Félix Bonfils

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Félix Bonfils, Selbstporträt

Paul Félix Bonfils (* 8. März 1831 in Saint-Hippolyte-du-Fort; † 9. April 1885 in Alès) war ein französischer Buchbinder und kommerzieller Fotograf, der im Nahen Osten arbeitete. Sein Unternehmen Maison Bonfils in Beirut bestand während rund 40 Jahren und hatte Niederlassungen in Kairo, Alexandria, Baalbek und Jerusalem.[1]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maison Bonfils, Junge Frau aus Nablus, wohl zweite Hälfte 19. Jahrhundert
Maison Bonfils, Juden an der sogenannten Klagemauer, wohl zweite Hälfte 19. Jahrhundert
Maison Bonfils, Mumienhändler, wohl zweite Hälfte 19. Jahrhundert

Der Hugenotte und gelernte Buchbinder[2] Félix Bonfils verbrachte bereits 1860 einige Zeit in der Levante. Als sein Sohn Paul Félix Adrien Bonfils (1861–1929[1]) erkrankte, kehrte Bonfils – der inzwischen beim Neffen von Nicéphore Niépce[3] die Fotografie erlernt hatte – in den Libanon zurück. In Beirut eröffnete er 1867[1][3] das erste professionelle Fotostudio der Region und arbeitete kommerziell und für Touristen.[1] In den folgenden Jahren machte er sich einen Namen durch seinen genauen Blick auf die antiken Stätten und Landschaften, aber auch die Menschen in der Region.

In seiner fotografischen Arbeit wurde Félix Bonfils von seiner Frau Marie Lydie Bonfils (1837–1918) unterstützt,[4] die aus der Fotografenfamilie Cabanis stammte. Auch sein Sohn Adrien Bonfils[5] erlernte den Beruf. „Maison Bonfils“ arbeitete nach dem Tod von Félix weiter – teils mit alten Aufnahmen, teils mit neuen Aufnahmen verschiedener Fotografen inner- und außerhalb der Familie. Adrien gründete 1895[1] ein Hotel in Broummana[1] bei Beirut. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs ging er nach Frankreich.[1] Seine Mutter blieb in Beirut, bis sie 1916[1] von der United States Navy[1] nach Kairo evakuiert wurde. Das Geschäft wurde danach bis um etwa 1932[1] von ihrem Assistenten, dem vermutlich aus Palästina zugezogenen Armenier Abraham Guiragossian[1][2] geführt, der es 1918 gekauft hatte.

Maison Bonfils veröffentlichte großformatige Alben, u. a. 1877–1878 das fünfbändige Souvenirs d’Orient.[6] 1876 erstellte er den Werkkatalog Catalogue Général des Vues photographiques de l’Orient.[1] Rückwirkend ist es teilweise schwer zu unterscheiden, wer genau einzelne der insgesamt rund 15.000[1][2] Abzüge, 9000[1][2] Stereobilder und 591[2] Negative erstellte, da alle Aufnahmen mit Bonfils signiert sind.[1] Sie sind nummeriert, aber nicht datiert.[1] Grundsätzlich scheint es, dass Félix Bonfils sich auf historische Orte und Landschaften konzentriert hatte. Seine im Studio tätige Frau Lydie spezialisierte sich auf Personenporträts vor allem von Frauen. Adrien wandte sich wohl eher frommen Motiven zu. Aufnahmen des Hauses entstanden auch in Griechenland.[1] Um 1900 erschienen ausgewählte Aufnahmen des „Maison Bonfils“ bei der Schweizer Firma Photoglob in Zürich als farbige Photochromdrucke.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Architecture Antique. Égypte, Grèce, Asie Mineure. Album de photographies, Paris 1872.
  • Souvenirs d’Orient. 5 volumes, Arles 1877–1878.
  • Souvenirs de Jérusalem, Leipzig 1880.

Bildauswahl des „Maison Bonfils“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nir, Jesajahu, The Bible and the Image. The History of Photography in The Holy Land 1839–1899. Philadelphia 1985.
  • Haller, Douglas M. u. a. (Bearb.), In: Arab Lands. The Bonfils Collection of the University of Pennsylvania Museum. Kairo 2000.
  • Wieczorek, Alfried/Sui, Claude, W. (Hrsg.), Ins Heilige Land. Pilgerstätten von Jerusalem bis Mekka und Medina. Photographien aus dem 19. Jahrhundert aus der Sammlung des Forum Internationale Photographie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Katalog, 23. Juli bis 5. November 2006, Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Heidelberg 2006.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Félix Bonfils – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q Hisham Khatib: Palestine and Egypt under the Ottomans – Paintings, Books, Photographs, Maps and Manuskripts. Tauris Parke Books (I. B. Tauris), London/New York 2003, ISBN 1-86064-888-6, S. 235, 244.
  2. a b c d e Isabelle Albaret: BONFILS Felix (1831–1885). (Lexikonartikel). In: Tilla Rudel (Hrsg.): Jérusalem: Histoire, promenades, anthologie et dictionnaire (= Jean-Luc Barré [Hrsg.]: Collection Bouquins). Éditions Robert Laffont/Centre national du livre, Paris 2018, ISBN 978-2-221-11597-8, S. 966 f.
  3. a b Gérard Réveillac, Nicole Tuccelli: Impressions d‘Orient – Les voyageurs en Égypte au XIXe siècle : Témoignages des visiteurs du „pays des pharaons“ d‘après les textes, lettres, canets de voyage et iconographie. Hrsg.: Aude Gros de Beler, Delphine Duchêne. Éditions Actes Sud/Éditions Errance, Arles 2022, ISBN 978-2-87772-979-6, S. 203.
  4. Vgl. Chemali, Yasmine, The Good Woman named Bonfils
  5. Vgl. Beispiele der Adrien Bonfils zugeschriebenen Porträts
  6. Félix Bonfils: Souvenirs d’Orient. Palestine (album w/113 works), 1878. In: Artists. Auf ArtNet.com, abgerufen am 10. April 2021 (englisch).