Ephraim von Ainos

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Ephraim von Ainos (griechisch: ᾽Εφραίμ) war ein spätbyzantinischer Chronist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über sein Leben gibt es nur wenig Informationen, da er nur von seinem eigenen Werk bekannt ist. Er gilt als der authentische Verfasser einer byzantinischen Verschronik und lebte im späten 13. bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts, möglicherweise in Thrakien, in der Stadt Ainos.[1] Es existieren Hinweise, dass er aus dem Klerus stammen könnte.[2]

Namensvarianten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu weiteren Namensvarianten gehören: Ephraem Chronographus, Ephraem aus Ainos, Ephraem Enii, Ephraem Ennii, Ephraemius Chronographus, Ephraim, Ephraimus aus Ainos, Ephrem aus Ainos, Ephrem Chroniqueur, Ephrem Poète Byzantin, Ephremus aus Ainos, Epraem Ainos.[3]

Chronica de rebus gestis imperatorum Romanorum et Graecorum usque ad annum 1216[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heute editierte Verschronik mit 9588 Zwölfsilblern/ Trimetern stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert und ist unvollständig und nur in einer Handschrift überliefert. Sie besteht aus einer Kaiserchronik und einem Patriarchenverzeichnis.[1] Es wird vermutet, dass sie mit Julius Caesar oder Augustus begann. Der überlieferte Text fängt jedoch erst mit Gaius Caligula an und endet mit der Rückeroberung Konstantinopels durch Michael VIII Palaiologos (15. August 1261) und seinem Einzug in die Stadt. Inhaltlich ausführlich beschrieben wird erst ab der Regierungszeit Konstantins I. Weiterhin behandelt er die erste ikonoklastische Periode von 726–787[2] sowie die Zeit von 1204 bis 1261 eingehender. Anders als die Kaiserchronik endet das Patriarchenverzeichnis erst mit Antritt des Patriarchen Jesaja im Jahre 1323.[4] Bedeutende Quellen des Autors waren Johannes Zonaras, Niketas Choniates und Georgios Akropolites, während die einzige andere – wahrscheinlich spätere – spätbyzantinische Verschronik von Konstantinos Manasse anscheinend nicht zu seinen Quellen gehörte.[2] Sie gilt als zuverlässig in Hinsicht auf die eigenen Quellen und weicht von diesen wahrscheinlich nur aufgrund der Metrik zum Teil ab.[4]

Während sie in der älteren Forschung als wenig qualitativ galt und noch in den 1970ern als eher mittelmäßig[5], gilt sie heute sprachlich und kompositorisch als hochwertige große Chronik der spätbyzantinischen Zeit und damit als Ausnahmeerscheinung in der zeitgenössischen byzantinischen Literatur. Im Zusammenhang steht die Problematik der wenigen umfassenden Chroniken wahrscheinlich mit dem Niedergang und den geographischen Verlusten in der Palaiologenzeit, daraus folgend einem geringen Bedarf an Stilisierung der Erfolge früherer Zeiten.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Isidor Hilberg: Die Verstechnik des Ephrämios. In: Wiener Studien. Band 10, 1888, S. 50–92.
  • Peter Schreiner: Ephraim. In: Lexikon des Mittelalters. Band 3, 1986, Sp. 2054.
  • Raimondo Tocci: Zu der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen Chronik. In: {Albrecht Berger u. a. (Hrsg.): Koinotaton Doron. Das späte Byzanz zwischen Machtlosigkeit und kultureller Blüte (1204–1461). 2016, ISBN 9783110469851, S. 197.
  • Lars Martin Hoffmann: Ephraim. In: The Encyclopedia of the Medieval Chronicle. Leiden/Boston 2010, 579–580.
  • Sergei Mariev: Byzantinische Chronistik. In: Norbert H. Ott, Gerhard Wolf (Hrsg.): Handbuch Chroniken des Mittelalters. Berlin 2016, ISBN 9783110341713, S. 862, 863.
  • Herbert Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner; Band 1 Philosophie, Rhetorik, Epistolographie, Geschichtsschreibung, Geographie (= Handbuch der Altertumswissenschaft). C. H. Beck, München 1978, ISBN 3-406-01427-5, S. 478–480.
  • Odysseus Lampsides: Beitrag zur "akustischen" Metrik in der Chronik von Ephraem. In: Byzantion. Band 35, 1965, S. 482–494.
  • Odysseus Lampsides: Beiträge zum byzantinischen Chronisten Ephraem und zu seiner Chronik. Athen 1971.
  • Ruth J. Macrides: Ephraim. In: The Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford University Press, 1991, ISBN 9780195187922.
  • Maja Nikolić, Radivoj Radić: The data on Serbian history of the 13th century in the chronicle of Ephraim from Ainos. In: Zbornik radova Vizantološkog instituta. Band 46, 2009, S. 231–238.
  • Ingela Nilsson: The Past as Poetry: Two Byzantine World Chronicles in Verse. In: Wolfram Hörandner, Andreas Rhoby, Nikos Zagklas (Hrsg.): A companion to Byzantine poetry. 2019, ISBN 978-90-04-39288-5, S. 517–538, ausschließlich Ephraim: S. 524–530.

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Odysseus Lampsides (Hrsg.): Ephraem Aenii Historia Chronica. Athen 1990 (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 27).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Herbert Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner; Band 1 Philosophie, Rhetorik, Epistolographie, Geschichtsschreibung, Geographie. In: Handbuch der Altertumswissenschaft. Beck, München 1978, ISBN 3-406-01427-5, S. 478.
  2. a b c Sergei Mariev: Byzantinische Chronistik. In: Norbert H. Ott, Gerhard Wolf (Hrsg.): Handbuch Chroniken des Mittelalters. Berlin 2016, ISBN 9783110341713, S. 862, 863.
  3. ALCUIN | Infothek der Scholastik. Abgerufen am 27. Februar 2020.
  4. a b Ruth J. Macrides: Ephraim. In: The Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford University Press, 1991, ISBN 9780195187922.
  5. Herbert Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner; Band 1 Philosophie, Rhetorik, Epistolographie, Geschichtsschreibung, Geographie. In: Handbuch der Altertumswissenschaft. Beck, München 1978, ISBN 3-406-01427-5, S. 478–480, S. 480.
  6. Raimondo Tocci: Zu der Konstantinos Akropolites zugeschriebenen Chronik. In: Albrecht Berger u. a. (Hrsg.): Koinotaton Doron: Das späte Byzanz zwischen Machtlosigkeit und kultureller Blüte (1204–1461). 2016, ISBN 9783110469851, S. 197.