Erdem Gül

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Erdem Gül und Can Dündar 2016

Erdem Gül (* 1967 in Giresun) ist ein Journalist und Politiker aus der Türkei.[1] Er war Hauptangeklagter im Cumhuriyet-Prozess.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gül studierte an der Gazi-Universität Journalismus und begann 1992 seine berufliche Laufbahn bei der türkischen Nachrichtenagentur Anka. Seit 2010 war er Parlamentsreporter der Zeitung Cumhuriyet und seit 2013 Hauptstadtbüroleiter in Ankara. Gül ist verheiratet und Vater zweier Kinder. 2016 wurde er, zusammen mit Can Dündar, mit dem Hermann-Kesten-Preis ausgezeichnet.

Cumhuriyet-Prozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gül und Can Dündar, der Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, hatten im Frühling 2015 einen gemeinsam verfassten Bericht mit Fotos von angeblichen Waffenlieferungen der Türkei an Extremisten in Syrien im Jahr 2014 veröffentlicht.[2] Im November 2015 wurden Gül und Dündar festgenommen. Ihnen wurde Spionage, Preisgabe von Staatsgeheimnissen, die Vorbereitung eines Staatsstreichs und die Beihilfe zur Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Recep Tayyip Erdoğan und der türkische Nachrichtendienst waren Nebenkläger. Ende Februar 2016 ordnete das Verfassungsgericht das Ende der Untersuchungshaft an.[3] In der Begründung erklärte das Gericht, die persönliche Freiheit und Sicherheit der Journalisten sowie die Pressefreiheit seien verletzt worden.

Präsident Erdoğan reagierte auf die Entscheidung des türkischen Verfassungsgerichts, indem er sagte, er würde den Richterspruch weder anerkennen noch befolgen.[4]

Im Mai 2016 befand ein Gericht Gül und Dündar für schuldig, geheime Dokumente veröffentlicht zu haben und am 6. Mai 2016 wurden beide verurteilt.[4] Gül erhielt fünf Jahre Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.[5] Am 16. Juli 2018 wurde Gül schließlich freigesprochen, Dündar jedoch nicht.[6]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gül trat bei den Kommunalwahlen 2019 als CHP-Kandidat für das Amt des Bürgermeisters von Adalar an und gewann mit knapp 44 %.[7]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. April 2016 erhielt er gemeinsam mit Can Dündar den Metin-Göktepe-Journalismuspreis.[8] Am 7. Oktober 2016 erhielt Gül gemeinsam mit Can Dündar den Leipziger Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erdem Gül kimdir - Biyografi.net.tr. In: biyografi.net.tr. Abgerufen am 14. Dezember 2019 (türkisch).
  2. Führende Journalisten in der Türkei verhaftet - Politik - SZ.de. In: sueddeutsche.de. 26. November 2015, abgerufen am 14. Dezember 2019.
  3. Can Dündar und Erdem Gül: Prozess gegen türkische Journalisten beginnt - SPIEGEL ONLINE. In: spiegel.de. 25. März 2016, abgerufen am 14. Dezember 2019.
  4. a b Erdem Gül, Türkei. In: pen-deutschland.de. Abgerufen am 14. Dezember 2019.
  5. Karen Krüger: Can Dündar-Urteil ist Exempel für Erdogans Pressefreiheit-Angriff. In: faz.net. 10. Mai 2016, abgerufen am 14. Dezember 2019.
  6. Erdem Gül: Freispruch für prominenten Cumhuriyet-Journalisten. In: zeit.de. 16. Juli 2018, abgerufen am 14. Dezember 2019.
  7. 2019 Yerel Seçim Sonuçları NTV'de. Abgerufen am 22. September 2019 (türkisch).
  8. Metin Göktepe ödülleri sahiplerine verildi, Evrensel, 10. April 2016.
  9. Medienstiftung der Sparkasse Leipzig » Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien: Preisträger 2016 «  Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. In: www.leipziger-medienstiftung.de. Archiviert vom Original am 9. November 2016; abgerufen am 9. November 2016.