Eukarius Binder

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Eukarius Binder, auch Eucharius Binder, Carius Binder oder Eucharius Kellermann[1] genannt (* 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in Coburg?; † 27. Oktober 1527 in Salzburg), war ein Evangelist und Märtyrer der Täuferbewegung.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jan Luyken: Verbrennung Salzburger Täufer im Jahr 1528

Eukarius Binder stammte aus Coburg. Über seine Herkunft und Jugend existieren bislang keine näheren Angaben. Bekannt ist nur, dass er als Tischler[2] seinen Lebensunterhalt verdiente und mit Ursula Nespitzer verheiratet war. Ursula Nespitzer war die Schwägerin des Augsburger Täuferführers Georg Nespitzer und des Täufers Thoma Paur.[3]

Binder fand Kontakt zur thüringischen Täuferbewegung und wurde 1526 gemeinsam mit seiner Frau in einem Dorf in der Nähe von Coburg durch den bekannten Täuferführer Hans Hut getauft.[4] Er gilt als einer der ersten Anhänger Hans Huts.[5] Im Anschluss an seine Taufe begleitete er Hans Hut auf dessen Missionsreisen und gelangte mit ihm unter anderem nach Königsberg in Franken. Dort lebte Wolf Schreiner, ein Schwager Binders. In einer späteren unter Folter gemachten Aussage berichtete er, dass Eucharius mit drei weiteren Männern, darunter Johannes von Bibra [gemeint ist Hans Hut], gekommen seien und ihn nach einer Predigt getauft hätten und dass bald darauf alle anderen Anwesenden aus Königsberg und Umgebung seinem Beispiel gefolgt seien.[4]

Von Königsberg aus wandte sich Binder nach Nürnberg und kurze Zeit später nach Augsburg. Hier war er im Februar 1527 Zeuge der Taufe Eitelhans Langenmantels.[6] Vom 20. bis 24. August 1527 fand in Augsburg die sogenannte Märtyrersynode statt, an der auch Eukarius Binder als Mitglied der „Hut'schen Fraktion“ teilnahm.[7] Am Ende der Synode stand die Aussendung von Missionaren, bei der täuferische Sendboten in genau umrissene Missionsregionen entsandt wurden. Binder erhielt gemeinsam mit Joachim Mertz den Auftrag, im Salzburger Land zu evangelisieren.[8]

Sein Auftritt in Salzburg kann nicht von langer Dauer gewesen sein. Bereits im Oktober 1527 wurde er mit 37 anderen Täufern, unter ihnen auch der Salzburger Täuferprediger Hieronymus von Mondsee, verhaftet.[9] Nach einigen Verhandlungen, bei denen Binder seine Glaubensansichten verteidigte, wurden die Gefangenen zum Tode verurteilt. Am 27. Oktober 1527 zündete man das Haus, in dem die Täufer inhaftiert waren, an. Binder und seine Glaubensgenossen verbrannten bei lebendigem Leibe. Johannes von Eck informierte in einem vom 26. November 1527 datierten Brief den Herzog Georg von Sachsen über die Salzburger Vorkommnisse.[4]

Eukarius Binders Ehefrau Ursula war nach ihrer Verhaftung nach Augsburg gezogen.[10] Sie wohnte dort bei ihrem Schwager Thoma Paur, einem Tagelöhner, und wohl auch kurzzeitig in Laugingen. Am 12. April 1528 besuchte sie einen täuferischen Ostergottesdienst in Augsburg, in dessen Verlauf alle Teilnehmer verhaftet und gefangen gesetzt wurden.[11]

Taufsukzession[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Linie der Taufsukzession geht bei Eukarius Binder (? 1526) über Hans Hut (Pfingsten 1526) auf Hans Denck zurück. Eine Taufe Dencks durch Balthasar Hubmaier (Ostern 1525) gilt inzwischen als unsicher, die weitere Taufsukzession lässt sich darum nicht bestimmen. Die in Klammern gesetzten Daten bezeichnen das jeweilige Taufdatum. Belege dazu finden sich in den Biographieartikeln der erwähnten Personen.

Werke (in Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wir danken Gott von Herzen – ein Kirchenlied mit 11 Strophen, das zunächst als Flugblatt verteilt wurde und sich später in zwei hutterischen Gesangbüchern fand.[12] Auch im Ausbund ist unter der Nr. 35 dieses Lied vorhanden, wird dort jedoch irrtümlich Jörg Steinmetz zugerechnet.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Rischar: Der Missionar Eucharius Binder und sein Mitarbeiter Joachim März. In: Mennonitische Geschichtsblätter 25/1968, S. 18–26.
  • G. Berbig: Die Wiedertäufer im Amt Königsberg. In: Deutsche Zeitschrift für Kirchenrecht 13/1903, S. 315.
  • Christian Hege, Christian Neff: Mennonitisches Lexikon. Band 4, Frankfurt und Weierhof, 1913–1967, S. 222.
  • Christian Meyer: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg. I/1874.
  • Alexander Nicoladoni: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525–1531. Berlin 1893.
  • Friedrich Roth: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg. 28/1901.
  • Johann Karl Seidemann: Thomas Münzer. Dresden und Leipzig 1842.
  • Paul Wappler: Die Täuferbewegung in Thüringen von 1526–1584, Jena 1913.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heinold Fast, Martin Rothkegel (Hrsg.): Das "Kunstbuch" des Jörg Probst Rotenfelder, gen. Maler (Burgerbibliothek Bern, Cod. 464), Gütersloh 2007, ISBN 978-3-579-01646-7, S. 296; Anm. 2
  2. Darauf deutet auch sein weiterer Beiname Eucharius, der Tischler aus Coburg hin; vgl. G. Berbig: Die Wiedertäufer im Amt Königsberg, in Deutsche Zeitschrift für Kirchenrecht, 13/1903, S. 315
  3. Kimberly D. Schmidt, Diane Zimmerman Umble, Steven D. Reschly (Hrsg.): Strangers at home. Amish and Mennonite Women in History. Johns Hopkins Univ. Press, Baltimore 2002, ISBN 0-8018-6786-X, S. 134; Anm. 25.
  4. a b c d Christian Hege: Artikel Binder, Eucharius (d. 1527), in: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia, 1953 (Online); eingesehen am 4. Oktober 2010
  5. John S. Oyer: Lutheran Reformers Against Anabaptists, Den Haag 2001, S. 49
  6. Zur Taufe Langenmantels siehe Friedrich Roth Zur Lebensgeschichte des Eitelhans Langenmantel von Augsburg, in: Zur Geschichte der Wiedertäufer in Oberschwaben, Teil II, S. 2ff. MDZ
  7. Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihre Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zu 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, Pfaffenhofen 1984, ISBN 3-7787-2063-5, S. 41
  8. Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihre Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zu 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, Pfaffenhofen 1984, ISBN 3-7787-2063-5, S. 43f
  9. John S. Oyer, Robert S. Kreider: Märtyrerschicksale. Berichte über Täufer des 16. Jahrhunderts, die für ihren Glauben ihr Leben hingaben, Lage 2002, ISBN 3-933828-84-8, S. 46f
  10. Gottfried Seebaß: Müntzers Erbe. Werk, Leben und Theologie des Hans Hut. Gütersloh 2002 (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte; Band 73), S. 210f.
  11. Vergleiche dazu: Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihre Geschichte und ihr Erbe. Ein Beitrag zu 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, Pfaffenhofen 1984, ISBN 3-7787-2063-5, S. 75f
  12. Karl Goedeke: Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung, 2., ganz neu bearbeitete Auflage, Dresden o. J., S. 241