Etchells (Bootsklasse)

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Klassenzeichen
Bootsmaße
Länge üA: 9,30 m
Länge WL: 6,71 m
Breite üA: 2,13 m
Tiefgang: 1,37 m
Masthöhe: 10,60 m
Gewicht (segelfertig): 1508 kg
Gewicht (Ballast, Kiel): 987 kg
Segelfläche
Segelfläche am Wind: 27,62 m²
Großsegel: 17,36 m²
Fock: 10,26 m²
Spinnaker: 37,0 m²
Sonstiges
Takelungsart: Slup
Yardstickzahl: 97
Klasse: International

Etchells ist der Name einer offenen 3-Mann-Segelbootsklasse, die 1974 von der damaligen International Sailing Federation (ISAF) als Internationale Kielbootklasse und Einheitsklasse anerkannt wurde.

Die Etchells wurde 1966 von dem US-amerikanischen Yachtkonstrukteur Skip Etchells aus Greenwich (Connecticut) entworfen. Die Bootsklasse war bis 1990 bekannt unter dem Namen „Etchells 22“ oder „E22“, wobei sich die 22 auf die Wasserlinienlänge (LWL) von 22 Fuß bezog. Die Etchells-Bootsklasse wurde schnell bei den Seglern sehr populär und die internationale Klassenvereinigung ist weltweit organisiert in über 50 Flotten.

Geschichte der Etchells[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1965 trat die Yachtpublikation „Yachting Magazin“ bei der Suche nach einem neuen 3-Mann-Kielboot für die olympischen Segelwettbewerbe als Sponsor für einen Designwettbewerb auf, basierend auf den Vorgaben der International Yacht Racing Union (IYRU – heute: World Sailing). Skip Etchells hatte den Designwettbewerb mit Interesse verfolgt, aber erst als reale Wettfahrten im Herbst 1966 auf der Ostsee vor Kiel angesetzt waren, entschloss er sich eine Yacht zu entwerfen und mit einem Prototyp namens Shillalah in Kiel anzutreten, gesegelt von ihm selbst. An dem Wettbewerb nahmen verschiedene Bootsklassen wie Soling, Conqueror, Thrice, Ander und Kobold teil. Von den zehn gesegelten Wettfahrten gewann Shillalah acht.[1]

Etchells hoch am Wind

Weil man sich nicht auf einen Sieger einigen konnte, entschied die Jury, eine neue Sichtungsregatta im Jahr 1967 vor Travemünde zu veranstalten und dazu die 5,5-Meter-Klasse und die Drachen mit einzuladen. Skip Etchells baute nach seinem Holzboot Shillalah eine Yacht aus Kunststoff. Von den 13 durchgeführten Wettfahrten gewann Shillalah II zehn Wettfahrten. Einen elften Sieg verpasste Skip Etchells nur um eine Sekunde Differenz und wurde so zum unangefochtenen Gesamtsieger der Auswahlregatta. Die Entscheidung für die Soling als 3-Mann-Kielboot der olympischen Segelwettbewerbe blieb nach den Regattaergebnissen unerklärlich. Ein möglicher Grund lag im relativ hohen Preis von Etchells Konstruktion mit 6800 US-Dollar. Das Fazit der Sichtungsregatta war die enorme Überlegenheit der Mehrheit der neuen Konstruktionen gegenüber den etablierten Kielbootklassen. Die brandneue 5,5-Meter-Klasse wurde deutlich von Etchells Design geschlagen und die Drachen wurden deutlich Letzte in der Punktwertung.

Nach der Rückkehr der Shillalah II in die USA im Jahr 1967 überzeugten die Segler George Cane, James Fulton und David Larr, die auf dem Long Island Sound segelten, weitere Segler davon bei Skip Etchells Werft, der „Old Greenwich Boat Company“ in Old Greenwich (Connecticut), insgesamt 21 Boote zur Lieferung im Sommer 1968 zu bestellen. Die Bootswerft hatte sich seit den 1950er Jahren einen Ruf für den Bau besonders schneller Starboote erworben.

Es formierte sich eine Klassenvereinigung und das neue Kielboot wurde „E22“ nach der Wasserlinienlänge von 22 Fuß getauft. Man verabredete strikte Einheitsklassen-Vorschriften und verabredet einen Regattakalender für 1968. Bis 1969 baute die Werft insgesamt 36 Boote. Später produzierte die Firma „Tillotson-Pearson“ Rümpfe für Etchells.

1972 erhielt die „E22“ den internationalen Status von der IYRU und wurde mit den Klassenvorschriften, Messvorschriften und Einheitsklassen-Vorgaben am 1. Juli 1974 als Internationale Klasse anerkannt.

Im Jahr 1990 änderte die Klasse offiziell ihren Namen in „International Etchells“ und „International Etchells Class Association“. Damit war eine Änderung des Segelzeichens verbunden. Das neue Logo wurde 1996 bestätigt.[2]

Heute wird das offene 3-Mann-Kielboot mit mehr als 1.200 Einheiten in über 50 Ländern gesegelt. Große Flotten starten in den USA, Großbritannien, Neuseeland und Australien – aus diesen Ländern kommen bis auf wenige Ausnahmen auch die Weltmeister. Zurzeit ist besonders die australische Flotte aktiv.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Die Etchells ist der beste Beweis dafür, dass Funktionäre eben doch keine Ahnung von Segelbooten haben!“

Russell Coutts über die Entscheidung der IYRU für die Soling und gegen die Etchells

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Etchells ist ein sehr schnelles, offenes Kielboot, das als steif (aufrecht) segelndes slup-getakeltes Boot sehr gut auf Regatten mit einer Mannschaft von drei bis vier Mann sicher beherrscht werden kann. Die Yacht kreuzt in einem Winkel von 70 Grad gegen den Wind und reagiert sehr feinfühlig auf Trimmveränderungen an Takelage und Segeln.

