Evangelische Stiftung Hephata

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Die Evangelische Stiftung Hephata (von aramäisch hephatach, „Öffne dich!“) ist eine Stiftung zugunsten von Menschen mit Behinderung. Sie betreut und begleitet 2.600 Menschen mit Angeboten zum Wohnen, mit Arbeitsangeboten, Bildung und Beratung. Hephata ist im Jahr 2023 in 34 Orten in Nordrhein-Westfalen tätig.[1]

Historie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hephata wurde im Jahr 1859 als erste Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung im ganzen damaligen Königreich Preußen in Rheydt vom Gemeindepfarrer Franz Balke (1822–1889) gegründet. Er wollte die damals als „unbildbar“ angesehenen Kinder und Jugendlichen mit Behinderung unterrichten und ihre Talente fördern. Die Anerkennung als Stiftung erfolgte am 15. August 1861.[2] Bald wurden auch in anderen Teilen Preußens Einrichtungen nach diesem Vorbild eröffnet. Im Jahr 1937 übertrugen die Düsseltaler Anstalten den Benninghof bei Mettmann mit damals 250 Wohnplätzen und 100 Hektar Nutzfläche an Hephata.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden Menschen mit Behinderung vom nationalsozialistischen Regime bedroht. Im Zuge der Euthanasie-Aktion wurden unzählige getötet. Der damalige Leiter der Evangelischen Stiftung Hephata, Hans Helmich, nach dem heute auch eine Förderschule Hephatas benannt ist, konnte nicht verhindern, dass auch Bewohner Hephatas „verlegt“ werden. Er sorgte jedoch dafür, dass 250 Bewohner in ihren Häusern bleiben durften. Von den 549 Menschen mit Behinderung, die aus militärischen Gründen ihre Häuser in Hephata räumen mussten, wurden mindestens 180 vom NS-Regime getötet.

Nach dem Krieg musste das zerbombte Mönchengladbacher Stiftungskerngelände erst wieder aufgebaut werden. 1975 wurde die erste Werkstatt für behinderte Menschen auf dem Kerngelände eröffnet, die 270 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schuf. 1995 begann Hephata mit der Dezentralisierung ihrer Wohnheime und baute und bezog auch in anderen Orten in Nordrhein-Westfalen Häuser. Damit wurde für viele Menschen mit geistiger Behinderung ein Leben in ihrer Heimatstadt möglich.

Philosophie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelische Stiftung Hephata hat ein Leitbild, nach dem sie ihre Arbeit ausrichtet. Einer der Leitsätze ist: „Öffne Dich für das Leben“, was auch im Namen „Hephata“ bereits verankert ist. Hephata (auch: Effata) geht zurück auf ein aramäisches Wort und bedeutet Tue dich auf. Nach (Mk 7,34 LUT) sagte Jesus dieses Wort zu einem Mann, der taub und stumm war, um ihn zu heilen. Der Auftrag der Stiftung gilt zeitlich unbegrenzt. Auch in der Zukunft wird Hephata kontinuierlich für Akzeptanz, Toleranz, Verlässlichkeit, Solidarität, Integration und Inklusion eintreten. Auch die Leitsätze „Jeder Mensch kann einen Beitrag leisten“ sowie „Wir achten den Menschen als Ebenbild Gottes“ werden in der Arbeit Hephatas gelebt. Inklusion ist die Vision der Stiftung. Nicht die Menschen mit Behinderung müssen sich anpassen, sondern die gesamte Gesellschaft muss offener für die Bedürfnisse aller Menschen werden. Generell ist die gesamte Arbeit daran orientiert, Menschen mit Behinderung ein barrierefreies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Deshalb ist auch das ganze Leitbild der Stiftung in leichter Sprache erhältlich.

Aufgabenbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildung und Arbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hephata sorgt dafür, dass auch Menschen mit Behinderung eine gute Grundbildung erhalten und am normalen Arbeitsalltag teilhaben können. Die Stiftung betreibt zwei Förderschulen: die Hans-Helmich-Schule in Mettmann und die Karl-Barthold-Schule in Mönchengladbach. Die Karl-Barthold-Schule ist aufgeteilt in die zwei Förderschwerpunkte emotionale und soziale Entwicklung auf der einen sowie geistige Entwicklung auf der anderen Seite. Die Hans-Helmich-Schule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt der geistigen Entwicklung.

