Fıstıklı Höyük

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Koordinaten: 36° 59′ 44,4″ N, 37° 58′ 39,8″ O

Reliefkarte: Türkei
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Fıstıklı Höyük

Fıstıklı Höyük (Aussprache [fɯstɯclɯ højyc]; türk.: Hügel mit Pistazien) ist ein Siedlungshügel in der Südosttürkei, Provinz Şanlıurfa, Landkreis Birecik. Er wurde im späten Neolithikum/Chalkolithikum besiedelt und nach langer Unterbrechung in römisch-hellenistischer Zeit als Friedhof genutzt.

Grabungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1989 wurden als bauvorbereitende Maßnahme für den Karkemış-Staudamm und den Birecik-Staudamm ein archäologisches Survey unter Leitung Guillermo Algazes durchgeführt. Im Zuge dieses Surveys wurde Fıstıklı Höyük als eine von zwei halafzeitlichen Siedlungshügeln entdeckt.[1]

1998 besuchten Susan Pollock und Reinhard Bernbeck den Hügel. Sie führten ein Survey durch und legten einen Testschnitt an, um einschätzen zu können, ob es sich lohne eine Grabung durchzuführen.[2]

Im Sommer des Jahres 1999 wurde die erste reguläre Grabung durchgeführt. Die Grabungstätigkeit konzentrierte sich auf den Gipfel und den westlichen Teil des Hügels (Unit A, B, D & E). Es wurden aber auch Testschnitte im Norden (Unit C & G) und im Osten (Unit F) vorgenommen.[3] Im folgenden Sommer 2000 wurde die vorerst letzte Grabung durchgeführt. Diese konzentrierte sich vor allem auf den Norden des Siedlungshügels (Unit H, I und K). Aber auch im Zentrum des Hügels wurde weiter gegraben (Unit L).[4][5]

Siedlungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Halaf-Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die halafzeitliche Siedlung datiert etwa zwischen 5850 und 5750 cal. BCE, war also zwischen 100 und 150 Jahre lang besiedelt.[6] Sie kann als Kleinsiedlung bezeichnet werden, da zeitgleich nie mehr als maximal fünf Wohnhäuser gestanden haben. Die Phasen IV, IIIc, IIIb, IIIa und IIIx datieren in diese Zeit.[7]

In den ältesten Phasen IV und IIIc wurde keine Architektur gefunden. Lediglich in IIIc gibt es einige Gruben.[7]

Die Phasen IIIb und IIIa umfassen zwei Besiedlungsphasen mit den für die Halafzeit typischen Tholoi. In der Phase IIIb wurde im Osten eine Müllhalde angelegt und in Phase IIIa finden sich im Norden etliche freistehende Öfen. Abgesehen davon sehen sich die beiden Phasen sehr ähnlich; freistehende Tholoi mit kleinen rechteckigen Speicherbauten und einer großen freien Fläche dazwischen. Im Nordosten der Siedlung gab es zwei Erdwerke, deren Funktion nicht eindeutig ist, die aber als Schutz vor Hochwasser interpretiert werden.[7]

Die Phase IIIx beschreibt eine nicht ganz klar verständliche Schichtenabfolge nach der Besiedlung. Es liegt jedoch nahe, dass es eine Besiedlung der Ruinen war.[7]

Hellenistisch/Römische Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Phasen II und I handelt es sich um einige Gruben, Gräber und eine Lehmziegelmauer aus hellenistischer und Römischer Zeit. Wegen der kargen Ausstattung der Gräber ist eine genauere Datierung nicht möglich.[7] Die 27 Gräber enthalten 29 Menschen, die alle mit nur wenigen Beigaben ausgestattet wurden. Lediglich ein Grab sticht durch seine steinerne Grabarchitektur heraus.[7]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Guillermo Algaze: The Tigris-Euphrates archaeological reconnaissance project: Final report of the Birecik and Carchemish Dam survey area. 1994.
  2. Susan Pollock & Reinhard Bernbeck: Fıstıklı Höyük 1998: Systematic Survey and sounding. 1999
  3. Susan Pollock et al.: Excavations at Fıstıklı Höyük 1999. 2001, S. 40–43.
  4. Susan Pollock et al.: Priliminary Report on the 2000 Season at Fıstıklı Höyük. 2001, S. 27–28.
  5. Bernbeck & Pollock: The Summer 2000 at Fıstıklı Höyük 2001.
  6. Campbell: Rethinking Halaf Chronologies.2007, S. 117–118.
  7. a b c d e f Bernbeck et al.: The Biography of an early Halaf Village: Fıstıklı Höyük 1999 – 2000. 2003, S. 23–25.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Guillermo Algaze, Ray Breuninger und James Knudstad: The Tigris-Euphrates archaeological reconnaissance project: Final report of the Birecik and Carchemish Dam survey area In: Anatolica. Annueaire international pour les civilizations de L’Asie Antérieure. Vol. 20, 1994. S. 1–66.
  • Reinhard Bernbeck und Susan Pollock: The Summer 2000 at Fıstıklı Höyük In: Neo-Lithics 1/01. A Newsletter of Southwestern Asian Lithics Research. 2001. S. 1–3.
  • Reinhard Bernbeck, Susan Pollock, San Allen, Ana Gabriela Castro Gressner, Sarah Kielt Costello, Robert Costello, Melissa Foree, Margarita Y. Gleba, Marie Goodwin, Sarah Lepisnki, Carolyn Nakamaru und Sarah Niebuhr: The Biography of an early Halaf Village: Fıstıklı Höyük 1999 – 2000. In: Istanbuler Mitteilungen. Vol. 53, 2003. S. 9–77.
  • Stuart Campbell: Rethinking Halaf Chronologies. In: Paléorient. Vol. 33, No. 1. 2007, 103–136.
  • Susan Pollock und Reinhard Bernbeck: Fıstıklı Höyük 1998: Systematic Survey and sounding In: Ilisu ve Karkemiş Baraj Gölleri Altında Kalacak Arjeoloji Kültür Varlıklarını Kurtarma Projesi 1998 Yılı Calısmaları/Salvage Project of the Archaeological Heritage of the Ilisu and Carcemish Dam Reservoir Activities in 1998. 1999. S. 81–95.
  • Susan Pollock, Reinhard Bernbeck, Susan Allen, Ana Gabriela Castro Gressner, Robert Castello, Sarah Kiel Castello, Melissa Foree, Sarah Lepisnki, Sarah Niebuhr: Excavations at Fıstıklı Höyük. 1999. In: Ilisu ve Karkemiş Baraj Gölleri Altında Kalacak Arjeoloji Kültür Varlıklarını Kurtarma Projesi 1999 Yılı Calısmaları/Salvage Project of the Archaeological Heritage of Ilɪsu and Carchemish Dam Reservoirs Arctivities in 1999. 2001. S. 39–65.
  • Susan Pollock, Reinhard Bernbeck, Ana Gabriela Castro Gressner, Robert Costello, Sarah Kielt Costello, Melissa Foree, Sarah Lepinski, Sarah Niebuhr, Marie Goodwin, Peter Horan, Carolyn Nakamaru und Rasmi Shoocongdej: Priliminary Report on the 2000 Season at Fıstıklı Höyük. In: Ilisu ve Karkemiş Baraj Gölleri Altında Kalacak Arjeoloji Kültür Varlıklarını Kurtarma Projesi 2000 Yılı Calısmaları/Salvage Project of the Archaeological Heritage of Ilɪsu and Carchemish Dam Reservoirs Arctivities in 2000. 2001. S. 1–39.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]