinter Elbekreuzung 1, links: Insel Lühesand mit den südlichen Tragmasten beider Elbekreuzungen, im Hintergrund am Elbufer das ehemalige AKW Stade
Tragmasten: Elbekreuzung 2

Die Elbekreuzung 2 ist eine zwischen 1976 und 1978 errichtete 380-kV-Drehstrom-Freileitungskreuzung der Elbe, die 1978 in Betrieb genommen wurde. Die Freileitung verbindet das Schaltwerk Wilster mit dem Umspannwerk Dollern, das östlich von Stade liegt. Die für vier Drehstromkreise mit einer Betriebsspannung von 380 kV ausgelegte Elbekreuzung 2 erweitert die 1962 in Betrieb genommene Elbekreuzung 1.

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Elbekreuzung 2 besteht aus vier Masten:

  • Einem Abspannmast auf dem niedersächsischen Festland mit einer Höhe von 76 m. Dieser Mast steht auf einer Grundfläche von 18 m × 18 m. Er besitzt drei Traversen mit Spannweiten von 42 m, 51 m und 42 m in 37 m, 49 m und 61 m Höhe.
  • Zwei Tragmasten (Ausführung als Tonnenmast) von 227 m Höhe, von denen je einer auf der Insel Lühesand und einer auf dem schleswig-holsteinischen Festland bei Hetlingen steht. Diese Tragmasten gelten als die höchsten Hochspannungsmasten Europas. Die Masten der Elbekreuzung 2 stehen auf einer Grundfläche von 45 m × 45 m. Ihre drei Traversen, die 56 m, 70 m und 57 m lang sind, befinden sich in einer Höhe von 172 m, 190 m und 208 m. Diese beiden Tragmasten, die 980 Tonnen wiegen, verfügen über einen selbstfahrenden Kletteraufzug, der im Innern der Konstruktion in einer Stahlröhre fährt. Die Masten sind zudem mit einer unterbrechungsfreien Stromversorgung für die Flugsicherheitsbefeuerung ausgerüstet. Die hierfür nötigen Geräte befinden sich in einem Häuschen am Boden in der Mastmitte.
  • Einem Abspannmast auf dem schleswig-holsteinischen Festland mit einer Höhe von 62 m. Dieser Mast steht auf einer Grundfläche von 14 m × 14 m. Er besitzt drei Traversen mit Spannweiten von 42 m, 51 m und 42 m in 23 m, 35 m und 47 m Höhe.

Die Spannweite zwischen den Tragmasten über der Elbe beträgt etwa 1.170 m.

Alle vier Masten der Elbekreuzung 2 sind mit geländergesicherten Laufstegen ausgerüstet. Sie führen zwei Blitzschutzleiter.

Die enorme Höhe der beiden Tragmasten auf der Insel Lühesand und der Hetlinger Schanze ist erforderlich, um die geforderten 75 Meter Durchfahrtshöhe unter den durchhängenden Leitungen auf der Elbe zu gewährleisten.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den zwölf Leiterseilen der Elbekreuzung 2 wurden in der Anfangszeit nur sechs Leiterseile (zwei Drehstromkreise) genutzt. Die anderen sechs Leiterseile waren zwar bei Errichtung der Leitung bereits an den Masten installiert worden, um den hohen Aufwand des Seilzugs über die Elbe kein zweites Mal betreiben zu müssen, sie wurden aber zunächst an den beiden Abspannmasten geerdet. Als in den 1990er Jahren die Bahnen in Schleswig-Holstein elektrifiziert wurden, nahm man vier der ungenutzten Leiterseile der Elbekreuzung 2 als Bahnstromleitung in Betrieb, wobei auf dem anschließenden Leitungsabschnitt vier Leiterseile für 110-kV-Bahnstrom installiert werden mussten. Die Tragmasten der Elbekreuzung 2 sind damit die höchsten von der Deutschen Bahn AG genutzten Freileitungsmasten. Die höchsten dedizierten Bahnstrommasten stehen in Bremen und dienen einer vierkreisigen Bahnstromleitung zur Überquerung der Weser.

Umbeseilung zur Erhöhung der Übertragungsleistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2018 begannen technische Arbeiten zur Erhöhung der Übertragungskapazität von 2,4 Gigawatt auf 9,6 Gigawatt. Dafür wurden zunächst die Bahnstromleitungen auf die Elbekreuzung 1 umgeschaltet und anschließend die Doppelseile durch Vierfachseile ersetzt, was einer Verdopplung entspricht. Pro Seilgruppe wurde mit jeweils 12 Wochen Bauzeit gerechnet, insgesamt mit circa 2 Jahren, sowie Kosten von 165 Mio. €. Bereits seit 2017 wurden Umbauten an den Anschlussstrecken vorgenommen.[1][2] Im Oktober 2019 ging die Elbekreuzung 2 mit der nun erhöhten Übertragungsleistung wieder in Betrieb.[3]

Zwischenfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 13. August 2001 kollidierte ein Leichtflugzeug bei schlechter Sicht mit einem der Erdseile der Elbekreuzung 2 zwischen den beiden Tragmasten und wurde schwer beschädigt, konnte jedoch noch landen. Menschen kamen nicht zu Schaden.[4]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Kießling, Hans Dieter Sperl und Friedrich Wagemann: Die Maste der neuen 380-kV-Hochspannungsfreileitung über die Elbe. Sonderdruck aus Der Stahlbau, 48. Jahrgang, Heft 11 und 12, Seite 321–326 und 360–366
  • Die neue 380-kV-Elbekreuzung der Nordwestdeutsche Kraftwerke AG. Sonderdruck aus Elektrizitätswirtschaft, 77. Jahrgang, Heft 10, 8. Mai 1978, Seite 341–352

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Elbekreuzung 2 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neue Seile für die Stromgiganten, Kreiszeitung Wochenblatt Stade, 2. Juni 2018, Seite 23, https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/stade/c-wirtschaft/neue-seile-fuer-die-strom-giganten-an-der-elbe_a112444
  2. https://www.tennet.eu/fileadmin/user_upload/Our_Grid/Onshore_Germany/HamburgNordDollern/16-130_Factsheet-HHNord-Dollern-Landesgrenze_V7_FINAL.pdf Tennet Infobroschüre
  3. Der Netzausbau schreitet voran. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Abgerufen am 1. Februar 2022.
  4. BFU-Bericht 3X210-0