Außerdem gibt es die gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) – ein Integrationsunternehmen. Die BQG ermöglicht Menschen, die aufgrund ihrer anerkannten Schwerbehinderung als schwerstvermittelbar gelten oder auch Menschen, die wegen schwerwiegender persönlicher und sozialer Probleme langzeitarbeitslos sind, eine Berufsausbildung und einen Einstieg oder Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag. Von der BQG wird ein Fahrdienst betrieben, mehrere Secondhandläden, ein Gebäudereinigungsbetrieb, ein großer Gastro-Bereich, ein Garten-Shop sowie der Bereich Handwerk.

Um den Menschen mit Behinderung ein möglich selbständiges Leben zu ermöglichen, wurden 1975 die Hephata Werkstätten eröffnet. Heute arbeiten rund 1900 Personen in den verschiedenen Arbeitsbereichen. Neben der Mechanischen Fertigung, der Holzverarbeitung, der Montage und der Elektromontage gibt es die Druckerei, den Lettershop, die Abteilung Verpackung und Versand, die Datenarchivierung, die Garten-Shops und einen Catering- und Partyservice.

Das Berufskolleg der Evangelischen Stiftung Hephata in Mönchengladbach umfasst eine Fachschule des Sozialwesens mit der Fachrichtung Heilerziehungspflege, eine zweijährige Berufsfachschule im Berufsfeld Sozial- und Gesundheitswesen und das Angebot einer sonderpädagogischen Zusatzqualifikation mit dem anerkannten Abschluss „geprüfte Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung in Werkstätten für behinderte Menschen“.

Wohnen und Betreuung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelische Stiftung Hephata bietet heute Wohnplätze in Wohnhäusern und Wohnungen an über 150 Adressen an, um möglichst vielen jungen und alten Menschen mit Behinderung zu einem Zuhause in vertrauter Umgebung zu verhelfen. Wichtig ist bei der Arbeit Hephatas, dass auch die Menschen mit Behinderung in einer normalen Nachbarschaft, wenn möglich, in einer eigenen Wohnung, leben können. Deswegen bietet Hephata die Möglichkeit der ambulanten Betreuung an, bei der Mitarbeiter die Menschen mit Behinderungen bei Problemen im Alltag unterstützen. Heute beginnt Hephata schon in der Jugendhilfe die Kinder darauf vorzubereiten, später das eigenständige Wohnen bewältigen zu können. Die Hephata-Jugendhilfe macht derzeit (Stand 2009) für über 250 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und ihre Familien differenzierte Angebote im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich. Die Angebote umfassen einen nach Alter und Entwicklungsstand strukturierten stationären Bereich, außerdem heilpädagogische Tagesgruppen, eine integrative Kindertagesstätte, ein Familienzentrum, die ambulanten Hilfen und diverse Projekte.

Juristische Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Stiftung gehören:

  • Evangelische Stiftung Hephata Wohnen gemeinnützige GmbH, 41065 Mönchengladbach
  • Evangelische Stiftung Hephata Werkstätten gemeinnützige GmbH, 41065 Mönchengladbach
  • gemeinnützige Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Hephata mbH, 41065 Mönchengladbach
  • NOAH gemeinnützige GmbH neue Organisation für Arbeit Hephata, 41065 Mönchengladbach

zugehörig sind ferner:

  • Karl-Barthold-Schule
  • Hans-Helmich-Schule
  • Hephata Berufskolleg[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Evangelische Stiftung Hephata. Standorte. In: hephata-mg.de. Evangelische Stiftung Hephata, abgerufen am 13. März 2023.
  2. Evangelische Stiftung Hephata. Stiftungsdetails. In: www.im.nrw. Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 13. März 2023.
  3. Evangelische Stiftung Hephata. Kontakte. In: hephata-mg.de. Evangelische Stiftung Hephata, abgerufen am 13. März 2023.