Erdölraffinerie Mannheim

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Die Erdölraffinerie Mannheim GmbH war eine Kraftstoffraffinerie der BASF-Tochter Wintershall in der Stadt Mannheim, Baden-Württemberg. Sie wurde 1961 gegründet und nahm ihren Betrieb 1964 auf. Ihre Lage auf der Friesenheimer Insel am Rhein gegenüber dem BASF-Hauptwerk Ludwigshafen begünstigte vor allem die Anlieferung der Rohstoffe als auch den Verbrauch vor Ort. Aufgrund der Raffinerieüberkapazitäten in den 1980er Jahren und schlechter Margen sowie hoher Verluste wurde sie 1988 stillgelegt. Problematisch war zuletzt auch die Auslegung der Raffinerie auf schweres Heizöl, welches nur schwierig zu verkaufen war.

Geschichte der Raffinerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wintershall Holding GmbH mit 60 % Geschäftsanteil als Hauptbesitzer und die Marathon International Oil aus Findlay, Ohio mit 40 % Geschäftsanteil errichteten mit einem Kapitalaufwand von 230 Mill. DM[1] die Raffinerie, um neben den Kraftstoffen auch das BASF-Werk Ludwigshafen auf der anderen Rheinseite mit petrochemischen Vorprodukten zu versorgen[2]. Neben der Raffinerie besaß Wintershall noch die Raffinerie in Lingen und die mittlerweile zur Schmierstoffraffinerie weiterentwickelte Raffinerie Salzbergen. Geplant wurde das Werk mit einer Jahresleistung von 2,5 Millionen Tonnen[3], die in den folgenden Jahren immer weiter erhöht wurde. Intensiv setzte sich der Politiker Ludwig Ratzel für den Bau der Raffinerie an diesem Standort ein.

Die Versorgung mit Rohöl konnte sowohl mit Schiff und Eisenbahn als auch mit den Rohöl-Pipelines Südeuropäische Pipeline (SEPL) und Transalpine Ölleitung (TAL) geschehen.[4]

Die Destillationskapazität betrug 1968 3,6 Millionen Tonnen[5]. Bis 1980 stieg sie auf 6,0 Millionen Tonnen pro Jahr an.[6]

Noch von 1987 an lieferte das Werk kurzzeitig bis zur Schließung Feedstock für die Schwesterraffinerie in Salzbergen. Zuvor war dieses durch die Erdöl-Raffinerie Emsland erfolgt, wurde jedoch aufgrund von Wettbewerbsgründen nach Mannheim verlagert. 1985 waren ungefähr 600 Beschäftigte in der Raffinerie tätig[7]. Als entscheidender Nachteil der Raffinerie erwies sich das völlige Fehlen von Konversionsanlagen, wie sie zum Beispiel die Schwesterraffinerie in Lingen besitzt. Dieses führte zur Wettbewerbsnachteilen zu den Nachbarraffinerien wie Karlsruhe.

Heute wird das Gelände von der BASF genutzt.[8][9]

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfall in Prozent bei 100 % Rohöleinsatz[10]

  • 16,2 % Flüssiggas/Chemiebenzin
  • 10,2 % Düsentreibstoff/Vergasertreibstoff
  • 34,3 % Leichtes Heizöl/Diesel
  • 6,7 % Sonstige Produkte
  • 27,5 % Schweres Heizöl
  • 5,1 % Eigenverbrauch

Die sehr hohe Produktion von schwerem Heizöl schränkte die Wettbewerbsfähigkeit der Raffinerie später stark ein und führte zum Schluss zur Stilllegung.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Weßling: Unser Ölwerk. Erdölraffinerie Emsland. Menschen, Technik und Geschichten in 50 Jahren. Hrsg. von der Deutschen BP Aktiengesellschaft, Erdöl-Raffinerie Emsland, Lingen. Burgtor-Verlag, Lingen 2003, ISBN 3-921-663-25-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Walther Weber: Mit zwei Beinen fest im Geschäft. In: zeit.de. 21. Juni 1963, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  2. Tauschen oder nicht? In: zeit.de. 15. November 1968, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  3. Wintershall steht nun auf drei Beinen. In: zeit.de. 19. Juni 1964, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  4. Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 5: Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1918, Übersichten und Materialien, Gesamtregister. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-91371-2, S. 293 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. C.H.Beck: Faktor Öl. C.H.Beck, 2003, ISBN 978-3-406-50276-7, S. 361. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 5: Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1918, Übersichten und Materialien, Gesamtregister. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-91371-2, S. 293 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Shell verkauft Raffinerie. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1985 (online).
  8. achristo.homepage.t-online.de
  9. www.rheinpfalz.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.rheinpfalz.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Georg Weßling: Unser Ölwerk. Erdölraffinerie Emsland. Menschen, Technik und Geschichten in 50 Jahren. S. 81 Schautafel Raffinerievergleich

Koordinaten: 49° 31′ 29″ N, 8° 26′ 40″ O