Sie hat eine schnittige Rumpfform mit einer geringen benetzten Oberfläche, was ihr sehr gute Leichtwindeigenschaften verleiht. Bei stärkeren Winden gleitet sie sehr schnell. Die Segelgarderobe besteht aus Großsegel, Fock und Spinnaker. Die Etchells-Yachten sind leicht auf einem Bootsanhänger zwischen den Regatten zu transportieren.

Die strikten Einheitsklassenvorschriften werden von einer gut organisierten Klassenvereinigung überwacht. Der hohe Baustandard und die unbedingte Gleichheit der Boote werden genauestens kontrolliert. Die Klassenvereinigung lizenziert gemeinsam mit der International Sailing Federation nur drei Bootbauer weltweit:[3]

  • Ontario Yachts in Burlington, in Ontario, Kanada: baut Etchells seit 1975
  • Pacesetter Etchells P/L in New South Wales, Australien: lizenziert seit 1996
  • David Heritage Racing Yachts, in Cowes, Isle of Wight, England: lizenziert seit 2005

Regatten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die sehr guten Segeleigenschaften der Etchells ziehen viele prominente Regattasegler an, wie zum Beispiel:

Weltmeisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr und Ort Gold Silber Bronze
1975 Marblehead Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Randy Bartholomew
1976 Newport Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dave Curtis
Bob Danforth
1977 Newport Australien Australien
Frank Tolhurst
1978 Balboa Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dave Curtis
1979 Toronto Australien Australien
John Savage
1980 Brighton Australien Australien
Peter O’Donnell
1981 Marblehead Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dave Curtis
1982 San Francisco Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dave Curtis
1983 Rye Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dave Curtis
1984 Sydney Australien Australien
Iain Murray
1985 Balboa Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dave Curtis
1986 Toronto Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Bruce Burton
1987 Marblehead Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Bruce Burton
1988 Newport Australien Australien
John Savage
1989 San Diego Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Larry Klein
1990 Fremantle Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Chris Law
1991 San Francisco Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dennis Conner
1992 Larchmont Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dave Curtis
1993 Brisbane Australien Australien
Colin Beashel
1994 Balboa Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Dennis Conner
1995 Brighton Australien Australien
Colin Beashel
1996 Cowes Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Adam Gosling
1997 Hongkong Danemark Dänemark
Poul Høj Jensen
1998 Marblehead Kanada Kanada
Dirk Kneulman
1999 Pittwater Australien Australien
Cameron Miles
2000 San Diego Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Vince Brun
2001 Lymington Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Stuart Childerley
Simon Russel
Nick Pearson
Australien Australien
Cameron Miles
Phil Smidmore
James Mayjor
2002 Gulf Harbour Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Stuart Childerley
Simon Russel
Roger Marino
Australien Australien
Mark Bradford
Mike O’Brien
Gary Adshead
Australien Australien
Cameron Miles
Phil Smidmore
James Mayjor
2003 Greenwich Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Ken Read
Scott Norris
Karl Anderson
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Jud Smith
Henry Frazer
Andrew Wills
Australien Australien
Cameron Miles
Phil Smidmore
James Mayjor
2004 Mooloolaba Australien Australien
Peter McNeill
Paul Turner
Greg Torpy
Australien Australien
Cameron Miles
Chris Links
David Sampson
Australien Australien
Glenn Collings
Steve Young
Jake Gunther
2005 Richmond Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Tito Gonzales
Bill Mauk
Jeff Linton
Diego Gonzales
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Samuel Kahn
Brian Lee
Jeff Madngali
Adrian Finglas
Australien Australien
Iain Murray
George Szabo
Andrew Palfrey
 
2006 Fremantle Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Jud Smith
Dirk Kneulman
Andrew Wills
Thomas Saunders
Neuseeland Neuseeland
Alastair Gair
David Ridley
Carl Peters
Derek Scott
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Ante Razmilovic
Jez Fanstone
Stuart Flinn
 
2007 Cowes Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Andy Beadsworth
Oscar Strugstad
Simon Fry
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Jud Smith
David McClintock
Steve Girling
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Ante Razmilovic
Jez Fanstone
Stuart Flinn
2008 Chicago Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Bill Hardesty
Erik Shampain
Steve Hunt
Jennifer Wilson
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Chris Busch
Chad Hough
Chuck Sinks
Peter Burton
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Judson Smith
Henry Frazer
James Porter
 
2009 Melbourne[4] Australien Australien
Jason Muir
Matthew Chew
Paul Wyatt
Bucky Smith
Australien Australien
Damien King
Simon Cunnington
James Ware
Andrew Butler
Australien Australien
John Bertrand
Andrew Palfrey
Ben Ainslie
Chris Busch

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fitte alte Dame, Historie: “Etchells” verlor 1966 das Olympia-Duell gegen die Soling und lebt immer noch. In: SegelReporter. 19. März 2013, abgerufen am 1. April 2020.
  2. A Brief History of the Etchells Class (englisch) Abgerufen am 10. März 2009
  3. ISAF licensed builders (englisch) Abgerufen am 10. März 2009
  4. Audi Etchells Worlds 2009: Results (Memento vom 22. März 2009 im Internet Archive) (englisch)