Erziehungsfalle

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Als eine Erziehungsfalle bezeichnet man eine scheinbar positive Erziehung, die aber negative Auswirkungen auf den zu Erziehenden und/oder das Verhältnis zwischen Erzieher und zu Erziehendem hat und deswegen umgangen werden sollte.

Bekannte Erziehungsfallen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beispiele für Erziehungsfallen sind[1]:

  • Unbeabsichtigte Belohnung („Belohnungsfalle“): Eine Ablenkung der Aufmerksamkeit eines Kindes durch zum Beispiel Süßigkeiten oder ein Spielzeug (bei älteren Kindern auch andere Formen der Aufmerksamkeit) von seinem Fehlverhalten kann das Kind zwar beruhigen, aber von ihm als Belohnung empfunden werden und nachfolgend als Mittel für Zuwendung und Erhaltung dieser Belohnung missbraucht werden. Ignorieren kann daher eine Strategie gegen diesen Prozess sein.[2]
  • Nachgeben: Bei Geschrei und Gequengel nachzugeben erzeugt zwar im ersten Moment Ruhe, doch lernt das Kind, dass es diese Strategie häufiger einsetzen kann.[3]
  • Überbehütung und Angst vor Gefahr: Das Kind soll vor Gefahren geschützt werden, verpasst dadurch aber Entwicklungsaufgaben und Autonomieerfahrungen, die für das spätere Leben wichtig sind, und es kann Ängste und ein verstärktes Urmisstrauen entwickeln.[4][5]
  • Verwöhnende Erziehung: Kindern soll es dadurch besser gehen, dass ihnen Aufgaben abgenommen werden, was oft aus Bequemlichkeit und Zeitdruck der Eltern resultiert. Dadurch wird den Kindern nicht gezeigt, wie Dinge zu lösen sind, sondern sie lernen, dass sie für einen gemacht werden und verpassen dadurch wichtige Entwicklungsaufgaben und Lernprozesse und verlieren an Selbstvertrauen. Auch die Überhäufung mit übertriebenen Geschenken soll das Kind zwar glücklich machen, erzeugt langfristig aber eine zu hohe Erwartungshaltung, der nicht standgehalten werden kann.[6]
  • Übersehen von erwünschtem Verhalten/ Egalität: Erwünschtes Verhalten wird erwartet und daher übersehen und nicht wertgeschätzt.
  • Falsche Anweisungen: Falsche Anweisungen können das Kind überfordern und irritieren. So sorgen zu viele Anweisungen für Resignation oder Rebellion bei dem Kind. Daher sollten nicht zu viele Anweisungen auf einmal gegeben werden. Zu wenige Anweisungen lassen das Kind jedoch im Unklaren darüber, was es zu tun hat und sorgen für Missverständnisse. Zu schwierige und ungenaue Anweisungen können ebenfalls nicht gut verstanden werden und Überforderung hervorrufen. Daher ist es wichtig, den individuellen Entwicklungsstand des Kindes zu berücksichtigen und die Anweisungen klar zu definieren. Auch die richtige Zeit und der Ort ist entscheidend. So werden beim Spielen zum Beispiel mehr Anweisungen ignoriert als bei einem direkten Gespräch.[7][8]
  • Drohungen: Drohungen bringen zwar für den ersten Moment das Kind dazu, zu tun, was man will, verlieren aber mit der Zeit ihren Reiz, da begriffen wird, dass es dabei bleibt oder sie unrealistisch sind. Ebenfalls wirken sie sich negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung aus.[9]
  • Falsche Ziele: Das Kind soll lernen, sich an die Vorschriften der Eltern zu halten, um als brav zu gelten, lernt dies aber nur, um bei seinen Eltern gut anzukommen, ohne diese als eigene Ziele oder Pflichten zu verfolgen.[10]
  • Vernachlässigung und laissez faire: Das Kind ist sich selbst überlassen, kann daher nicht richtig lernen und verspürt Mangel an Nähe und Sicherheit. Der Zuspruch nach Freiheit und Autonomie ist hier noch nicht in vollen Zügen angebracht.
  • Ständige Bestrafung: Ständige Bestrafung führt zu Frust, Hass, Ablehnung oder Angst. Das Ziel des Kindes besteht darin, nicht bestraft zu werden, aber nicht unbedingt in der Sache selbst.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Silke Pfersdorf: Erziehungsfalle Angst: Warum Eltern ihren Kindern die Freiheit zurückgeben müssen, Diana Verlag, 2009, ISBN 3-453-28506-9
  • Thomas Rupf: Ich muss meinem Kind alles zehnmal sagen!: Erziehungsratgeber für Eltern; die Erziehungsfalle: wenn aus gesunden Machtkämpfen eine Interaktionsstörung wird, Stangl, 2003
  • Gerhard Spitzer: Das Neue Entspannt Erziehen: Und wie man mit seinen Aufgaben wächst, Carl Ueberreuter Verlag, 2015, ISBN 9783800079292

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tappen Sie nicht in diese 7 Erziehungsfallen - Elternwissen.com. Abgerufen am 25. September 2018.
  2. Westfälische Nachrichten: Konsequent und wertschätzend. In: Westfälische Nachrichten. (wn.de [abgerufen am 25. September 2018]).
  3. Gerhard Spitzer: Das Neue Entspannt Erziehen: Und wie man mit seinen Aufgaben wächst. Carl Ueberreuter Verlag GmbH, 2015, ISBN 978-3-8000-7929-2 (google.de [abgerufen am 25. September 2018]).
  4. Silke Pfersdorf: Erziehungsfalle Angst: Warum Eltern ihren Kindern die Freiheit zurückgeben müssen. Diana Verlag, 2009, ISBN 978-3-641-01615-9 (google.de [abgerufen am 25. September 2018]).
  5. Erziehungsfalle Angst. (PDF) Abgerufen am 25. September 2018.
  6. Barbara Laufer: Erziehungsfalle Verwöhnung: „Kindern wird heute zu viel abgenommen“. In: DIE WELT. 28. Juli 2010 (welt.de [abgerufen am 25. September 2018]).
  7. Raus aus der Erziehungsfalle. In: HuffPost Deutschland. 24. November 2014 (huffingtonpost.de [abgerufen am 25. September 2018]).
  8. Thomas Rupf: Ich muss meinem Kind alles zehnmal sagen!: Erziehungsratgeber für Eltern ; die Erziehungsfalle: wenn aus gesunden Machtkämpfen eine Interaktionsstörung wird. Stangl, 2003, ISBN 978-3-934969-50-6 (google.de [abgerufen am 25. September 2018]).
  9. Erziehungsfalle Nr. 7 – Drohungen › Elternplanet - Erziehung mit Fantasie und Humor. (elternplanet.ch [abgerufen am 25. September 2018]).
  10. Martin Wehrle: Sei einzig, nicht artig!: So sagen Sie nie mehr ja, wenn Sie nein sagen wollen -. Mosaik Verlag, 2015, ISBN 978-3-641-15459-2 (google.de [abgerufen am 25. September 2018]).