Elefantenrüsselfisch

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Elefantenrüsselfisch

Elefantenrüsselfisch (Gnathonemus petersii) im Aquarium

Systematik
Überkohorte: Knochenzünglerähnliche (Osteoglossomorpha)
Ordnung: Knochenzünglerartige (Osteoglossiformes)
Unterordnung: Messerfischähnliche (Notopteroidei)
Familie: Nilhechte (Mormyridae)
Gattung: Gnathonemus
Art: Elefantenrüsselfisch
Wissenschaftlicher Name
Gnathonemus petersii
(Günther, 1862)

Der Elefantenrüsselfisch (Gnathonemus petersii) gehört zur Familie der nur in Afrika, dort aber weit und artenreich verbreiteten Nilhechte (Mormyridae) aus der Ordnung der Knochenzünglerfische (Osteoglossiformes).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gnathonemus petersii erreicht eine Gesamtlänge von durchschnittlich 25 Zentimetern. Die deutschen Populärbezeichnungen Elefantenrüsselfisch und Tapirfisch nehmen Bezug auf den fleischigen und rüsselartigen Fortsatz am Unterkiefer des endständigen[1] Mauls.[2] Die Farbe ist dunkelbraun. Zwischen dem Anfang und der Mitte von Rückenflosse und Afterflosse verläuft jeweils eine schmale, helle Querbinde. Die Schuppen sind zum Kopf hin recht klein und werden zur Schwanzflosse hin etwas größer[3], die Anzahl entlang der Seitenlinie beträgt 60–69.[1]

Die Basis der Afterflosse ist etwas länger als die Basis der Rückenflosse.[3] Flossenformel: Dorsale 25–31 Weichstrahlen, Anale 32–36 Weichstrahlen.[1]

Die Geschlechter unterscheiden sich an der Form der Afterflosse. Bei Männchen ist sie konkav eingebogen, bei Weibchen gerade.

Gnathonemus petersii ist ein aktiv schwach-elektrischer Knochenfisch, der mit hohem Energieaufwand eigene Ströme erzeugt, die ihm zur Orientierung im Lebensraum, zum Nahrungserwerb und zur innerartlichen Kommunikation dienen. Gnathonemus petersii ist in der Lage, seine Umwelt über aktive Elektroortung wahrzunehmen. Mit Hilfe eines elektrischen Organs im Schwanzstiel sendet er kurze schwachelektrische Pulse aus. Diese Pulse bauen ein bipolares, dreidimensionales Feld um den Fischkörper auf. Änderungen in diesem Feld werden durch spezialisierte Elektrorezeptororgane, sogenannte Mormyromasten, die sich am Kopf, Bauch und Rücken befinden, wahrgenommen. Darüber hinaus besitzen diese Fische ampulläre Rezeptoren zur passiven Elektroortung und Knollenorgane zur intraspezifischen elektrischen Kommunikation auf ihrer Haut[4]. Das Prinzip der auf elektrischen Feldern beruhenden Ortung ist einfach. Strukturen und Objekte in der Umgebung der Fische verfügen über eine andere Leitfähigkeit als das Wasser und verändern das selbstgenerierte elektrische Feld. Diese Veränderungen werden von auf dem ganzen Fischkörper verteilten Elektrorezeptoren wahrgenommen. Andere Lebewesen werden von unbelebten Objekten durch deren kapazitive Eigenschaften unterschieden. Das Kleinhirn der Elefantenrüsselfische ist überproportional groß, um die elektrischen Signale aufzunehmen und zu verarbeiten. Das Verhältnis von Gehirngewicht zu Körpergewicht – der sogenannte Allometriefaktor – ist bei ihnen größer als beim Menschen[5]. Das vielfältige und artspezifische Vokabular der Elektrokommunikation ist wie bei allen Nilhechten, die in größeren Sozialverbänden leben, sehr ausgeprägt.

Vorkommen und Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Elefantenrüsselfisch ist in allen Fließgewässern Westafrikas weit verbreitet und häufig. Die Art ist nachtaktiv und ernährt sich hauptsächlich von Insektenlarven, die sie im Benthal ihrer Lebensräume sucht und erbeutet.

Fortpflanzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über das Fortpflanzungsverhalten dieser Art gibt es keine belegbaren Informationen. Verwandte Mormyriden, Campylomormyrus cassaicus, Mormyrus rume, Pollimyrus isidori und Petrocephalus bovei wurden bereits unter Laborbedingungen gezüchtet. Dazu wurde eine künstliche Regenzeit simuliert, indem der Wasserstand erhöht und Leit- und pH-Wert abgesenkt wurden.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Günther beschrieb die Art 1862 als Mormyrus petersii anhand eines Einzelexemplars aus Old Calabar, Nigeria. Der Holotypus befindet sich unter der Katalognummer 1863.9.29.141 im Britischen Museum für Naturgeschichte, London. Synonyme sind Gnathonemus brevicaudatus Pellegrin, 1919 und Gnathonemus histrio Fowler, 1936.

Bedeutung für den Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In ihrer Heimat sind alle Nilhechte, die einen erheblichen Teil der Biomasse ihrer Wohngewässer ausmachen, wichtige Nahrungstiere, die regelmäßig befischt werden. Der Elefantenrüsselfisch ist ein beliebtes Versuchstier in der Wissenschaft. So konnte C. C. Bell hier die adaptierbare Efferenzkopie zeigen und dadurch erklären, warum die aktive Elektroortung die passiven Sensoren nicht überlastet. Gerhard von der Emde untersuchte 1998, wie gut Distanzen erkannt werden können.[6] Frank Kirschbaum gelangen alle Erstzuchten durch Klimasimulation.[7] Gnathonemus petersii ist ein ständig im Tierhandel angebotener Aquarienfisch.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gnathonemus petersii – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Elefantenrüsselfisch auf Fishbase.org (englisch)
  • Schlauer Fisch mit Taschenlampe im Schwanz (Memento vom 1. Juni 2013 im Internet Archive) In: Netzeitung vom 21. August 2007
  • Sönke von den Berg: Gnathonemus petersii oder der Elefantenrüsselfisch. In: Elektr. Fische Teil 1/5. 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Oktober 2018; abgerufen am 31. Januar 2008.
  • Gnathonemus petersii in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: Awaïss, A., Lalèyè, P. & Moelants, T., 2009. Abgerufen am 12. Januar 2014.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Morphology Data of Gnathonemus petersii bei FishBase Online (Memento des Originals vom 5. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fishbase.org.cn
  2. Gunde Rieger, Wilfried Westheide: Spezielle Zoologie. Teil 2: Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum Akademischer Verlag, 2009, ISBN 978-3-8274-2039-8, S. 283.
  3. a b Albert Günther: Eine neue Art von Mormyrus. In: Archiv für Naturgeschichte, 1862, Jahrgang 28, Band 1. Online@1@2Vorlage:Toter Link/www.biodiversitylibrary.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 418 kB)
  4. Schwarz, S. & von der Emde, G., 2000: Identification and categorization of artificial and natural objects in the weakly electric fish Gnathonemus petersii. In Neuroscience, pp. 202. Brighton: FENS.
  5. Göran E. Nilsson (1996) Brain and body oxygen requirements of Gnathonemus petersii, a fish with an exceptionally large brain. J Exp Biol. 199(Pt 3):603–7
  6. Gerhard von der Emde et al.: Electric fish measure distance in the dark. 1998 In: Nature 395, 890–894
  7. Kirschbaum, F., Schugardt, C.: Reproductive strategies and developmental aspects in mormyrid and Gymnotiform Fishes. J. Physiol. 96 (5–6), 557–566 (2002)