Enriqueta Compte i Riqué

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Enriqueta Compte y Riqué im Alter von 23 Jahren
Enriqueta Compte y Riqué
Denkmal Enriqueta Compte y Riqué in Montevideo

Enriqueta Compte i Riqué (* 31. Dezember 1866 in Barcelona, Spanien; † 18. Oktober 1949 in Montevideo, Uruguay) war eine uruguayische Pädagogin, Frauenrechtlerin und Hochschullehrerin. Sie war 1892 die Gründerin des ersten Kindergartens in Südamerika und bildete die ersten auf Vorschulkinder spezialisierten Lehrer aus. Sie ist bekannt dafür, dass sie maßgeblich zum Vorschulunterricht in Uruguay und Lateinamerika beigetragen hat.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Compte y Riqué war die einzige Tochter katalanischer Eltern, die mit ihr 1873 nach Uruguay auswanderten. Trotz ihrer Kurzsichtigkeit ließ sie sich am Instituto Normal de Señoritas bei Victoria und María Stagnero de Munar zur Lehrerin ausbilden. Sie machte 1884 ihren Abschluss als Lehrerin der ersten Klasse und 1886 als Lehrerin für höhere Klassen. 1887 wurde sie zur stellvertretenden Direktorin des Instituto Normal de Señoritas ernannt.

Gründung des ersten Kindergartens in Uruguay[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindergarten Enriqueta Compte y Riqué. Architekt Alfredo Jones Brown; im Aguada-Viertel in Montevideo. Der erste Kindergarten in Uruguay und Lateinamerika

1889 reiste sie mit zwei anderen Lehrern in offizieller Mission für die Regierung von Máximo Tajes nach Europa,[2] um dort die Erstausbildung von Kindern zu studieren. Sie lernte das Konzept des Kindergartens von Friedrich Fröbel in Belgien, Deutschland, Holland, Frankreich und in der Schweiz kennen.[3]

Im September 1890 kehrte sie von dieser Reise zurück und verfasste einen an die uruguayische Realität angepassten pädagogischen Plan. 1892 erstellte sie ein von der Generaldirektion für öffentliches Unterrichtswesen genehmigtes Programm für die Kindergärten in Uruguay vor, in dem sie Klassen für Kinder von 3 bis 10 Jahren entwarf und die Inhalte und Art der Arbeit mit ihnen abgrenzte.[4]

Sie bildete die Lehrer für die Gründung des ersten staatlichen Kindergartens in Uruguay aus, der am 10. März 1892 eingeweiht wurde.[5] Am 31. März 1913 wurde das von ihr entworfene Kindergartengebäude eingeweiht und ist bis heute in Betrieb. Erst 1946 wurde eine zweite öffentliche Einrichtung gegründet, die sich ausschließlich der Erstausbildung widmete. 1949 wurden parallel zur Einrichtung einiger Kindergärten aus Haushaltsgründen 200 Kindergartenklassen in Grundschulen eingerichtet.

1893 erhielt ihre Einrichtung die Chicago World's Fair Medal of Distinction in Education unter anderem für die Sammlung von Schülerarbeiten, fotografische Berichte und individuelle Beobachtungsberichte. Neben der Einrichtung des Kindergartens leiteten Compte y Riqué dort ein Labor für Psychopädagogik, in dem die sogenannten Schulbiografien eingeführt wurden, in denen Aspekte wie körperliche Daten, Persönlichkeitsmerkmale, Entwicklung und geistige Leistungsfähigkeit detailliert beschrieben wurden.

Aktivitäten im Hochschulbereich und in Vereinigungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1922 wurde Compte y Riqué als Professorin für Psychologie am Instituto Normal para Varones berufen und im selben Jahr gründete sie dort das Instituto de Clínica Pedagógica. 1926 reiste sie nach Buenos Aires, um sich mit Maria Montessori zu treffen. 1929 legte sie ein Projekt zur Gründung der Pädagogischen Fakultät vor. Sie veröffentlichte Artikel in Zeitschriften und Fachbüchern.

Sie wurde auch in mehrere Vereinigungen aufgenommen, deren Ziele Frauenrechte und der Kampf gegen Tuberkulose, sowie gegen Alkoholismus und Frauenhandel waren. Darüber hinaus war sie Präsidentin von Lehrerverbänden und trat auf nationalen und internationalen Bildungskongressen auf. Im Consejo Nacional de Mujeres (Nationaler Frauenrat), gegründet und geleitet von ihrer Freundin Paulina Luisi, wurde sie 1916 zur Präsidentin der Bildungskommission ernannt. Sie gründete zusammen mit anderen Lehrern das Primer Instituto Magisterial "José Pedro Varela".[6]

Sie wohnte im Gebäude des Kindergartens und heiratete nie. Im Alter von 82 Jahren starb sie 1949 in Montevideo.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Parque Rodó in Montevideo steht ihr zu Ehren ein Denkmal des uruguayischen Bildhauers Armando González.

Die derzeit älteste Vorschule des südamerikanischen Kontinents, der 1892 von ihr gegründete Kindergarten im Stadtteil La Aguada trägt ihren Namen, ebenso wie eine Straße in Montevideo.[7]

Am 8. März 2016 wurde ihr zu Ehren von der uruguayischen Post eine Briefmarke ausgegeben.[8]

Der dritte Nationale Bildungskongress Uruguays, der am 9. und 10. Dezember 2017 stattfand, trug ihren Namen.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lecciones de mi Escuela, 1932.
  • Estudio y trabajo, 1933.
  • Canciones y juegos de mi escuela, 1948.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christine Ehrick: The Shield of the Weak: Feminism and the State in Uruguay, 1903–1933. UNM Press, S. 95–, 2005, ISBN 978-0-8263-3468-8.
  • Anales – Uruguay. Consejo Nacional de Enseñanza Primaria y Normal. Departmento Technico of Consejo Nacional de Enseñanza Primaria y Normal, 1956.
  • Enriqueta Compte y Riqué. Vigencia y compromiso. Montevideo, Comité Uruguayo de OMEP, 1992.
  • Emilio Marenales: Historia de la educación nacional. Reseñas, artículos y documentos. Lagomar, 2006.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Enriqueta Compte y Riqué – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Enriqueta Compte y Riqué – Enriqueta Compte y Riqué. Abgerufen am 6. Juni 2021 (spanisch).
  2. Enriqueta Compte y Riqué timeline. Abgerufen am 6. Juni 2021 (englisch).
  3. La mujer que revolucionó la enseñanza en América Latina tratando a los niños “como plantas de jardín y no de invernadero”. In: BBC News Mundo. (bbc.com [abgerufen am 6. Juni 2021]).
  4. Un viaje al pasado para impulsar el presente. Abgerufen am 6. Juni 2021 (spanisch).
  5. Enriqueta Compte y Riqué. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  6. Nueva Alejandría - Secciones - Maestros Americanos - Enriqueta Compte Riqué. 10. Juni 2007, archiviert vom Original am 10. Juni 2007; abgerufen am 6. Juni 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nuevaalejandria.com
  7. Código Postal Calle Enriqueta Compte y Rique en Montevideo, Uruguay. Abgerufen am 6. Juni 2021.
  8. Serie Mujeres Notables - Enriqueta Compte y Riqué. Las Lanceras de Apa | FilateliaUY. Abgerufen am 6. Juni 2021 (englisch).