Ernst Reden

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Ernst Reden (* 10. Juni 1914 in Köln; † 5. August 1942 an der Ostfront in Konotop) war ein Lyriker mit weitreichenden Verbindungen in der bündischen oppositionellen Szene der Jahre 1935 bis 1942. Er stand in enger Verbindung zu den Geschwistern Scholl (Weiße Rose).

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reden stammte aus einer Kölner Industriellenfamilie.[1] Er war das älteste von 3 Kindern des Süßwarenfabrikanten Otto Reden und seiner Frau Luise Reden, geb. Riester.[2] Als Jugendlicher gründete er die Jungenschaft Ortnit, die ausgerichtet war nach den Prinzipien der Deutschen Jungenschaft vom 1. November 1929 (d.j.1.11), der von Eberhard Koebel gegründeten Gruppierung der bündischen Jugend. Nach der von Baldur von Schirach durchgesetzten Überführung der bündischen Gruppierungen in die Hitlerjugend (HJ) wurde er dort und im Deutschen Jungvolk als Fähnleinführer aktiv und leitend tätig.[3] Nach dem Abitur 1934 wurde er am 11. November an der Universität zu Köln für das Studienfach Philosophie/Philologie immatrikuliert. 1935 meldete er sich zum Wehrdienst, den er in Ulm ableistete, durchaus in der Absicht, die Offizierslaufbahn einzuschlagen. In Ulm suchte er auf Vermittlung seines Kölner Freundes Gothmann den Kontakt zu Hans Scholl. Nach dem Wehrdienst arbeitete er im elterlichen Familienbetrieb, und er schrieb Gedichte. Über ihren Bruder lernte er seine spätere Verlobte Inge Scholl kennen. Ende 1939 schied er nach einem Streit aus dem Familienbetrieb aus und wurde in die Wehrmacht eingezogen. Nach einer schweren Verletzung starb er 1942.[1] Reden war als Schriftsteller Mitglied der Reichsschrifttumskammer.[4]

Kontakte mit den Geschwistern Scholl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im November 1935 lernte Reden Hans Scholl kennen, dem er die Ideen der Deutschen Jungenschaft vom 1. November 1929 (dj.1.11) näher brachte.[5] Reden stand wegen seiner bündischen Aktivitäten früh unter Beobachtung der Gestapo. Schon ab September 1936 wurden seine Briefe von der Gestapo kontrolliert.[6] Er leistete zu dieser Zeit seinen Wehrdienst in Ulm ab.[6] Im Herbst 1937 wurde er verhaftet, und im Juni 1938 standen er und Hans Scholl vor dem Stuttgarter Sondergericht wegen „bündischer Umtriebe“.[7] Reden wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, auch wegen Verstößen gegen § 175; Reden war homosexuell.[6][7] Er kam für mehrere Monate in das KZ Welzheim, obwohl er die Strafe schon mit der Untersuchungshaft verbüßt hatte.[8] Scholl kam aufgrund von Bemühungen seiner Eltern schon nach 17 Tagen wieder frei.[9]

Reden starb als Oberfeldwebel[10] an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg. Sein Kriegstod war einer der Gründe, die Sophie Scholl zum aktiveren Widerstand veranlasste.[11]

Nachlass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Briefe an Magdalene Scholl und Otl Aicher, die Briefe von Inge Scholl an ihn, sowie weitere Materialien von Reden sind im Nachlass von Inge Scholl beim Institut für Zeitgeschichte hinterlegt.[12]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vom jungen Leben, 1935
  • Brief an den Soldaten Johannes, 1938

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Reulecke, Fritz Schmidt: Ernst Reden. Freund der Familie Scholl, Zweifler und Suchender. In: Zwischen Kohtenkreuz und Hakenkreuz (Schriftenreihe des Mindener Kreises), Spurbuchverlag, Baunach, ISBN 978-3-88778-553-6, Seite 28–47.
  • Jörg Hannes Kuhn: Im Schatten der Rose. Ernst Reden – Schöngeist, Lyriker, Schriftsteller. Ein kurzes jungenschaftliches Leben. Hrsg: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Band 5, Metropol Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-86331-570-2.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Christine Hikel: Sophies Schwester Inge Scholl und die Weiße Rose; Oldenbourg Verlag München, 2013, ISBN 978-3-486-71718-1, Seite 23–25 [1]
  2. Jörg Hannes Kuhn: Im Schatten der Rose. Hrsg.: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln. Band 5. Metropol Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-86331-570-2, S. 29.
  3. Robert M. Zoske: Flamme sein!: Hans Scholl und die Weiße Rose Zweites Kapitel Jugendbundzeit, 1933–1937 (pp. 28-76) jstor.org
  4. Herbert Ammon: Die geschichtliche Tragik der »Weißen Rose« und die politische Moral der Nachgeborenen. In: GlobKult Magazin. Abgerufen am 4. Mai 2021.
  5. Jürgen Reulecke: Die Jungenschaft seit Ende der 1920er Jahre uni-heidelberg.de
  6. a b c Fritz Schmidt: Rezension zu: R. Zoske: Hans Scholl und die Weiße Rose. In: H-Soz-Kult. Abgerufen am 4. Mai 2021.
  7. a b Herbert Ammon: Wie gut ist die Biographie über Sophie Scholl eigentlich? In: The European. 28. Februar 2021, abgerufen am 4. Mai 2021.
  8. Herbert Ammon: Hans Scholl und die Weiße Rose. In: The European. 27. Juli 2019, abgerufen am 4. Mai 2021.
  9. Stefan Hartmann: Rezension zu: Flamme sein! Hans Scholl und die Weisse Rose. In: feinschwarz.net. 25. April 2018, abgerufen am 4. Mai 2021.
  10. Kirsten Schulz: Auszüge aus den Verhörprotokollen von Hans Scholl. In: Bundeszentrale für politische Bildung. 20. April 2005, archiviert vom Original am 18. Juni 2021; abgerufen am 26. August 2022.
  11. Stefanie Schmidt: Biografie: Nicht zur Heldin geboren. In: Kölner Stadtanzeiger. 8. Februar 2010, abgerufen am 4. Mai 2021.
  12. Nachlass Inge Aicher-Scholl. In: Archiv Institut für Zeitgeschichte. Abgerufen am 4. Mai 2021.